Damit eine Innovation verbreitet wird, muss sie einfach nur gut sein – das habe ich lange gedacht. Als ich mehr darüber gelesen und nachgedacht habe, kamen viele Fragen auf.
Was ist eigentlich eine gute Innovation oder Neuerung? Was ist überhaupt gut? Schneller, mehr, effizienter? Ab welchem Zeitpunkt ist sie gut?
Wenn ich eine Innovation erwerbe, zum Beispiel in Form eines neuen Handys, dauert es Wochen, bis ich mich darüber freuen kann. Woran erkennen wir, dass durch die Innovation etwas besser wird? Oder für wen die Innovation gut ist? Für das Unternehmen oder für die Mitarbeitenden?
Kategorien wie «gut» und «besser» haben mit unseren Normen und Werten zu tun, die sozial konstruiert sind. Wie Haruki Murakami im Roman «Die Ermordung des Commendatore» so schön verspielt schreibt: «Die Welt ist Vorstellung, das ist die Wahrheit. Vorstellung ist Wahrheit und Wahrheit ist Vorstellung.»
Die gute Idee gibt es also gar nicht und so bleibt die Frage offen: Wovon hängt es ab, ob sich eine Innovation verbreitet? Eine mögliche Antwort darauf gibt die soziale Netzwerktheorie. Die Qualität des sozialen Netzes, in dem sich die Innovation befindet, beeinflusst die Verbreitung.
«Auch technische oder technologische Neuerungen bleiben auf ihre soziale Anwendung und Durchsetzung angewiesen, um schließlich real zu werden». Dieser Satz von Inka Bormann im Buch «Innovationen im Bildungswesen» hat bei mir einen Aha-Effekt ausgelöst. Ist das soziale Netz eng, interagieren viele Mitglieder regelmässig miteinander, verbreitet sich die Idee schnell – die Innovation hat eine Chance. Sind die Betroffenen Einzelgänger, ohne regelmässigen Austausch, kommt die Innovation vielleicht nie bei ihnen an.
Dies gilt auch für Weiterbildungen in Schulen, wie Alan Daly von der University of California, San Diego, argumentiert. Schulteams, in denen viele Personen isoliert sind oder die aus kleinen, nicht miteinander verbunden Gruppen bestehen, profitieren von Weiterbildungen weniger als Teams mit einer hohen Dichte an professionellen Beziehungen.
Wie Daly sagt, ist jede Innovation, jede Veränderung, die wir durchführen wollen, immer auf der bestehenden Basis von Beziehungen aufgebaut. Diese Basis bestimmt dann die Aufnahme, die Geschwindigkeit und die Tiefe der Veränderung.
Wie genau? Darüber wird Prof. Dr. Alan Daly am 18.09.2019 17:15 Uhr an der PH Zürich referieren. Der Vortrag ist auf Englisch, die PowerPoint-Präsentation ist auf Deutsch übersetzt.
Weitere Informationen zum Referat finden Sie im Flyer:
Flyer Referat Professor Alan J. Daly
Enikö Zala-Mezö, Leiterin des Zentrums für Schulentwicklung, PH Zürich