Onboarding-Konzept hilft neuen Lehrpersonen, sich einzuleben

Der Lehrpersonen-Mangel war ein grosses Thema im Sommer 2022. Schweizweit haben sich Schulleitungen um die Besetzung von Stellen bemüht und kreative Lösungen gesucht, um Lücken zu füllen. Die Anstellungen von Personen ohne Lehrdiplom wurden viel diskutiert. Helene Hora, Schulleiterin an der Schule Holderbach Zürich, hat sich zu dieser Zeit im Rahmen ihrer Zertifikatsarbeit in der Schulleitungsausbildung mit Onboarding beschäftigt. Sie berichtet von ihren Erfahrungen.

Seit 2021 sind so viele Kinder auf die Welt gekommen wie seit 1972 nicht mehr. Die Personen aus geburtenstarken Nachkriegs-Jahrgängen wurden oder werden pensioniert. Die Schüler:innenzahlen wachsen und auch in den kommenden Jahren ist ein Anstieg zu erwarten, besonders in den Städten. Für den Schulalltag bedeutet dies eine gegenwärtige Herausforderung. Schulen müssen sich auf die neue «Babyboomer-Generation» einstellen. Diese Tatsache war für mich im Dezember 2022 sehr klar, als ich vor der Herausforderung stand, in Zeiten des Lehrermangels ganze 16 neue Lehrpersonen einzustellen. Dass ich damit nicht allein war, zeigte sich an den vielen Mails unter Schulleitungen nach dem Motto: «Wer hat? Ich suche noch.»

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Neuer Bildungsbericht über die Qualität des schweizerischen Bildungssystems

Anfang März 2023 wurde der neueste Bildungsbericht der Schweiz publiziert. Er zeigt, dass sich das öffentliche Bildungswesen zunehmend mit Entwicklungsfragen auseinandersetzen muss. Stichworte sind die Einführung von Tagesschulen, Strategien zum digitalen Wandel oder ein veränderter Umgang mit Heterogenität. Aber auch Erfahrungen zur Corona Zeit und Entwicklungen der Schulleistungen während der Pandemie werden aufgezeigt. Frank Brückel fasst die Themen zusammen.

Das Referenzwerk gibt «Antworten auf zahlreiche Fragen und zeigt gleichzeitig auf, zu welchen Fragestellungen es (noch) kein oder (noch) zu wenig verlässliches Wissen gibt» (vgl. Bildungsbericht 2023, S. 6). Zusammen mit zwei Vertiefungsberichten (Digitalisierung in der Bildung (2021) und Sonderpädagogik in der Schweiz (2021) erlaubt er ein umfassendes Bild über die Qualität des schweizerischen Bildungssystems und machen deutlich, dass sich Schulen in einem umfassenden Wandlungsprozess befinden.

Was auf den ersten Blick als blosse Statistik erscheint, zeigt auf den zweiten Blick eindrücklich, welche Themen in den Schulen aktuell Zukunft von Bedeutung sind. So wird beispielsweise darauf hingewiesen, dass die Nutzung digitaler Medien in Schule und Freizeit einen immer grösseren Raum einnimmt. Ebenso zeigen die Statistiken der letzten Jahre, wie die Anzahl und der Anteil der separativ unterrichteten Schüler:innen konstant abgenommen hat und die Wirkung der integrativen Beschulung empirisch fast durchwegs positiv bewertet werden oder dass in den letzten Jahren vermehrt Projekte für sogenannte gebundene Tagesstrukturen oder Tagesschulen mit obligatorischen Betreuungseinheiten realisiert wurden.

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«Sehen und gesehen werden» – Sichtbarkeit als Führungsaufgabe

Besondere Leistungen und Beiträge im Team sichtbar zu machen, schafft Anerkennung und stärkt die Handlungsspielräume von Teacher Leadern. Schulleitungen und andere Führungskräfte können hier ihren Beitrag leisten, wie Nina-Cathrin Strauss erläutert.

Sich selbst als kompetent und wirksam zu erleben, ist insbesondere im beruflichen Kontext ein Bedürfnis von Menschen. Das Erleben und Erwarten von Selbstwirksamkeit – dem der kanadische Psychologe Albert Bandura mit der Selbstbestimmungstheorie (1997) federführend zu grosser Bedeutung verholfen hat – ist nach wie vor ein grosses Thema im Bildungsbereich. Denn als Pädagog:innen und Fachpersonen im Bildungsbereich sind wir immer wieder konfrontiert mit dem eigenen und fremden Selbstwirksamkeitserleben. Warum ist das Konzept so wichtig für uns?

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Kompetenzorientierte Beurteilungspraxis – Wie Sie Erziehungsberechtigte mit ins Boot holen

Das Vertrauen von Erziehungsberechtigten in die Lehrperson hängt stark davon ab, ob ihre Prüfungs- und Beurteilungspraxis nachvollzogen werden kann. Viele Erziehungsberechtigte haben jedoch eine andere Beurteilungspraxis erlebt, als sie aktuell nach Vorgaben des Lehrplans 21 umgesetzt wird. Welche Informationen sind für Eltern in Zusammenhang mit kompetenzorientierter Beurteilung bedeutsam? Christine Eckhardt geht der Frage nach.

Schulen sind aus verschiedenen Perspektiven aufgefordert, Erziehungsberechtigte bei der Thematik kompetenzorientiertes Beurteilen ins Boot zu holen. Einerseits fordern die kantonalen Rahmenbedingungen, dass Eltern informiert werden, was die Kinder und Jugendlichen wissen und können, wie diese lernen und wie man sie dabei wirksam unterstützen kann. Transparenz ist gefordert und entspricht auch einem Bedürfnis der Erziehungsberechtigten, wie Umfrageergebnisse der kantonalen Elternmitwirkungs-Organisation aufzeigen. Andererseits ist es bedeutsam, die Eltern im Boot zu haben, da die Leistungsbeurteilung in Anlehnung an Studienergebnisse in einem engen Zusammenhang steht, wie viel Vertrauen die Eltern in die Lehrpersonen haben, was wiederum Auswirkungen auf den Lernerfolg der Kinder hat.

Kompetenzorientierte Beurteilung steht im Kontrast zu den persönlichen Schulerfahrungen der Erziehungsberechtigten

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5 Fragen an Philippe Villiger, Schulleiter der Gesamtschule Schüpberg

In unserer Rubrik «5 Fragen an…» interviewt Gesamtleiterin Florence Bernhard den Schulleiter Philippe Villiger zu seiner Tätigkeit. Der Stafetten-Stab wird damit weitergereicht.

1. Philippe, du leitest seit bald drei Jahren die kleine Gesamtschule Schüpberg (BE). Vorher hat Beatrice Friedli-Deuter die Schule über mehrere Jahrzehnte geführt und geprägt. Was nimmst du von ihren Ideen und Überzeugungen mit?

Vor der Übernahme der Leitung der Gesamtschule Schüpberg hatte ich das Privileg, mehrere Jahre mit Beatrice Friedli zusammenzuarbeiten und viel von ihr zu lernen. Sie hat eine Schule geprägt, in der immer die Schüler:innen im Zentrum stehen. Auch in schwierigen Situationen hat sie vor allem die Stärken der Kinder gesehen. Aufgrund dieser Haltung konnten an der Gesamtschule Schüpberg viele Kinder die Freude an der Schule zurückerlangen und gestärkt ins Berufsleben einsteigen.

Beatrice hinterliess eine Schule mit einer gewachsenen Schulhauskultur und vielen Ritualen. Die Schule wird getragen von einer starken Gemeinschaft aus ehemaligen Schüler:innen, Eltern, Lehrer:innen und anderen der Schule verbundenen Personen. Dadurch ergeben sich viele Ressourcen wie zum Beispiel für Projekte oder um Herausforderungen zu bewältigen. Beatrice hat die Lehrkräfte in ihrer Arbeit gestärkt und ihnen viel Gestaltungsfreiheit gelassen. Sie hat Rahmenbedingungen für Kreativität geschaffen und hatte den Mut, auch unkonventionelle Lösungen umzusetzen.

2. In eurer Schule werden seit über 200 Jahren Kinder von der 1. bis 9. Klasse unterrichtet. Für viele Aussenstehende ist ein Schulalltag mit so unterschiedlichen Alters- und Lernunterschiede unvorstellbar. Wie würdest du einen «normalen» Schulalltag beschreiben?

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«Mit wachsenden Schülerzahlen hat man auch mehr Bedarf für Logopädie oder Integrative Förderung»

Im zweiten Beitrag von Caroline Čada, die über ihr erstes Jahr als Schulpräsidentin in Uitikon berichtet, geht es um die Schulraumplanung und die Generation Z.

Bringt 2023 neues Glück? Das hoffe ich, denn wir haben an unserer dynamischen Schule einiges vor!

Wie in den Schulräumen mehr Platz geschaffen wird

Die steigenden Schülerzahlen und die damit einhergehenden Herausforderungen in der Schulraumplanung sind auch an unserer Schule ein Thema. In den letzten Jahren haben wir auf die erhöhte Nachfrage reagiert und proaktiv Raum für die kommenden Jahre geschaffen. Zimmer wurden umfunktioniert, getauscht und umgebaut. Es wurden Wände hoch- und runtergerissen, Lehrpersonen zogen mit ihren Klassen in andere Zimmer und die schulergänzende Betreuung bekam grössere Räume. Die Nutzung von jedem Quadratmeter wurde optimiert. Auch die Pausenplätze wurden angepasst. Alles, was nicht unbedingt dort hin gehörte, räumten wir weg und neue Spielplätze wurden gebaut. Und doch stossen wir schneller als gedacht wieder an unsere Grenzen.

Die Klassenzimmer sind eigentlich nur die sichtbare Spitze des Eisbergs. Mit wachsenden Schülerzahlen hat man auch mehr Bedarf für Logopädie oder Integrative Förderung (IF), man braucht irgendwann ein zusätzliches Zimmer für Textiles und Technisches Gestalten (TTG) und schliesslich wird das Musikzimmer vielleicht auch zu klein sein. Das multifunktionale Planen hilft nicht mehr weiter und die Inanspruchnahme der schulergänzenden Betreuung wächst überproportional zu den Schülerzahlen. Alle brauchen Platz! Zum Glück können wir uns auf die professionelle Unterstützung der Bereiche Liegenschaften und Hochbau der Gemeinde verlassen und mit ihnen kreative Lösungsansätze diskutieren.

Klassenzimmer Schule Uitikon
Mehr Platz und neue Gestaltung im Klassenzimmer der Schule Uitikon

Das Problem mit dem Lehrpersonenmangel

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Neue Ausgabe des Webjournals #schuleverantworten geht online

Ab auf die Plattform! Kurz vor Weihnachten erscheint die neue Ausgabe im Webjournal #schuleverantworten. Lesen Sie unter dem Titel “Who cares” über die Sorgenkultur als Unterrichtsprinzip.

Es gibt nichts Gemütlicheres als über die Festtage mit einer Decke auf dem Sofa zu sitzen, an einem Tee zu schlürfen und in einer Online-Zeitschrift zu lesen.

Dafür empfehlen wir Ihnen im Webjournal #schuleverantworten die neue Ausgabe “Who cares”, welche am 23. Dezember 2022 erscheinen wird. Darin wird das Thema Caring Society behandelt, die besagt, aufmerksam, emphatisch und geduldig zu sein. Es geht um die zentrale Frage “Wie wollen und wie können wir miteinander leben?” und die Bildung dazu beitragen kann.

Es ist bereits die achte Veröffentlichung in Kooperation mit der Pädagogischen Hochschule Niederösterreich und Zürich.

Frohe Festtage wünscht Ihnen der Schulführungsblog der PH Zürich!

Redaktion und Text: Melina Maerten

Computer Science Unplugged – Informatik handelnd erlernen

Informatik, aber nicht am Computer? Ja, das geht – und zwar durch analoge Aufgaben im Informatikunterricht. Dabei setzen Schüler:innen beim Lernen spielerisch unterschiedliche Materialien ein. Janine Trütsch erklärt, wie Unplugged-Aktivitäten genau aussehen können und welche Vorteile sie für Schüler:innen bieten.

Wirft man einen Blick in aktuelle Informatiklehrmittel der Volksschule, so zeigen sich darin viele Aktivitäten, für die es weder einen Bildschirm noch anderes technisches Zubehör braucht. In solchen Unterrichtseinheiten sortieren Schüler:innen Gegenstände nach verschiedenen Eigenschaften, führen Bastelanleitungen und Rezepte Schritt für Schritt aus oder programmieren einen Menschenroboter: Dabei spielt ein Kind ein Roboter und ein anderes erteilt ihm Befehle in Form von Karten, Pfeilen oder Rufen. Gleichzeitig lernen sie grundlegende Konzepte der Informatik spielerisch und handelnd kennen.

Unplugged-Aktivitäten, also solche ohne Strom, stellen einen möglichen Zugang zur Informatik dar. Weitere Zugänge zur Informatik, die in der Primar- und Sekundarstufe oft zum Einsatz kommen sind beispielweise Making, Robotik, sowie die Gestaltung und Teilhabe an der digitalen Welt (Computational Participation). Es entspricht der Vorstellung vieler Lehrpersonen, dass sich der analoge Zugang hauptsächlich für Schüler:innen im Kindergarten und der Unterstufe eignet.

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Teacher Leadership – Wie wir am besten zusammenarbeiten können

In einer Vertiefungsarbeit im Rahmen des CAS Pädagogische Schulführung hat sich Stephan Mernberger, Schulleiter am Lernstudio Zürich und Winterthur, mit dem Thema Teacher Leadership auseinandergesetzt. Er beleuchtet das Zusammenspiel zwischen Teacher Leadership und Schulleitung und erfragt dabei, welche Aufgaben einer Schulleitung zukommen. 

Die wohl offensichtlichste Aufgabe einer Schulleitung ist es, dafür zu sorgen, dass die Schule sich in dem Masse positiv entwickelt, indem sie das umsetzt, was unter der Ägide von Forschungsstand, gesellschaftlichem Konsens und hausinterner traditioneller Bewahrung als umsetzbar gewünscht wird. 

Derzeit ist die Institution Schule in der Schweiz mit vielerlei Herausforderungen konfrontiert: 

  • eine sich – zumindest wird dies medial so empfunden – stark wandelnde Gesellschaft; 
  • eine starke Aufmerksamkeit der Gesellschaft in Bezug auf das System Schule plus internationaler Vergleichssysteme (Pisa); 
  • ein durch die pädagogische Ausrichtung zum Beispiel inklusiver und multiethnischer Integration erweitertes Arbeitsfeld; 
  • eine durch die Einführung von Schulleitungen erstrebte Professionalisierung; 
  • ein verändertes Profil des Lehrberufs. 

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Das erste Jahr als Schulpräsidentin: Wie alles begann

Caroline Čada, Schulpräsidentin Uitikon, berichtet in einer mehrteiligen Beitragsserie über ihre Erfahrungen und Gedanken im ersten Jahr. So hat alles angefangen.

«Geboren werden, das kann jeder! Sogar ich habe es geschafft! Aber dann, dann muss man werden! Werden!» Dem humorvoll-verzweifelten Satz von Benjamin Malaussène, Hauptfigur in Daniel Pennacs Buch «Monsieur Malaussène» (1995, frei übersetzt), entnimmt man eine der schwierigsten Aufgaben des Menschen: seine eigene Entwicklung. Es ist nämlich keine einfache Sache, den zahlreichen und vielfältigen Anforderungen des Werdens, in welcher Richtung auch immer gerecht zu werden.

Mit einem Augenzwinkern kann man den Satz so umformulieren: «Gewählt werden, das kann jeder! Sogar ich habe es geschafft!». Das stimmt, und das ist das Besondere an politischen Ämtern: Jeder kann sich wählen lassen.

Vom Mitglied der Schulpflege zur Schulpräsidentin

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