Pausenzeit?

«Also Dienstag, definitiv?» vergewissert sich eine Schulleiterin.» Uff, nicht ganz einfach, einen passenden Termin zu finden», stellt eine Leiterin Betreuung nüchtern fest. «Umso mehr freue ich mich auf den gemeinsamen Besuch der Tagesschule mit euch», rundet ein Schulleiter das Gespräch ab.

«Ich sehe immer wieder diese kleine Landschule in Estland vor mir. Wie die einfach Pausenplatzspiele im langen Gang aufgezeichnet haben, das ginge an meiner Schule nicht.» – «Ach komm, mach doch einfach mal und schau mal, was passiert … «

«Was gestern Prof. Dr. Martin Bonsen in seinem Referat gesagt hat, hat mich total bestärkt, die Strukturen an unserer Schule zu verändern. Ich hätte noch länger ihm zuhören können…»

Pausenzeiten? – Irgendwie weiss man’s – und doch – immer wieder zeigt sich das Phänomen aufs Neue: Interessante Leute, spannende Themen und die Pausen sind zu kurz!

Das war auch anfangs Juni zu beobachten: Teilnehmende des CAS «Pädagogische Schulführung» (PSF) fanden sich zum letzten Modultag im Tagungszentrum auf der Au ein. Das garstige Wetter zwang die Leute, die Pause in der grossen Eingangshalle an den Stehtischen zu verbringen, doch die intensiven Gespräche untereinander und das grosszügige Znünibuffet entschädigte sie vollauf.

Miteinander unterwegs sein, Gewissheit erlangen, einfach tun oder noch mehr davon – kennen Sie das auch? Eine hohe Zufriedenheit und ein wenig Wehmut!

Im Herbst startet der 4. Durchgang des CAS «Pädagogische Schulführung». Kommen Sie doch mit auf diese «pädagogische Bildungsreise»! Mit viel Inhalt und kurzen, intensiven Pausen.

Hansjörg Hophan, Dozent, PH Zürich

Rezension «Lernseits denken – erfolgreich unterrichten»

Ich möchte allen Personen, die im Bildungsbereich tätig sind,  das kürzlich erschienen Buch von Evi Agostini, Michael Schratz, Erika Risse (Hg.): Lernseits denken – erfolgreich unterrichten, Hamburg (2018) ans Herz legen und habe deswegen versucht, eine kurze – und hoffentlich aussagekräftige – Rezension zu schreiben. 

Die Autoren Evi Agostini (Instituts für LehrerInnenbildung und Schulforschung Universität Innsbruck), Michael Schratz  (emeritierter Professor des Instituts für LehrerInnenbildung und Schulforschung der Universität Innsbruck) und Erika Risse (Beraterin und Coach für die Qualifizierung von Lehrpersonen und Schulleitenden) beschreiben in ihrem Buch eine neue pädagogisch-didaktische Perspektive auf eine ergebnisoffene, personalisierte Begegnung der Lehrperson mit den Schülerinnen und Schülern. Das Buch lädt alle in der Schule tätigen Personen ein, sich von einem „lehrseitigen“ Denkansatz zu lösen, sich dem „lernseitigem“ Denken zu öffnen und damit einen  vermehrt sinnstiftenden, experimentierfreudigen und flexiblen Lernprozess zu initiieren, was letztendlich zu einer Haltungs- und Kulturveränderung in Schulen führen kann. 

Nachdem notwendige Begriffe definiert wurden, werden die in acht Kerngedanken gefassten Aussagen der Autoren in kurzweiliger und gut verständlicher Form anhand von Vignetten, ihren Bewertungen und einem anschliessenden Gespräch zwischen Lehrpersonen und Forschenden erläutert. Somit gelingt die Verflechtung zwischen Wissenschaft und Praxis auf anschauliche Weise. 

Die Kerngedanken zielen auf eine persönliche und bewusste Wahrnehmung der Lernenden in ihrem Lernprozess und in ihren Kompetenzen und  auf das professionelle, flexible und ergebnisoffene Eingehen der Lehrperson darauf. Dieser Ansatz erfordert Mut und Kompetenz seitens der Lehrperson, sich auf die Persönlichkeit des Lernenden einzulassen. Viele Unterrichtssituationen sind nicht planbar und erfordern einen anspruchsvollen Umgang, der Irritationen ausgelöst kann. Dass dabei grosse Beziehungsarbeit geleistet wird und Offenheit notwendig ist, versteht sich von selbst. 

Dieses Buch basiert auf in Schulen oft gross geschriebenen, notwendigen ethischen Werten wie „Wertschätzung“ und „Achtsamkeit“, und sollte deswegen Grundlektüre jeder im Bildungswesen tätigen Person sein. Gemeinsam diesen Ansatz zu verfolgen, hiesse vielleicht, Schulkultur noch mal neu zu denken? 

Heike Beuschlein, Dozentin Zentrum Management und Leadership, PH Zürich

Rezension: Fokus Personalentwicklung

Das Buch ‘Fokus Personalentwicklung – Konzepte und ihre Anwendung im Bildungsbereich’ von Christine Böckelmann und Karl Mäder ist nachdem es lange vergriffen war, endlich in zweiter vollständig überarbeiteter und erweiterter Auflage wieder erhältlich. Die «gute Schule» braucht «gute Personen» und so ist die Personalentwicklung für Führungspersonen an Bildungsorganisationen eine der wichtigsten und vornehmsten Aufgaben: Dies gilt sowieso für Schulleitungen, aber auch für Schulpräsidien, Leitungen Betreuung und Schulverwaltungsleitungen. Personalentwicklung ist Chefsache oder, wie das erste Modul in unserem CAS Personalentwicklung heisst: «Personalentwicklung ist nicht delegierbar».

Das Buch ‘Fokus Personalentwicklung’ gibt einen guten Überblick über die unterschiedlichen Themengebiete der Personalentwicklung. Das Buch kann für das Selbststudium verwendet werden. Dann ist es aber eine eher trockene Materie. Mir scheint es hilfreicher und sinnvoller das Buch immer wieder bei spezifischen Situationen im Führungsalltag in die Hand zu nehmen und einzelne aktuelle Themen nachzulesen. So findet man im Buch auf wenigen Seiten die wichtigsten Informationen und kann diese gleich mit der Praxis und dem Leitungsalltag verbinden. Nehmen wir zum Beispiel das Thema ‘Gesund bleiben im Lehrberuf’. Die Studie des Schweizerischen Schulleitungsverbandes (VSLCH) zu den Herausforderungen der Schulleitenden ergab, dass die Gesundheit der Lehrpersonen ein Thema ist, dass die Schulleitungen zur Zeit sehr beschäftigt. Ab ins Buch – von Seite 103-107 erhält man auf wenigen Seiten die wichtigsten theoretischen und praktischen Hinweise dazu. Und wenn es um Burn-Out geht? Seite 107-110. Und wer sich für ein anderes Thema der Personalentwicklung interessiert – das Buch gibt vielfältige Einblicke.

Diese vielfältigen Einblicke haben manchmal den Nachteil, dass die einzelnen Themen nur sehr knapp abgehandelt werden können. So findet man beispielsweise zum Thema ‘Multiprofessionelle Teams’ (Seite 68-70) nur grundlegende Informationen. Wer sich mit dem Thema vertiefend auseinandersetzen will, braucht dann eine spezifischere Literatur. Das ist die Krux jedes Buches, dass einen Überblick über ein grosses Themagebiet gibt: Wie gelingt es das ganze Thema umfassend auf eine übersichtliche Anzahl Seiten so darzustellen, dass die einzelnen Themen trotzdem möglichst vielfältig besprochen werden. Nach meinem Empfinden ist dies Christine Böckelmann und Karl Mäder gut gelungen.

Das Buch gehört für mich in jede Bibliothek einer Führungsperson in Bildungsorganisationen, so dass immer wieder darin nachgeschlagen werden kann. Und so verbindet sich die Praxis mit der Theorie und der «guten Schule» steht nichts mehr im Wege.

Niels Anderegg, Bereichsleiter Management und Leadership, PH Zürich

Die Schäli-Elf – Teil 4/4

Zum Abschluss der vierteiligen Serie zur Fussball-WM folgen hier die beiden Sturmspitzen aus der Führungsphilosophie von Beat Schäli, Rektor der Schule Walchwil.

In den bisherigen Teilen wurden die Fehlerkultur im Tor und die Verteidigungspositionen «Vorbild – Ziele – Expertenrat – Regeln» sowie das Mittelfeld «Enthusiasmus – Mensch – Teamgeist – Timing» vorgestellt.

Sie haben einen Teil verpasst? Lesen Sie gleich hier nach und erfahren Sie mehr über die Parallelen von Fussballtrainern und Schulleitern. Die Schäli-Elf – Teil 1/4, 2/4 und 3/4

Sturm: Ressourcen – Glück

„Ich glaube nicht an Glück, aber ich glaube daran, dass man es braucht.“

Alan Ball

Zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort sein und das entscheidende Tor erzielen. Dafür gilt es die Ressourcen gut einzuteilen und auszuschöpfen, so dass schlussendlich, eventuell mit einem Quäntchen Glück, der Torerfolg herausschaut.

 Ressourcen: Jeder Mensch hat eine andere Belastbarkeit. Es ist hilfreich, wenn man jederzeit auch die Grenze der Machbarkeit erkennt. Alarmsignale gibt es viele, doch werden diese gerne übersehen. Einmal ist da die emotionale Erschöpfung: Das Gefühl, emotional ausgelaugt, verbraucht und am Ende seiner Kräfte zu sein. Dann gibt es den inneren Widerwillen gegen Menschen. Es zeigt sich wenn ein Gefühl der Verhärtung und Abstumpfung gegenüber Menschen, die einem am Arbeitsplatz begegnen, entsteht. Die Einstellung gegenüber anderen Menschen wird unpersönlich, herzlos und zynisch. Letzten Endes folgt die reduzierte Leistungsfähigkeit.

Wenn ich am Abend über einen längeren Zeitraum nicht mehr von der Arbeit abschalten kann, dann weiss ich, dass mein Akku unbedingt wieder geladen werden muss. Ähnlich wie bei Joachim Löw helfen mir dieselben Beschäftigungen, um wieder zu Kräften zu kommen. Bücher und Bewegung sind meine Ladekabel. Für diese Auszeiten lohnt es sich gezielt Termine freizuhalten.

Mir gefällt auch die Eigenart von Ottmar Hitzfeld. Es gibt Orte die Hitzfeld immer wieder kurz aufsucht, wie zum Beispiel ein Restaurant an der österreichisch-schweizerischen Grenze. Das sind kleine Nischen, wohltuende Oasen, und der Besuch gleicht einem Ritual.

 Glück: Der letzte und elfte Begriff der Schäli-Elf hatte es nicht immer einfach. Glück ist doch keine Strategie bzw. ein Mechanismus, hiess es immer wieder von Leuten, welche sich mit dieser Führungsphilosophie auseinandersetzten. Am ehesten noch eine Haltung, das heisst wenn ich auf das Glück vertraue.

Bei Guardiola gehört das Glück sogar zu den vier wichtigsten Faktoren des Fussballs – Ball, Raum, Zeit und Glück.

Deutschland wäre 2014 ohne Glück nicht Weltmeister geworden. Als bestes Beispiel dient hier das Achtelfinalspiel gegen Algerien. Erst im Schlussspurt und nach Verlängerung besiegte Deutschland den krassen Aussenseiter aus Nordafrika. Im Spielbericht hiess es später: „Doch das erlösende 1:0 sollte dafür kurz nach dem Beginn der Verlängerung fallen: Müller setzte sich auf der linken Seite durch und flankte nach innen, wo Schürrle den Ball – halb gewollt, halb mit etwas Glück – mit dem Absatz in die Maschen beförderte.“

Manchmal muss man einfach zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein. Oder eine glückliche Fügung sorgt dafür, dass alles gar nicht so schlimm wie befürchtet kommt.

Ich bin fest davon überzeugt, dass man im Leben immer auch ein Quäntchen Glück benötigt. Aber man muss auch bereit sein dafür. Wie sagt es das Sprichwort von Charles des Montesquieu doch so treffend:

„Es gibt niemanden, den das Glück nicht einmal in seinem Leben besucht. Aber wenn es ihn nicht zu seinem Empfang bereitfindet, kommt es zur Türe herein und geht zum Fenster hinaus.“

Trotz der intensiven Auseinandersetzung mit verschiedenen Strategien, Mechanismen und Haltungen für Führungserfolg werde ich zukünftig weiterhin Fehler machen, Menschen enttäuschen und ins Grübeln kommen. Doch dank dieser Auseinandersetzung habe ich für mich eine Führungsphilosophie entwickelt, welche mich bei einer „Blutgrätsche“ nicht aus den Bahnen haut oder nach einem Fehlentscheid im Stadiongras versinken lässt.

Diese elf Mosaiksteine meiner Führungsphilosophie werden mich zur regelmässigen Reflexion anregen und wahrscheinlich wird die Schäli-Elf nicht bis zum „Abpfiff“ so durchspielen. Ein Spieler bzw. ein Begriff wird an Durchschlagskraft verlieren und ausgewechselt werden. Das schafft dann wiederum Platz für etwas Neues, Frisches. Sie erhebt somit nicht den Anspruch auf Vollständigkeit, sondern ist meine Momentaufnahme. Und falls sie auch eine Aufstellung für andere Interessierte wird, umso schöner.

Beat Schäli, Rektor Schule Walchwil ZG

Wie sind Sie gut aufgestellt? Welche Positionen der Schäli-Elf treffen auch auf Ihre Führungsphilosophie zu? Wählen Sie hier aus!

Und hier gehts zur kompletten Forschungsarbeit: Die Schäli-Elf