Was hat Innovation mit sozialen Netzwerken zu tun?

Damit eine Innovation verbreitet wird, muss sie einfach nur gut sein – das habe ich lange gedacht. Als ich mehr darüber gelesen und nachgedacht habe, kamen viele Fragen auf.

Was ist eigentlich eine gute Innovation oder Neuerung? Was ist überhaupt gut? Schneller, mehr, effizienter? Ab welchem Zeitpunkt ist sie gut?

Wenn ich eine Innovation erwerbe, zum Beispiel in Form eines neuen Handys, dauert es Wochen, bis ich mich darüber freuen kann. Woran erkennen wir, dass durch die Innovation etwas besser wird? Oder für wen die Innovation gut ist? Für das Unternehmen oder für die Mitarbeitenden?

Kategorien wie «gut» und «besser» haben mit unseren Normen und Werten zu tun, die sozial konstruiert sind. Wie Haruki Murakami im Roman «Die Ermordung des Commendatore» so schön verspielt schreibt: «Die Welt ist Vorstellung, das ist die Wahrheit. Vorstellung ist Wahrheit und Wahrheit ist Vorstellung.»

Die gute Idee gibt es also gar nicht und so bleibt die Frage offen: Wovon hängt es ab, ob sich eine Innovation verbreitet? Eine mögliche Antwort darauf gibt die soziale Netzwerktheorie. Die Qualität des sozialen Netzes, in dem sich die Innovation befindet, beeinflusst die Verbreitung.

«Auch technische oder technologische Neuerungen bleiben auf ihre soziale Anwendung und Durchsetzung angewiesen, um schließlich real zu werden». Dieser Satz von Inka Bormann im Buch «Innovationen im Bildungswesen» hat bei mir einen Aha-Effekt ausgelöst. Ist das soziale Netz eng, interagieren viele Mitglieder regelmässig miteinander, verbreitet sich die Idee schnell – die Innovation hat eine Chance. Sind die Betroffenen Einzelgänger, ohne regelmässigen Austausch, kommt die Innovation vielleicht nie bei ihnen an.

Dies gilt auch für Weiterbildungen in Schulen, wie Alan Daly von der University of California, San Diego, argumentiert. Schulteams, in denen viele Personen isoliert sind oder die aus kleinen, nicht miteinander verbunden Gruppen bestehen, profitieren von Weiterbildungen weniger als Teams mit einer hohen Dichte an professionellen Beziehungen.

Wie Daly sagt, ist jede Innovation, jede Veränderung, die wir durchführen wollen, immer auf der bestehenden Basis von Beziehungen aufgebaut. Diese Basis bestimmt dann die Aufnahme, die Geschwindigkeit und die Tiefe der Veränderung.

Wie genau? Darüber wird Prof. Dr. Alan Daly am 18.09.2019 17:15 Uhr an der PH Zürich referieren. Der Vortrag ist auf Englisch, die PowerPoint-Präsentation ist auf Deutsch übersetzt.

Weitere Informationen zum Referat finden Sie im Flyer:

Flyer Referat Professor Alan J. Daly

Enikö Zala-Mezö, Leiterin des Zentrums für Schulentwicklung, PH Zürich

Wein- und Käseabend «Wer heute die Schule regiert?» im Zunfthaus zur Waag

Liebe Blog-Leserinnen und Blog-Leser 

Am Mittwochabend, 13.02.2019 von 17.30 bis 19.30 Uhr laden wir Sie ins traditionsträchtige Zunfthaus zur Waag nach Zürich ein, um mit uns für einmal nicht online sondern in der Zunftstube zu diskutieren – bei Wein und Käse – eine absolute Premiere. 

Erinnern Sie sich an den Blog-Beitrag «Wer heute die Schule regiert»? Ein NZZ-Artikel unter dem Titel «Einst hatten die Lehrerinnen und Lehrer das Sagen – Wer heute die Schule regiert» rüttelte auf und gab zu denken. Darin geht der Journalist Martin Beglinger der Frage von Richard Münchs Vortrag nach, ob es ein globales Netzwerk gäbe, welches das traditionelle pädagogische Establishment aushebelt und die Ökonomisierung der Schule anstrebt.

Johannes Breitschaft, Dozent des Zentrums Management und Leadership der PH Zürich reagierte auf den NZZ-Artikel und stellte im Blog Schulführung vier spannende Fragen:

  • Wer steuert eigentlich das Bildungswesen im Kanton Zürich?
  • Gibt es nicht wesentlichere Werte in der Bildungspolitik als ökonomische Prinzipien?
  • Wer hinterfragt das «Wofür» und nicht nur das «Wie» und «Was» bei Veränderungen und neuen Verfahren und Instrumenten?
  • Wie wahrscheinlich sind disruptive Szenarien in der Bildung, sodass digitale globale Player das Zepter übernehmen?

Dank der angeregten Blog-Diskussion kam die Idee auf, das Gespräch bei Wein und Käse fortzuführen. Nachdem auch Rektor Heinz Rhyn und  NZZ-Journalist Martin Beglinger ihr Interesse an der Teilnahme bekundeten, war der Termin rasch gefunden. Und mit Herrn Wimmer, Wirt des prachtvollen Zunfthauses zur Waag in Zürich, gewannen wir einen idealen Gastgeber.

Auch er war von unserem Ansinnen sofort begeistert: Jede Teilnehmerin / jeder Teilnehmer bringt einen eigenen, persönlichen Käse mit. Für Wein, Brot und weiter Beilagen fürs Buffet ist gesorgt.

Möchten auch Sie an dieser spannenden Diskussion teilnehmen? Sie brauchen sich nur anzumelden und einen persönlichen Käse (500g) mitzubringen.

Zögern Sie also nicht und sichern Sie sich einen Platz in der Zunftstube. Die Platzzahl ist beschränkt. Melden Sie sich unter folgendem Link für den Wein- und Käseabend an und bringen Sie ihren ganz persönlichen Käse mit!

Dieser spezielle Anlass ist ausschliesslich unserer Blog-Leserschaft vorbehalten. Wir freuen uns sehr auf Ihr Dabeisein.

Jörg Berger, Schulleiter Schule Knonau und Wissenschaftlicher Mitarbeiter Zentrum Management und Leadership, PH Zürich

Anmeldung: Wein- und Käseabend im Zunfthaus zur Waag

Gesundheit stärkt Bildung

Die Vielfalt an Rollen, Aufgaben und Anspruchsgruppen fordert eine hohe  emotionale Präsenz im Berufsalltag von Lehrpersonen und Schulleitenden. Energie, die in der Schule und im privaten Umfeld wieder aufgetankt werden muss, damit ein gesundes Gleichgewicht erhalten wird. Dies ist einerseits eine individuelle Herausforderung für jede Person im Schuldienst. Andererseits bedeutet dies speziell für Schulleiterinnen und Schulleiter, ihren Mitarbeitenden und  sich selbst Sorge zu tragen. Was kann eine umsichtige Schul- und Personalführung zum Wohlbefinden der Mitarbeitenden beitragen? Wie können gesundheitsförderliche Massnahmen präventiv und nachhaltig in den Schulstrukturen verankert werden?

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Werkstatt Schulführung – von den Besten lernen

An der PH Zürich gibt es neu Werkstätten, in denen Forschende im Themenfeld Schulführung / Schulentwicklung aus einem laufenden Projekt berichten. Eingeladen zu den Werkstätten sind die aktuellen und ehemaligen Teilnehmenden des DAS- und MAS-Studiengangs und Dozierende im Bereich Schulleitung / Schulentwicklung. Ziel der Werkstätten ist es, miteinander ins Gespräch zu kommen und voneinander zu lernen.

Die erste Werkstatt hat am 13. November 2018 stattgefunden. Ass.-Prof. Mag. Dr. Markus Ammann und Alexander Bergmann, beide von der Universität Innsbruck, gaben einen ausserordentlich spannenden Einblick in das von der Robert-Bosch-Stiftung geförderte Projekt «Von den Besten lernen – Schulleitungshandeln an den Siegerschulen des Deutschen Schulpreises». Sie sind Teil eines Forschungsteams, das in 29 mit dem deutschen Schulpreis prämierten Schulen untersucht, wie das Schulleitungshandeln Einfluss nimmt auf eine erfolgreiche Schule.

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4 Lösungsansätze zur «Steuerung der Sonderschulung»

Da es keine «Patent-Lösung» zur Senkung der Sonderschulkosten gibt, suchen Schulleitungen und Schulbehörden nach Wegen, wie sie den pädagogischen und finanziellen Herausforderungen der Sonderschulung begegnen können. Die Schule Mönchaltorf, die Schule Rüti die Schule Bühl in Wetzikon und die Stadt Uster haben sich zum Ziel gesetzt, die Tragfähigkeit der Regelschule weiterzuentwickeln und gleichzeitig die Schulung von Schülerinnen und Schülern mit besonderen Bedürfnissen zu gewährleisten. An der Tagung «Steuerung der Sonderschulung» werden sie ihre eigenen Lösungsansätze vorstellen.

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Bei 9 von 10 Flugzeugcrashs ist das Team schuld

Von Philip Keil, einem Lufthansa-Pilot, der einen Beinahecrash verhindert hat, erfährt Johannes Breitschaft, Dozent an der PH Zürich,  wie wichtig immer wieder Absprachen im Team und Standardroutinen sind.

Der Pilot Philip Keil schildert eindrücklich wie bei 9 von 10 Abstürzen die Ursache nicht fliegerisches Versagen, sondern das Versagen des Teams war: Entscheidungsschwäche, schlechte Kommunikation und mangelnde Prioritätensetzung. In 80% aller Abstürze und Unfällen sass der erfahrene Kapitän am Steuer und nicht der Co-Pilot. Fehlerketten bringen Flugzeuge zum Absturz, meist in Verbindung mit folgenden Verhaltensweisen: Sorglosigkeit, Selbstüberschätzung, Tunnelblick, Indirektheit in der Kommunikation («this seems a little high»), übertriebene Toleranz. Mir kommen dabei auch diverse Skandale in der Wirtschaft in den Sinn, wo ich merke, dass Machtdistanz und fehlendes Feedback zu solchen Verhaltensweisen führen. Fehlleistungen im Leadership und Management sind die Folge.

Zum Schluss des Vortrages sind die Zuhörerinnen und Zuhörer auf eine Checkliste gespannt, die Philip Keil schon zu Beginn angekündigt hat: FORDEC

F FACTS Was sind die Facts / einen Moment inne halten / habe ich alle Fakten auf dem Schirm / würde ein Aussenstehender die Situation gleich sehen

O OPTIONS Welche Optionen ergeben sich aus dieser Faktenlage / alle Optionen notieren

R RISKS & BENEFITS Jede einzelne der Optionen wird bewertet

D DECISION Treffen einer Entscheidung und dazu stehen

E EXECUTION Ausführung, konkrete planvolle Umsetzung der Entscheidung

C CHECK Evaluieren, was passiert bei der Umsetzung, was passiert darum herum

Diese Vorgehensweise wurde von der NASA entwickelt und kann bei Entscheidungen eine Unterstützung bieten. Das Verschriftlichen des Prozesses wird empfohlen, um uns kognitiv zu entlasten.

Bei Prof. Dr. Olaf-Alex Burow, mit dem Thema «wertschätzende Schulleitung», nehme ich ein paar Aussagen mit. Das von ihm vorgestellte Buch «Wertschätzende Schulleitung – der Weg zu Engagement, Wohlbefinden und Spitzenleistung» gehört meiner Ansicht nach in jede Schulleitungsbibliothek. Das Buch ist sehr gut lesbar, praxisbezogen und bietet zahlreiche Impulse für Umsetzung und Reflexion.

Schulentwicklung ist ein komplexes Gebiet mit unzähligen Definitionen und Modellen. Betrachtet man das Thema aus Sicht der Komplexitätsreduktion, so geht es letztlich um drei übergreifende Kernziele:

1. Equity (Chancengleichheit)

2. Excellence (Anspruchsvolle Leistungen)

3. Well-being (Wohlbefinden).

Gute Schulen zeichnen sich dadurch aus, dass sie zu Chancengleichheit beitragen, möglichst viele Schülerinnen und Schüler zu guten Leistungen führen und ein Lehr-Lern- und Schulklima schaffen, das Wohlbefinden ermöglicht. Für Burow ist Schulleitungshandeln zentral. Er zeigt in seinem Vortrag den Leadership-Kompass auf mit den «magischen 3×3»:

1. Wertschätzende Schul- und Organisationsentwicklung (wertschätzende Diagnose, Vision, Umsetzung)

2. Selbstbestimmung (Sinn/Zugehörigkeit, Kompetenzerleben, Wohlbefinden)

3. Salutogenese (Bedeutsamkeit, Verstehbarkeit, Handhabbarkeit).

Spannend wäre ein Austausch von Schulleitungen mit genau diesem Fokus: Was mache ich konkret (normativ, strategisch und im Alltag) um diese potenzialfördernden Prinzipien lebendig werden zu lassen? Vielleicht bei einem gemeinsamen Kaffee?

 

 

 

 

 

 

Johannes Breitschaft, Dozent PH Zürich

Auf die Schulleitung kommt es an

Bereits steht der letzte Kongresstag vor der Tür. Die Tage in Düsseldorf vergehen wie im Flug. Es ist ein Anlass im Jahr, an dem ich als Schulleitung auftanken, neue Ideen und Impulse mitnehmen kann und etwas Distanz zum Schulalltag gewinne.

Bei der Auswahl der Vorträge für den Samstag habe ich lange hin und her überlegt. Hattie interessierte mich, doch hatte ich auch schon viel darüber gelesen und glaube gut informiert zu sein. Es ist aber immer wieder spannend zu hören, wie sich verschiedene Pädagogen mit Hattie auseinandersetzen und die Resultate interpretieren. Also doch, Hattie zum Frühstück!

Das Eingangszitat des Referats von Michael Felten, Gymnasiallehrer und Lehrbeauftragter in der Lehrerausbildung «Ihr müsst den Kindern zeigen, dass die Schule etwas ganz Besonderes ist» hat mich nachdenklich gestimmt. Noch immer ist es für viele Kinder auf dieser Welt nicht selbstverständlich, dass sie zur Schule gehen können oder sie nehmen teils lange und gefährliche Schulwege in Kauf. Einige unserer Schülerinnen und Schüler hingegen sehen die Schule oftmals als unangenehme Pflicht. Doch was macht es aus, dass Schule in der westlichen Welt für viele Schülerinnen und Schüler als ein Müssen oder eine Unterbrechung der Freizeit angesehen wird?

Auf diese Frage gibt es sicherlich unterschiedliche, teils diametral auseinanderliegende Antworten die, abendfüllend diskutiert werden könnten. Als Schulleiterin stellt sich mir die Frage: Was kann ich dazu beitragen, dass Schule attraktiv ist und die Schülerinnen und Schüler den Besuch der Schule wieder als Privileg betrachten?

Michael Felten, Autor von «Auf die Lehrer kommt es an!» zeigt in diesem Referat, dass es auch auf die Schulleitung ankommt. Für ihn ist der Kern der Schulentwicklung Unterrichtsentwicklung. Aber:

– wer stösst Unterrichtsentwicklung an?

– Wohin soll sie gehen?

Aufgrund der Ergebnisse von Hattie hat die Schulleitung einen hohen Effekt (d=0.84) wenn sie sich an der Unterrichtsentwicklung beteiligt und ihre Expertise einbringt. Doch wie soll sie das tun? Eher als Motivator, Vorbild und Mentor oder durch Führung mit Vorgaben, einem System klarer Regeln und Entwicklungsarbeit an der Lernkultur? Hattie belegt mit seiner Metastudie, dass die klare, instruktionale Führung den höheren Wirkungsgrad hat.

Laut Felten – und das zeigt sich auch in meinem persönlichen Umfeld – neigen Schulleitungen eher dazu «gut Freund» mit dem Kollegium sein zu wollen, gerade dann, wenn Schulleitungen aus dem Kollegium herauskommen, also eher die transformationale Führung bevorzugen.

Für mich persönlich bedeutet der Befund von Hattie aber nicht, dass Schulleiterinnen und Schulleiter nicht auch als Vorbild, Mentor und Coach führen sollen. Denn wie schon Joachim Bauer (2005) gesagt hat: «Der Mensch ist für den anderen Menschen die Motivationsdroge Nummer eins.»

Und zum Schluss nochmals Hattie mit seinen drei Kernbefunden:

– Auf die Lehrer kommt es an

– Viele Wege führen nach Rom – nicht alle!

– Die Beziehung macht’s

Diese drei Aussagen lassen sich auch auf meine Tätigkeit als Schulleiterin übertragen und werden mich in meinen Schulleitungsalltag begleiten.

Simone Augustin, Schulleiterin Schule Aeugst am Albis ZH und Co-Leiterin Bezirksschulleiterkonferenz Affoltern

Es lohnt sich, sich zu engagieren!

Am Deutschen Schulleiterkongress lernt Johannes Breitschaft, Dozent an der PH Zürich, interessante Abenteurer kennen, die von ihren Pioniertaten erzählen. Das sind der Lifestyle-Unternehmer Jochen Schweizer, der Polarforscher Arved Fuchs und der Dschungelbezwinger Rüdiger Nehberg.

Die Faszination ist beim Publikum nicht zu verbergen. Mit Leidenschaft und Humor erzählen sie von ihrem erfüllten und abenteuerlichen Leben. Keine 08/15-Biografien. Leider sind alles Männer, etwas mehr «starke Frauen» würden dem Kongress gutstehen. Dennoch: das Publikum hängt diesen Persönlichkeiten an den Lippen. Was man daraus ziehen kann? Das Erlebnis, bei den Wagnissen wenigsten ein bisschen dabei gewesen zu sein. Was ich daraus nehme: «Es lohnt sich, sich zu engagieren».

Bei Prof. Rolf Arnold geht es wieder etwas wissenschaftlicher zu und her. Er zeigt nachvollziehbare Verbindungen von Neurobiologie, Lernen und Erwachsenenbildung. Lernen ist für ihn ein selbstgesteuerter Aneignungsprozess. Didaktik sollte keine Lehr-, sondern eine Lernwissenschaft sein. Auch in meiner Ausbildung in Hochschuldidaktik ging es um den «shift from teaching to learning». Das Motto lautet: vom Lernenden her denken, was mich an die Bedingungen zu Kompetenzorientierung erinnert. Lehrpersonen müssen Bedingungen schaffen, damit etwas (Neues) entstehen kann! Die Lehrperson bietet den Kompetenzrahmen, den Kompetenznachweis muss der Lernende selber geben. Die Beziehung und die Resonanz ist der Boden. Schon Rolff hat den Satz geprägt: «wer den Unterricht verändern will, muss mehr als den Unterricht verändern». Veränderungen geschehen meist sehr langsam. Die Problematik ist dabei, dass das Überlieferte und die Erfahrung zunächst immer für richtig erachtet werden. Eine weiterführende Anregung zum Weiterdenken können einige gesammelte Zitate zum Lernen sein, die ich von Rolf Arnold gefunden habe.

Prof. Dr. Harald Görlich zeigt mir, dass wir im Modul «Selbst-, Zeit-, Gesundheitsmanagement» im Rahmen des Lehrgangs «Führen einer Bildungsorganisation» die richtigen Schwerpunkte setzen. Sein Thema ist «Stark durch Resilienz!». Was mir besonders in Erinnerung bleibt, ist die konsequente Haltung des Vertrauensvorschusses gegenüber Mitarbeitenden und die bedingungslose Einstellung, dass man als Führungsperson in jedem Menschen einen wertvollen Kern erkennen muss. Schon Anselm Grün meint «wenn ich den Menschen mag, ist er nicht so schnell zu viel für mich» oder Thomas von Aquin «ich freue mich, dass du da bist, und nicht weil du so bist».

Schulleitungen müssen neben vielem Anderen auch Meisterinnen und Meister der Gestaltung zwischenmenschlicher Beziehungen sein! Was ich wieder mitnehme: Die Befriedigung von vier Grundbedürfnissen, welche die Basis psychischer Gesundheit, unabhängig von der Quantität der Arbeit sind, nämlich:

1. Orientierung und Wirkungsmöglichkeit (Sinnerfahrung). «Wer ein Warum zu leben weiss, erträgt fast jedes Wie» (Nietzsche)

2. Anerkennung und Wertschätzung (Selbstwertbezug)

3. Soziale Bindung / Zugehörigkeit

4. Lust erleben / Unlust vermeiden.

Zwei Fragen werden mich noch weiter begleiten: Was heisst für mich gelingendes Leben? Wann mache ich einen Termin mit mir selbst, um den wirklich wichtigen Fragen nachzugehen?

Johannes Breitschaft, Dozent PH Zürich

Hat die Schule ein Umsetzungsdefizit?

Nach dem Referat von Prof. Dr. Andreas Helmke am Deutschen Schulleiterkongress stellt sich für Simone Augustin, Schulleiterin in Aeugst am Albis die Frage: Hat die Schule ein Umsetzungsdefizit? Hier beschreibt sie den weiten Weg vom Wissen zum Tun.

Nach einer kurzen Stärkung am Buffet und einem erfrischenden Spaziergang entlang des Rheins, freue ich mich auf den Nachmittag mit Prof. Dr. Andreas Helmke, Autor diverser Fachliteratur – darunter «Kernpunkte guten Unterrichts – ein summarischer Überblick» oder «Unterrichtsdiagnostik als Ausgangspunkt für Unterrichtsentwicklung» und Mitentwickler der evidenzbasierten Methode der Unterrichtsdiagnostik und -entwicklung EMU.

Gleich zu Beginn des Referats zeigt Helmke an einem anschaulichen Beispiel auf, weshalb Unterrichtsdiagnostik und Feedback so zentral für Schulentwicklung ist.

Beispiel: Lehrpersonen wurden während einer Lektion gefilmt. Danach wurden sie gefragt, wie hoch sie ihren Sprechanteil in der gefilmten Lektion einschätzen. Danach wurden die gefilmten Lektionen, mit der Stoppuhr in der Hand, betrachtet und der effektive Sprechanteil ermittelt. Der Unterschied in der untenstehenden Grafik spricht für sich.

 

 

 

 

 

«Es besteht oftmals eine Kluft zwischen dem, was Lehrpersonen glauben zu tun und dem, was sie wirklich tun.» Das heisst jetzt aber nicht, dass alle Lehrpersonen unfähig sind. Es ist ein Zeichen dafür, dass das Lehr- und Lerngeschehen

· hoch komplex

· multidimensional

· gleichzeitig

· unvorhersehbar

· sowie unaufschiebbar ist.

Um dem hochkomplexen Geschehen gerecht zu werden, braucht es eine evidenzbasierte Bestandsaufnahme. Dazu eignen sich folgende Methoden:

· Schülerfeedback

· Kollegiales Feedback

· kollegiale Hospitation

· virtuelles Feedback (Videoaufnahmen des Unterrichts)

· Feedback durch Dritte

Viele dieser Feedbackmethoden sind bekannt und teils auch seit Jahren in vielen Schulen fest verankert. Doch was geschieht nach dem Feedback? Was passiert in der Unterrichtstunde nach dem kollegialen Feedback, nach dem Betrachten der auf Video festgehaltenen Lektion?

Nach Helmke wäre der folgende Vierschritt optimal:

1. Diagnose

2. evidenzbasiert, kriteriengeleitete Reflexion

3. Durchführung von Massnahmen

4. Analyse der Wirksamkeit

Meist hapert es ab Punkt 3. Es gibt im Alltag so viele kleine Hinderungsgründe; keine Zeit Unterricht neu zu planen, es hat ja bis jetzt auch ganz gut funktioniert, das Neue kenne ich zu wenig, der Kollege macht es ja auch so…

Ich habe mir während dem Vortrag immer wieder die Frage gestellt: «Was kann ich als Schulleitung dazu beitragen, dass Unterrichtsentwicklung stattfindet und Feedback nicht als l’art pour l’art betrieben wird?» Aus meiner Sicht gibt es einen wichtigen Punkt, denn ich zukünftig beherzigen werde. Nach einer Weiterbildung oder einem Feedback die Frage an mich und mein Team stellen: «Was probiere ich morgen konkret aus und mit wem bespreche ich meine gemachte Erfahrung.»

Simone Augustin, Schulleiterin Schule Aeugst am Albis ZH und Co-Leiter der Bezirksschulleiterkonferenz Affoltern

«Digitale Schule» ist mehr als ein digitales Klassenzimmer

Daniel Brodmann, Dozent und Lehrgangsleiter des CAS Schulmanagement an der PH Zürich hat Pierre Tulowitzki zum Vortrag «Die Organisation (von) Schule in einer digitalen Welt» eingeladen mit der Absicht, das Thema Schulmanagement bei Schulführungspersonen  zu stärken.

Spricht man von «Digitaler Schule», so entsteht beim Zuhören leicht ein innerliches Bild einer Schule, welche digitale Medien wie Smartphones, Tablets und Smartboards im Unterricht einsetzt; also dasjenige eines digitalen Klassenzimmers.

Pierre Tulowitzki, Juniorprofessor an der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg, hat in seinem Referat vom 28. Februar 2018 an der Pädagogischen Hochschule Zürich, dieses Bild erweitert. «Digitale Schule» ist weit mehr als nur digitale Klassenzimmer. So sind Schulleitung und Schulverwaltung Teil einer «Digitalen Schule». Nicht zu unterschätzten sei, so Tulowitzki, die indirekte Wirkung eines digitalen Schulmanagements auf den Lernerfolg von Schülerinnen und Schülern. Ein digitales Schulmanagement erlaubt eine effiziente Schulführung, verringert den administrativen Schulleitungsaufwand und fördert dadurch das Schulklima. Das verbesserte Schulklima schliesslich schlägt sich auch in der Motivation aller Beteiligten und damit auch im Lernerfolg nieder.

Wie sieht gemäss Pierre Tulowitzki die «Digitale Volksschule der Zukunft» ergänzend zu digitalen Klassenzimmern aus?

– Noten sind für alle berechtigten Personen jederzeit einsehbar

– Zeugnisse sind online hinterlegt

– Raumbelegung und Pensenplanung sind transparent und jederzeit einsehbar

– Absenzen von Lehrpersonen und Lernenden sind online erfasst

– Die Kommunikation mit Lehrpersonen, Eltern (Sprechstunden) und Lernenden ist online möglich

– Elternabende mit Online-Beteiligung

– Schülerakten und Schulstatistiken sind elektronisch verfügbar

Während auf der Sekundarstufe II und auf der Tertiärstufe das digitale Schulmanagement Einzug gehalten hat, findet man auf der Volksschulstufe noch oft Einzellösungen und manuelle Administration. Aufgabe der Schulleitungen ist es, «als Türöffner» Rahmenbedingen für eine «Digitale Schule» zu schaffen und Vernetzungspotentiale zu erkennen. Schliesslich müssen sie einen Medienentwicklungsplan erstellen und geeignete Tools evaluieren, welche der Schulgrösse und der Datenflut gerecht werden und die Professionalisierung der Schule unterstützen. Hierfür sind die Schulleitungen von den politischen Behörden mit den entsprechenden Kompetenzen und Ressourcen auszustatten.

Daniel Brodmann,  Dozent Zentrum Management und Leadership PH Zürich

Präsentation Referat P. Tulowitzki