Beschäftigung mit langfristigen Zielen – Wunsch oder Realität?

Eine eindrückliche Befragung von Schulleitungen in der Schweiz («Schulleitungsmonitor Schweiz») hat vor zwei Jahren für Aufmerksamkeit gesorgt. Mit Blick auf die Daten lässt sich folgende These ableiten: Schulleitungen wünschen sich eine intensive und kollektive Arbeit an langfristigen Zielen der Schule. Nur: Wunsch und Realität klaffen derzeit deutlich auseinander. Was für eine solche These spricht und welche Hilfestellungen von Modellen wie Leadership for Learning oder dem Schulentwicklungsrad zu erwarten sind, das thematisiert Reto Kuster in diesem Blogbeitrag.

Im Rahmen eines Kooperationsprojekts des Verbands Schulleiterinnen und Schulleiter Schweiz, der Conférence latine des chefs d’établissements de la scolarité obligatoire und der Pädagogischen Hochschule FHNW, haben 2035 Schulleitungen auf einen Online-Fragebogen geantwortet. Befragt wurden sie zu deren Tätigkeiten, Arbeitsbedingungen, Motivationslage und Rahmenbedingungen. Dies mit dem Ziel, mehr über die «Schlüsselposition» von Schulleitungen zu lernen und Hinweise auf zukünftige Entwicklungen zu erhalten.

Vorstellungen für die Schule des 21. Jahrhunderts

Besonders interessant für die zu Beginn formulierte These, dass sich Schulleitungen eine intensive und kollektive Arbeit an langfristigen Zielen wünschen, sind Antworten auf die Frage nach den Vorstellungen und Visionen für die Schule des 21. Jahrhunderts. Folgende Entwicklungstendenzen stechen heraus:

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Die Schäli-Elf – Teil 2/4

In unserer vierteiligen Serie zur Fussball-WM gibt Beat Schäli, Rektor der Schule Walchwil Einblick in seine Führungsphilosophie. Nach der Fehlerkultur im Tor stellt er hier seine Verteidigung vor:

Sie haben den ersten Teil verpasst? Lesen Sie gleich hier nach und erfahren Sie die Parallelen von Fussballtrainern und Schulleitern. Die Schäli-Elf – Teil 1/4

Verteidigung: Vorbild – Ziele – Expertenrat – Regeln

„Das ist grossartig. Sag ihm, er sei Pelé, und schick ihn zurück aufs Feld.“

John Lambie als Trainer vom schottischen Klub Partick Thistle, nachdem ihm mitgeteilt wurde, dass einer seiner Spieler nach einem Zusammenprall nicht mehr wisse, wer er sei.

Die Abwehr ist das Fundament jeder Mannschaft. Sie ist für den langfristigen Erfolg entscheidend. In der Schäli-Elf  werden diese vier wichtigen Positionen durch „Vorbild sein“, „Ziele setzen“, „Expertenrat einholen“ und Regeln vorgeben“ besetzt.

 Vorbild: Das persönliche Interesse an der eigenen Schule gilt es vorzuleben. Durch den Besuch von Theateraufführungen verschiedener Klassen oder auch nur mal das Betrachten der aufgehängten Zeichnungen im Gang entsteht das Gefühl von Wertschätzung.

Auch erachte ich es als hilfreich, wenn ich als Schulleiter ab und zu selber unterrichte. Die Lehrpersonen wissen dann, dass die Schulleitung nicht nur spricht, sondern auch Haltungen vorlebt. Guardiolas Vorbild Johan Cruyff bringt es auf den Punkt: „Trainer sollen durch ihr eigenes Vorbild führen. Sie sollten Fussball spielen können, somit auch während des Trainings auf dem Fussballplatz sein und unterrichten, weil es nichts Besseres gibt, als das Spiel anzuhalten, zu korrigieren, Anweisungen zu geben und zu erklären, warum jemand einen bestimmten Pass zu einem bestimmten Mitspieler hätte spielen, eine bestimmte Position einnehmen oder ein technisches Element hätte ändern sollen.“

 Ziele: Guardiola dazu: „Nicht die Titelgewinne seien das Ziel, sondern die Entwicklung einer bestimmten Spielweise. Wenn sie an ihren Grundsätzen festhielten, seien Titel die vollkommen logische Konsequenz. Und einer der Schlüssel zum Erfolg sei, niemals das Ziel aus den Augen zu verlieren.“ Wenn man sich mit den Zielen von Guardiola befasst, stösst man immer wieder auf seine drei Grundkonzepte: Die Abwehrkette, die fünfzehn vorausgehenden Pässe, der Umgang mit den lauernden Spitzen.

Ich finde es immens wichtig, dass die Mitarbeiter in das Setzen und Ausformulieren von Zielen frühzeitig miteingebunden werden. Dies kann die Identifikation mit den Zielen stärken und die erfolgreiche Umsetzung unterstützen.

 Expertenrat: Der Beruf als Trainer, wie auch als Schulleiter, kann sehr einsam sein. Es gilt einerseits ein Netzwerk aufzubauen, welches einen mit Hilfestellungen, Ideen oder auch einfach mal mit einem offenen Ohr unterstützen kann und andererseits von erfahrenen Persönlichkeiten zu profitieren.

Es lohnt sich auch mal über die eigene Berufsgattung hinauszuschauen, denn gerade im Bereich der Führung sind es, was auch der Vergleich mit der Wirtschaft, dem Fussball und der Schule zeigt, oftmals dieselben Herausforderungen, welche von Führungspersonen bewältigt werden müssen.

So fand Hitzfeld in dem Journalisten Miklos Szvircsev einen absolut vertrauenswürdiger Austauschpartner. Pep Guardiola schätzt die unbekümmerten Abendessen mit dem ehemaligen Schachweltmeister Gary Kasparow und auf die Stärken von Joachim Löw angesprochen, gibt der Chefscout des Deutschen Fussballbundes Urs Siegenthaler zur Antwort: „Eine von Joachims grössten Stärken ist, dass er sich mit Vertrauten umgibt und dann auch noch fähig ist, ihnen zuzuhören.“

Je mehr du deine Schwächen kennst, umso gezielter kannst du dir Rat bzw. die Leute zu dir in die Kommandozentrale holen, um weitsichtig handeln und führen zu können.

Wenn immer möglich versuche ich in- und ausländische Schulen zu besuchen. Denn jede Schule ist einzigartig und macht irgendetwas richtig gut. Oder eben ganz nach Guardiola: „Ideen gehören allen. Ich habe so viele wie möglich geklaut.“

 Regeln: Bei Durchforschen der verschiedenen Fachbücher und Biografien wurden die Wörter „Disziplin“ und „Regeln“ oftmals in einem Atemzug genannt. Kann und soll ich alle Personen in meinem Arbeitsumfeld gleich behandeln? Lassen die Gegebenheiten das auch immer zu? Gerade Klopp und Guardiola neigen klar dazu, dass nicht immer für alle dieselben Richtlinien gelten, wo bei Hitzfeld der Begriff „gerecht sein“ doch eine hohe Priorität hat.

Mir persönlich kommt die Haltung von Jürgen Klopp am nächsten. Er gibt der Mannschaft eine klare Linie vor, von Disziplin geprägt, aber am Menschen orientiert.

Nicht alle Menschen ticken gleich und jedes Individuum durchlebt eigene Lebensphasen. Es gilt den Mitarbeitenden zuzuhören und mit dem Wissen dieser unterschiedlichen Voraussetzungen, einen Lösungsweg zu finden, welchen man gegenüber anderen Menschen vertreten kann.

Beat Schäli, Rektor Schule Walchwil ZG

Im nächsten Teil wird das Mittelfeld vorgestellt. Wenn Sie dem Blog Schulführung folgen, verpassen Sie nichts.

Und hier gehts zur kompletten Forschungsarbeit: Die Schäli-Elf