Freude und Engagement – aber kaum Zeit für Erholung und Weiterbildung

Die letzte Befragung des Schulleitungsmonitors Schweiz (SLMS) zeigt weiterhin hohe Berufszufriedenheit mit leidenschaftlichem Engagement trotz steigend hoher Arbeitszeit. Auch wird deutlich, dass die beruflichen Anforderungen es vielen Schulleitungen schwer machen, sich regelmässig weiterzubilden. Pierre Tulowitzki, Leiter Professur Bildungsmanagement und Schulentwicklung an der FHNW, fasst die Studie zusammen.

Über 1’000 Schulleitende haben im Herbst 2022 an der ersten Zwischenbefragung teilgenommen. Die in Bezug auf Geschlecht und Schultypen repräsentative Studie ermöglicht ein fundiertes Bild rund um die Aufgaben und die Situation dieser Führungspersonen.

Wie sich der Umfang der Tätigkeiten von Schulleitungen verteilt 

Die befragten Schulleitungen führen eine Vielzahl unterschiedlicher Tätigkeiten aus. Verwaltungstätigkeiten sowie Tätigkeiten im Bereich Personalführung und -entwicklung nehmen im Durchschnitt jeweils 19 Prozent der wöchentlichen Arbeitszeit in Anspruch. Ähnlich viel Zeit (15 Prozent) erfordern die Pensenplanung und Stellenbesetzung inklusive Stellvertretung. Arbeit an längerfristigen Zielen und Strategien (9 Prozent), Kontakt zu einzelnen Schüler:innen (7 Prozent) und die eigene Weiterbildung (4 Prozent) nehmen hingegen einen geringeren Teil der Arbeitszeit in Anspruch.

Das Tagesgeschäft prägt somit das berufliche Handeln. 

Überstunden sind für viele Schulleitungen Teil des Berufs. Solche mit Vollzeitpensum geben an, im Durchschnitt 55 Stunden in einer normalen Arbeitswoche zu arbeiten. Personen mit 70-Prozent-Pensum geben eine Wochenarbeitszeit von 45 Stunden an.

Teilnehmende mit einem 50-Prozent-Pensum geben eine wöchentliche Ar-beitszeit von 37 Stunden an. Damit fallen Vorgaben und tatsächliche Arbeitszeit deutlich auseinander. 

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Wie Schulleitungen auf zukünftige Herausforderungen reagieren

Welche Visionen einer zukunftsfähigen Schule verfolgen Schulleitungen in der Schweiz? Wo sehen sie Herausforderungen und ihre Lösungsansätze? Im Schulleitungsmonitor Schweiz SLMS äussersten sich über 1000 Schulleitungen dazu. Die hochinteressanten Ergebnisse zur Visionsfrage werden von Ella Grigoleit hier vorgestellt.

Für den vorliegenden Kurzbericht wurden ausschliesslich die deutschsprachigen, offenen Rückmeldungen genutzt, die aus der Abschlussfrage des Fragebogens resultierten. Diese bezieht sich auf die Vorstellungen und Visionen, die Schulleitungen von der Schule des 21. Jahrhunderts haben. Die Befragten wurden eingeladen, ihre Gedanken zu Herausforderungen, Gegebenheiten und Ansätzen einer gelingenden zukunftsfähigen Schule zu teilen.

Unter den deutschsprachigen Befragten nutzten 1’159 Teilnehmende die Möglichkeit und gaben z.T. sehr ausführliche Rückmeldungen. Nach Bereinigung der Daten blieben 1’147 Antworten übrig. Die gewonnenen Daten wurden mittels qualitativer Inhaltsanalyse ausgewertet. Für den vorliegenden Kurzbericht wurden speziell die Rückmeldungen in den Blick genommen, in denen Veränderungsprozesse der Schule des 21. Jahrhunderts thematisiert wurden. Entsprechende Antworten wurden zusammengefasst und stark verdichtet. Die Reihenfolge der Kategorien ist zufällig. Die Reihenfolge der innerhalb der Kategorien genannten Punkte entspricht der Häufigkeit der Nennungen.

Die folgenden Tabellen zeigen – basierend auf den offenen Antworten des Schulleitungsmonitor Schweiz 2021 – bedeutsame Entwicklungen aus Sicht der Schulleitungen in Bezug auf die Schule des 21. Jahrhunderts. Weiter werden mögliche Ansätze, die von Befragten vorgeschlagen wurden, dargestellt.

Technik

Besteht die Aufgabe der Schule unter anderem darin, Kinder und Jugendliche auf die Ansprüche des Arbeitsmarktes und der modernen Gesellschaft vorzubereiten, so nimmt der kompetente Umgang mit digitalen Medien einen wichtigen Platz ein. Auch in der Organisation und bei der Gestaltung administrativer Prozesse in der Schule gewinnt der Einsatz technischer Mittel an Relevanz. Mehrheitlich sehen die Befragten darin eine unumgängliche Entwicklung, die sowohl Herausforderungen als auch vielfältige Chancen mit sich bringt.

Entwicklungstendenz

Notwendigkeit, den Einsatz digitaler Medien in Unterricht und Schule zukünftig zu verstärken

Entwicklungspotenzialen in den technischen Kompetenzen des schulischen Personals zu begegnen

Digitale Transformation nicht als isolierten Bereich, sondern als Querschnittsaufgabe (über alle Bereiche hinweg) zu denken

Mögliche Ansätze

Unterstützung des schulischen Personals im Umgang mit digitalen Medien durch Professionalisierungsmassnahmen und (verstärkte) interne Zusammenarbeit

Aufbau auf bestehende Expertise vor Ort und Erfahrungen aus dem Distanzunterricht wie z.B. mobilflexiblem Arbeiten

Einsatz digitaler Medien unter der Voraussetzung einer sorgsamen Auswahl und weiterhin bestehenden Vielfalt an Methoden sowie Lehr- und Lerngelegenheiten

Unterricht

In der Betrachtung des «Kerngeschäfts» der Schule, dem Unterricht, äussern die Befragten Schulleitungen den Wunsch nach offeneren Lernformen und einem hohen Grad an Selbstbestimmung seitens der Lernenden. Die Gestaltung der Lehr- und Lernsettings soll Schülerinnen und Schülern zukünftig mehr Gestaltungs- und Entfaltungsfreiheit bieten sowie Lehrpersonen langfristig entlasten.

Entwicklungstendenz

Zunehmende Individualisierung von Lernangeboten erfordert seitens der Schule grundlegende Anpassung zugunsten differenzierterer Ansätze und vielfältigen Formen des Lernens und Lehrens

Kinder und Jugendliche auf eine ungewisse Zukunft in einer dynamischen Lebens- und Arbeitswelt vorzubereiten

Schulhaus als ein Lernort von vielen, eingebunden in Bildungslandschaften und vielfältigen Kooperationen zu begreifen

Mögliche Ansätze

Verstärkter Fokus auf überfachliche Kompetenzen (4K)

Grössere Vielfalt der Lehr- und Lernarrangements, Auflösung der Klassenverbünde und Jahrgangsstufen, Projektarbeits-, Einzel- und Gruppensettings, Auflösung/ Neustrukturierung der traditionellen Stundentafel und -taktung, Umstrukturierung der Fächerorientierung, innovative Wege der Leistungsbewertung, positive Fehler- und Feedbackkultur

Vorstellung der Schule als «Haus des Lebens und Lernens» mit flexiblen, vielseitigen und wandelbaren Räumlichkeiten

Umstellung auf Formen der Ganztagsschule mit adäquater Rhythmisierung und vielfältigen Angeboten

Personal

Das Personal der Schule des 21. Jahrhunderts ist nach Einschätzung der Befragten multiprofessionell, mit den nötigen Ressourcen ausgestattet und verfügt über fundierte Fachkenntnisse sowie ein hohes Mass an Innovationsbereitschaft. Als lernende Organisation soll die Schule zukünftig wesentlich durch das Personal mitgestaltet werden.

Entwicklungstendenz

Rolle von Lehrpersonen zu verändern: Weniger als Wissensvermittler, mehr als Begleiter oder Coach im Lernprozess der Schülerinnen und Schüler

Bereitschaft zu Innovation, Veränderung und professioneller Weiterentwicklung (Mindset und Schulkultur) zu erhöhen

Kapazitäten für Professionalisierung und Teilhabe an Schulentwicklungsprozessen zu vergrössern

Mögliche Ansätze

Schaffung klarer Verantwortungsbereiche, flacher Hierarchien, gemeinsamer Zielvorstellungen und einem positiven Selbstbild der Organisation Schule, für das Gelingen von Veränderungsprozessen

Selbstverständnis als lebenslange Lerner stärken

Obligatorische Spezialisierung für Lehrpersonen: Mit heilpädagogischen Anteilen, mehr Praxislernzeit in Form von regelmässigen Praktika und Hospitationen sowie Schwerpunkte in den Bereichen Elternarbeit, Übernahme von Führungsaufgaben, Coaching und Umgang mit herausforderndem Verhalten

Kooperation und Partizipation

Die Vernetzung der Schule mit Akteuren übergeordneter Instanzen, diversen Bildungseinrichtungen, regionalen, lokalen und kommunalen Strukturen sowie die interne Zusammenarbeit der Schulgemeinschaft und gemeinsame Gestaltung von Schulentwicklungsprozessen nehmen für viele der Befragten einen hohen Stellenwert ein. Eine Aufgabe der Schule des 21. Jahrhunderts liegt nach ihren Einschätzungen daher in der Stärkung vielfältiger Kooperationsbeziehungen und Zusammenarbeitsformate innerhalb wie auch ausserhalb des Schulgebäudes.

Entwicklungstendenz

Zusammenarbeit mit übergeordneten Instanzen der Bildungsverwaltung und -politik neu zu denken

Kooperationsbeziehungen mit anderen Schulen, weiteren Bildungseinrichtungen und kommunalen Strukturen zu erweitern

Lehrpersonen in Schulentwicklungsprozesse und Führungsaufgaben (verstärkt) einzubeziehen

Partizipationsmöglichkeiten derSchülerschaft zu erhöhen Offenheit und Vertrauen der Erziehungsberechtigten und der Gesellschaft gegenüber der kompetenten Erfüllung des Bildungs- und Erziehungsauftrags durch die Schule und ihrer Akteure zu stärken

Mögliche Ansätze

Kooperationen: Klärung der Rollenund Machtverhältnisse, Verantwortlichkeiten, Vorgaben, Pflichten und Rechten

Erziehungsberechtigte: Gezielte Stärkung durch regelmässigen Austausch, gemeinsame Verantwortungsübernahme und ein verändertes Verständnis der Verhältnisse

Lehrpersonen: Einbezug und Übernahme von Verantwortung in Schulentwicklungsprozessen und Entscheidungsfindungen, regelmässige Austauschformate, digitale Plattformen der Zusammenarbeit, Supervision, gegenseitige Hospitation im Unterricht, schulinterne Mikrofortbildungen

Schülerinnen und Schüler: Strukturelle Etablierung von Mitgestaltungsmöglichkeiten

Führung und Schulentwicklung

Die befragten Schulleitungen plädieren mehrheitlich für eine zunehmende Verteilung von Führungsaufgaben und Verantwortung. Eine Gelingensbedingung hierfür sehen sie in der Stärkung von Führungskompetenzen in der Qualifizierung und Professionalisierung von Lehrpersonen und Schulleitungen sowie der Bereitstellung nötiger Ressourcen.

Entwicklungstendenz

Ansätze geteilter/verteilter Führung verbreiten, vermehrte Ausrichtung der schulischen Organisationsstruktur auf gemeinsame Gestaltung zu erreichen

Knappe zeitliche, personelle und materielle Ressourcen als Hürde für nötige schulische Entwicklungsprozesse zu erkennen und abzubauen

Passende Qualifizierungs- und Professionalisierungsangebot für Schulleitungen zu schaffen

Mögliche Ansätze

Schaffung zeitlicher Kapazitäten zur Übernahme von Führungsaufgaben

Heterogenität in der Zusammenstellung des Führungsteams

Aktualisierung der Qualifikation und Professionalisierungsstrukturen, um adäquat mit wechselnden Herausforderungen und diversen Anspruchsgruppen umgehen zu können (Lehrpersonen sowie Schulleitungen)

Erhöhung der Stellenprozente für Mitarbeitende des Sekretariats, Entlastung der Schulleitungen im administrativen Bereich

Abschaffung der in einigen Kantonen bestehenden Unterrichtsverpflichtung für Schulleitungen

Weitere Informationen zum Projekt sind unter www.schulleitungsmonitor.ch verfügbar. Das diesem Bericht zugrundeliegende Vorhaben wurde mit Mitteln der Stiftung Mercator Schweiz sowie der Jacobs Foundation gefördert.

Sie wollen noch mehr erfahren? Hier gehts zum Blogbeitrag «Partizipation ist wichtiger als Hierarchie und Rollen»

Autorinnen und Autoren

Ella Grigoleit, Pädagogische Hochschule FHNW, ella.grigoleit@fhnw.ch

Catia Iellamo, Pädagogische Hochschule FHNW, catia.iellamo@fhnw.ch

Prof. Dr. Pierre Tulowitzki, Pädagogische Hochschule FHNW, pierre.tulowitzki@fhnw.ch

Zur Autorin

Ella Grigoleit forscht im Zentrum Bildungsmanagement und Schulentwicklung an der Pädagogischen Hochschule FHNW. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind Fragen der Führung und der Organisationsentwicklung in Bildungsorganisationen. Gemeinsam mit Nadia Cometti, Gloria Sposato, Pierre Tulowitzki und Jörg Berger schreibt sie für den Schulleitungsmonitor Schweiz.

Redaktion: Jörg Berger

Titelbild und Illustrationen: zur Verfügung gestellt

Schulische Zusammenarbeit mit Eltern

Das Projekt «Spielen Plus Elternfilme» der Pädagogischen Hochschule Zürich sowie des Volksschulamts Zürich vermittelt die Botschaft, dass Spielen und Lernen im Alter von vier bis acht Jahren eine Einheit bilden. Fabienne Huber führt das Angebot über die konkreten Spiel- und Lernsituation, welche in der Schule, zu Hause sowie in der Freizeit direkt umgesetzt werden können, in diesem Blogbeitrag aus.

Die Hoheit der Erziehung geniessen Eltern und Erziehungsberechtigte. Sie meistern diese Verantwortung oft mit grossem Einsatz und ihrem besten Wissen und Können. Die Verantwortung für die schulische Bildung übernehmen die kantonalen und kommunalen Behörden, die Schulleitungen sowie die Lehrpersonen in schulischen Bildungsinstitutionen. Die Bildungswissenschaft wie auch der Lehrplan 21 heben hervor, dass sich die Notwendigkeit zur Zusammenarbeit zwischen Schule und Elternschaft durch diese gemeinsame Verantwortung ergibt (vgl. Lehrplan 21, Grundlagen, Einleitende Kapitel, Zusammenarbeit mit den Eltern/Erziehungs­berechtigten).

Über die Wichtigkeit der Zusammenarbeit mit Eltern im Zyklus 1

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Führen mit Präsenz und Empathie

Weshalb ist resonante Führung gewinnbringend? Wie kann eine Schulkultur weiterentwickelt werden? Antworten auf diese und weitere Fragen finden sich im Buch «Führen mit Präsenz und Empathie» von Wilfried Schley und Michael Schratz. Die Autoren beschreiben, wie der Identitätswandel der Schulen gestaltet werden kann. Das gemeinsame Gestalten von Schule durch die Schulleitung und allen Beteiligten steht dabei im Zentrum. Stefanie Michel fasst das Buch zusammen und führt ihre Gedanken dazu aus.

Unsere Gesellschaft ist im Umbruch. Dementsprechend wandelt sich die Schule ebenfalls. Wilfried Schley und Michael Schratz sprechen gar von einem Identitätswandel, der sich vollzieht, da sich die Schule von einem Ort der Vermittlung zu einem der Entdeckung und Entfaltung der Persönlichkeiten wandelt. In ihrem Buch stellen die Autoren die Beziehungsgestaltung und das Miteinander ins Zentrum, um auf den tiefgreifenden Wandel zu reagieren. Der erste Teil des Buchs zeigt auf, weshalb resonante Führung im Mittelpunkt von Führung stehen sollte und wie die Schulkultur verändert werden kann. Mit Beispielen aus der Praxis werden die theoretischen Konzepte und Modelle veranschaulicht. Im zweiten Teil des Buchs werden den Leserinnen und Lesern Werkzeuge vorgestellt, die bei der Gestaltung des Wandels an der eigenen Schule eingesetzt werden können.

Mit resonanter Führung den Kulturwandel gestalten

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Partizipation ist wichtiger als Hierarchien oder Rollen

Im Rahmen des Schulleitungsmonitors Schweiz erhielten über 2’000 Schulleitende die Gelegenheit, frei ihre Vision der Schule des 21. Jahrhunderts zu beschreiben. Nachfolgend skizziert Ella Grigoleit die zentralen Themenfelder der 1100 eingegangenen Rückmeldungen.

Für viele der befragten Schulleitungen fusst die Schule des 21. Jahrhunderts auf einer engen Zusammenarbeit verschiedener Anspruchsgruppen: Sie wünschen sie sich intensivere Austausch- und Kooperationsformate mit Bildungsinstitutionen, Betrieben und übergeordneten Instanzen wie kantonalen Vertretungen und Gemeinden. Auch die schulinterne Zusammenarbeit und Partizipation sowohl in der Gestaltung des Alltags als auch in Schulentwicklungsbelangen sollte, so die Befragten, in der Schule der Zukunft noch intensiver sein.

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Krieg in der Ukraine – Checkliste für Schulleitende

In den nächsten Tagen und Wochen werden viele Menschen aus der Ukraine in die Schweiz kommen und die Schulen haben die wichtige Aufgabe, Kinder und Jugendliche aufzunehmen und für sie da zu sein. Um diese gesellschaftlich und menschlich so wichtige Aufgabe leisten zu können, gibt Niels Anderegg konkrete Hinweise, an was Schulleitende alles denken müssen und wie sie handeln können.

Was vielen von uns bis vor kurzem noch unvorstellbar erschien, ist leider seit einigen Tagen bittere Realität. Mitten in Europa wird ein Land militärisch angegriffen und viele Menschen müssen von einem Tag auf den anderen ihr Zuhause fluchtartig verlassen und in einem fremden Land mit fremder Kultur, fremder Sprache bei fremden Menschen Zuflucht suchen. Meist können die Flüchtenden nur das Allernotwendigste mitnehmen und viele Familienmitglieder – so auch die Ehemänner und Väter, welche im Krieg kämpfen und dabei ihr Leben riskieren – müssen zurückgelassen werden. In den nächsten Tagen und Wochen werden viele Menschen aus der Ukraine in die Schweiz kommen und die Schulen haben die wichtige Aufgabe, Kinder und Jugendliche aufzunehmen und für sie da zu sein. Um diese gesellschaftlich und menschlich so wichtige Aufgabe leisten zu können, ist es notwendig, dass sich Schulen darauf vorbereiten. Die folgende Checkliste soll Hinweise geben, an was Schulleitende alles denken müssen und wie sie handeln können. Dabei bedeutet Checkliste nicht abarbeiten von Aufgaben, sondern Anregungen zu erhalten, um mit der momentanen Situation möglichst produktiv umgehen zu können.

Ein Anliegen ist mir besonders wichtig: Die nachfolgenden Punkte können Stress auslösen. «Das alles muss ich auch noch machen!» Das ist ein Stückweit kaum zu vermeiden, da die Herausforderungen gross sind und die Schulleitung die zentrale Schnittstelle ist. Gleichzeitig ist Stress wenig hilfreich und sollte, wenn immer möglich vermieden werden. Die nachfolgenden Punkte sind Anregungen und es ist zwingend, dass Schulleitungen Prioritäten setzen. Es gibt dringende Dinge und solche, welche wünschenswert sind. Und es gibt Dinge, für welche momentan einfach die Zeit und Energie fehlen. Bei den einzelnen Punkten steht bewusst «was die Schulleitung tun kann» und nicht «was sie muss» oder «was notwendig ist». Prioritäten setzen und zu sich und den anderen gut schauen, sind wichtige Führungsaufgaben, welche gerade in Situationen wie jetzt zwingend beachtet werden müssen.

Und etwas Zweites: Schulen bestehen nicht nur aus der Schulleitung. Wir sprechen bewusst von Gemeinschaftlicher Schulführung und versuchen Teacher Leadership zu stärken. Vieles kann gemeinsam gemacht und Aufgaben können verteilt werden. Vertrauen, in sich selbst und die anderen, ist ebenfalls eine wichtige Führungsvoraussetzung.

1. Kinder und Jugendliche haben Fragen, Erwachsene keine Antworten

Die Bilder aus der Ukraine bewegen uns. Bei den einen lösen sie Angst aus: Werden bald auch wir angegriffen? Gibt es einen dritten Weltkrieg? Was, wenn Atomwaffen eingesetzt werden? Andere spielen vielleicht auf dem Pausenplatz Krieg. Schulen müssen diese verschiedenen Reaktionen der Schüler:innen – aber auch Erwachsenen – aufnehmen und mit ihnen professionell umgehen. Doch was heisst professionell mit ihnen umzugehen? Wie gelingt dies, damit es nicht moralisierend, jedoch ehrlich und faktenbasiert ist? Wann soll etwas angesprochen werden und wann nicht? Für viele Lehrer:innen und andere Mitarbeitenden stellen sich zur Zeit solche und viele weitere Fragen. Damit sie situativ professionell reagieren können, ist es wichtig, dass solche und andere Themen unter den Erwachsenen diskutiert werden, sie sich gegenseitig unterstützen und die nötige fachliche Hilfe erhalten.

Was die Schulleitung tun kann:

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Wer Schulleiter:innen sind

Der Schulleitungsmonitor Schweiz (SLMS) ist die erste gross angelegte Studie, die sich mit den Führungskräften der Volksschule auseinandersetzt. Die Befragung von schweizweit 2’000 Schulleitenden zeigt viel Zufriedenheit trotz hoher Arbeitszeit, grossem Aufwand für administrative, verwaltende und personelle Aufgaben sowie erstaunlicher Lohnungleichheit.

Schulleitungen spielen eine grosse Rolle in der Organisation und Entwicklung von Schulen. Das hat laut der NZZ am Sonntag vom 30. Januar 2022 Corona deutlich ans Licht gebracht: Dank des grossen Einsatzes dieser Führungskräfte in Kooperation mit ihren Lehrpersonen haben Schweizer Schulen laut der S-Clever-Studie im Vergleich zu umliegenden Ländern gut abgeschnitten. Um Erkenntnisse zur zentralen Position der Schulleitenden zu gewinnen, wurde von den beiden Schulleitungsverbänden VSLCH und CLACESO sowie den Pädagogischen Hochschulen FHNW und HEP Vaud der Schulleitungsmonitor lanciert, dies mit Unterstützung der Stiftung Mercator Schweiz und der Jacobs Foundation.

Die teilnehmenden Schweizer Schulleitungen sind knapp überwiegend männlich (53%). Das Alter liegt im Durchschnitt bei 50 Jahren. Während weibliche Lehrpersonen gemäss Daten des Bundesamts für Statistik an Primar- und Sekundarschulen in der Mehrheit sind, so stellt sich dies bei den Befragten anders dar: An Primarschulen (inklusive Kindergärten) sind die Schulleitungen in der Mehrheit weiblich (54%). An Sekundarschulen sind hingegen nur 29% der befragten Schulleitungen weiblich.

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Welche Führung braucht die Schule21?

Der Verband Schulleiterinnen und Schulleiter Schweiz hat zusammen mit über 50 Autorinnen und Autoren das Buch «Schule21 macht glücklich» geschrieben. Darin führen wir aus, was wir unter einer zeitgemässen Schule verstehen. Aber wie stellen wir uns die Schulführung in der Schule21 vor? Welche Skills benötigt eine Schulleitung künftig? Darauf finden sich im Buch nur wenige Antworten, weshalb der VSLCH nun dran ist, dieser Frage auf den Grund zu gehen.

An der Präsidentenkonferenz von Anfang September 2021 wurde mit den Präsidien der kantonalen Schulleitungsverbänden der erste Anlauf genommen, um der Frage nach der künftigen Schulführung nachzugehen: «Welche Schulführung braucht die Schule21, damit sie glücklich macht?». Gegliedert nach den sieben Kapiteln des Buches wurde in einem World Café nach Haltungen und Fähigkeiten der künftigen Schulführung gesucht. Dabei wurde gezielt nicht auf die Rolle der Schulleitung fokussiert, sondern auf die Schulführung als Ganzes. Zur Schulführung zählen wir Behörden, Gesamtleitungen, Rektorate, Schulleitungen, Teilleitungen oder Personen mit Spezialfunktionen. Im Anschluss an die Sammlung wurden die Beschreibungen geclustert und einem möglichen übergeordneten Thema zugewiesen.

Alter Wein in neuen Schläuchen?

Spannend war, dass sich die Schwerpunkte der künftigen Schulführungskompetenzen von Buchkapitel zu Buchkapitel kaum unterschieden. Es gab Akzente, die sich je nach Kapitelthema mehr oder weniger aufdrängen. 

Wir wollen nicht zu viel vorwegnehmen, geben aber gerne einen kleinen Einblick, zu welchen Schlüssen unsere Kolleginnen und Kollegen kamen. Die künftige Schulführung für eine glückliche Schule21 sollte über folgende Fähigkeiten und Haltungen verfügen:

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Visit my school: Alemannenschule Wutöschingen

Schulleiter Stefan Ruppaner öffnet am Montag, 27. September 2021 die Türen der vielbeachteten Alemannenschule in Wutöschingen exklusiv für die Leserinnen und Leser unseres Schulführungsblogs.

«Wenn es gelingt, dass ein Kind jeden Tag gerne in die Schule geht, können wir nicht verhindern, dass es etwas lernt», so der Leitspruch von Schulleiter Stefan Ruppaner im Interview auf dem Blog Schulführung vor knapp einem Jahr. «Die Zukunft des Lernens liegt zum einen beim Selbstorganisierten Lernen (SoL) und zum anderen beim Lernen durch Erleben (LdE)», gab er zu Notiz.

Vom Lernatelier über den Marktplatz zum Clubunterricht

Der Raum als dritter Pädagoge hat an der Alemannenschule Wutöschingen eine wichtige Bedeutung. «Wir unterscheiden sieben Lernräume», führt Ruppaner aus: Lernatelier, Kooperativer Lernbereich (Marktplatz), Input-Räume, Lernräume für der Clubunterricht (ausserschulische Lernorte), Lebensräume für die Freizeit, Digitaler Lernraum, Zuhause (Homelearning). Man dürfe nicht vergessen, dass der Raum mehr ist als das Schulgebäude. Der Wald, der Bach und die Firmen sind als Lernorte mindestens genauso wichtig. Für Ruppaner steht eines fest: «Die Schule, egal wo sie stattfindet, sollte ein Ort der Sehnsucht sein.»

Programm des Schulbesuchs und Anmeldung

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Schule21 macht glücklich

Im Schweizer Bildungssystem besteht neben dem Lehrplan 21 keine gemeinsam getragene Vision, finden wir vom Verband Schulleiterinnen und Schulleiter Schweiz VSLCH. Höchste Zeit, dies zu ändern! Zusammen mit den Präsidien der Kantonssektionen haben wir eine gemeinsame Zielvorstellung einer zeitgemässen Schule im 21. Jahrhundert entworfen.

Die Vision nennt sich «Schule21 macht glücklich». Glücklich deshalb, weil unsere Schule nicht allein zu einem glücklichen und mündigen Leben nach der Schulzeit verhelfen soll. Vielmehr sollen die Schüler*innen sowie alle Mitarbeitenden die Lern- und Arbeitszeit selbst als glücklich und erfüllend erleben. Schule21 gleich aus vier Gründen: Es geht um unsere Vision einer zeitgemässen Schule im 21. Jahrhundert, zur Vision können alle Schulleiter*innen aus allen 21 deutschschweizer Kantonen beitragen, das Buch dazu wird im Jahr 2021 erscheinen und bezieht sich unter anderem auf den kompetenzorientierten Lehrplan 21.

In unserer Schule des 21. Jahrhunderts lernen die Schülerinnen und Schüler mit allen Sinnen des Körpers; geistig, musisch und physisch. Wir schaffen Gelegenheiten, in denen sie ihre Stärken entfalten. Es ist eine Schule, in welcher der Raum zum dritten Pädagogen wird mit Sitzkreis, Leseecke, Reflexionsort, Rückzugsmöglichkeiten, Studiumsplatz, Begegnungszonen für Dialog, Diskussion und Präsentation, MakerSpace, Cloud…

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