Digitaler Wandel ─ Warum Schulen mehr Miteinander brauchen

Die Digitalisierung verändert den Schulalltag und bringt viele neue Möglichkeiten mit sich. Gleichzeitig stellt sie Schulen vor die Aufgabe, nicht nur ihre technische Infrastruktur zu modernisieren, sondern vor allem pädagogische, organisatorische und personelle Prozesse neu zu denken. In einer Kultur der Digitalität, in der Kommunikation, Partizipation und Vernetzung zentrale Prinzipien sind, rückt die Praxis der Zusammenarbeit verstärkt ins Zentrum. Ein Beitrag von Eliane Burri und Tobias Röhl.

Dieser Beitrag stützt sich einerseits auf Erkenntnisse aus der Fachliteratur und andererseits auf eine qualitative Fallanalyse an einer Deutschschweizer Volksschule. Die Ergebnisse zeigen eindrücklich, dass Zusammenarbeit nicht nur unterstützend wirkt, sondern eine zentrale Gelingensbedingung für digitale Schulentwicklung darstellt.

Digitale Schulentwicklung ist Teamarbeit

Schulleitungen, Lehrpersonen, ICT-Support, Fachpersonen mit spezifischen pädagogischen Aufgaben, etwa in der Heilpädagogik, Betreuung oder im Bereich Musikschule ─ sie alle tragen in unterschiedlicher Weise zur digitalen Entwicklung bei. Es geht dabei nicht nur um technische Fragen, sondern um gemeinsame Haltungen, abgestimmte Prozesse und geteilte Verantwortung:

«Ja, das ganze Kommunizieren ist etwas, das mega wichtig ist momentan. Sei das in der Zusammenarbeit mit anderen Lehrpersonen, mit den Eltern, mit den Kindern, mit allen möglichen Leuten, die hier eingeschaltet sind, die ein Teil sind vom Ganzen sind.» Lehrperson

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Quereinstieg: Vom Bankwesen in die Schulleitung

Christine Finney ist seit bald zwei Jahren als Co-Schulleiterin in Thalwil tätig. Zuvor war sie 16 Jahre lang als Rechtskonsulentin in zwei Banken, in unterschiedlichen und auch leitenden Funktionen. Danach stellte sie sich die Frage, was sie beruflich noch bewirken möchte. Finney schildert ihren Quereinstieg in die Schulleitung.

«Hund und Jugend»-Training mit Primarschulkindern als privates Engagement, Schulungskonzepte erarbeiten und Mitarbeitende sowie Lernende schulen, ein Modul «Aufgepasst Betrüger» für den Zukunftstag erstellen, lösungsorientierte Gespräche mit anspruchsvollen Kund:innen – das waren Tätigkeiten, welche mir sehr Spass machten. Ansonsten fand ich, es sei Zeit für eine Neuorientierung. Ich wurde auf die Möglichkeit zur Schulleitung aufmerksam gemacht. Ich stellte fest, dass mir viele der dazugehörenden Aufgaben nicht fremd sein dürften, das Umfeld jedoch sinnstiftend wäre, indem ich etwas bewirken könnte. Geld war für mich noch nie der hauptsächliche Motivator für eine Stelle und ich war bereit, auf Lohn zugunsten einer spannenden Stelle zu verzichten.

Den CAS Quereinstieg Schulleitung absolvierte ich zunächst inkognito und neben meiner 100 Prozent Anstellung, um mich in Ruhe und ohne Druck heranzutasten. Die Tage an meiner Praxisschule halfen mir, realistische Erwartungen zu entwickeln. Die Stellensuche gegen Ende des CAS verlief anfangs noch harzig, doch dann konnte ich zwischen mehreren Angeboten wählen.

Von Anfang an war mir klar: Ich möchte in einer Co-Schulleitung und in einer öffentlichen Primarschule arbeiten. Meine Kollegin und ich bringen unterschiedliche Hintergründe mit, ticken aber in zentralen Fragen gleich – etwa in unserer Haltung und bei Personalentscheiden.

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IQ 110 – ein aussergewöhnlich unfaires Spiel

Beim Spiel «IQ 110», einem äusserst unfairen Spiel, können die Teilnehmenden Bildungsungerechtigkeit am eigenen Leib erfahren. Jasmin Kolb und Niels Anderegg, welche das Spiel aus dem englischen übersetzt und auf die Verhältnisse an Schulen im deutschsprachigen Raum angepasst haben, erzählen von ihren Spielerfahrungen,warum es für jede Lehrer:in und Schulleiter:in wichtig wäre, das Spiel zu spielen, umüber Bildungs(un)gerechtigkeit an der eigenen Schule zu sprechen und zu schauen, wo die Schule einen Beitrag zu einer bildungsgerechteren Schule leisten kann.

Jessica und Can

Für eine Stunde bin ich (Jasmin) in die Rolle von Jessica geschlüpft. Ich bin sieben Jahre alt, lebe mit meinen Eltern in der Nähe einer grösseren Stadt direkt am See in einem grossen Haus und besuche die erste Klasse. In der Freizeit mache ich mit meinen Eltern viele Ausflüge und mindestens zweimal im Jahr fliegen wir für zwei Wochen in die Ferien. Wir drei sind ein gutes Team. Nun freue ich mich auf das erste Schuljahr.

Ich (Niels) lebe in der gleichen Ortschaft wie Jessica, jedoch nicht am See. Mit meiner Mutter und meine drei älteren Geschwister wohnen wir in einer 3-Zimmer Wohnung. Ich teile mein Zimmer mit einer Schwester, welche fünf Jahre älter ist als ich. Meine Mutter arbeitet in einem Pflegeheim und kommt am Abend häufig müde nach Hause. Während meine Mutter arbeitet, bin ich meistens bei einer Tagesmutter. Am schönsten ist es, wenn meine Mutter in der Nacht arbeitet. Dann ist sie am Nachmittag wach und hat Zeit, um mit mir zu spielen. Auch ich komme in die erste Klasse. Ach, ja: Mein Name ist Can.

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Erweitertes Lernangebot «FESTLAND» mit Flying teacher vor Ort

Ein Alternative zur Schulinsel

Die Primarschule Schachen Winterthur (Schweiz) möchte mit dem Projekt «Festland» die Inklusion aller Schüler:innen und die professionelle Unterstützung der Lehrpersonen in schwierigen Unterrichtssituationen stärken. Ziel des Projekts ist es, tragfähige Klassenteams zu fördern, eine starke Beziehung zwischen Lehrpersonen und Schüler:innen aufzubauen sowie die Sozial- und Fachkompetenzen der Schüler:innen durch spezielle Zusatzangebote zu entwickeln. Die Grundhaltung der Schulleitung ist dabei, dass alle Kinder in der Stammklasse unterrichtet werden und keine Trennung oder Auslagerung stattfindet.

Ausgangslage

In einem längeren Prozess «auf dem Weg zu einer inklusiven Schulgemeinschaft» mit dem ganzen Schulteam und in enger Zusammenarbeit mit der Pädagogischen Hochschule Zürich entstanden drei Leitsätze, welche als das «Credo Team Schachen» bezeichnet werden: 1. Alle Kinder bleiben in unserer Schule. 2. Keine Lehrperson wird alleine gelassen. 3. Wir haben die Ressourcen, die wir haben. Um diesen Leitsätzen gerecht zu werden, braucht die Schule ein erweitertes Lernangebot in Situationen, die sowohl für Schüler:innen wie Lehrpersonen herausfordernd sind. Dieses soll so niederschwellig und kurzfristig sein, wie möglich. Gerade in schwierigen Situationen wird eine hohe Professionalität und pädagogisches Geschick benötigt.

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Die Rolle der Schulleitung für ein gesundes und motiviertes Team

Viele Lehrpersonen sind aufgrund der hohen beruflichen Anforderungen zunehmend emotional erschöpft, was negative Auswirkungen auf ihre Gesundheit, die Unterrichtsqualität und die Leistungsfähigkeit der Schüler:innen hat. Vor diesem Hintergrund gewinnt die Gesundheitsförderung in Schulen zunehmend an Bedeutung. Aktuelle Forschung fokussiert insbesondere das Führungsverhalten der Schulleitungen und die Zusammenarbeit im Team als zentrale Ressourcen für das Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit aller schulischen Akteur:innen. In diesem Beitrag wird aufgezeigt, wie Schulleitungen mit transformationaler Führung sowohl die individuellen Ressourcen der Lehrpersonen fördern als auch die Zusammenarbeit im Team stärken können. Durch dieses Führungsverhalten schaffen sie ein gesundheitsförderndes Arbeitsumfeld, das die Bedürfnisse der Mitarbeitenden berücksichtigt und die Gesundheitsförderung als festen Bestandteil der Schulentwicklung verankert.

Einleitung

Die Vielzahl an Aufgaben und die Zusammenarbeit mit verschiedenen Anspruchsgruppen führt bei zahlreichen Lehrpersonen zu einer starken Belastung (Schoch et al., 2023). Ein hoher administrativer Aufwand, wenig Pausen, Unterrichtsstörungen sowie Schwierigkeiten bei der Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben führen zu erheblichem Stress und unzureichender Erholungszeit, was sich negativ auf das Wohlbefinden und die Gesundheit auswirken kann. Die hohen Anforderungen haben in den letzten Jahren zu einem Anstieg an emotionaler Erschöpfung geführt (Iriarte Redín & Erro-Garcés, 2020; Sandmeier et al., 2017), die als zentrale Komponente des Burnout-Syndroms gilt (Maslach et al., 1997). Die Erschöpfung von Lehrpersonen hat weitreichende Folgen: Sie beeinträchtigt nicht nur die Unterrichtsqualität (Klusmann et al., 2022) und das Klassenklima (Keller-Schneider, 2019), sondern auch die psychosoziale und schulische Entwicklung sowie die Leistungsfähigkeit der Schüler*innen (Granziera et al., 2023; Madigan & Curran, 2021; Madigan & Kim, 2021).

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Was Schmetterlinge mit einer rassismussensiblen Schulkultur zu tun haben

Bearbeiten wir das Thema Rassismus in der Schule, leisten wir einen aktiven Beitrag zur Gewaltprävention. Wir schaffen damit eine sichere Lernatmosphäre für alle Beteiligten einer Schule: für die direkt sowie indirekt Betroffenen. Rahel El-Maawi, selbstständig tätige im Bildungsbereich und Autorin beschreibt, was es für eine rassismussensible Schulkultur benötigt.

Kürzlich sind mir in einer Schulhaus-Toilette eckige Schmetterlinge begegnet. Sie zeugen von zivilcouragiertem Handeln. Weder die Lehrpersonen noch die Schulleitung wussten, wer sie gezeichnet hatte. Tatsächlich war es das Hauswartsteam, das rassistische Symbole regelmässig überarbeitet. Da Übermalen nicht möglich war, verwandelten sie die Kreuze in Schmetterlinge.

Dieses Beispiel zeigt auf, wie wichtig das gemeinsame Handeln aller Schul-Akteuer:innen ist. Eine rassismuskritische Schule braucht Strategien, um eine diskriminierungssensible Schulkultur zu stärken.

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Als Schulleiterin nach Italien auswandern: «Pazienza, Pazienza, Pazienza»

Letzten Sommer hat Rita Sauter nach 12 Jahren an der Schule Hedingen ihre Sachen gepackt und ist nach Bergamo in Italien gezogen. Seit diesem Schuljahr leitet sie dort die älteste Schweizer Schule, die Scuola Svizzera di Bergamo. In zweiten Interview schaut sie zurück auf das erste Semester und wirft einen Blick in die Zukunft.

Niels Anderegg: Nun bist du seit einem halben Jahr «Direttrice» der Schweizerschule in Bergamo. Ich kann mir vorstellen, dass der Wechsel in eine andere Kultur interessant, aber manchmal auch herausfordernd ist.

Rita Sauter: Der Kulturwechsel war ein Teil, der mich gereizt hat, den Wechsel nach Italien an eine Schweizerschule zu machen. Auch nach einem halben Jahr gibt es immer noch Dinge, welche ich neu entdecke und einzuordnen versuche. Dabei ist es manchmal schwierig zu verstehen, was zur Kultur von Italien gehört und was spezifische Merkmale unserer Schulkultur sind.

Von Beginn an ist mir zum Beispiel aufgefallen, welchen herzlichen Umgang die Lehrer:innen und Kinder untereinander haben. So passiert es mir jeden Tag, dass Kinder auf mich zukommen und mich umarmen. Zu Beginn habe ich dies der italienischen Kultur zugeordnet, bei welcher Berührungen zum Alltag gehören. So kann es sein, dass ein Vater oder eine Mutter beim Verabschieden mich noch kurz am Ellbogen berührt. Daniela, meine Assistentin, erzählte mir kürzlich, dass sie den herzlichen Umgang an unserer Schule besonders schätzt und er ein Qualitätsmerkmal unserer Schule sei, nicht in diesem Masse üblich in Italien.

Wenn du auf das erste halbe Jahr an der Schweizerschule Bergamo blickst: Was waren deine Highlights?

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Effektives Performance-Management des Kollegiums

Das neu erschienene Buch von Petra Heissenberger «Lehrkräfte führen, fördern und fordern» ist ein Leitfaden für Schulleitungen zum Performance-Management des Kollegiums. Der Leitfaden stellt Methoden, Prozesse und Informationen vor, mit denen Schulleitungen Lehrpersonen führen, fördern und fordern können. Eine Rezension von Stefanie Michel.

Buch Lehrkräfte führen, fördern und fordern

Im Buch «Lehrkräfte führen, fördern und fordern» werden Unterrichtsbesuche, die Kommunikation, die Fortbildungsplanung, der On-Boarding-Prozess, Reflexionselemente, gemeinsam formulierte Werte sowie die Lebensbalance kommuniziert thematisiert. Der Fokus des Performance-Managements liegt hauptsächlich darauf, wie die Schulleitung die Lehrpersonen unterstützen kann, damit sich die Gesamtleistung erhöht – die der einzelnen Kolleg:innen als auch des Schulstandorts als Ganzes. Ein wichtiger Faktor dabei ist, dass sich möglichst viele Lehrpersonen als aktiven Teil des Gesamtsystems sehen, da so Schulentwicklung leichter gelingt.

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«Nur ein partizipativer Führungsstil ist langfristig erfolgreich»

Anna-Valentina Cenariu arbeitet seit August als Co-Schulleiterin an der Gesamtschule Hellwies in Volketswil und hat gerade ihre Probezeit absolviert. In einem Pensum von 50 Prozent ist sie für den Zyklus 2 zuständig und führt 16 Lehrpersonen. Ivo Kamm hat sie zu ihrem Alltag als quereinsteigende Schulleiterin interviewt.

Anna-Valentina Cenariu, wie haben Sie die Akzeptanz als quereinsteigende Schulleiterin bei den Lehrpersonen, Eltern und anderen Schulleitenden erlebt, und welche Strategien haben Ihnen geholfen, Vertrauen und Respekt in Ihrer neuen Rolle aufzubauen?

Ich bin in Volketswil sehr herzlich und wohlwollend empfangen worden. Mein Eindruck ist, dass meine Führungserfahrung in der Wirtschaft und die damit verbunden Kompetenzen und Sichtweisen für den Schulbetrieb als sehr förderlich angesehen werden.

Unterstützend war zudem, dass ich mich an den Elternabenden, bei den anderen Schulleitenden in der Gemeinde, in der Schulverwaltung und vor allem bei jeder Lehrperson aus meinem Zyklus persönlich vorgestellt habe. Wichtig war mir, meinen Werdegang als Quereinsteigerin aufzuzeigen, warum ich heute als Schulleiterin in Volketswil arbeite, was meine Motivation ist, eine Schule zu führen und was ich dafür mitbringe. All diese Gespräche empfand ich als sehr wertschätzend.

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Computational Thinking, Entrepreneurship und Nachhaltigkeit

Im Rahmen des internationalen Erasmus+ Projekts «ComeThinkAgain» kamen Expert:innen an der Pädagogischen Hochschule Zürich zu einem Workshop zusammen. Gemeinsam haben sie darüber diskutiert, welche Kompetenzen und Lehrmethoden zukünftig in den Bereichen Computational Thinking, Entrepreneurship und Nachhaltigkeit für Lehrpersonen der Volksschule und Ausbilder:innen der Berufsbildung relevant sein werden.

Welche Kompetenzen benötigen Lehrpersonen der Volksschule und Ausbilder:innen der Berufsbildung zukünftig?

Diese Fragestand im Mittelpunkt des Co-Creation Workshops, der im Rahmen des Erasmus+ Projekts «ComeThinkAgain» Ende Oktober an der Pädagogischen Hochschule Zürich stattfand. Expert:innen aus Hochschulen, der Berufsbildung, dem öffentlichen Sektor sowie der Wirtschaft kamen zusammen und diskutierten Kompetenzen in den drei Bereichen: Computational Thinking, Entrepreneurship Education und Innovation sowie Nachhaltigkeit und soziale Relevanz.

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