Rassismuskritische Schulkultur - Studenten mit Lehrer

Was Schmetterlinge mit einer rassismussensiblen Schulkultur zu tun haben

Bearbeiten wir das Thema Rassismus in der Schule, leisten wir einen aktiven Beitrag zur Gewaltprävention. Wir schaffen damit eine sichere Lernatmosphäre für alle Beteiligten einer Schule: für die direkt sowie indirekt Betroffenen. Rahel El-Maawi, selbstständig tätige im Bildungsbereich und Autorin beschreibt, was es für eine rassismussensible Schulkultur benötigt.

Kürzlich sind mir in einer Schulhaus-Toilette eckige Schmetterlinge begegnet. Sie zeugen von zivilcouragiertem Handeln. Weder die Lehrpersonen noch die Schulleitung wussten, wer sie gezeichnet hatte. Tatsächlich war es das Hauswartsteam, das rassistische Symbole regelmässig überarbeitet. Da Übermalen nicht möglich war, verwandelten sie die Kreuze in Schmetterlinge.

Dieses Beispiel zeigt auf, wie wichtig das gemeinsame Handeln aller Schul-Akteuer:innen ist. Eine rassismuskritische Schule braucht Strategien, um eine diskriminierungssensible Schulkultur zu stärken.

Aus Studien wissen wir, dass das Handeln gegen Rassismus von uns Erwachsenen zentral ist. Mit alltäglichen Diskriminierungen, die Schüler:innen durch Kolleg:innen im Alltag erleben, können die allermeisten einen Umgang finden. Wenn aber wir Erwachsenen einen solchen Vorfall sehen und nicht einschreiten, dann wird die Verletzung als sehr viel stärker empfunden.

Ich spreche dann von einer Gewalterfahrung zweiten Grades. Diese ist besonders verletzend für die Kinder und Jugendlichen, da sie erkennen, dass sie an diesem Ort nicht geschützt werden und andere vermutlich auch nicht. Solche Erfahrungen produzieren oft weitere Gewalt. Denn auch die Täter:innen erkennen, dass ihre Tat unbestraft bleibt. Eine rassismuskritische Schulkultur ist also immer auch Gewaltprävention.

Ignorieren wir rassistische Vorfälle, reproduzieren wir eine diskriminierende Schulkultur. Das betrifft sowohl das Verhalten unter Kindern und Jugendlichen, das Lehrmaterialien als auch die Art und Weise, wie über Schüler:innen und ihre Familien gesprochen wird.

Schulen haben bereits Konzepte gegen Mobbing oder sexualisierte Gewalt entwickelt – nun braucht es auch Strategien gegen rassistische Gewalt. Ziel ist eine gemeinsame Haltung, die alle Schulakteur:innen befähigt, zu intervenieren und präventiv zu handeln. Neben Intervention ist Prävention essenziell: Sie entspricht dem Lehrplan 21, der Vielfalt aktiv gestalten und Pluralitätskompetenz fördern will.

Deshalb umfasst eine rassismuskritische Schulkultur ein ganzheitliches Konzept zur Intervention und zur Prävention. Bei der Intervention sollen klare Abmachungen getroffen werden, wie wir alle von Klassenassistenzen und vom Putzpersonal wie auch von Klassenlehrpersonen und Hortmitarbeitenden in unseren Rollen schnell und prägnant auf diskriminierende Situationen reagieren.

Bei der Prävention sind zwei Aspekte besonders wichtig;

  1. dass Lehrpersonen diskriminierende Lerninhalte ersetzen oder zumindest wissen, wie sie diese in der Klasse besprechen können.
  2. dass eine Vielfalt sichtbarer wird, welche alle Kinder und ihre Familien repräsentiert. Ziehen all am selben Strick, wird es für ein Schulteam viel einfacher sein, rassismuskritisches Handeln zu etablieren.
INFOBOX

Weiterbildung der ZHAW zu WBK Rassismuskritische Schulhauskultur

Die Teilnehmenden vertiefen ihr Wissen darüber, wie rassistische Vorannahmen unsere Gesellschaft und insbesondere die Schule prägen. Wir betrachten verschiedene Formen von Rassismus und schärfen das intersektionale Verständnis bezüglich Ein- und Ausschlussprozessen. Dabei lernen wir praktische Ansätze kennen und erfahren, wie in konkreten Situationen interveniert und wie eine Rassismussensibilität in der Beratung integriert werden kann. Wir entwickeln Ansätze, um die Kinder und Jugendlichen wie auch die Eltern und Lehrperson effektiv zu unterstützen und damit eine rassismuskritische Schulhauskultur zu stärken.

Hier finden Sie Daten und können sich direkt anmelden

Bei Fragen wenden Sie sich an: claudia.bernasconi@zhaw.ch

Zur Autorin

Rahel-El-Maawi

Rahel El-Maawi ist Autorin von  «No To Racism – Grundlage für eine rassismuskritische Schulkultur» sowie der rassismuskritischen Schulbuchanalyse «Einblicke». Nach längerer Tätigkeit an der Hochschule Luzern arbeitet El-Maawi heute selbständig im Bildungsbereich. Sie unterstützt Organisationen und Betriebe bei der Entwicklung einer diversitätssensiblen gleichstellungsorientierten Organisationskultur.

www.el-maawi.ch
www.notoracism.ch
https://www.instagram.com/vor.bilder.buecher


Redaktion: Melina Maerten
Portraitfoto: Von Tren Guerrero
Beitragsbild: adobe stock

Literaturnachweise
Afrozensus, EOTO 2020

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