Nachhaltige Schule - Kompetenzen für Schulleitungen

Nachhaltigkeit als Führungsaufgabe – Diese Kompetenzen für Schulleitungen machen den Unterschied

Wie können Schulleitungen den Wandel hin zu einer nachhaltigen Schule aktiv gestalten? Lassen Sie sich in diesem Beitrag von praxisnahen Erkenntnissen aus dem umfassenden systematischen Literaturreview des Forschungsprojekts «Nachhaltige Schule gestalten» sowie persönlichen Erfahrungen inspirieren. Welche Kompetenzen in der Schulführung wirklich den Unterschied machen, um Barrieren zu überwinden, Kollegien zu motivieren und gemeinsam neue Wege Richtung nachhaltige Schulen zu gehen, erfahren Sie von Irene Lampert.

Vor einigen Jahren stand ich als Schulleiterin in meiner Schule selbst vor der grossen Frage: Wie kann Nachhaltigkeit nicht nur als Unterrichtsthema, sondern ganzheitlich im Schulbetrieb etabliert werden? Das erste Teammeeting zu nachhaltigen Schulprojekten bleibt mir unvergessen: Auf der einen Seite loderten Begeisterung und Tatendrang, auf der anderen Seite Skepsis und Überforderung. Heute weiss ich, dass genau hier die Kompetenzen einer Schulleitung gefragt sind – eine Erkenntnis, die durch das umfassende Literaturreview im Rahmen des Forschungsprojekts «Nachhaltige Schule gestalten» an der PH Zürich weiter gefestigt wurde.

Die Grundlagen: Kompetenzen, die den Unterschied machen

Im Rahmen des Forschungsprojekts wurde ein umfassendes Literaturreview durchgeführt, bei dem mehrere Datenbanken systematisch nach Artikeln durchsucht wurden, um die Frage zu klären, welche Kompetenzen Schulleitungen benötigen, um nachhaltige Schulen erfolgreich zu gestalten. Ziel war es, zentrale Führungskompetenzen für die Gestaltung nachhaltiger Schulen zu identifizieren und zu systematisieren. Folgend ein Auszug jener Kompetenzen, die in der Praxis einen Unterschied machen:

1. Visionen mit Leben füllen

Eine Vision zu haben ist das eine, sie gemeinsam erlebbar zu machen, das andere. Visionen, die ökologische, soziale und wirtschaftliche Nachhaltigkeit verbinden, sind besonders wirkungsvoll. Schon kleine Schritte können Grosses bewirken: Eine sichtbar gelebte Abfalltrennung zum Beispiel, die von allen – Lehrkräften wie Schüler:innen – getragen wird. In meiner Schule wurde das gemeinsame Kochen von selbst angebauten Lebensmitteln zu einer verbindenden Erfahrung, die uns als Gemeinschaft enger zusammenbrachte.

2. Gemeinsam gestalten statt allein entscheiden

Nachhaltigkeit braucht Partizipation. Wer alle Akteur:innen einbezieht, stärkt Verantwortungsgefühl und Identifikation. Dabei können soziale, wirtschaftliche sowie ökologische Aspekte berücksichtigt werden. In einem Projekt haben wir die Schüler:innen dazu ermutigt, Themen wie soziale Gerechtigkeit und fairen Handel in die Unterrichtsprojekte einzubringen. Die Idee, eine Partnerschaft mit einer ausländischen Schule zu gründen, entstand aus einer Diskussion in einer Arbeitsgruppe und führte zu einem Austauschprogramm, das den Horizont aller Beteiligten erweiterte.

3. Barrieren als Chancen nutzen

Widerstände gehören dazu. Tatsächlich hat mich die skeptische Haltung einzelner Kolleg:innen oft inspiriert. Ein Beispiel war der Vorschlag, digitale Technologien nicht nur zur ökologischen Einsparung (weniger Papier), sondern auch zur wirtschaftlichen Nachhaltigkeit (Effizienzsteigerung) zu nutzen. Mit Unterstützung eines Elternteils aus der IT-Branche entwickelten wir ein Schulungskonzept, das sowohl technische als auch organisatorische Barrieren überwand. Dies machte am Ende den Unterricht für alle flexibler.

4. Netzwerke aufbauen und nutzen

Laut den Ergebnissen des Forschungsprojekts sind Kooperationen mit ausserschulischen Partnern von grosser Bedeutung. Dies gilt für ökologische, soziale und wirtschaftliche Nachhaltigkeit gleichermassen. Durch eine Zusammenarbeit mit einer Non-Governmental Organisation (NGO), die sich für soziale Gerechtigkeit einsetzt, konnten wir Workshops zu Themen wie Gleichberechtigung und Menschenrechte anbieten. Gleichzeitig half uns ein regionaler Biobetrieb dabei, Schüler:innen praxisnah für die Themen nachhaltige Landwirtschaft und Ernährung zu sensibilisieren.

Die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) als Leitlinie

Die 17 Ziele für SDGs der Vereinten Nationen bieten eine hervorragende Orientierung, um Nachhaltigkeit ganzheitlich in Schulen zu verankern. Von der Bekämpfung von Armut (SDG 1) über hochwertige Bildung (SDG 4) bis hin zu Massnahmen gegen den Klimawandel (SDG 13) können Schulleitungen vielfältige Ansätze in die Schulkultur integrieren.

Nachhaltigkeit im Schulalltag: Kleine Schritte, grosse Wirkung

Wer eine nachhaltige Schule gestalten will, sollte sich auf eine Reise begeben und nicht auf den schnellen Sprint hoffen. Oft sind es die kleinen, fast unscheinbaren Momente, in denen sich Veränderung zeigt:

  • Die Schülerin, die nach einem Projekt plötzlich darauf besteht, auch zuhause auf Abfalltrennung zu achten.
  • Der Kollege, der zum ersten Mal online Material teilt und begeistert feststellt, wie unkompliziert das ist.
  • Die spontane Idee, eine alte Tafel für neue Kunstprojekte zu nutzen, statt sie wegzuwerfen.

Solche Erfolgserlebnisse befeuern die Motivation und halten den Prozess am Laufen.

Wie Sie jetzt handeln

Nachhaltigkeit ist längst keine Option mehr, sondern eine Notwendigkeit. Schulleitungen spielen eine entscheidende Rolle: Sie entwickeln eine mitreissende Vision, organisieren Beteiligungsprozesse und überwinden Widerstände mit Kreativität und Optimismus.

Action Steps:

  1. Team aufstellen: Bilden Sie eine Arbeitsgruppe, die ökologische, soziale und wirtschaftliche Nachhaltigkeit in Projekten integriert.
  2. SDGs einbinden: Nutzen Sie die 17 SDGs als Rahmen für Ihre Schulstrategie.
  3. Netzwerke knüpfen: Kooperieren Sie mit Unternehmen, Gemeinden und NGOs.
  4. Reflektieren und feiern: Lernen Sie aus Herausforderungen und würdigen Sie Erfolge.
INFOBOX

Mit Mut, Weitblick und den richtigen Kompetenzen können Schulen Orte werden, die Nachhaltigkeit nicht nur lehren, sondern leben.

Für Schulleitungen, die sich intensiver mit dem Thema Nachhaltigkeit beschäftigen möchten, bietet das Modul Pioneering Sustainability an der PH Zürich eine hervorragende Möglichkeit. Gemeinsam mit Expert:innen können Sie spannende Nachhaltigkeitsprojekte initiieren und gezielt daran arbeiten, Ihre Schule zukunftsfähig und nachhaltig zu gestalten.

Zur Autorin

Irene Lampert

Irene Lampert ist promovierte Erziehungswissenschaftlerin und Expertin im Bereich Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) sowie Schulführung. Sie arbeitet als Lehrgangsleiterin und Forscherin an der PH Zürich und war in unterschiedlichen Positionen als Lehrgangsleiterin, Dozentin, Forscherin sowie als Schulleiterin und Lehrerin tätig. Durch ihre akademischen und Praxiserfahrungen hat sie umfassende Kenntnisse in Theorie und Praxis erlangt.

Redaktion: Melina Maerten
Titelbild: Bildarchiv PHZH

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert