Barbara Caffi

Potenziale von Führungspersonen entwickeln – So kommt man als Logopädin in die Schulleitung

Für kompetente Schulleitungen in der Zukunft braucht es den Blick auf die Potenziale von Lehr- und Fachpersonen von heute und Raum für ihre Entwicklung. Barbara Caffi, Logopädin und Fachleiterin Sonderpädagogik in der Schulgemeinde Fällanden, erzählt im Gespräch mit Nina-Cathrin Strauss, wie sich ihr Weg als Fachperson in die Schulleitung gestaltet hat, was ihre Motivationen sind und was diesen Prozess unterstützt und herausgefordert hat.

Barbara, nach vielen Jahren als Logopädin hast du nun neue Aufgaben in der Schulleitung übernommen. Wie haben sich deine Aufgaben in den letzten Jahren an der Schule Fällanden verändert?

Zwanzig Jahre lang habe ich mit viel Herzblut, aber recht autonom und fokussiert als Therapeutin in der Logopädie gearbeitet. Mit Unterstützung der Schulleitung habe ich in den letzten Jahren dann verschiedene Zusatzaufgaben übernommen, zum Beispiel die Stufenleitung Sonderpädagogik oder die Vereinheitlichung der Abläufe im sonderpädagogischen Bereich für die ganze Primarstufe. Dann kam das Angebot, im Zuge der Neuorganisation der sonderpädagogischen Strukturen die Leitung des Fachteams Therapie zu übernehmen.

Als Teamleitung bin ich verantwortlich für die Führung, Koordination und Weiterentwicklung des Therapie-Teams und des therapeutischen Angebotes ähnlich den Modellen der Städte Uster oder Zürich. Dafür wurde ich nun zusätzlich mit einem Schulleitungspensum angestellt und konnte mit der Schulleitungsausbildung starten.

Ich arbeite enger mit den anderen Schulleitungen und der Leitung Sonderpädagogik zusammen und beschäftige mich so auch mit Aufgaben und Herausforderungen, die die gesamte Schule betreffen. Die Stelle ist neu, ich muss daher meine Rolle füllen und entwickeln. Dabei profitiere ich viel von meiner ehemaligen Schulleitung.

Was hat dich an dieser Aufgabe gereizt? Und was bedeutet sie für deine Arbeit als Logopädin?

Durch meine Arbeit als Logopädin konnte ich viel Erfahrung sammeln, war in Kontakt mit verschiedenen Anspruchsgruppen und bin dadurch auch vernetzt in der Gemeinde. Ich treffe aber immer wieder auf Themen und Herausforderungen, die nicht nur meinen Bereich betreffen. Ein grosses Thema ist die Inklusion. Mich hat gereizt, nicht nur für meine Therapiearbeit oder mein Schulhaus zu denken, sondern den Horizont zu erweitern und nach gemeinsamen Lösungen zu suchen. Nach wie vor arbeite ich als Logopädin, bin mit Eltern, Kindern und Lehrer:innen in Kontakt. Aber ich muss mich ein Stück davon lösen, weil mich rund um meine Führungsaufgaben neue Gedanken in Anspruch nehmen.

Als Logopädin hast du trotzdem einen besonderen Blick auf die «Gute Schule» und «guten Unterricht». Was ist dir wichtig? Wie prägt das deine Führungsrolle?

Ich arbeite schon lange im sonderpädagogischen Bereich und beobachte ebenfalls die Zunahme an Kindern mit erhöhtem Förderbedarf. Als Therapeut:innen arbeitenwir zwar auch separativ, aber mit dem Ziel, die Partizipationsfähigkeit der Kinder in ihrem Alltag zu stärken – auch um eine Integration zu ermöglichen. Wir können nicht losgelöst von den Lehrer:innenteams und deren Ansprüchen arbeiten. Ich möchte mithelfen, einen guten Weg dafür zu finden. Inklusion ist eine grosse Herausforderung, aber auch eine grosse Chance. Ich möchte an der Basis gute Lösungen entwickeln, hier im Kleinen meinen Beitrag leisten. Dafür brauchen wir eine echte, interdisziplinäre Zusammenarbeit.

Respekt habe ich davor, den verschiedenen Individualitäten und Ressourcen im Team Raum zu geben und diese dann zu bündeln und auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen. Mir ist es wichtig, dass ich anderen mit Offenheit begegne – erwarte das aber auch im Gegenzug. Als Führungsperson möchte ich meinem Team die nötigen Rahmenbedingungen geben, damit jede Person selbstverantwortlich ihren Beitrag leisten kann. Dafür müssen wir uns auch einig sein, was eine gute Schule ausmacht.

Welche Schritte auf dem Weg von Teacher Leader zu Schulleitung hast du gemacht? Wie ist die Entwicklung verlaufen?

Als Stufenleiterin habe ich mich – angeregt durch meine Schulleitung – mit meiner Rolle als Teacher Leader stärker befasst, noch bevor ich eine Führungsposition übernommen habe. In den Grundlagen Teacher Leadership habe ich altbekannte Schwierigkeiten in den Blick genommen: Wie überzeugst du andere, wie geht man mit Einwänden um, welche Rolle spielt Sense Making. Die Impulse aus den Weiterbildungen haben Lust auf mehr Mitgestaltung und Schulentwicklung gemacht, aber es gab die Grenze bei der Personalverantwortung, wo ich als Teacher Leader keine Handhabe hatte – in meiner jetzigen Funktion als Vorgesetzte schon. Das finde ich spannend, weil sich so ganz andere Möglichkeiten für Entwicklung und Steuerung im therapeutischen Bereich ergeben.

Für die Entwicklung meiner Rolle in der Schule Fällanden war die Schulleitung sehr wichtig. Sie hat mich stark gefördert, mich auf Weiterbildungen aufmerksam gemacht und mir natürlich auch ermöglicht, dass ich nach und nach mehr Führungsaufgaben im Rahmen meines Pensums übernehmen konnte.

Deine Funktion ist neu geschaffen worden und du bist aus dem Team heraus Leiterin geworden, wie lief dieser Prozess?

Ein wichtiger Aspekt war die Kommunikation. Meine Kolleg:innen wurden frühzeitig durch die Vorgesetzten informiert, dass ich für diese neue Aufgabe vorgesehen werde. Die Schulleitung und Leitung Sonderpädagogik haben transparent kommuniziert und aufgezeigt, was die Vorteile der Veränderung sind.

Das Team hat es positiv aufgenommen, auch, dass es jemand aus dem eigenen Team ist und nicht jemand Externes. Aber natürlich müssen wir uns bewusst sein, dass damit auch Herausforderungen verbunden sind. Schwierig wird die Doppelrolle als Kollegin und als Vorgesetzte, denn ich kann nicht immer nur Positives in Gesprächen oder Sitzungen thematisieren. Ich habe Fach- und Personalverantwortung, führe nun Mitarbeitergespräche und -beurteilungen.

Was ist dir wichtig für deine Führungsaufgaben?

Ich habe ein Team mit einer guten Gesprächskultur, das hilft für meine Aufgaben und unser Weiterkommen. Denn ich kann meine Aufgabe nicht allein bewältigen. Für mich ist es wichtig, dass ich meinem Team und den anderen Beteiligten die verschiedenen Perspektiven verdeutlichen kann. Ich bin nicht nur Leiterin eines spezifischen Teams, sondern auch Bindeglied zu den verschiedenen Schulteams und Schulleitungen. Um das Miteinander zwischen den Therapeut:innen und den Lehrer:innen zu stärken, muss es uns gelingen, immer wieder auch die Perspektiven anderer zu verstehen. Mir ist es wichtig, dass das gelingt.

INFOBOX

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Zur Person

Barbara Caffi, Logopädin und Fachteamleterin Therapie Schule Fällanden

Barbara Caffi ist seit 20 Jahren Logopädin und seit August 2024 Fachteamleiterin Therapie an der Schule Fällanden. Die Schulgemeinde Fällanden zählt rund 250 Lehrpersonen und Mitarbeitende und über 1’200 Schüler:innen. Sie ist aufgeteilt in die drei Schuleinheiten Lätten in Fällanden, Bommern in Pfaffhausen und Buechwis in Benglen, die in den entsprechenden Dorfteilen angesiedelt sind. Als Fachteamleitung Therapie führt Barbara Caffi 6 Therapeut:innen aus den Bereichen Logopädie und Psychomotorik.

Zur Autorin

Nina-Cathrin Strauss

Nina-Cathrin Strauss ist Dozentin im Zentrum Management und Leadership und promovierte Pädagogin. In Ihrer Arbeit beschäftigt sie sich mit der Professionalisierung von Schulführung, insbesondere von Teacher Leadern und Schulleitungen. Sie ist Lehrgangsleiterin im DAS Schulleitung und Themenverantwortliche für Teacher Leadership.

Redaktion: Melina Maerten
Titelbild: zVg

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