Neuer Schulleiter, Thomas Ruppanner

Führungswechsel gestalten – mehr als ein Amtsantritt

In einer losen Folge thematisieren wir, wie ein Führungswechsel an Volksschulen gestaltet werden kann: Wenn eine neue Schulleitung startet, ist das mehr als nur ein Stellenantritt. Es ist ein Übergang, der viele Beteiligte betrifft und der gestaltet werden will. Wetzikon setzt dabei konsequent auf Beziehung: vom ersten Kontakt bis zur gemeinsamen Rückschau nach einem Jahr. Was es dazu braucht und welche Erfahrungen dazu gemacht wurden, schildert Thomas Ruppanner, Leiter Bildung, im Interview mit Andrea Hugelshofer.

Herr Ruppaner, was ist euch in Wetzikon bei einem Schulleitungswechsel besonders wichtig?

In einem Wort: Beziehung.

Ein Führungswechsel ist kein rein administrativer Vorgang, es ist ein Beziehungsprozess. Für neue Schulleitungen gilt es, möglichst rasch tragfähige Beziehungen aufzubauen: zu den Lehrpersonen, zum Hausdienst, zu Eltern, zu den Schulleitungskolleginnen und -kollegen sowie zur Schulbehörde. Genau dabei unterstützen wir sie von Anfang an.

Ein bewährtes Element in Wetzikon sind die Kennenlerngespräche mit allen Lehrpersonen in den ersten Wochen. Das ist bei uns Standard und wird sowohl von den Lehrpersonen als auch von den neuen Schulleitungen sehr geschätzt. Es schafft Nähe, Vertrauen und ein erstes gemeinsames Verständnis.

Was geschieht in der Zeit zwischen Stellenzusage und Stellenantritt?

Auch hier steht für uns der Aufbau von Beziehung im Zentrum – ganz nach dem Motto: «Ankommen beginnt vor dem ersten Arbeitstag.» Sobald die Zusage steht, laden wir die neuen Schulleitungen zu allen relevanten Anlässen und Schulfeiern ein. So tauchen sie früh in die Gemeinschaft ein. Ein zentraler Bestandteil der Einführung ist auch das Kennenlernen der Verwaltung. In persönlichen Treffen zeigen unsere Fachstellen, wie sie die Schulleitungen konkret unterstützen können. Die neuen merken schnell: Hier gibt es viele helfende Hände und offene Türen.

Der eigentliche Übergabeprozess beginnt ebenfalls vor Stellenantritt: Die neue und die bisherige Schulleitung treffen sich mehrmals mit mir als Leiter Bildung, um Erfahrungen zu teilen und laufende Themen zu besprechen.

Ein kleines, aber wirkungsvolles Detail ist eine handgeschriebene Willkommenskarte, unterschrieben von allen Schulleitungen. Sie zeigt: Du bist Teil unseres Teams.

Wie begleitet und unterstützt ihr neue Schulleitungen nach dem Start?

Unser Grundsatz lautet Präsenz zeigen, Geduld haben, Orientierung bieten.

Wir wissen, dass neue Schulleitungen Zeit brauchen, um sich in Abläufe und Strukturen einzufinden. Deshalb begleiten wir sie eng. Die wichtigste Bezugsperson ist dabei oft die Co-Schulleitung. Meist gibt es bereits vor Stellenantritt intensiven Kontakt und diese Kolleg:innen sind im Alltag die erste Anlaufstelle.

Ich selbst führe mit allen neuen Schulleitungen wöchentliche Jour fixe-Gespräche. Dort besprechen wir aktuelle Herausforderungen, klären Fragen und suchen gemeinsam nach pragmatischen Lösungen. So lerne ich die neuen Schulleitungen schnell kennen.

Damit die Co-Schulleitung zusammenwächst, ermöglichen wir in der Anfangszeit ein Führungscoaching. Hier geht es um gemeinsame Werte, Entscheidungsprozesse und das gegenseitige Kennenlernen – oder wie wir sagen: darum als Führungsteam den eigenen Takt zu finden.

Und weil Feiern ebenfalls zu unserer Kultur gehört, zelebrieren wir die ersten 100 Tage mit einer kleinen Anerkennung. Nach 300 Tagen stossen wir mit einem Apéro und einem Rückblick auf das erste Jahr feierlich an.

Ein besonderes Highlight für viele neue Schulleitungen ist unsere Schulleitungskonferenz. Hier wird Erfahrung geteilt, Unterstützung angeboten, Material ausgetauscht und das ganz selbstverständlich, offen und kollegial. Diese Offenheit macht das Einsteigen leichter und wird von den neuen Führungspersonen besonders geschätzt.

Zur Person

Ruppanner Thomas

Thomas Ruppanner ist seit acht Jahren Leiter Bildung in Wetzikon. Zuvor war er als Sekundarlehrer und langjähriger Schulleiter tätig. Was seine Schulleitungen über ihn sagen? Strukturiert, präsent und immer begeisterungsfähig. Sie wären aber auch nicht unglücklich, wenn er ein bisschen weniger neue Ideen hätte.

Zur Autorin

Andrea Hugelshofer ist Dozentin im Zentrum Management und Leadership an der PH Zürich. Sie interessiert sich als Beraterin und Dozentin insbesondere für das gelingende Zusammenspiel verschiedener Steuerungs- und Führungsebenen an Schulen.

Redaktion: Melina Maerten
Beitragsbild: zVg, Lisa Berek (an ihrem ersten Tag als Schulleiterin) und Thomas Ruppanner

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