Das Spiel ImaginEd regt an, Schule neu zu denken. Es motiviert, ungewöhnliche Ideen zu entwickeln und Herausforderungen spielerisch zu meistern. Dabei tauchen Teams ein in einen ungewöhnlichen, verrückten Schulalltag. Eliane Burri und Judit Martinez Moreno zeigen, wieso ImaginEd Schulen ganz neue Perspektiven eröffnen kann.
In einer Partie ImaginEd entwerfen Schulteams zeichnend und erzählend eine Vision ihrer eigenen Schule der Zukunft. Nach dem Spiel setzen sie konkrete Entwicklungsimpulse um und gestalten so den digitalen Wandel an ihrer Schule mit. ImaginEd ist ein praxiserprobtes und evidenzbasiertes Brettspiel, das Teams bei der Schulentwicklung unterstützt und Impulse für konkrete Projekte bietet.
Die eigene Vision von Schule in einer digitalen Welt entwickeln
Der digitale Wandel eröffnet Schulen zahlreiche Gestaltungsmöglichkeiten aber auch Herausforderungen. Diese reichen von der Bereitstellung moderner Infrastrukturen und Geräte über die Gestaltung von Unterrichtsinhalten bis hin zur Entwicklung der Kompetenzen und Haltungen des Personals. Wie können Schulen in diesem komplexen Prozess unterstützt werden, ihre eigene Vision für den digitalen Wandel zu entwickeln?
Mit dem Brettspiel ImaginEd wurde ein Werkzeug entwickelt, das pädagogische und spielerische Ansätze verbindet, um genau diese Fragen aufzugreifen. Das Spiel entstand in einem interdisziplinären Team aus Bildungsexper:tinnen und Game Designer:innen. Diese Zusammenarbeit sorgt dafür, dass ImaginEd sowohl fachlich fundiert als auch methodisch ansprechend gestaltet ist. Es schafft eine motivierende Umgebung, in der Teams gemeinsam Visionen entwickeln und erste Schritte für ihre Schulentwicklung planen können.
Spielerische Ansätze schaffen einen experimentellen Rahmen, in dem sich kreative Ansätze ohne Angst vor realen Konsequenzen erproben lassen. Dadurch können Barrieren abgebaut und Teamprozesse gefördert werden. Mit dem Spiel ImaginEd wollen wir genau diesen spielerischen Zugang schaffen und Unterstützung bieten. Es hilft schulischen Führungspersonen und ihren Teams, die Herausforderungen des digitalen Wandels zu erkennen, zu reflektieren und gezielt anzugehen.
Das Spiel rückt nicht so sehr technische Aspekte, sondern vor allem pädagogische und organisatorische Fragen in den Fokus: Wie lassen sich die digitalen Kompetenzen von Lehrpersonen weiterentwickeln? Welche Rolle spielen Kooperationen mit anderen Schulen und externen Akteuren? Und wie können Prozesse und Strukturen innerhalb der Schule nachhaltig gestaltet werden?
ImaginEd schafft einen spielerischen Rahmen für Innovative Ideen und schafft gleichzeitig Reflexionsanreize: Die Teilnehmenden erleben den digitalen Wandel in einer simulierten, sicheren Umgebung und reflektieren kontinuierlich die Übertragbarkeit auf ihre eigene Schule. Ziel ist es, konkrete Entwicklungsimpulse zu setzen und Veränderungsprozesse der eigenen Schule aktiv voranzutreiben. Die Spielenden werden angeregt, Haltungen und Strategien zu hinterfragen und weiterzuentwickeln.
Entwicklung des Spiels in enger Zusammenarbeit mit der Praxis
Die Entwicklung von ImaginEd erfolgte nach den Prinzipien des «Participatory Designs». Schulleitungen und Lehrpersonen wurden als Pilotschulen frühzeitig einbezogen und brachten ihre Erfahrungen und Perspektiven zum Spiel ein. In iterativen Schlaufen wurde das Spiel laufend weiterentwickelt. Begleitet wurde dieser Prozess durch qualitative Evaluationsforschung.
Die Begleitforschung zu ImaginEd liefert vielfältige Einblicke in die Praktiken und Bedürfnisse von Schulen, die einen digitalen Transformationsprozess durchlaufen. Gespräche mit verschiedenen Pilotschulen zeigen, dass es einerseits hoch motivierte Personen gibt, die digitale Medien intensiv nutzen und andere Kollegen mit ihren Ideen inspirieren wollen. Andererseits wird deutlich, dass die technische Ausstattung, die zeitlichen Ressourcen und vor allem die individuelle Einstellung zum digitalen Wandel an den Schulen sehr unterschiedlich sind.
Darüber hinaus zeigen die Ergebnisse, dass die Schulen zwar häufig über einige technische Geräte verfügen, diese aber nicht systematisch und umfassend integriert sind. Digitale Werkzeuge oder Medien werden oft vorwiegend zu organisatorischen Zwecken oder in Form von bereits vorbereiteten Unterrichtsmaterialien eingesetzt, und innovative und kreative Anwendungen wie die Produktion von eigenen Filmen oder anderen digitalen Formaten sind meist einzelnen Lehrkräften oder kleinen Teams vorbehalten.
Gleichzeitig betonen die befragten Schulen, dass es ihnen oft an einer gemeinsamen Strategie oder Schulkultur fehlt, um die digitale Transformation ganzheitlich zu gestalten. Weder gibt es einen regelmässigen Dialog über didaktische Konzepte, noch vernetzen sich die Lehrpersonen in grösserem Umfang, um gemeinsam Ideen und Projekte zu entwickeln.
Die Studienergebnisse legen nahe, dass eine solche Situation mit ImaginEd positiv beeinflusst werden kann. Das Spiel bietet niedrigschwellige Anreize, sich im Team mit digitalen Themen auseinanderzusetzen und gemeinsam Visionen für die Zukunft der Schule zu entwickeln. Es schafft auch Raum, um gemeinsam konkrete nächste Schritte für die Schulentwicklung festzulegen. Damit kann ein Prozess angestossen werden, der möglicherweise über einzelne Initiativen hinausgeht und das gesamte Kollegium in die digitale Transformation einbezieht.
ImaginEd: Von kreativen Impulsen zur nachhaltigen Gestaltung des digitalen Wandels
Mit ImaginEd lassen sich Veränderungsprozesse an Schulen anstossen und nachhaltig umsetzen. Das Spiel fördert Reflexion und Kreativität und Einstieg in konkrete Projekte. Es sensibilisiert für Anforderungen des digitalen Wandels und unterstützt Schulen dabei, eigene Strategien und Visionen zu entwickeln. Indem das Spiel Austausch und Kooperation anregt, trägt es dazu bei, individuelle Kompetenzen zu bündeln, die Zusammenarbeit zu stärken und somit den digitalen Wandel an Schulen strukturiert und nachhaltig zu gestalten. Für Schulleitungen und ihre Teams ist ImaginEd ein praktisches Werkzeug, um den digitalen Wandel aktiv zu gestalten und als Chance zu nutzen. Die spielerische Herangehensweise senkt Hemmschwellen, motiviert zur gemeinsamen Ideenfindung und ermöglicht eine breitere Verankerung von Schulentwicklungsprozessen im Team.
Infobox
Hier finden Sie weitere Informationen zum Spiel ImaginEd.
Das Spiel erscheint im Herbst 2025 und wird im Rahmen der UNM Tagung 2025 an der PH Zürich vorgestellt.
Zu den Autorinnen

Eliane Burri leitet das Zentrum Medienbildung und Informatik an der Pädagogischen Hochschule
Zürich. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind Digital Leadership in Education und die Begleitung von Schulen im digitalen Wandel.

Judit Martínez Moreno ist Junior Researcher am Zentrum Bildung und Digitaler Wandel und promoviert in Erziehungswissenschaften zum Thema «Lehrer:in werden in Zeiten des digitalen Wandels». Ihre Arbeitsschwerpunkte sind Lehrerbildung, Motivationen und Künstliche Intelligenz (KI).
Redaktion: Melina Maerten
Beitragsbild: Von Eliane Burri
Literaturnachweise
Dust, F., & Jonsdatter, G. (2008). Participatory Design. In: Erlhoff, M., & Marshall, T. (Eds.), Wörterbuch Design. Board of International Research in Design. Birkhäuser Basel.
Schiefner-Rohs, M. (2016). Schulleitung in der digital geprägten Gesellschaft. In H. Buchen & H.-G. Rolff (Eds.), Professionswissen Schulleitung (S. 1402–1419). Beltz.
Schulz-Zander, Renate, R. (2001). Lernen mit neuen Medien in der Schule. In J. Oelkers (Hrsg.), Zukunftsfragen der Bildung (S. 181–195). Beltz.
Tulowitzki, P., & Gerick, J. (2020). Schulleitung in der digitalisierten Welt. Empirische Befunde zum Schulmanagement. DDS – Die Deutsche Schule, 2020(03), 324–337.
Waffner, B. (2021). Schulentwicklung in der digital geprägten Welt: Strategien, Rahmenbedingungen und Implikationen für Schulleitungshandeln. In A. Wilmers, M. Achenbach, & C. Keller (Eds.), Bildung im digitalen Wandel. Organisationsentwicklung in Bildungseinrichtungen (pp. 67–103). Waxmann.