Von der analogen zur digitalen Kommunikation

Marc Neuenschwander ist Schulleiter der Schulen Arth-Goldau, die sich seit 2009 in Kooperation mit der PH Schwyz als Projektschule im Bereich digitale Medien profiliert. In seiner MAS-Abschlussarbeit entwickelte er Handlungsempfehlungen für Schulleitende im Umgang mit digitalen Kommunikationsmedien, welche das Wohlbefinden im Umgang mit digitalen Kommunikationsmedien positiv beeinflussen können.

In den vergangenen zehn bis fünfzehn Jahren durchlief die Kommunikation innerhalb des Schulbetriebes einen enormen Wandel. Von der einst analogen Kommunikation (Schriftwechsel, Meldezettel, schwarze Bretter im Lehrerzimmer und Informationssitzungen) hat sich die Informationsweitergabe an Schulen vorwiegend auf digitale Medien und mit der Verbreitung von Smartphones auch in die Hosentasche verlagert.

 Schulleitende sind die Schlüsselpersonen, wenn es um die zu verwendenden Kommunikationskanäle an ihrer Schule geht. Sie bestimmen, wie oft, in welcher Form und auf welchen Kanälen informiert wird. Die Untersuchungen im Rahmen der Masterarbeit haben ergeben, dass sich Schulleitende bei der Bearbeitung der eigenen Kommunikationskanäle selber enorm unter Druck setzen, was oftmals zu Stress oder Unbehagen führt. Eine Auswahl der empfohlenen Handlungsweisen wird im Folgenden in Kurzform beschrieben:

 Flow im Arbeitsprozess

 Der optimale Zustand für das Schaffen, zu dem ein Mensch fähig ist, wird als Flow bezeichnet. Um diesen Flow zu erreichen, ist es erforderlich, dass man sich einer Aufgabe konsektuiv widmet, also ohne Unterbrechung, da man sich ansonsten jeglicher Chance beraubt, in den Zustand dieser Tiefenkonzentration zu gelangen. Um überhaupt eine Art von Flowgefühl zu erlangen, ist die Konzentration von mindestens 15 Minuten auf eine Aufgabe zwingend. Werden wir während unserer Arbeit gestört oder unterbrochen, benötigen wir wiederum erst 15 Minuten, bis wir wieder einen ähnlich produktiven Zustand erleben, wie vor der Unterbrechung. Deshalb empfiehlt es sich, während der Arbeit alle gängigen Signaltöne am Smartphone oder am PC auf stumm zu schalten, um mögliche Störquellen zu minimieren. Die Arbeitszufriedenheit steigt merklich, je länger man sich während eines Arbeitstages ungestört einer Tätigkeit widmen kann.

Arbeitszeiten von Lehrpersonen

 Viele Lehrpersonen leisten einen grossen Teil ihrer Arbeit auch an den Abenden oder an den Wochenenden. Es ist daher auch nicht verwunderlich, dass E-Mails die Schulleitenden auch rund um die Uhr und ausserhalb der normalen Bürozeiten erreichen. Die Beantwortung dieser E-Mails muss durch die schulleitende Person nicht sofort bei Erhalt erfolgen, sondern kann auch am nächsten Arbeitstag in Angriff genommen werden. Nur weil man die Möglichkeit hat, den E-Mailposteingang rund um die Uhr auf dem Smartphone abzurufen, bedeutet dies nicht, dass man die erhaltenen E-Mails deswegen lesen oder gar unverzüglich bearbeiten muss. Die wenigsten E-Mailinhalte sind dermassen wichtig, als dass sie nicht am folgenden Arbeitstag beantwortet werden könnten. In dringenden Notfällen wird mit Sicherheit nicht auf das Schreiben einer E-Mail, sondern auf das Telefon zurückgegriffen.

Bewirtschaftung von E-Mails

 Schulleitende setzen sich oft selber unter Druck, die erhaltenen E-Mails möglichst zeitnah zu beantworten. Der Vorteil bei der E-Mailkommunikation liegt genau darin, dass das Zeitfenster für die Bearbeitung in den meisten Fällen selbst gewählt werden kann. Die rollende Abarbeitung der eingehenden E-Mails und der damit verbundene Wunsch, das E-Mailpostfach möglichst leer zu kriegen, sind hierbei nicht förderlich für das Wohlbefinden. Das E-Mailposteingangsfach muss am Ende des Arbeitstages nicht leer sein. Die wenigsten E-Mails sind so wichtig, als dass sie innerhalb von 10 Minuten beantwortet werden müssten. Es empfiehlt sich zudem, die erhaltenen E-Mails nach ihrer Wichtigkeit und Dringlichkeit zu ordnen und diese dann entsprechend abzuarbeiten.

Umgang mit problembeladenen E-Mailinhalten

 Bei der schriftlichen Kommunikation mit E-Mail besteht die Gefahr, dass Inhalte aufgrund fehlender Mimik, Gestik und Betonung falsch verstanden werden können und auch zwischen den Zeilen gelesen wird. Aufgrund von Missverständnissen können so Probleme entstehen, welche im direkten Gespräch hätten vermieden werden können. In komplexen Problemlösesituationen soll in jedem Fall das direkte Gespräch der schriftlichen Kommunikation vorgezogen werden. Anstatt ankommende Mails mit komplexen Fragestellungen sofort zu beantworten, wird der Erhalt dieser kurz bestätigt mit dem Hinweis, dass eine Antwort zu gegebenem Zeitpunkt erfolgen wird. Dies reduziert den Druck, auf alle Anfragen unverzüglich eine Antwort bereit zu haben.

Bündeln von Informationen

 Informationen an das ganze Lehrerteam sollten durchdacht sein und der Versand nach Möglichkeit in regelmässigen Abständen erfolgen. Statt jede wichtige Information unverzüglich in einem eigenen Mail an die ganze Lehrerschaft zu versenden, bewährt es sich, die Mitteilungen zu sammeln und diese in regelmässigen Abständen als Infomails, Teaminfo oder Wochenmail zu versenden. Mit dieser Massnahme kann die Datenflut und vor allem die Anzahl E-Mails enorm reduziert werden, zudem befinden sich alle Mitarbeitenden gleichzeitig auf dem neuesten Informationsstand. Die Infomails werden umso mehr gelesen, wenn sie nicht nur informieren, sondern auch persönliche Ansichten (Lob, Freude, Rückmeldungen zu aktuellen Projekten) enthalten.

Quasi als Extrakt der Forschung auf dem Gebiet der digitalen Kommunikation konnten aufgrund der Erkenntnisse viele weitere Handlungsempfehlungen für Schulleitende abgeleitet werden. Diese Tipps von der Praxis für die Praxis sind im Kapitel 7.2 in der Abschlussarbeit „Von der analogen zur digitalen Kommunikation“ niedergeschrieben und stehen allen interessierten Personen zum Lesen zur Verfügung.

Masterarbeit Schulinformationssystem

Marc Neuenschwander, Schulleiter Schulkreis Arth SZ

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