Vor zwei Jahren gaben Dozierende und wissenschaftliche Mitarbeitende der PH Zürich Auskunft über ihre Bedürfnisse und Kompetenzen im Umgang mit den Bibliotheksservices und beurteilten die Qualität und Relevanz verschiedener Schulungsformate. Nun liegt ein Follow-up mit Studierenden vor.
Die Befragung aus dem Jahr 2022 richtete sich an Multiplikator:innen. Die Annahme: Fachgruppen- und Subgruppenleitungen, Fachreferierende und weitere Schlüsselpersonen aus der Lehre beeinflussen die Nutzung der Bibliotheksdienstleistungen hochschulweit entscheidend mit, sowohl im Kollegium als auch unter den Studierenden.
Die Online-Antworten von insgesamt 41 Teilnehmenden sollten Hinweise darauf geben, wie erfolgreich die Bibliothek mit ihren Beratungsformaten ist und inwieweit sie die selbstgesetzten und theoriegeleiteten Qualitätsstandards erreicht. Aufgrund des beschränkten Evaluationsumfangs liessen sich aus den Ergebnissen primär Hypothesen ableiten. Die Relevanz wirksamer und qualitativer Bibliotheksberatungen, aber eben auch der Formalisierung und Einbindung in die Curricula, trat dennoch deutlich zutage.
Auszug Befragungsergebnisse 2022
Zirka 80 Prozent der Teilnehmenden nehmen irgendeine Form von Beratung in Anspruch.
Die Bibliothek erfüllt mit ihren Beratungsformaten die selbstgesetzten und theoriegeleiteten Qualitätsstandards durchgehend und in hohem Masse.
Die Qualitätsindikatoren deuten darauf hin, dass die Bibliothek Mitarbeitende der PH Zürich adäquat, zielgerichtet und mit einem soliden Mix an persönlichen/unpersönlichen sowie elektronischen/physischen Formaten (wie von den Antwortenden für die Zukunft gewünscht) unterstützt.
Der Bedarf an Beratungen für Studierende wird generell als grösser angesehen als derjenige für Mitarbeitende.
Massnahmen aus der Befragung
Die Ergebnisse 2022 lieferten erste Hinweise auf Stärken und Optimierungsmöglichkeiten des Bibliotheksangebots und dienten intern zur Qualitätssicherung, Weiterentwicklung und Steuerung. So wurde etwa die Vernetzung und die Präsenz der Bibliothek in Lehre und Weiterbildung respektive die curriculare Anbindung der Bibliotheksservices in den Folgejahren nochmals intensiv vorangetrieben. Einerseits im digitalen Bereich: Beispiele hierfür sind die Lancierung einer Online-Lerneinheit und ein ausgebautes Videotutorial-Portfolio für das selbstgesteuerte Lernen, Einführungsfilme zum Studiumsstart sowie ein bequemes Internet-Buchungssystem für Beratungen und Modulbesuche. Andererseits im physischen Bereich: Beispiele hierfür sind neue regelmässige Einführungsformate und interaktive Führungen sowie zahlreiche Kurse und Schulungen in Kooperation mit Dozierenden.
Details dazu in den Jahresberichten 2023 und 2022.
Follow-up mit Studierenden
In einem Punkt liess die Evaluation 2022 jedoch vorerst nur einen indirekten, gefilterten Blick zu: auf den Bedarf und die Fertigkeiten von Studierenden im Umgang mit Bibliotheksservices sowie auf die Wirkungsdimensionen von Beratungen und Schulungen in dieser Zielgruppe. Als wichtigste direkte Massnahme aus jener Befragung war deshalb eine Folgeevaluation unter Einschluss von Studierenden geplant, in der ausgewählte Hypothesen überprüft werden sollten. Inzwischen liegen aus dieser Langzeiterhebung erste Ergebnisse vor.
Feedback zu Beratungsformaten
Der Fragebogen wurde über die Dauer von zwei Jahren verschickt, jeweils im Anschluss, das heisst als Feedback zu einer Beratung, die via (Online-)Telefonat oder vor Ort stattgefunden hatte. Zu den Angeschriebenen gehörten darüber hinaus Nutzende, die eine der regelmässigen Führungen in Anspruch genommen hatten (beratender Überblick zum Bibliotheksangebot vor Ort). Insgesamt wurden 124 beratene respektive geführte Personen angeschrieben, davon 82 Studierende und 41 Mitarbeitende der PH Zürich sowie eine externe Person. Der Rücklauf lag bei 35 Prozent (n=43). Weitere 132 Personen, die in dieser Zeit per Mail oder Chat beraten wurden, erhielten keinen Fragebogen.
A) Qualität und Relevanz
n=23
Von 23 Antwortenden gaben 96 Prozent an, dass ihnen das Beratungsformat weitergeholfen habe («trifft zu»), 100 Prozent fanden es empfehlenswert.
Die Beratungen und Führungen wurden in den Kommentaren im Einklang mit der Umfrage 2022 häufig als bedarfsorientiert («meine Fragen wurden geklärt», «prägnante und sehr sachdienliche Unterstützung», «hat mir geholfen»), kompetent («Beratung war sehr gut», «toll», «kompetente Beratung», «gut vorbereitet», «kompetente Führung»), verständlich («Danke für die hilfreichen Tipps!», «informativ», «als Überblick sehr hilfreich») und mehrmals auch als motivierend («Sehr freundliche, persönliche und unkomplizierte Atmosphäre», «hat mir einige Recherche-Tipps geben können, die ich nicht kannte und die mir auch in Zukunft helfen», «Freude gemacht und […] Lust») und niederschwellig («toll und […] unkompliziert») beschrieben. Zwei Personen fanden den Einstieg einer Führung etwas holprig respektive für die restlichen Inhalte wenig von Belang. Damit waren allgemeine Exkurse zu Architektur und gesellschaftlichem Auftrag von Bibliotheken gemeint, die das Gesagte in einen grösseren Zusammenhang einordnen, aber scheinbar nicht immer auf Interesse stossen.
Von 20 weiteren Antwortenden waren 90 Prozent mit der Qualität der Beratung zufrieden, 10 Prozent unzufrieden. Als Grund für die Unzufriedenheit wurden im Kommentar organisatorische Probleme genannt (unklare Stornierung, Absagen).
n=20
B) Wirkung und Kompetenz
n=20
Auf die Frage, ob die Beratung bezüglich Bibliothekskompetenz eine Wirkung erzielte, also bezüglich des Wissens, welche Dienstleistungen die Bibliothek anbietet (z.B. Printmedien, digitale Medien, Beratung, Fernleihe), stimmten 75 Prozent zu, weitere 15 Prozent stimmten teilweise zu und 10 Prozent sahen keine Wirkung.
n=20
Auf die Frage, ob die Beratung bezüglich Informationskompetenz eine Wirkung erzielte, also bezüglich des Wissens, wie Benutzende die Dienstleistungen der Bibliothek optimal nutzen (z.B. Suche im Katalog, Zugang digitale Medien, Recherchetechniken, Literaturverwaltung), stimmten 80 Prozent zu, weitere 5 Prozent stimmten teilweise zu und 15 Prozent sahen keine Wirkung. Hier wurden ausserdem Unterkategorien abgefragt:
n=17
n=20
Auf die Frage, ob die Beratung bezüglich Selbstkompetenz eine Wirkung erzielte, also bezüglich des Wissens, wie sich Benutzende im Umgang mit den Bibliotheksdienstleistungen selbst helfen resp. wo sie sich selbst informieren können, stimmten 85 Prozent zu, weitere 5 Prozent sahen eher und 10 Prozent eher bis keine Wirkung.
C) Kanäle
Die meisten der Antwortenden fanden den Weg zu den Beratungen im Einklang mit der Umfrage 2022 über die drei wichtigsten Kanäle der Bibliothek: 15 über die Webauftritte, 14 über persönliche Kontakte und jemand über E-Mail. Printprodukte spielten keine Rolle.
Feedback zu Kursformaten
Etwas mehr als nur anekdotische Evidenz liefert die Befragung der Kursteilnehmenden aus den Jahren 2023 und 2024. Der Fragebogen wurde jeweils am Ende eines durchgeführten Kurses an alle Teilnehmenden verschickt. Insgesamt schrieb die Bibliothek so in 26 Workshops und Impulsen 378 Personen an. Darunter machten die Studierenden eine deutlich grössere Gruppe aus als die Mitarbeitenden der PH Zürich (an die sich die Kurse ebenfalls richteten). Auf eine exakte Segmentierung der Zielgruppe wurde jedoch verzichtet. Der Rücklauf lag bei 34 Prozent (n=130).
A) Qualität und Relevanz
126 Teilnehmende, das heisst 97 Prozent der Antwortenden gaben an, dass ihnen der Workshop oder Impuls hinreichend weitergeholfen habe (98 Teilnehmende kreuzten «trifft zu» an, 28 kreuzten «trifft eher zu» an), 127 Teilnehmende, das heisst 98 Prozent der Antwortenden würden den betreffenden Kurs tendenziell weiterempfehlen (99 Teilnehmende kreuzten «trifft zu» an, 28 kreuzten «trifft eher zu» an).
Die Kommentare zeigen auch hier, dass dieses Schulungsformat als bedarfsorientiert («passend», «zielführend», «super auf den Punkt gebracht», «nützlich», «relevante infos [sic] dargeboten», «das Wichtigste war drin», «ich konnte vom Inhalt profitieren»), kompetent («informativ», «sehr gut angeleiteter Workshop», «ideale Weiterbildung»), verständlich («gut verpackt», «übersichtliche und verständliche Präsentation», «verständlich vorgetragen», «sehr verständlich durch die Folien und die Erläuterungen», «gut strukturiert», «hilfreich für den Einstieg», «ich habe […] alles verstanden», «Die Folien sind sehr verständlich») und mehrmals als motivierend («Freue mich aufs Ausprobieren!», «freue mich [sic] die genannten Plattformen anzuschauen», «Ich werde das Tool für meine Recherchearbeit ausprobieren», «Gerne wieder», «Ich werde mich jetzt ans Ausprobieren machen», «fühle mich nun schon viel befähigter hinsichtlich der Masterarbeit», «Hilft mir […] auch für die Zukunft sehr gut weiter») und niederschwellig («kurz und prägnant», «super Format kurz und knackig», «kompakt und hilfreich») angesehen wurde. Die kurze Dauer und der frontale Online-Charakter wurden zwar überwiegend lobend, recht häufig aber auch kritisch («Ging ziemlich schnell», «Wenn die Idee ein einseitiges Webinar ist, müssen wir nicht alle gleichzeitig teilnehmen», «etwas überfordernd», «Dann müsste der Kurs aber länger sein und mehr Zeit zwischendurch zum ausprobieren [sic]») hervorgehoben. Bei längeren, tiefer gehenden Formaten wurden demgegenüber vereinzelt Umfang und Komplexität der vermittelten Inhalte kritisiert («War eher lange […] daher etwas anstrengend», «sehr viel Informationen», «Etwas komplex, aber dennoch sehr hilfreich», «Der Kurs war sehr intensiv, hat mir allerdings auch sehr weitergeholfen»).
Diskussion
Die Umfrage 2022 richtete sich primär an Dozierende in ihrer Rolle als Multiplikator:innen. Das Follow-up aus den Jahren 2023 und 2024 schloss Studierenden nun explizit mit ein. Die Ergebnisse lassen folgende Annahmen zu (vorerst nur anekdotisch aufgrund des geringen Rücklaufs):
Fazit und Ausblick
Die Bibliothek erfüllt mit ihren Schulungsformaten die selbstgesetzten und theoriegeleiteten Qualitätsstandards durchgehend und in hohem Masse – sowohl für die Zielgruppe der Mitarbeitenden als auch der Studierenden der PH Zürich (wie das Follow-up bestätigte).
Feinjustierungen betreffend Inhalt, Dauer und Form der Schulungen werden aufgrund der ausgewerteten Kommentare laufend vorgenommen. So ist darin doch wiederholt Überforderung mit der Dichte der vermittelten Informationen in einem 20-minütigen Onlinekurs zu spüren. Nach einer Lancierung vieler kurzer Webinare zu Pandemiezeiten sollen deshalb künftig auch wieder vermehrt längere Formate pilotiert werden – und auch solche vor Ort und mit höherem Interaktionsgrad, da berechtigterweise darauf hingewiesen wird, dass sich kurze frontale Onlineformate gut durch die bereits existierenden Videotutorials ersetzen lassen.
Die Umfrage 2022 zeigte, dass die PHZH-Mitarbeitenden die Eigenkompetenzen hoch bewerten, nicht zuletzt aufgrund ihres Berufsbildes als Akademiker:innen – und zwar in allen drei Bereichen (Welche Bibliotheksdienstleistungen gibt es? Wie kann ich die Bibliotheksdienstleistungen nutzen? Wie kann ich mir selbst helfen?). Folgerichtig nahmen die Antwortenden keinen grossen Beratungsbedarf bei sich wahr. Die Beratungen der Bibliothek trugen gemäss Befragung nur geringfügig bis mittelmässig zum Kompetenzaufbau bei. Im Follow-up hingegen nahmen die Antwortenden in allen drei Bereichen diesbezüglich eine hohe Wirkung erfolgter Beratungen wahr.
Dies galt ebenso für die Unterkategorien der Informationskompetenz, bei welchen die Teilnehmenden 2022 ebenfalls die Wirkung der Bibliotheksberatung als eher tief bis mittelmässig einschätzten: Ihre Informationskompetenz als Dozierende und wissenschaftliche Mitarbeitende hielten sie auch ohne Beitrag der Bibliothek bereits für gut ausgeprägt. Das (wenngleich sehr kleine) Sample des Follow-ups unter Einschluss von Studierenden legte demgegenüber substanzielle Wirkungsannahmen offen. Es deckt sich mit der Ausrichtung und Erfahrung der Bibliothek, dass die Studierenden die Hauptzielgruppe ihrer Beratungsformate sind und am meisten davon profitieren.
Ein Bedarf an Beratungen, die vor Ort stattfinden, zeigt sich auch im digitalen Zeitalter (2023 und 2024 waren es insgesamt zirka ein Viertel aller gebuchten Beratungen). In Übereinstimmung mit der Umfrage 2022, in der eine Mehrheit der Befragten für die Zukunft physische und elektronische respektive persönliche und unpersönliche Beratungsangebote gleich häufig nutzen wollte, setzt die Bibliothek der PH Zürich weiterhin auf einen breiten Mix an Formaten und Selbsthilfetools. Die persönlich-menschliche Komponente wird dabei gezielt gepflegt und möglichst niederschwellig angeboten (Thekendienst, neues Buchungssystem). Fixe Walk-In-Zeiten, zu denen jemand aus dem IKO-Team vor Ort für spontane Beratungsanfragen zur Verfügung steht, haben sich hingegen nicht bewährt – sie konnten durch andere Formate ersetzt werden, die ebenfalls eine zeitnahe persönliche Beratung ermöglichen wie Thekenkontakt, Express-Online-Buchung oder 24-Stunden-Chat.
Weiterhin sollte in der Organisation von Beratungen auf zielgerichtete Kommunikation und saubere Prozesse geachtet werden (zum Beispiel klare Zusage respektive Stornierung und unkomplizierte Terminfindung). Das neue Buchungssystem trägt massiv dazu bei und funktionierte im Beobachtungszeitraum praktisch reibungslos.
Die Bibliothek wird weiterhin Feedback zu ihren Services einholen und in regelmässigen Abständen über Ergebnisse und Schlüsse informieren. Bis bald in einem der vielen Schulungsformate!