„Das Leben ist…“ Schreiben über das Leben

Der Songtext «Das Leben ist» von HE/RO wird als Ausgangspunkt für eine poetische Reflexion über eigene Erfahrungen und Assoziationen genommen:

HE/RO Das Leben ist https://matchlyric.com/he-ro-das-leben-ist

Das Leben ist, drei Jahre lang betrogen werden
Und wenn du’s rausgefunden hast, trotzdem belogen werden
Das Leben ist, wenn alte Freunde fast an Drogen sterben
Das Leben ist, wenn Manager mit deiner Kohle werfen
Das Leben ist die Kündigung am zweiten Tag
Es ist, so viel auf dеm Herz zu haben, aber kеiner fragt
Das Leben ist, wenn Sechste-Klasse-Trauma kickt
Das Leben ist, wenn Mobbing in der Schule dein Vertrauen fickt
Das Leben ist Angst haben vorm Angst haben
Schweißgebadet aufwachen, fünf Uhr früh an Samstagen
Und immer, wenn ich denk‘: „Ich halt‘ es kaum mehr aus“
Sagt ein leiser Teil: „Mach die Augen auf“

Refrain:
Das Leben ist schön
Du kannst es nur nicht seh’n
Ich fühl‘ alle deine Trän’n und
Wie einsam man sein kann

Remake:

Das Leben ist

Das Leben ist, …………………………………………

Das Leben ist, …………………………………………

Das Leben ist, …………………………………………

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Das Leben ist, …………………………………………

Das Leben ist, …………………………………………

Das Leben ist, …………………………………………

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Das Leben ist, …………………………………………

Das Leben ist, …………………………………………

Das Leben ist, …………………………………………

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Ein Remake von „nicolerendschmidt“, geposted auf TikTok:

„Das Leben ist eine psychische Störung zu haben,

und dir das erstmal einzugestehen und dann damit zu leben.

Das Leben ist, geliebte Menschen zu verlieren,

ohne sich zu verabschieden zu können.

Das Leben ist, sich selbst als nie genug zu empfinden.

Das Leben ist, immer der Zeit hinterher zurennen

und doch sie nie einfangen zu können.

ABER…..

Das Leben ist auch, deine Kinder aufwachsen zu sehen,

dir deine Träume zu erfüllen,

zu erkennen das deine Ängste besiegbar sind,

das du viel mehr schaffst als jemals erwartet.

Ja Leben ist schön.

Mit den guten und schlechten Seiten,

mit schönen und traurigen Tagen.

Denn das ist das Leben“

Körper – Macht – Kapitalismus: „Das ewige Ungenügend“ von Saralisa Volm

Peter Holzwarth

In ihrem Buch «Das ewige Ungenügend. Eine Bestandsaufnahme des weiblichen Körpers.» (Ullstein 2023) beschreibt Saralisa Volm – Schauspielerin, Filmproduzentin und Kuratorin – das Dilemma vieler Frauen: der Druck, Schönheitsnormen entsprechen zu wollen und zu müssen einerseits und das Bedürdnis nach Selbstbestimmung andererseits. Sie analysiert die Rolle der Medien differenziert:

«Sind die Medien also Schuld an unserem Schönheitsdilemma? Nein. Aber eine Gesellschaft, die solche Medien entwickelt, verbreitet und liest, die trägt durchaus Verantwortung. Medien prägen, bilden, fordern. Jeder will ein bisschen mitmachen. Jeder will ein Stück vom Beautykuchen. L’Oréal brüllt uns an und wir brüllen mit: „Weil ich es mir wert bin“. Unser Wert wirds so einer Summe degradiert, die wir bereit sind in unser Aussehen zu investieren Eine weitere Lüge, auf die wir reinfallen sollen: Selbstwert ist käuflich nein, ist er nicht.» (S. 50/51)

Volm verbindet Einblicke in sehr persönliche biographische Erfahrungen (Essstörungen, sexuelle Übergriffe) mit Gesellschafts- und Kulturkritik.  

Es wird auf zwei Ebenen von Frauen profitiert, die sich Schönheitsidealen unterwerfen: Frauen, die mit der Erfüllung von Schönheitsnormen beschäftigt sind, stellen keine Gefahr für die bestehenden Machtstrukturen dar und die Beautyindustrie verdient weltweit sehr viel Geld mit Produkten (S. 37; S. 46). Hier werden Parallelen zu Laurie Penny deutlich, die ihre Gesellschafts- und Kapitalismuskritik im folgenden Zitat zum Ausdruck brachte: “If all women on earth woke up tomorrow feeling truly positive and powerful in their own bodies, the economies of the globe would collapse overnight.” (Laurie Penny, Meat Market. Female Flesh under Capitalism, 2011). Bestimmte Wirtschaftsbereiche profitieren von der weiblichen Körperunsicherheit bzw. Empowerment und Selbstermächtigung würden dem Umsatz von Schönheitsprodukten und -dienstleistungen schaden.

Die Kulturwissenschaftlerin Elisabeth Lechner kritisiert in einem SRF-Audiobeitrag zum Thema „Aus für Miss-Wahlen: Was passiert jetzt mit dem Schönheitsideal?“ nicht nur den Selbstoptimierungsdruck, der auf Frauen ausgeübt wird, sondern auch dieTatsache, dass immer mehr Körperbereiche zu Problemzonen erklärt werden und dass die Zielgruppen in bezug auf das Alter ausgeweitet werden:

«Es wird ein wahnsinnig grosser Druck gerade auf Frauen und queere Menschen ausgeübt, einem bestimmten ideal zu genügen ohne das man quasi das Haus nicht verlassen darf, ohne den man nicht als gepflegt gilt ohne den man nicht an der Gesellschaft partizipieren kann – also eigentlich wird Kontrolle ausgeübt. Und die kapitalistische Schönheitsindustrie hat ein großes Wort mitzureden, die eben immer neue Körperzonen beschämt und zur Problemzone erklärt, um immer weitere Produkte zu verkaufen. Und gerade im Kontext vom Gesicht sehen wir das in letzter Zeit wahnsinnig. Also in den USA ist der grösste wachsende Markt im Bereich der Skincare, der der 8-13-jährigen. Also so ganz junge Influencer werben schon damit was ihre Skincare-Routine  ist.» (11.48)

Im folgenden Zitat bringt Volm die Kritik an einer individualisierenden, strukturelle Lebensbedingungen und kollektive Erfahrung und Bewusstmachung negierende Selbstoptimierungskultur pointiert zum Ausdruck:

«Uns Konsument*innen wird nach wie vor suggeriert, dass die Verantwortung für unseren Körper, unser Glück und unsere Zukunft ausschließlich bei uns liegt. Haben wir kein Glück, dann haben wir uns einfach nicht genug angestrengt, nicht hart genug dafür gearbeitet. Relevant sind plötzlich nicht mehr die Umstände, sondern wie wir ihnen begegnen und mit ihnen umgehen.168 Die Verbindung zwischen Individualisierung, Neoliberalismus und dem modernen Glücksstreben führt dazu, dass wir uns selbst vorwerfen, wenn wir an der Ungerechtigkeit der Welt scheitern. Aber können wir innerhalb eines kranken Systems überhaupt gesunde Menschen sein? Nein, können wir nicht. Ungerechtigkeit, Unterdrückung, finanzielle Einschränkungen und Bevormundung lassen sich nicht wegmeditieren.» (S. 232/233)

An folgenden drei Stellen werden von Volm auch Defizite im Bereich schulische Bildung kritisiert:

«Wir lernen in der Schule, dass Menschen Hunger haben, Schlaf benötigen und weinen, um Stress abzubauen. Aber von dem Bedürfnis nach Lust und nach Erregung erfuhr ich nichts. (…) Niemand sagte uns, dass wir alles phantasieren dürfen und damit nicht allein sind.» (S. 178)

«Wir brauchen eine sexuelle Bildung für alle, die so umfangreich und vielfältig ist wie die Ernährungswissenschaft. Die Bedürfnisse des weiblichen Körpers müssen als so natürlich, erlaubt und gewollt angesehen werden wie der Sexualtrieb der Männer. Unsere Lust ist genauso wach und gierig, suchend und erlebbar.» (S. 187)

«Ein Kuss muss nicht zum Sex führen. (…) Ich muss nicht um Hilfe schreien oder jemandem ein Ohr abbeißen, um Grenzen an und in meinem Körper zu ziehen. Sex und sexuelle Handlungen dürfen nicht eingefordert werden.

Nie. Viele wissen das nicht, weil ihnen weder ihr Körper noch ihre Rechte erklärt werden. Im Gegenteil: Während wir die Verkehrsregeln von der Grundschule bis zum Führerschein unentwegt vermittelt bekommen, damit niemand verletzt wird, erfahren wir nur sehr wenig über die Stoppsignale unseres eigenen Körpers und der Körper, denen er sich hingibt, annimmt und nähert. Die Auffahrunfälle passieren im Stillen.» (S.  205)

Möglicherweise wäre die Schule neben Familie und anderen informellen Kontexten ein geeigneter Ort für die Vermittlung eines positiven oder neutralen Umgangs mit dem eignen Körper – nicht nur für Mädchen und Frauen. 

Gilt der Satz von Laurie Penny womöglich für alle Menschen – ohne den offensichtlich notwendigen Geltungsanspruch für weiblich gelesene Personen in Frage zu stellen?

«Wenn alle Menschen der Erde morgen aufwachen würden und sich richtig positiv und stark in ihren Körpern fühlen würden, würde die Weltwirtschaft über Nacht zusammenbrechen.»

Links:

Aus für Miss-Wahlen: Was passiert jetzt mit dem Schönheitsideal? (17.12.2024)

https://www.srf.ch/audio/news-plus/aus-fuer-miss-wahlen-was-passiert-jetzt-mit-dem-schoenheitsideal?id=AUDI20241217_NR_0029

Bodyshaming – Nie schön genug: Warum so viele Frauen ihren Körper verachten (9.12.2023)

https://www.srf.ch/kultur/gesellschaft-religion/bodyshaming-nie-schoen-genug-warum-so-viele-frauen-ihren-koerper-verachten

Das ewige Ungenügend – wie Frauen auf ihren Körper blicken (8.12.2023)

https://www.srf.ch/audio/kontext/das-ewige-ungenuegend-wie-frauen-auf-ihren-koerper-blicken?id=24544e88-f04f-4721-8ff1-307599894ffe

#134 Saralisa Volm – Bewertung weiblicher Körper

Kreatives Schreiben auf Schweizerdeutsch?

Peter Holzwarth

Welche Rolle spielt Schweizerdeutsch als Sprache des kreativen und ästhetischen Ausdrucks? Pedro Lenz beispielsweise ist mit Kurzgeschichten und Romanen auf Berndeutsch bekannt geworden, z. B. «Der Goalie bin ig» oder «Di schöni Fanny». Auch viele Rapperinnen und Rapper produzieren und singen ihre Texte auf Schweizerdeutsch (z.B. Kutti MC, Knackeboul, Lo & Leduc, Steff la Cheffe, Nemo).

Auch Lieder von Mani Matter erfreuen sich Jahrzente nach seinem Tod grosser Beliebtheit bei allen Altersgruppen.

Dokumentarfilm „Mani Matter – Warum syt dir so truurig“

https://www.srf.ch/play/tv/film/video/mani-matter—warum-syt-dir-so-truurig?urn=urn:srf:video:56b93181-69b3-4f5e-93b9-f606ebfa0a0c

Sollte auch Schülerinnen und Schülern ermöglicht werden, ihre im Alltag benutze Sprache als ästhetische Ausdrucksprache erfahren zu können? Oder muss die wertvolle, immer zu knappe Lernzeit voll auf Hochdeutsch konzentriert werden? Steht möglicherweise eine fehlende Grammatik des Schweizerdeutschen der Notwendigkeit des Bewertens und der Einteilung in «richtig» und «falsch» entgegen? Andereseits könnten schweizerdeutsche Texte von der Bewertung mit Schulnoten ausgeschlossen werden, andere Formen von Feedback könnten etabliert werden.

Zu bedenken wäre auch der potenzielle Ausschluss von Schlülerinnen und Schülern, die nicht Schweizerdeutsch sprechen und verstehen.

Im Rahmen der international Summerschool PH Zürich 2025 «Gamification in Education» (Franziska Spring und Peter Holzwarth) entstanden im Zusammenhang mit Playfulness und kreativem Schreiben Gedichte auf Englisch und in verschiedenen anderen Sprachen (u.a. Schwedisch, Mandarin und Gälisch). Auch ein Gedicht auf Schweizerdeutsch war dabei. Hier der Beitrag von Robin Müller – ein Remake zum Gedicht Vergnügungen von Bertold Brecht:


Enjoyments*

S erschti Liächt

es Chraze vo Pfote uf em Holz

Sanfti Berührige

Sunnegrüess

de Rhythmus vom Kafi mache

es Gähne

Velofahre

Aacho 

Begägnige

ToDos

Erfolg und Prokrastination

en zweite Kafi

Schnufe und Singe

en Sprung is Wasser

Energie

Diskussione, Spaziere

Schlafe

Weitere Beispiele und Diskurse

Pedro Lenz: Akzente und Fehler

Pedro Lenz: Akzente und Fehler | Giacobbo / Müller | Comedy | SRF

Stefanie Grob: Sommerfreuden

https://www.srf.ch/news/schweiz/satire-und-comedy/die-etwas-anderen-news-von-oslo-bis-ottawa-overtourism

*Enjoyments

Das erste Licht

Ein Kratzen von Pfoten auf dem Holz

Sanfte Berührungen

Sonnengruss

Der Rhythmus des Kaffeemachens

Ein Gähnen

Fahrradfahren

Ankommen

Begegnungen

To-dos

Erfolg und Prokrastination

Ein zweiter Kaffee

Atmen und Singen

Ein Sprung ins Wasser

Energie

Diskussionen, Spaziergänge

Schlafen

Hat George Orwell in 1984 mit dem „Versificator“ ChatGPT vorweggenommen?

In seinem bekannten dystopischen Roman 1984 (erschienen 1949) beschreibt Geroge Orwell einen totalitären Staat, in dem Technologien benutzt werden, um Menschen zu kontrollieren. Bekannt sind die so genannten „Televisoren“, Monitore im privaten und öffentlichen Raum, die senden und empfangen können und so mehr oder weniger flächendeckende Überwachung ermöglichen. Viele verbinden 1984 auch mit der staatlich gelenkten Kontstruktion von Geschichte durch manipulierte Fotos, Filme und Texte:

„‚Wer die Vergangenheit beherrscht‘, lautete die Parteiparole, ‚beherrscht die Zukunft; wer die Gegenwart beherrscht, beherrscht die Vergangenheit.'“ (George Orwell: „1984“, S. 34 (Übersetzung: Michael Walter, Frankfurt am Main/Berlin: Ullstein 1990))

Weniger bekannt ist der „Versificator“ mit dem man ohne menschlichen Einfluss Schlagertexte produzieren kann:

„So oft ihr Mund nicht durch Wäscheklammern verschlossen war, sang sie mit mächtiger, tiefer Altstimme:

‚Es war nur ein tiefer Traum,

Ging wie ein Apriltag vorbei-ei,

Aber sein Blick war leerer Schaum,

Brach mir das Herz entzwei-ei!‘

Das Lied wurde während der letzten Wochen von ganz London geträllert. Es war einer von zahlreichen ähnlichen Schlagern, die für die Proles von einer Unterabteilung der Fachgruppe Musik herausgegeben wurden. Der Wortlaut dieser Lieder wurde ohne jedes menschliche Zutun von einem sogenannten ‚Versificator‘ zusammengestellt.“

(George Orwell: „1984“, S. 128 (Übersetzung: Michael Walter, Frankfurt am Main/Berlin: Ullstein 1990))

Möglicherweise haben sich „Televisoren“ in der Gestalt von personalisierten Smartphones auf perfide Art verwirklicht und der „Versificator“ in Form von generativen Programmen wie ChatGPT.

Standbild aus „1984“: Verfilmung des Romans von Michael Radford (UK, 1984)

Weitere Hinweise:

„ARD / Arte: 1984 oder Schöne neue Welt im Jahr 2021, George Orwell, Aldous Huxley?“:

„George Orwell, Aldous Huxley – 1984, oder schöne neue Welt? ARTE Doku (Re-upload)“:

Lehrpersonen als Influenzer?

Peter Holzwarth

Immer häufiger verbinden Lehrpersonen ihre Arbeit mit Social-Media-Aktivitäten. Auf Instagram oder TikTok geben sie Einblick in ihre Arbeit und sprechen beispielsweise über Lehr-Lernmethoden, Lehrmittel, Arbeitsblätter, Klassenraumgestaltung, Umgang mit Unterrichtsstörungen oder Spiele im Klassenzimmer. Dies kann für die Produzierenden eine wichtige Reflexion darstellen, aber vor allem auch wertvolle Inspiration für andere Lehrpersonen.

Sobald Schülerinnen und Schüler ohne Einverständnis gefilmt werden oder die gefilmte Klassenzimmersituation für Werbung missbraucht wird, kann es heikel werden, wie der NDR-Dokfim «Content aus dem Klassenraum – Dürfen Lehrer Influencer sein?» zeigt.

Zielgruppe von Werbung in Social-Media-Beiträgen können andere Lehrpersonen sein, aber auch Schülerinnen und Schüler. Generell müssen Beiträge mit und ohne Schülerinnen und Schüler unterschieden werden – ebenso gefilmte Schülerinnen und Schüler mit und ohne Einverständniserklärungen.

Oft greifen die Filme auch humorvoll den Alltag von Lerhpersonen auf, in diesem Kontext kann die Produktion und Rezeption von Beiträgen auch als Coping-Strategie verstanden werden.

Kritische Stimmen könnten auf riskante bzw. ambivalente Chancen hinweisen. Auf der einen Seite Inspiration für die eigene Berufspraxis, auf der anderen Selbstoptimierungsdruck und potenziell problematische soziale Vergleiche auch im beruflichen Kontext.

Wünschenswert wäre, dass in Zukunft alle beteiligten Akteursgruppen über mehr ethisches und juristisches Bewusstsein verfügen würden (Lehrpersonen, Eltern, Schülerinnen und Schüler, Schulleitungen, Politiker:innen). Es müssen auch rechlichte Regelungen und Reglemente entwickelt und angepasst werden.

Fallbeispiele

Fallbeispiel 1: Diskurse um KI-Fotos von zukünftigen Traumberufen der Schülerinnen und Schüler

Eine Beitrag «momos.usa» auf Instagram zeigt Reaktionen von Kindern, deren Lehrerin sie mit Hilfe von KI  als Erwachsenen in ihren Wunschberufen zeigt: «A teacher is inspiring the internet by using AI to transform her students into the professionals they dream of becoming. From doctors to astronauts, each image reflects their future hopes and has moved viewers with its message of support, encouragement, and belief in every child’s potential.»

https://www.instagram.com/reel/DK3n0h_sI5f/?igsh=MThkbHlzbXE4bnRoYg%3D%3D

Ein weiterer Beitrag von «fraurhiza» (Instagram) reflektiert und kritisiert diese Form von Datennutzung:

«ChatGPT verwenden, um Fotos der Schüler/-innen hochzuladen und aus diesen neue Portraits von ihnen zu generieren?
Jede Woche zeigt es mir ein neues Reel an, in dem KI für (Unterrichts-???)Zwecke genutzt wird, die ich extrem fragwürdig finde.
Bisher sehe ich diese „Trends“ vor allem in den USA, aber ich habe echte Bedenken, dass sie irgendwann auch zu uns überschwappen. Gerade weil sie auf Social Media so verbreitet werden.

Wie steht ihr dazu?»

https://www.instagram.com/reel/DLCdcwXITXm/?igsh=MWhwY3k4YjRnNW96cg%3D%3D

Fallbeispiel 2: Diskurse um die Ursache von problematischem Verhalten im Klassenzimmer

In einem Instagram-Filmbeitrag (us.teachers.trendz) kritisiert eine Protagonistin, dass viele Schülerinnen und Schüler aufgrund von Gewöhnung an medial vermittelte kurze Dopaminintervalle eine extrem kurze Aufmerksamkeitsspanne haben und apathisch und unerreichbar sind: «And they have a level of apathy that I have never seen before in my whole career.» Sie stellt auch die Frage, wer dies zu verschuldet haben könnte (Eltern, Lehrpersonen, kapitalistische Gesellschaft).

https://www.instagram.com/p/DJZELIOPFFZ

In einem weiteren Instagram-Video (lehrplan22, Original: mami.hat.recht) ist eine Mutterfigur zu sehen, die zu einem (imaginären) Kind spricht. Dem Kind wird ein Joghurt angeboten und jeder einzelne Schritt wird zur Wahl gestellt (z.B. Farbe des Joghurts, Deckel ganz aufmachen oder nur zum Teil, Farbe des Löffels, Grösse des Löffels etc.). Das Video ist mit über die ganze Laufzeit hinweg mit einem Textbalken versehen, der die Handlung in einen bestimmen Kontext stellt: «der Grund, warum die Kinder dann im Klassenzimmer spinnen»:

https://www.instagram.com/reel/DDNBIE0qt1C/?igsh=ZnIzaG44b282ejlx

Es wird die Deutung nahegelegt, dass zu umfassende Wahlmöglichkeiten im Elternhaus zu problematischem Sozialverhalten im Schulkontext führen können, wo die Wahlmöglichkeiten eingeschränkt sind.

Beispiele aus der Schweiz:

https://www.ateacherslifestyle.ch

http://www.philippe-wampfler.ch/

Andere Länder:

Saskia Rhiza «fraurhiza» (Instagram)

«45minuten» (Instagram)

«Herr Schmelzer | Lehrer» (TikTok)

«Momos.usa» (Instagram)

«lehrplan22» (Instagram)

«subjektiv.sinnvoll» (Instagram)

Reihe „Erfahrungsorientierte Bildungsforschung“: neue Publikationen

In der Reihe „Erfahrungsorientierte Bildungsforschung“ sind zwei neue Bände erschienen:

Barth, U., & Wiehl, A. (Eds.). (2025). Ethos in der Pädagogik – eine professionelle Haltung reflektieren und ausbilden. Beltz Juventa.

Schauer, G., Christof, E., & Rödel, S. S. (Eds.). (2025). Ethos im Lehrberuf: Das ELBE-Manual zum Einsatz in der Lehrer*innenbildung mit Kontextualisierungen und Ergänzungen. Beltz Juventa.

Überblick zu den Bänden der Reihe: hier

Die Netflix-Miniserie Adolescence: Mediennutzung – Männlichkeitskonzepte – Bildkompetenz

Peter Holzwarth

„Emoji are highly context dependent. Much like gestures that are used with speech, we need to understand emoji in the specific conversations and communities they are used in. There is no consistent relationship between emoji use and inner emotional state that can be generalised across groups of teens or other emoji users.“ (Kruk & Gawne 2025)

Die  Netflix Miniserie «Adolescence» (Jack Thorne & Stephen Graham, UK 2025) besteht aus vier Folgen, die interessanterweise alle in einem «Take» aufgenommen worden sind, d.h. die Handlung wurde in einem Zug durchgefilmt, ohne Schnitte. Die Handlung basiert auf real existierenden Ereignissen.

Gleich zu Beginn wird ein 13-jähriger Junge (Jamie) festgenommen. Ihm wird zur Last gelegt, am Tod einer Mitschülerin (Katie) schuld zu sein bzw. beteiligt zu sein.

Eine Polizistin und ein Polizist ermitteln unter anderem auch im schulischen Umfeld der toten Schülerin und des verhafteten Jungen. Der Sohn des Polizisten, der auch die gleiche Schule besucht, erklärt seinem Vater im Rahmen eines vertraulichen Einzelgesprächs, dass er zentrale Aspekte im Kontext des Falls nicht beachtet bzw. nicht verstanden hat. Es geht um die so genannte «Incel»-Bewegung und um eine bestimmte Art der Emoji-basierten Kommunikation, die nur Insidern vertraut ist.

Die Incel-Bewegung (involuntary: unfreiwillig; celibate: zölibatär) ist ein medialer Zusammenschluss von Männern, die unfreiwillig zölibatär leben. Sie deuten ihren Mangel an Beziehung und Sexualität mit fehlender eigener Attraktivität und dem weiblichem Interesse an männlich aussehenden attraktiven Männern. Gemäss der Incel-Deutungsmuster haben nur attraktive Männer Zugang zu Frauen. Oft wird die Bewegung mit Hass gegen Frauen und sexuell erfolgreiche Männer assoziiert. In diesem Zusammenhang stehen auch problematische frauenfeindliche Werte, die der Influencer Andrew Tate propagiert. Auch die so genannten «Pick-up Communities», die Tricks für sexuelle Verführung entwickeln und austauschen können in diesem Kontext gedeutet werden.

Der Sohn interpretiert die Social-Media-Kommunikation zwischen Opfer und Angeklagtem als Beleidigung, da das Mädchen indirekt über Emojis zum Ausdruck gebracht haben soll, dass der Junge ein Incel sei und für immer Jungfrau bleiben würde. Andere Jugendliche haben dieser Aussage auf Social Media zugestimmt. In diesem Zusammenhang kann die Kommunikation als Cyber-Mobbing gedeutet werden.

Später erläutert er seinem Vater die Bedeutung von geposteten Herzen, die gemäss seiner Deutung je nach Farbe anders sei:

“-Red.

-Means love.

-Purple, horny. Yellow, I’m interested. Are you interested?

-Pink, I’m interested but not in sex.

-Orange, you’re gonna be fine. It all has a meaning, Dad. Everything has a meaning.” (Adolescence, Folge 2, 31:09)

Es stellt sich die Frage, ob hier eine Eindeutigkeit suggeriert wird, die es im realen Leben gar nicht gibt oder nur innerhalb von subkulturellen Nutzergruppen.

Das folgende Beispiel illustriert die Mehrdeutigkeit von Emojis. Für mache Nutzende ist das folgende Symbol ein „Danke“ (Beide Handflächen ein und derselben Person berühren sich) für andere ein „High Five“ (Handflächen zweier verschiedener Personen werden eineinandergeklatscht, zum Zeichen eines gemeinsamen Siegs beispielsweise).

Der TikTok-Nutzer «frechxdachs» schreibt: «Leute hab gerausgefunden dass der Emoji (Emoji mit berührenden Handflächen) ein «high five» darstellen soll. Es sterben Leute und wir geben uns die ganze Zeit «high fives»!» (Emoji mit Tränenbächen).

In einem Artikel des „The Telegraph“ mit dem Titel „The ‘sinister emojis’ used by incel teenagers“ von Tim Sigsworth wurden Emojis aus den Kontexten „Incel“, „Drugs“und „Sex“ zusammengestellt:

Auch hier stellt sich die Frage nach dem Grad der Eindeutigkeit. Es ist immer von grosser Bedeutung, den kommunikativen Kontext mitzubeachten, sowie die Tatsache, dass sich auch Bildbedeutungen kultur- und milieuspezifisch entwickeln und verändern.

In einem Beitrag namens „Adolescence has sparked fears over teen slang – but emoji don-t cause radicalisation“ von Jessica Kruk und Lauren Gawne wird eine hochgradig genenrationenspezifische Umgangsweise mit Emojis angenommen (s. Eingangszitat).

Auf jeden Fall lohnt sich die Auseinandersetzung mit Emojis und ihren potenziellen Bedeutungszuschreibungen für Lehrpersonen oder angehende Lehrpersonen – auch als ein Teil von Bildkompetenz bzw. allgemeiner Medienkompetenz.

Die Kultur der Selbstoptimierung*

Peter Holzwarth

Im Internet findet man eine Karikatur von Wilcox: Eine Frau im Bikini betrachtet sich in einem großen Spiegel, neben ihr steht eine angezogene Frau. Die Bikiniträgerin fragt: Welchen Teil würdest du als erstes verändern? Die Angezogene antwortet mit verschränkten Armen: „Die Kultur“.

Es kommt zum Ausdruck, dass das eigentliche Problem nicht in der Abweichung vom Schönheitsideal liegt, sondern in den gesellschaftlichen Normen und Werten: Frauen und zunehmend auch Männer werden dazu motiviert, Selbstoptimierung in Bezug auf den eigenen Körper zu betreiben – und wie das folgende Zitat deutlich macht profitieren viele Anbieter wirtschaftlich von dieser Kultur:

„Wenn alle Frauen dieser Erde morgen früh aufwachten und sich in ihren Körpern wirklich wohl- und kraftvoll fühlten, würde die Weltwirtschaft über Nacht zusammenbrechen“ (Penny 2012, 9).

Diätprodukte, Fitnessprogramme, Sportgeräte, Schlankheitspillen, Selbsthilfebücher, Schlankheits-Gürtel, Plastische Chirurgie, Abnehm- und Fittness-Apps… es wird mit dem medial propagierten Bedürfnis nach einem schlankeren muskulöseren Körper extrem viel Geld verdient. In gewisser Weise wird ein Problem konstruiert, um dann auch gleich die Lösung anbieten zu können:

„Die Betrachterin/Käuferin wird dazu veranlasst, sich selbst als diejenige zu beneiden, die sie wird, wenn sie ein bestimmtes Produkt kauft. […] Das Reklamebild stiehlt ihr die positive Einschätzung ihres Selbst, ihr Selbstvertrauen, um es ihr gegen den Preis der Ware wieder anzubieten“ (Berger 1996, 127).

Historisch betrachtet, bezog sich das Schönheitsideal immer auf den Aspekt der Unerreichbarkeit. In einer Gesellschaft, in der Nahrung einen Mangel darstellt und nicht allen zugänglich ist, kann sich Körperfülle als Schönheitsideal etablieren. In einer Gesellschaft wie der unsrigen, in der sich jeder Mensch Essen in Fülle leisten kann und Dick-Sein so gut wie nichts kostet, wird Schlankheit zum raren Gut. Über das schwer Erreichbare kann Profit gemacht werden.

Ein weiteres Beispiel: Auf dem Gemälde „Sonntagsspaziergang“ von Carl Spitzweg (1841) sieht man Menschen mit Sonnenhüten und Sonnenschirmen durch ein Kornfeld spazieren. Die Darstellung entstammt einer Zeit, in der eine gebräunte Haut den niedrigen sozialen Status derer symbolisierte, die im freien unter der Sonne arbeiten mussten. Die statushöhere Bevölkerung wollte Bräunung verhindern. Heute steht Sonnenbräune für etwas Positives. Man bringt mit ihr zum Ausdruck, dass man sich Flugreisen in den Süden und Freizeitaktivitäten im Freien finanziell und zeitlich leisten kann.

Der Körper stellt einen Ort dar, an dem Status und Identität verhandelt und kommuniziert werden. Für viele Menschen ist der Körper auch ein zentraler Aspekt der Entwicklung von Selbstwertgefühl. Auch auf dem Partnermarkt spielt die Nähe zum gängigen Schönheitsideal eine große Rolle.

Neben den üblichen Schönheitsidealen werden auch immer wieder spezielle „Körper-Hypes“ etabliert. Ihre Liste ist lang: „Waschbrettbauch“/“Sixpack“ (man soll sichtbare mehrfach gewölbte Bauchmuskulatur haben), „Size Zero“ (man soll eine extrem kleine Kleidergröße haben), „Thigh Gap“ (eine Oberschenkellücke soll sichtbar sein), „Bikini Bridge“ (der Bund soll an den Hüftknochen anliegen und nicht den Bauch berühren), „Ab Crack“ (eine Spalte im Bauch soll sichtbar sein), „Bellybutton challenge“ (mit dem Arm hinter dem Rücken entlangreifend den Bauchnabel berühren können), „Collarbone challenge“ (Münzen auf dem Schlüsselbein als Beweis für Schlankheit), „DIN A 4 Body challenge“ (Eine Taille haben, die nicht breiter als ein DIN A4-Blatt ist).

Noch einmal die Frage: Welchen Teil würdest du als erstes verändern? Noch einmal die Antwort: „Die Kultur“. Wer also versucht die Kultur zu verändern?

Das „Body positive Movement“ ist eine Bewegung die einen positiven und gesunden Umgang mit dem eigenen Körper propagiert – trotz Abweichungen vom gängigen Schönheitsideal. Die Künstlerin Frances Cannon ist beispielsweise mit Zeichnungen auf Instagram aktiv. Sie propagiert Selbstakzeptanz und Selbstliebe in Bezug auf den eigenen, nicht perfekten Körper. Ihre Figuren entsprechen nicht dem gängigen Schlankheitsideal und sind oft unrasiert. Und doch lieben sie sich selbst und akzeptieren sich gegenseitig.

Unterschiedliche Kampagnen von Firmen haben sich in der letzten Zeit dafür eingesetzt, Schönheitsideale und Geschlechterstereotype zu kritisieren und zu durchbrechen. (z.B. Dove-Film „Evolution“ https://youtu.be/iYhCn0jf46U und„Onslaught“ https://youtu.be/9zKfF40jeCA „Always #LikeAGirl – Unstoppable“ https://youtu.be/VhB3l1gCz2E)

Wird hier ein wichtiger gesellschaftlicher Beitrag geleistet oder geht es letztendlich nur um weitere Umsatzmaximierung? Eine ähnliche Debatte wurde bereits in den 90er-Jahren im Zusammenhang mit Oliviero Toscanis Skandalfotos für Benetton geführt.

In einer Zeit, in der bereits Kinder genau wissen, was an ihrem Körper defizitär ist und geädert werden müsste, hat die US-amerikanische Fotografin Wendy Ewald ein Projekt entwickelt: „The Best Part of Me“ (https://youtu.be/XiYXGhce1X4?si=HKlF4zZRZ6fyFXul). Kinder und Jugendliche fotografieren ihren Lieblingskörperteil und schreiben einen lyrischen Text dazu, der ihre Selbstwertschätzung zum Ausdruck bringt.

Projektideen wie diese können uns der Utopie von Laurie Penny einen Schritt näher bringen: Menschen, die sich wohl fühlen in ihren Körpern. In Anbetracht der Tatsache, dass die Kultur der Selbstoptimierung viel menschliches Leid produziert (auch Essstörungen und Körperselbstwahrnehmungsstörungen) wäre es der Umsatzrückgang in der Beauty-Industrie wohl wert. Politiker, Pädagogen, Werbetreibende, Journalisten, Eltern, Models, Künstler und Fotografen sind gefragt aber, auch jede einzelne Frau und jeder einzelne Mensch.

*Hinweis: der Beitrag erschien 2018 im Tagesspiegel, Berlin und 2020 in einem Lehrmittel:

Holzwarth, Peter. 2020. Schönheitswahn und Profit: Die Kultur der Selbstoptimierung. In: Klartext. Arbeitsheft. Differenzierte Ausgabe. Baden-Württemberg. Braunschweig: Westermann, S. 13-15

Literatur:

Berger, John 1996. Sehen. Das Bild der Welt in der Bilderwelt. Hamburg: Fischer.

Penny, Laurie. 2012. Fleischmarkt. Weibliche Körper im Kapitalismus. Hamburg: Nautilus.

Links Karikatur von Wilcox:

https://static.attn.com/sites/default/files/unnamed%20%282%29.jpg

https://www.attn.com/stories/159/how-our-diet-obsessed-marketing-culture-fueled-my-eating-disorder

Weiter Links zum Thema:

Alles für die Schönheit (1/3) – Perfektion dank Spritze und Skalpell

https://www.srf.ch/play/tv/dok/video/alles-fuer-die-schoenheit-13—perfektion-dank-spritze-und-skalpell?urn=urn%3Asrf%3Avideo%3A8762015e-b6b8-48bb-8ff5-1962c4d91db2

Alles für die Schönheit (2/3) – Perfektion dank Spritze und Skalpell

https://www.srf.ch/play/tv/dok/video/alles-fuer-die-schoenheit-23—perfektion-dank-spritze-und-skalpell?urn=urn:srf:video:b3d97648-2c1c-4820-9bef-fb7b0247b975

Alles für die Schönheit (3/3) – Perfektion dank Spritze und Skalpell

https://www.srf.ch/play/tv/dok/video/alles-fuer-die-schoenheit-33—perfektion-dank-spritze-und-skalpell?urn=urn:srf:video:6b659e34-2cff-4567-b4f1-3f567db6d5a9

Anti-Aging für Kids – ein gefährlicher Trend (SRF-Tagesschau vom 20.8.2024)

https://www.srf.ch/play/tv/tagesschau/video/anti-aging-fuer-kids—ein-gefaehrlicher-trend?urn=urn:srf:video:2e48113f-25f4-4621-875e-e180172b1cda

Gefahr durch Tiktok: Jugendliche im Kosmetikrausch

https://www.srf.ch/play/tv/kassensturz/video/gefahr-durch-tiktok-jugendliche-im-kosmetikrausch?urn=urn:srf:video:a319a268-163b-4ef3-81be-d0de49e54dec

Generation TikTok – Teenie-Idol Younes geht neue Wege

https://www.srf.ch/play/tv/dok/video/generation-tiktok—teenie-idol-younes-geht-neue-wege?urn=urn:srf:video:5f36b60d-21eb-4806-9f55-398a5f79a509

Generation «Selfie»

https://www.srf.ch/play/tv/dok/video/generation-selfie?urn=urn:srf:video:faf0b602-ac99-4324-bded-47260cfc7cc4

Botox, Brust-OP und Nasenkorrektur – Wie weit gehen wir für Schönheit?

https://www.srf.ch/play/tv/mona-mittendrin/video/botox-brust-op-und-nasenkorrektur—wie-weit-gehen-wir-fuer-schoenheit?urn=urn:srf:video:44ea77c1-1e87-474d-9ddd-1db98b57ac75

Holzwarth, Peter. 2004. „Medienbild, Körperbild und Wahrnehmung.“ In: LUB@M 2004. Ludwigsburger Beiträge zur Medienpädagogik. Ausgabe 6/2004 (Themenschwerpunkt: Medienkritik). http://www.ph-ludwigsburg.de/fileadmin/subsites/1b-mpxx-t-01/user_files/Online-Magazin/Ausgabe6/Holzwarth6.pdf

Humanoide Roboter als Lebenspartnerinnen und Lebenspartner?

Der Spielfilm „Ich bin dein Mensch“ (Maria Schrader, Deutschland, 2021) stellt die Frage nach einem möglichen Leben mit humanoiden Robotern als Lebenspartner in der nahen Zukunft.

Der komplette Film zum Anschauen auf YouTube

Alma, eine alleinstehende Wissenschaftlerin in Berlin bekommt den Auftrag, drei Wochen mit einem auf ihre Bedürfnisse zugeschnittenen Prototypen zusammenzuleben und ein Gutachten zu schreiben, das bei der Entscheidung über die Markteinführung aus ethischer Perspektive mithelfen soll.

Der Film lädt dazu ein über das Menschsein allgemein nachzudenken und über die Frage, ob wir es begrüssen würden, in einer Welt zu leben, in der Beziehungen zu Maschinen Normalität geworden sind.

Am Ende kommt Alma in ihrem Bericht zu folgender Einschätzung:

„Die Geschichte der Menschheit ist voll von vermeintlichen Verbesserungen, deren schwerwiegende Folgen sich erst Jahre, Jahrzehnte oder sogar Jahrhunderte später ins Bewusstsein drängen. Nach den Erfahrungen, die ich mit einem humanoiden Roboter namens Tom gemacht habe, kann ich mit aller Klarheit sagen, dass es sich hier beim Roboter der den Ehemann oder die Ehefrau ersetzen soll, um eine solche vermeintliche Verbesserung handelt.  Ohne Zweifel kann einer auf die eigenen Vorlieben angepasster humanoider Roboter einen Partner nicht nur ersetzen, er scheint sogar der bessere Partner zu sein. Er erfüllt unsere Sehnsüchte, er befriedigt unser Verlangen und eliminiert das Gefühl alleine zu sein. Er macht uns glücklich. Und was kann schon schlecht daran sein, glücklich zu sein. (…)

Doch ist der Mensch wirklich gemacht für eine Befriedigung seiner Bedürfnisse, die per Bestellung zu haben ist? Sind nicht gerade die unerfüllte Sehnsucht, die Fantasie und das ewige Streben nach Glück die Quelle dessen, was uns zu Menschen macht? Wenn wir die Humanoiden als Ehepartner zulassen, schaffen wir eine Gesellschaft von Abhängigen, satt und müde von der permanenten Erfüllung ihrer Bedürfnisse und der abrufbaren Bestätigung ihrer eigenen Person. Was wäre dann noch der Antrieb sich mit herkömmlichen Individuen zu konfrontieren, sich selbst hinterfragen zu müssen, Konflikte auszuhalten sich zu verändern?  Es stehe zu befürchten, dass jeder, der länger mit einem Humanoiden gelebt hat, unfähig sein wird zum normalen menschlichen Kontakt. Von der Zulassung Humanoider als Lebenspartner rate ich mit großer Entschiedenheit ab.“

Weitere Themen im Film:

  • Umgang mit verpassten Chancen im Leben (z. B. Mutterschaft)
  • Umgang mit dem Alleinsein im Alter aufgrund von Kinderlosigkeit
  • Umgang mit Einsamkeit aufgrund von Unattraktivität
  • Betreuung von Eltern, die an Demenz erkrankt sind
  • Umgang mit Misserfolg in wissenschaftlichen Kontexten
  • kulturelle Bedeutung von „Fail-Videos“ im Leben von Menschen
  • Bedeutung von Lyrik und Kunst in der Geschichte der Menschheit
  • Ambivalenz im Spannungsfeld von kontrollierbarer Wunscherfüllung und Lust an unkontrollierbarer Wunscherfüllung
  • Ist die partielle Unerreichbarkeit und Unverfügbarkeit von Wunscherfüllung und Glück programmierbar?
  • Kann man selbst Publikum für seine eigene Performance sein? Zählt ein Roboter als Publikum?
  • Müssten humaniode Roboter früher oder später menschenähnliche Rechte und Pflichten bekommen?
  • Wie würde sich die Menschheit reproduzieren, wenn Menschen nur noch mit humanoiden Robotern Sex haben?
  • Kann man sich in einen humanoiden Roboter verlieben?

Diskurse zum Film:

„Liebe in Zeiten von Robotern und KI | Talk zu „Ich bin dein Mensch“ | Science meets Fiction“: https://youtu.be/ZZ_JTqVUVkM?si=Ul4rN45tKdcRdOYd

„Maria Schrader ICH BIN DEIN MENSCH Q&A deutsch / Berlinale 2021“: https://youtu.be/fxtlUt7IY8M?si=O-JblJWxHNB1biOS

„“Ich bin dein Mensch“ – ein raffinierter Werbefilm für den Transhumanismus“: https://youtu.be/97GYOK1dXJA?si=iPMZKHXBFUzLRalI

Peter Stamm an der PHZH: „Schreiben für Kinder und Erwachsene – zwei Welten, eine Sprache“

Am 16.12.2024 war der bekannte Schweizer Schriftsteller Peter Stamm zu Gast an der Pädagogischen Hochschule Zürich, eingeladen von der Fachgruppe Didaktiken Sprachen.

Seine Gesprächspartner waren Dorothee Hesse-Hoerstrup, Dozentin für Deutsch und Kinderbuchautorin, sowie Stefan Schröter, ebenfalls Dozent für Deutsch und von 2020 bis 2023 Jurymitglied des Schweizer Kinder- und Jugendbuchpreises. Moderiert wurde der Anlass von Saskia Waibel, Dozentin für Deutsch und Bereichsleiterin Deutsch/Deutsch als Zweitsprache.

Peter Stamm las unter anderem aus seinem Kinderbuch „Otto von Irgendwas“ und fesselte das Publikum sogleich.

Im Gespräch mit dem Autor ging es unter anderem um intertextuelle Bezüge zwischen seinen Werken und um die Frage, ob in seinen Kinderbüchern bestimmte Werte vermittelt werden sollen. Auch das Thema Text-Bildverhältnis wurde berührt.