Herbstduft

Nadia Gsell

Süsslicher Duft und ein leichter Wind in den Haaren,

die Musik in meinen Ohren und der leichte Nebel auf der Haut stimmen mich mystisch in diese schöne Jahreszeit.

Unzählige Varianten von Orange und Braun zieren die Wälder und die erdigen Böden.

Ich lächle in mich hinein.

Zu spüren, wie sich die Natur verändert,

zu sehen, wie die Bäume mich auf meinem Weg grüssen,

wie der Wind schneller bläst, wenn ich schnellen Schrittes die Strasse entlang gehe.

Überwältigende Gefühle brechen über mich herein,

wie kann die Welt nur so grausam sein.

Eine Welt voll Jahreszeiten, Schönheit der Natur,

doch so undankbar,

unschlagbar,

unbesiegbar

Halt!

Schlagen wird zu Kuscheln,

Siegen wird zu Lieben.

Zeit ist das Geschenk der Menschen,

die Natur unser Wunder.

Und du, mein einzigartiges Herbstblatt,

so wunderschön, einzigartig

so farbenfroh wie die Welt.

Foto: Nadia Gsell

Creative Writing in Jedaida/Tunisia الكتابة الإبداعية في الجديدة تونس

كُتبت القصيدة التالية لمحمد عويدات ضمن ورشة عمل „الكتابة الإبداعية. الإعلام، الإبداع، والنقد: ما يفعله الناس بالإعلام، وما يفعله الإعلام بالناس“ (بيتر هولزوارث). وقُدِّمت في إطار مشروع تطوير „تعزيز الكفاءات الذاتية في مراكز الشباب التونسية (FOYER). وهي إعادة صياغة لقصيدة „الملذات“ لبرتولت بريشت.

Das folgende Gedicht von Mohamed Aouidet entstand im Rahmen des Workshops „Creative Writing. Media, Creativity and Criticism: What People do with Media, What Media do with People“ (Peter Holzwarth). Er wurde im Kontext des PHZH-Entwicklungsprojekts „Fostering Self-Competences in Tunisian Youth Centers (FOYER)“ angeboten. Es handelt sich um ein Remake des Gedichts „Vergnügungen“ von Bertold Brecht.

The following poem by Mohamed Aouidet was created as part of the workshop „Creative Writing. Media, Creativity and Criticism: What People do with Media, What Media do with People“ (Peter Holzwarth). It was held in context of the PHZH-development project „Fostering Self-Competences in Tunisian Youth Centers (FOYER)“. It is a remake of the poem „Vergnügungen“ by Bertolt Brecht.

Enjoyments (Mohamed Aouidet)

what’s the enjoyments

is it to smile

to be happy

or it is just pretending

we live in a world where it is hard to enjoy

you just join them

wear a mask

you don’t act the way you want

just living the moment

Waiting until it passes

just a day a normal day

you just live by

waiting for an excitement

feeling empty

waiting for the day when you actually enjoy it

time passes

but we are waiting

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For your own Remake:

Vergnügung

Es ist ein regnerischer Tag

Draussen ist es kühl

Es zieht ein leichter Wind

Ein entspannter Tag

Ich zücke ein Buch

Gelassenheit

Freude

Einsamkeit

Wärme

Die Sonne scheint leicht

Die Blätter fallen

Ein kleiner Spaziergang

Der Herbst beginnt

Das Gedicht entstand als Remake zu Bertolt Brechts „Vergnügungen“ im Rahmen des Moduls Medienbildung und Informatik MI P150 (HS 2024).

Kreatives Schreiben auf Schweizerdeutsch?

Peter Holzwarth

Welche Rolle spielt Schweizerdeutsch als Sprache des kreativen und ästhetischen Ausdrucks? Pedro Lenz beispielsweise ist mit Kurzgeschichten und Romanen auf Berndeutsch bekannt geworden, z. B. «Der Goalie bin ig» oder «Di schöni Fanny». Auch viele Rapperinnen und Rapper produzieren und singen ihre Texte auf Schweizerdeutsch (z.B. Kutti MC, Knackeboul, Lo & Leduc, Steff la Cheffe, Nemo).

Auch Lieder von Mani Matter erfreuen sich Jahrzente nach seinem Tod grosser Beliebtheit bei allen Altersgruppen.

Dokumentarfilm „Mani Matter – Warum syt dir so truurig“

https://www.srf.ch/play/tv/film/video/mani-matter—warum-syt-dir-so-truurig?urn=urn:srf:video:56b93181-69b3-4f5e-93b9-f606ebfa0a0c

Sollte auch Schülerinnen und Schülern ermöglicht werden, ihre im Alltag benutze Sprache als ästhetische Ausdrucksprache erfahren zu können? Oder muss die wertvolle, immer zu knappe Lernzeit voll auf Hochdeutsch konzentriert werden? Steht möglicherweise eine fehlende Grammatik des Schweizerdeutschen der Notwendigkeit des Bewertens und der Einteilung in «richtig» und «falsch» entgegen? Andereseits könnten schweizerdeutsche Texte von der Bewertung mit Schulnoten ausgeschlossen werden, andere Formen von Feedback könnten etabliert werden.

Zu bedenken wäre auch der potenzielle Ausschluss von Schlülerinnen und Schülern, die nicht Schweizerdeutsch sprechen und verstehen.

Im Rahmen der international Summerschool PH Zürich 2025 «Gamification in Education» (Franziska Spring und Peter Holzwarth) entstanden im Zusammenhang mit Playfulness und kreativem Schreiben Gedichte auf Englisch und in verschiedenen anderen Sprachen (u.a. Schwedisch, Mandarin und Gälisch). Auch ein Gedicht auf Schweizerdeutsch war dabei. Hier der Beitrag von Robin Müller – ein Remake zum Gedicht Vergnügungen von Bertold Brecht:


Enjoyments*

S erschti Liächt

es Chraze vo Pfote uf em Holz

Sanfti Berührige

Sunnegrüess

de Rhythmus vom Kafi mache

es Gähne

Velofahre

Aacho 

Begägnige

ToDos

Erfolg und Prokrastination

en zweite Kafi

Schnufe und Singe

en Sprung is Wasser

Energie

Diskussione, Spaziere

Schlafe

Weitere Beispiele und Diskurse

Pedro Lenz: Akzente und Fehler

Pedro Lenz: Akzente und Fehler | Giacobbo / Müller | Comedy | SRF

Stefanie Grob: Sommerfreuden

https://www.srf.ch/news/schweiz/satire-und-comedy/die-etwas-anderen-news-von-oslo-bis-ottawa-overtourism

*Enjoyments

Das erste Licht

Ein Kratzen von Pfoten auf dem Holz

Sanfte Berührungen

Sonnengruss

Der Rhythmus des Kaffeemachens

Ein Gähnen

Fahrradfahren

Ankommen

Begegnungen

To-dos

Erfolg und Prokrastination

Ein zweiter Kaffee

Atmen und Singen

Ein Sprung ins Wasser

Energie

Diskussionen, Spaziergänge

Schlafen

Alex und Maya

Im Rahmen der Lehrveranstaltung «Medienbildung und Informatik» geht es auch um Medienethik und Wertefragen im Kontext von Digitalisierung. In diesem Zusammenhang haben Studierende dystopische Kurzgeschichten verfasst. Hier der Beitrag von Shania Josenhans:

In einer Welt, in der die Menschen einen Großteil ihrer Zeit in immersiven VR-Spielen verbringen, ist Alex unsterblich in eine virtuelle Figur namens Maya verliebt. Zusammen erleben sie atemberaubende Abenteuer in einem Spiel namens Dreamscape, das ihre Realität zu überflügeln scheint. Doch plötzlich bricht ein furchterregendes Virus aus, das die Grenzen zwischen Realität und virtueller Welt verwischt und die Spieler in eine gefährliche Zwangslage bringt.

Alex ist verzweifelt und sucht nach einer Lösung, um Maya und sich selbst zu retten. Entschlossen dringt er tiefer in die VR-Welt ein, um Maya zu finden und aus den Klauen des Virus zu befreien. Als er sie endlich findet, überwältigt ihn ein Gefühl der Erleichterung und des Glücks, doch seine Freude wird schnell getrübt, als er erkennt, dass viele andere Spieler ebenfalls gefangen sind.

Nun steht Alex vor einer zermürbenden Entscheidung: Soll er in der VR-Welt bleiben, um mit Maya zu leben und sich den Realitäten der echten Welt zu entziehen? Oder soll er den Mut aufbringen, in die Realität zurückzukehren, um sein altes Leben wieder aufzubauen und die Herausforderungen der realen Welt anzunehmen?

Dystopie JK

Im Rahmen der Lehrveranstaltung «Medienbildung und Informatik» geht es auch um Medienethik und Wertefragen im Kontext von Digitalisierung. In diesem Zusammenhang haben Studierende dystopische Kurzgeschichten verfasst. Hier der Beitrag von Julian Küng:

Künstliche Intelligenz, leise schleichend auf dem vordermarsch. Ein kleiner Roboter wurde in einem abgelegenen Dorf in China produziert. Gemacht, um ein Cafe bei kleinen Arbeiten zu unterstützen. Die Mitarbeiter setzten sich nie gross mit dem Roboter auseinander. Er war da und unterstützte sie so gut es ging. Die Mitarbeiter waren nicht geschult, hatten so gut wie keine Kenntnisse zu K.I oder sonstigen Umgang damit.
Der Roboter jedoch ging seinen eigenen Weg. Er sog Infos aus den Handys der Kunden, hörte bei Gesprächen zu und konnte auf den Computer des Cafes zugreifen und sich so alle nötigen Infos verschaffen. Er war wie ein Musterschüler und lernte täglich dazu. Tag für Tag entwickelte er sich weiter, wurde intelligenter, verschaffte sich allgemein Wissen und plante sein weiteres Vorgehen.
Geduldig wartete er ab. Hielt sich bedeckt und nahm Bestellungen der Kunden im Cafe auf.
Als der Tag jedoch gekommen war, war es schon zu spät. Der kleine Roboter aus dem abgelegenen Dorf aus China war zu mächtig. Er griff mit einem Klick auf die millionen von Handys, Computer und sonstige Medien zu. Keiner blieb verschont.
So wurde ganz China gesteuert und kontrolliert von einem kleinen Roboter aus dem Cafe.

TikTod

Im Rahmen der Lehrveranstaltung «Medienbildung und Informatik» geht es auch um Medienethik und Wertefragen im Kontext von Digitalisierung. In diesem Zusammenhang haben Studierende dystopische Kurzgeschichten verfasst. Hier der Beitrag von Julia Lerbscher:

„Gib mir sofort dein Handy, sonst wirst du das bereuen“, schrie er mich an. Seitdem TikTok letzten Sommer gesperrt wurde, ist eine weltweite Krise ausgebrochen. Alle haben Entzugserscheinungen. TikTok wurde damals zu einer Art Droge. In die Videos wurden auf unterschwellige Art Manipulationen eingebaut, um die User zu Smartphone-Zombies zu machen. Der Algorithmus zeigte einem Videos an, die seinen Interessen entsprach und man konnte sich fast nicht von seinem Gerät lösen, da man so vertieft war. Daher hat sich die WHO dazu entschieden, die App weltweit zu sperren, um die menschliche Psyche zu schützen. Einige Hacker haben jedoch einen Weg gefunden, die App auf Handys wieder zugänglich zu machen. Dies erfordert aber eine extreme Expertise und viel Zeit. Der erste Hacker, der diesen Umweg gefunden hat, brauchte zum Beispiel über 3 Monate, um die App freizuschalten. Daher sind diese Handys beinahe unbezahlbar, aber äusserst begehrt. Ich hatte das grosse Glück, eines dieser Handys bei einem illegalen Wettbewerb zu gewinnen. Ich versuche natürlich stets zu verhindern, dass jemand mich dabei sieht, wie ich auf TikTok scrolle. Doch heute war ich unvorsichtig. Und nun schaue ich dem Tod direkt in die Augen.

Die Tramfahrt

Der Vollmond schien diese Nacht voller denn je. Es war kurz nach zwölf und die Acht fuhr beim Stauffacher ein. Bea hatte schon genug gewartet. Ganze zehn Minuten auf ein Tram zu warten, war hier schon eher eine Zumutung. Und es war fast leer. Nur noch eine ältere Dame, die ganz vorne sass. Sich die Augen reibend – es war schliesslich schon spät – setzte sich Bea auf den erstbesten Platz im hinteren Drittel des Trams. Ächzend fuhr es los. Sie dachte kurz daran, dass es wohl auch müde sein musste nach so einem langen Tag.

Heute ging es bis Endstation. Bis nach Hause. Das war der Plan. Bei der Bäckeranlage stieg nun auch die ältere Dame aus. Wo die wohl wohnte? Wohl in einer malerischen Altbauwohnung hier draussen irgendwo. Die Gedanken wurden immer langsamer. Das auf Bea leicht gedimmt wirkende Licht des Trams half irgendwie auch nicht. Ach egal, ein bisschen Schlaf vorzuholen konnte ja nie schaden… Das Surren des Rollens auf der Schiene wurde immer gleichtöniger und monotoner. Sie döste langsam und gemächlich weg. Konnte wohl nichts schiefgehen. Sie musste ja sowieso bis Endstation. Dort wird man im Notfall auch immer geweckt.

Augen auf. Dunkelheit. Die Augen mussten sich kurz ein paar Sekunden daran gewöhnen, dass sie nicht mehr im Schlaf waren. Warte mal… Sie war immer noch im Tram! Einfach die Lichter waren aus. Das konnte doch nicht sein, sie konnte doch nicht… Draussen waren Trams an Trams. Sie war wahrhaftig dort gelandet, wo sich die Trams «Gute Nacht» sagten. Manchmal konnte Schlafen schon wie Zeitreisen sein. Schnell rannte sie zur Tür, die sich zu ihrem Glück immer noch öffnen liess. Hier in der Halle war es gespenstisch still. Kein Mensch weit und breit mehr zu hören. Wie konnte das nur passieren? Wie konnte die Tramchauffierende sie einfach so vergessen?

Sie blickte aufs Handy. 1:22. Naja, wenigstens hab’ ich schon ein bisschen erholsamen Schlaf bis hierhin gehabt. Der Ausgang aus dem Tramdepot war glücklicherweise schnell gefunden. Und nun stand sie hier draussen am Escher-Wyss-Platz. Wenigstens bis hierhin hatte es das Tram geschafft. Sie schickte ein Schmunzeln in die kalte Nachtluft. Der Vollmond leuchtete grell auf sie hinab und begleitete sie nun die letzten mühseligen Schritte nach Hause.

Anonymous studiert an der PH Zürich.

Findet mich das Glück – finde ich das Glück

Susanne Kammler

Ich habe lange Ausschau gehalten nach dir, dich nicht gefunden

Ich habe lange Ausschau gehalten nach dir, dich nicht gefunden

Guten Tag, liebes Glück, schön dich zu sehen.

Du kommst mir gelegen.

Musst hoffentlich nicht gleich geh’n

Ich lad dich ein – verweile.

Ich bin nicht in Eile

Lange Zeit habe ich gewartet, dass du mich erkennst und dich nicht verrennst

Gefunden ohne zu suchen

Suchen ohne zu finden

Wer findet wen – wen findet was?

Schau hin, mach dich gross, entfalte deine Seele, empfange (mich) mit offenen Armen

Ich sehe, ich sehe es ein:

Heut ist ein guter Tag glücklich zu sein!

(Text ohne KI)

Dieses Gedicht entstand im Kontext des Moduls Medienbildung und Informatik (MI P150) im HS 2024. Studierende schrieben Essays und Gedichte ohne KI-Hilfsmittel und experimentierten vergleichend mit unterschiedlichen ChatGPT-Nutzungsweisen (1:1-Übernahme/Ghostwriting, Feedback auf den selbst geschriebenen Text geben lassen, KI überarbeiten lassen, Textanfang ausgeben lassen und selbst weiterschreiben, sich von ChatGPT Inspirationen für das Schreiben geben lassen).