Der Wind streicht über seine Nähte, hebt ihn fast an. Die Schnur an seinen Seiten gespannt, der Drachenflieger steigt. Höher und höher, bis er nur noch ein tanzender Punkt im Blauen ist. Er spürt jede Bewegung, jede Böe, als wäre sie Teil von ihm. Der Himmel ruft, und mit jedem Meter fühlt er sich leichter.
(c) Leila Nyffenegger
Seine Seile lösen sich von der Erde, sein Körper streckt sich der Sonne entgegen. Der Wind trägt ihn, nein, verwandelt ihn. Nähte werden zu Schuppen, Stoff wird zu Flügeln, die sich mit einem majestätischen Schlag entfalten. Ein heisser Atem glüht in seiner Brust. Kein Spielzeug mehr, keine Freizeitbeschäftigung – er ist ein Drache.
Mit donnernden Schwingen jagt er durch den Himmel, steigt in die höchsten Strömungen, taucht durch goldene Wolken. Unter ihm breiten sich Felder, Wälder und Dörfer aus wie Muster eines vertrauten Teppichs. Er spürt die Kraft in seinem Leib, das Feuer, das tief in ihm flackert. Ein letztes Mal reisst er das Maul auf und speit Flammen in den sinkenden Tag. Die Glut tanzt in der Luft, verweht mit der Dunkelheit.
Dann spürt er, wie die Schwere zurückkehrt. Der Wind verliert seine Stimme, die Flügel werden wieder Stoff, die Schuppen verblassen. Langsam, ganz langsam sinkt er herab. Die Schnur ist wieder fest im Boden verankert. Der Drachen segelt herab, sanft, als hätte er nie losgelassen.
Reglos liegt er auf dem Gras, die Schnur um ihn herum. Die glitzernden Funken auf den Nähten sind erloschen. Ein letzter Blick zum Horizont zeigt die Sonne, die mit dem Feuer untergeht.
Er ist wieder ein Drachenflieger.
Leila Nyffenegger ist Tutorin am Schreibzentrum der PH Zürich.
Im Rahmen der Lehrveranstaltung «Medienbildung und Informatik» geht es auch um Medienethik und Wertefragen im Kontext von Digitalisierung. In diesem Zusammenhang haben Studierende dystopische Kurzgeschichten verfasst. Hier der Beitrag von Julia Lerbscher:
„Gib mir sofort dein Handy, sonst wirst du das bereuen“, schrie er mich an. Seitdem TikTok letzten Sommer gesperrt wurde, ist eine weltweite Krise ausgebrochen. Alle haben Entzugserscheinungen. TikTok wurde damals zu einer Art Droge. In die Videos wurden auf unterschwellige Art Manipulationen eingebaut, um die User zu Smartphone-Zombies zu machen. Der Algorithmus zeigte einem Videos an, die seinen Interessen entsprach und man konnte sich fast nicht von seinem Gerät lösen, da man so vertieft war. Daher hat sich die WHO dazu entschieden, die App weltweit zu sperren, um die menschliche Psyche zu schützen. Einige Hacker haben jedoch einen Weg gefunden, die App auf Handys wieder zugänglich zu machen. Dies erfordert aber eine extreme Expertise und viel Zeit. Der erste Hacker, der diesen Umweg gefunden hat, brauchte zum Beispiel über 3 Monate, um die App freizuschalten. Daher sind diese Handys beinahe unbezahlbar, aber äusserst begehrt. Ich hatte das grosse Glück, eines dieser Handys bei einem illegalen Wettbewerb zu gewinnen. Ich versuche natürlich stets zu verhindern, dass jemand mich dabei sieht, wie ich auf TikTok scrolle. Doch heute war ich unvorsichtig. Und nun schaue ich dem Tod direkt in die Augen.
Der Vollmond schien diese Nacht voller denn je. Es war kurz nach zwölf und die Acht fuhr beim Stauffacher ein. Bea hatte schon genug gewartet. Ganze zehn Minuten auf ein Tram zu warten, war hier schon eher eine Zumutung. Und es war fast leer. Nur noch eine ältere Dame, die ganz vorne sass. Sich die Augen reibend – es war schliesslich schon spät – setzte sich Bea auf den erstbesten Platz im hinteren Drittel des Trams. Ächzend fuhr es los. Sie dachte kurz daran, dass es wohl auch müde sein musste nach so einem langen Tag.
Heute ging es bis Endstation. Bis nach Hause. Das war der Plan. Bei der Bäckeranlage stieg nun auch die ältere Dame aus. Wo die wohl wohnte? Wohl in einer malerischen Altbauwohnung hier draussen irgendwo. Die Gedanken wurden immer langsamer. Das auf Bea leicht gedimmt wirkende Licht des Trams half irgendwie auch nicht. Ach egal, ein bisschen Schlaf vorzuholen konnte ja nie schaden… Das Surren des Rollens auf der Schiene wurde immer gleichtöniger und monotoner. Sie döste langsam und gemächlich weg. Konnte wohl nichts schiefgehen. Sie musste ja sowieso bis Endstation. Dort wird man im Notfall auch immer geweckt.
Augen auf. Dunkelheit. Die Augen mussten sich kurz ein paar Sekunden daran gewöhnen, dass sie nicht mehr im Schlaf waren. Warte mal… Sie war immer noch im Tram! Einfach die Lichter waren aus. Das konnte doch nicht sein, sie konnte doch nicht… Draussen waren Trams an Trams. Sie war wahrhaftig dort gelandet, wo sich die Trams «Gute Nacht» sagten. Manchmal konnte Schlafen schon wie Zeitreisen sein. Schnell rannte sie zur Tür, die sich zu ihrem Glück immer noch öffnen liess. Hier in der Halle war es gespenstisch still. Kein Mensch weit und breit mehr zu hören. Wie konnte das nur passieren? Wie konnte die Tramchauffierende sie einfach so vergessen?
Sie blickte aufs Handy. 1:22. Naja, wenigstens hab’ ich schon ein bisschen erholsamen Schlaf bis hierhin gehabt. Der Ausgang aus dem Tramdepot war glücklicherweise schnell gefunden. Und nun stand sie hier draussen am Escher-Wyss-Platz. Wenigstens bis hierhin hatte es das Tram geschafft. Sie schickte ein Schmunzeln in die kalte Nachtluft. Der Vollmond leuchtete grell auf sie hinab und begleitete sie nun die letzten mühseligen Schritte nach Hause.
Dieses Gedicht entstand im Kontext des Moduls Medienbildung und Informatik (MI P150) im HS 2024. Studierende schrieben Essays und Gedichte ohne KI-Hilfsmittel und experimentierten vergleichend mit unterschiedlichen ChatGPT-Nutzungsweisen (1:1-Übernahme/Ghostwriting, Feedback auf den selbst geschriebenen Text geben lassen, KI überarbeiten lassen, Textanfang ausgeben lassen und selbst weiterschreiben, sich von ChatGPT Inspirationen für das Schreiben geben lassen).
Im Internet findet man eine Karikatur von Wilcox: Eine Frau im Bikini betrachtet sich in einem großen Spiegel, neben ihr steht eine angezogene Frau. Die Bikiniträgerin fragt: Welchen Teil würdest du als erstes verändern? Die Angezogene antwortet mit verschränkten Armen: „Die Kultur“.
Es kommt zum Ausdruck, dass das eigentliche Problem nicht in der Abweichung vom Schönheitsideal liegt, sondern in den gesellschaftlichen Normen und Werten: Frauen und zunehmend auch Männer werden dazu motiviert, Selbstoptimierung in Bezug auf den eigenen Körper zu betreiben – und wie das folgende Zitat deutlich macht profitieren viele Anbieter wirtschaftlich von dieser Kultur:
„Wenn alle Frauen dieser Erde morgen früh aufwachten und sich in ihren Körpern wirklich wohl- und kraftvoll fühlten, würde die Weltwirtschaft über Nacht zusammenbrechen“ (Penny 2012, 9).
Diätprodukte, Fitnessprogramme, Sportgeräte, Schlankheitspillen, Selbsthilfebücher, Schlankheits-Gürtel, Plastische Chirurgie, Abnehm- und Fittness-Apps… es wird mit dem medial propagierten Bedürfnis nach einem schlankeren muskulöseren Körper extrem viel Geld verdient. In gewisser Weise wird ein Problem konstruiert, um dann auch gleich die Lösung anbieten zu können:
„Die Betrachterin/Käuferin wird dazu veranlasst, sich selbst als diejenige zu beneiden, die sie wird, wenn sie ein bestimmtes Produkt kauft. […] Das Reklamebild stiehlt ihr die positive Einschätzung ihres Selbst, ihr Selbstvertrauen, um es ihr gegen den Preis der Ware wieder anzubieten“ (Berger 1996, 127).
Historisch betrachtet, bezog sich das Schönheitsideal immer auf den Aspekt der Unerreichbarkeit. In einer Gesellschaft, in der Nahrung einen Mangel darstellt und nicht allen zugänglich ist, kann sich Körperfülle als Schönheitsideal etablieren. In einer Gesellschaft wie der unsrigen, in der sich jeder Mensch Essen in Fülle leisten kann und Dick-Sein so gut wie nichts kostet, wird Schlankheit zum raren Gut. Über das schwer Erreichbare kann Profit gemacht werden.
Ein weiteres Beispiel: Auf dem Gemälde „Sonntagsspaziergang“ von Carl Spitzweg (1841) sieht man Menschen mit Sonnenhüten und Sonnenschirmen durch ein Kornfeld spazieren. Die Darstellung entstammt einer Zeit, in der eine gebräunte Haut den niedrigen sozialen Status derer symbolisierte, die im freien unter der Sonne arbeiten mussten. Die statushöhere Bevölkerung wollte Bräunung verhindern. Heute steht Sonnenbräune für etwas Positives. Man bringt mit ihr zum Ausdruck, dass man sich Flugreisen in den Süden und Freizeitaktivitäten im Freien finanziell und zeitlich leisten kann.
Der Körper stellt einen Ort dar, an dem Status und Identität verhandelt und kommuniziert werden. Für viele Menschen ist der Körper auch ein zentraler Aspekt der Entwicklung von Selbstwertgefühl. Auch auf dem Partnermarkt spielt die Nähe zum gängigen Schönheitsideal eine große Rolle.
Neben den üblichen Schönheitsidealen werden auch immer wieder spezielle „Körper-Hypes“ etabliert. Ihre Liste ist lang: „Waschbrettbauch“/“Sixpack“ (man soll sichtbare mehrfach gewölbte Bauchmuskulatur haben), „Size Zero“ (man soll eine extrem kleine Kleidergröße haben), „Thigh Gap“ (eine Oberschenkellücke soll sichtbar sein), „Bikini Bridge“ (der Bund soll an den Hüftknochen anliegen und nicht den Bauch berühren), „Ab Crack“ (eine Spalte im Bauch soll sichtbar sein), „Bellybutton challenge“ (mit dem Arm hinter dem Rücken entlangreifend den Bauchnabel berühren können), „Collarbone challenge“ (Münzen auf dem Schlüsselbein als Beweis für Schlankheit), „DIN A 4 Body challenge“ (Eine Taille haben, die nicht breiter als ein DIN A4-Blatt ist).
Noch einmal die Frage: Welchen Teil würdest du als erstes verändern? Noch einmal die Antwort: „Die Kultur“. Wer also versucht die Kultur zu verändern?
Das „Body positive Movement“ ist eine Bewegung die einen positiven und gesunden Umgang mit dem eigenen Körper propagiert – trotz Abweichungen vom gängigen Schönheitsideal. Die Künstlerin Frances Cannon ist beispielsweise mit Zeichnungen auf Instagram aktiv. Sie propagiert Selbstakzeptanz und Selbstliebe in Bezug auf den eigenen, nicht perfekten Körper. Ihre Figuren entsprechen nicht dem gängigen Schlankheitsideal und sind oft unrasiert. Und doch lieben sie sich selbst und akzeptieren sich gegenseitig.
Wird hier ein wichtiger gesellschaftlicher Beitrag geleistet oder geht es letztendlich nur um weitere Umsatzmaximierung? Eine ähnliche Debatte wurde bereits in den 90er-Jahren im Zusammenhang mit Oliviero Toscanis Skandalfotos für Benetton geführt.
In einer Zeit, in der bereits Kinder genau wissen, was an ihrem Körper defizitär ist und geädert werden müsste, hat die US-amerikanische Fotografin Wendy Ewald ein Projekt entwickelt: „The Best Part of Me“ (https://youtu.be/XiYXGhce1X4?si=HKlF4zZRZ6fyFXul). Kinder und Jugendliche fotografieren ihren Lieblingskörperteil und schreiben einen lyrischen Text dazu, der ihre Selbstwertschätzung zum Ausdruck bringt.
Projektideen wie diese können uns der Utopie von Laurie Penny einen Schritt näher bringen: Menschen, die sich wohl fühlen in ihren Körpern. In Anbetracht der Tatsache, dass die Kultur der Selbstoptimierung viel menschliches Leid produziert (auch Essstörungen und Körperselbstwahrnehmungsstörungen) wäre es der Umsatzrückgang in der Beauty-Industrie wohl wert. Politiker, Pädagogen, Werbetreibende, Journalisten, Eltern, Models, Künstler und Fotografen sind gefragt aber, auch jede einzelne Frau und jeder einzelne Mensch.
*Hinweis: der Beitrag erschien 2018 im Tagesspiegel, Berlin und 2020 in einem Lehrmittel:
Holzwarth, Peter. 2020. Schönheitswahn und Profit: Die Kultur der Selbstoptimierung. In: Klartext. Arbeitsheft. Differenzierte Ausgabe. Baden-Württemberg. Braunschweig: Westermann, S. 13-15
Literatur:
Berger, John 1996. Sehen. Das Bild der Welt in der Bilderwelt. Hamburg: Fischer.
Penny, Laurie. 2012. Fleischmarkt. Weibliche Körper im Kapitalismus. Hamburg: Nautilus.
Der Spielfilm „Ich bin dein Mensch“ (Maria Schrader, Deutschland, 2021) stellt die Frage nach einem möglichen Leben mit humanoiden Robotern als Lebenspartner in der nahen Zukunft.
Der komplette Film zum Anschauen auf YouTube
Alma, eine alleinstehende Wissenschaftlerin in Berlin bekommt den Auftrag, drei Wochen mit einem auf ihre Bedürfnisse zugeschnittenen Prototypen zusammenzuleben und ein Gutachten zu schreiben, das bei der Entscheidung über die Markteinführung aus ethischer Perspektive mithelfen soll.
Der Film lädt dazu ein über das Menschsein allgemein nachzudenken und über die Frage, ob wir es begrüssen würden, in einer Welt zu leben, in der Beziehungen zu Maschinen Normalität geworden sind.
Am Ende kommt Alma in ihrem Bericht zu folgender Einschätzung:
„Die Geschichte der Menschheit ist voll von vermeintlichen Verbesserungen, deren schwerwiegende Folgen sich erst Jahre, Jahrzehnte oder sogar Jahrhunderte später ins Bewusstsein drängen. Nach den Erfahrungen, die ich mit einem humanoiden Roboter namens Tom gemacht habe, kann ich mit aller Klarheit sagen, dass es sich hier beim Roboter der den Ehemann oder die Ehefrau ersetzen soll, um eine solche vermeintliche Verbesserung handelt. Ohne Zweifel kann einer auf die eigenen Vorlieben angepasster humanoider Roboter einen Partner nicht nur ersetzen, er scheint sogar der bessere Partner zu sein. Er erfüllt unsere Sehnsüchte, er befriedigt unser Verlangen und eliminiert das Gefühl alleine zu sein. Er macht uns glücklich. Und was kann schon schlecht daran sein, glücklich zu sein. (…)
Doch ist der Mensch wirklich gemacht für eine Befriedigung seiner Bedürfnisse, die per Bestellung zu haben ist? Sind nicht gerade die unerfüllte Sehnsucht, die Fantasie und das ewige Streben nach Glück die Quelle dessen, was uns zu Menschen macht? Wenn wir die Humanoiden als Ehepartner zulassen, schaffen wir eine Gesellschaft von Abhängigen, satt und müde von der permanenten Erfüllung ihrer Bedürfnisse und der abrufbaren Bestätigung ihrer eigenen Person. Was wäre dann noch der Antrieb sich mit herkömmlichen Individuen zu konfrontieren, sich selbst hinterfragen zu müssen, Konflikte auszuhalten sich zu verändern? Es stehe zu befürchten, dass jeder, der länger mit einem Humanoiden gelebt hat, unfähig sein wird zum normalen menschlichen Kontakt. Von der Zulassung Humanoider als Lebenspartner rate ich mit großer Entschiedenheit ab.“
Weitere Themen im Film:
Umgang mit verpassten Chancen im Leben (z. B. Mutterschaft)
Umgang mit dem Alleinsein im Alter aufgrund von Kinderlosigkeit
Umgang mit Einsamkeit aufgrund von Unattraktivität
Betreuung von Eltern, die an Demenz erkrankt sind
Umgang mit Misserfolg in wissenschaftlichen Kontexten
kulturelle Bedeutung von „Fail-Videos“ im Leben von Menschen
Bedeutung von Lyrik und Kunst in der Geschichte der Menschheit
Ambivalenz im Spannungsfeld von kontrollierbarer Wunscherfüllung und Lust an unkontrollierbarer Wunscherfüllung
Ist die partielle Unerreichbarkeit und Unverfügbarkeit von Wunscherfüllung und Glück programmierbar?
Kann man selbst Publikum für seine eigene Performance sein? Zählt ein Roboter als Publikum?
Müssten humaniode Roboter früher oder später menschenähnliche Rechte und Pflichten bekommen?
Wie würde sich die Menschheit reproduzieren, wenn Menschen nur noch mit humanoiden Robotern Sex haben?
Kann man sich in einen humanoiden Roboter verlieben?
Am 16.12.2024 war der bekannte Schweizer Schriftsteller Peter Stamm zu Gast an der Pädagogischen Hochschule Zürich, eingeladen von der Fachgruppe Didaktiken Sprachen.
Seine Gesprächspartner waren Dorothee Hesse-Hoerstrup, Dozentin für Deutsch und Kinderbuchautorin, sowie Stefan Schröter, ebenfalls Dozent für Deutsch und von 2020 bis 2023 Jurymitglied des Schweizer Kinder- und Jugendbuchpreises. Moderiert wurde der Anlass von Saskia Waibel, Dozentin für Deutsch und Bereichsleiterin Deutsch/Deutsch als Zweitsprache.
Peter Stamm las unter anderem aus seinem Kinderbuch „Otto von Irgendwas“ und fesselte das Publikum sogleich.
Im Gespräch mit dem Autor ging es unter anderem um intertextuelle Bezüge zwischen seinen Werken und um die Frage, ob in seinen Kinderbüchern bestimmte Werte vermittelt werden sollen. Auch das Thema Text-Bildverhältnis wurde berührt.
Du erwiderst nichts, aber ein Lächeln schleicht sich auf dein Gesicht. Stumm blickst du mich an, streichst mir eine Haarsträhne hinters Ohr. Wärme breitet sich in mir aus.
Wir stehen Hand in Hand vor dem Garten, aber eine hohe, sauber geschnittene Hecke verdeckt den Blick ins Innere. Der Strassenrand wird von einem Teppich aus saftig grünem Gras gesäumt, kunstvoll dekoriert mit bunten Blüten. Wie die Instrumente in einem Orchester fügen sich das Summen der Insekten, das Zirpen der Grillen und das Plätschern eines Brunnens zu einer wohlklingenden Symphonie zusammen.
Du schaust mich prüfend an. «Bist du sicher?», fragen deine Augen.
Ich weiche deinem Blick aus. Mein Garten ist nicht schön. Der alte Apfelbaum stützt sich mühselig gekrümmt unter seiner Last auf den Pfahl ab, die Himbeerstaude ist vertrocknet und auf dem kleinen Fleck Wiese schiesst das Unkraut weit über die Grashalme hinaus. Und dann ist da das Gartenhäuschen, überwuchert mit Efeu und gefüllt mit altem Ballast. Warum sollte dir dieser Garten gefallen? Es ist kein Garten, der zum Bleiben einlädt.
Du legst die Hand auf meine Schulter. Eine vertraute Wärme breitet sich in mir aus und bringt die Gedanken zum Schweigen. Ich nicke. Ja, ich bin bereit.
Wir treten ein. Plötzlich ist alles still, wie wenn der letzte Ton der Symphonie verklingt und niemand wagt, auch nur zu atmen. Mein Blick senkt sich auf die schräg gelegten, moosbewachsenen Gartenplatten.
«Wie schön dieser Strauch blüht!», rufst du und nimmst eine Blüte vorsichtig in die Hand, um daran zu riechen. Du legst dich auf die Wiese und lässt deine Hände durch die Halme fahren. «Komm doch zu mir.»
Ich lege mich neben dich und schliesse die Augen. Ich spüre den Rasen wie eine weiche Matratze unter mir und höre das aufgeregte Zwitschern des Vogels, der sich sein Nest im Apfelbaum gebaut hat. In diesem Moment weiss ich es: Irgendwann werde ich mich freuen, wenn ich diesen Garten betrete. Über die feinen Blüten des Unkrauts, die Anpassungsfähigkeit der Moospflanzen und die Sonnenstrahlen, die durch die schweren Äste des Apfelbaums den Garten zum Leben erwecken. Ich werde mich in meinem Garten wohlfühlen. Vielleicht. Irgendwann.
Der Dokumentarfilm Buy Now! The Shopping Conspiracy thematisiert mediale Beeinflussungsstategien für Produktkäufe, das Prinzip der Profitmaximierung, den Überfluss von Waren, geplante Obsoleszenz (Geräte werden so gebaut, dass sie nach einer bestimmten Zeit neu gekauft werden müssen) , absichtliche Verhinderung von Reparaturen, den Umgang mit Müll,der die Umwelt verschmutzt, Kleidermüll und Medienschrottprobleme in Ländern wie Ghana und eine mögliche Verantwortung der Firmen für den ganzen Zyklus bis zur Entsorgung.
Es kommen Personen zu Wort, die bei Firmen wie Adidas und Amazon für Gewinnmaximierung zuständig waren, ebenso weitere Aktivistinnen und Aktivisten. KI-generierte Filmsequenzen von müllverstopften Städten wie Paris oder Sydney wechseln sich mit dokumentarischen Sequenzen ab, in denen vermüllte Strände in Ghana zu sehen sind oder Arbeiterinnen und Arbeiter, die unter prekären Gesundheitsverhältnissen unseren Elektroschrott auschlachten.
Zu Anlässen wie „Black Friday“ oder „Weihnachten“ lohnt es sich, über den Sinn des eigenen Kaufens nachzudenken und sich über die Auswirkungen zu informieren.
Trailer zum Film:
SRF Kids News: Wie der Schnäppchenwahn unserer Umwelt schadet