Digitalität in der Schule – Best Practice am Beispiel von Estland

Wer Schule innovativ gestalten will, kann sich mit einem Blick in andere Länder wertvolle Inputs holen. Best Practice zur Integration von Digitalität in der Schule findet man zum Beispiel in Estland. Die demnächst stattfindende Studienreise der PH Zürich nach Tallinn zeigt praxisnah, wie das Land zum Vorreiter in der Bildung wurde.

Eine Studienreise bietet Gelegenheit, wichtige Entwicklungsthemen am Beispiel von anderen Ländern anzuschauen und sich davon inspirieren zu lassen. Es ergeben sich ausserdem Kontakte mit Menschen mit der gleichen Aufgabe oder Funktion und damit oftmals ein wertvoller Austausch über das Studienthema hinaus. Die PH Zürich organisiert regelmässig Studienreisen für Schulführende, um international herausragende Beispiele von Bildungsentwicklung erlebbar zu machen. Im kommenden Mai führt der Weg ins baltische Estland.

Estland gehört in den Bereichen Bildung und Digitalisierung zu den Pionieren. Neben der digitalen Transformation steht das Land für eine gelungene Bildungsgerechtigkeit. Während Bildungserfolg und sozialer Hintergrund in der Schweiz eng miteinander verknüpft sind, ist in Estland das Elternhaus kaum für den schulischen Erfolg entscheidend. Auf der Studienreise lernen die Teilnehmenden das estnische Schulsystem kennen und erhalten einen Eindruck von dessen Erfolgsfaktoren. Sie beschäftigen sich zum Beispiel mit Fragen nach der Gestaltung von Unterricht, wie Digitalität verstanden und umgesetzt wird, was unter Bildungsgerechtigkeit verstanden wird und wie sie konkret im Schulalltag umgesetzt wird und was das für schulisches Führungshandeln bedeutet.

Auf dem Programm stehen eine Einführung, Schulbesuche auf der Primar- und Sekundarstufe, ein Treffen mit Personen aus der Bildungsverwaltung sowie Gespräche mit estnischen Schulleiter:innen, Lehrpersonen und Behördenmitgliedern. Bei den Schulbesuchen kann der Fokus individuell gewählt werden: entweder mit Blick auf verschiedene Aspekte des Bildungssystems (Digitaler Wandel, Bildungsgerechtigkeit, Führungshandeln) oder mit einem verstärkten Fokus auf Digitalität. Dass es sich lohnt, Estlands Bildungssystem näher zu betrachten, zeigt unter anderem auch die Pisa-Studie, die das baltische Land regelmässig zum Spitzenreiter in Sachen Bildung kürt. Das hat verschiedene Gründe: Bildung beginnt in Estland schon vor der ersten Klasse, acht von zehn Kindern besuchen zum Beispiel eine Kita. Estnische Schüler:innen lernen altersdurchmischt – gemeinsam von der ersten bis zur neunten Klasse. Und Schüler:innen werden individuell gefördert und auch ausserhalb des Unterrichts gleichbehandelt. Worüber in der Schweiz noch im Sinne der Zukunftsgestaltung gesprochen wird, ist in Estland längst normal.

Tallinn zeichnet sich aber auch durch seine faszinierende Mischung aus mittelalterlicher Altstadt und moderner Urbanität aus. Die Stadt bezaubert mit ihren gut erhaltenen Stadtmauern, historischen Gassen und einer pulsierenden Kulturszene, die Tradition und Innovation auf einzigartige Weise miteinander verbindet. Auch das soll Teil des Programms der Studienreise sein.