Gleich geht’s los

Aufschieben gehört zum Studentenleben und ist anstrengend. Anstatt die freigeschobene Zeit für etwas Sinnvolles zu nutzen – zum Beispiel Freunde treffen oder Sport treiben – plagt das schlechte Gewissen.

Vom Aufschieber zum Lernprofi

So entsteht laut Fabian Grolimund «Müllzeit». Der Psychologe und Lerncoach zeigt, wie sich diese in Arbeits- oder Freizeit umwandeln lässt. Er verspricht: «Bessere Noten, weniger Stress, mehr Freizeit.» Dazu vergleicht er «machende» und «aufschiebende» Studierende, erläutert, wie Letztere die Prokrastination überwinden und stellt 25 erfolgversprechende Übungen vor. Im zweiten Teil geht es um Strategien zur Prüfungsvorbereitung und zum Schreiben von Arbeiten (Literatursuche, wissenschaftliches Schreiben). Aber auch der Umgang mit Langeweile in Vorlesungen, Veränderung der Schlafgewohnheiten oder geeignete Lernorte sind Themenbereiche, die Grolimund ausführt. Die humorvolle und fordernde Art des Autors und das praxisorientierte Training motivieren zum Weiterlesen und Ausprobieren.

Julia Bärtschi

Felix Grolimund. Vom Aufschieber zum Lernprofi: Bessere Noten, weniger Stress, mehr Freizeit. Freiburg i. Br.: Verlag Herder, 2018. 192 Seiten.

Die Rezension ist erschienen in Akzente 4 (2018): S. 35.

Teuflische Muse

Wenn ein Film oder eine TV-Serie ankündigt, alles beruhe auf einer wahren Geschichte (nur die Namen seien geändert worden, um die Opfer zu schützen), so ist dieser Hinweis stets mit Vorsicht zu geniessen. Man möchte sogar behaupten, es handle sich dabei um ein Fiktionalitätssignal erster Ordnung. In Roman Polanskis Film nach einem Roman von Delphine de Vigan ist das nicht anders.

Die Schriftstellerin Delphine (Emmanuelle Seigner) hat mit einem Schlüsselroman einen grossen Coup gelandet. Bei einer Signierstunde auf der Pariser Buchmesse stehen die Leute Schlange und versichern der sichtlich erschöpften Autorin ein ums andere Mal, wie aussergewöhnlich und beeindruckend ihre Geschichte sei. Aber der autobiografische Roman trägt Delphine auch Kritik ein. In einem anonymen Brief wird ihr vorgeworfen, sie hätte ihre Mutter verkauft und ihre Familiengeschichte zu Geld gemacht. «Glaubst du, du kommst einfach so davon, weil du dein Buch einen Roman nennst und weil du ein paar Namen geändert hast?» Als Nächstes möchte Delphine eine erfundene Geschichte erzählen. Aber sie steckt fest. Auch ihre neue Freundin L. (Eva Green), die sie nach der Lesung kennengelernt hat, versucht mit allen Mitteln, Delphine von ihrem Vorhaben abzubringen und stattdessen ihre wahre Geschichte zu schreiben. «Du willst ja nur deshalb zur Fiktion zurückkehren, weil du dein verborgenes Buch nicht schreiben willst.»

Nach und nach mutiert die geheimnisvolle L. («elle») zur dämonischen Muse, die Delphine psychisch unter Druck setzt und ihr Leben zunehmend an sich reisst. Am Ende scheint zwar Normalität einzukehren, aber was Wahrheit und was Einbildung ist, bleibt Spekulation. Delphines Lektorin ist vom neuen Buch begeistert. Aber wer hat es geschrieben?

Daniel Ammann

Nach einer wahren Geschichte. (D’après une histoire vraie.) Frankreich/Polen/Belgien 2017. Regie: Roman Polanski. Berlin: Studiocanal Home Entertainment (Arthaus) 2018. DVD.

Delphine de Vigan. Nach einer wahren Geschichte. Aus dem Französischen von Doris Heinemann. Köln: DuMont, 2017. 348 Seiten.

Die Rezension ist erschienen in der Online-Ausgabe von Akzente 4 (28.11.2018).

Masterarbeit in zwei Wochen

Kaum zu glauben: Angeblich soll mal jemand eine Masterarbeit in zwei – oder sagen wir grosszügig: wenigen – Wochen hingelegt haben. Ohne viel empirische Vorüberlegungen habe ich ein paar abgeschlossenen Arbeiten ausgezählt und eine einfache Rechnung angestellt: Wie lange würde es dauern, diese Arbeiten zu tippen, wenn man ohne Unterbruch und Formulierungsbremse 90 Anschläge pro Minute hinbekäme? (Nur so nebenbei: Beim Eintrittstest für die Handelsmittelschule muss man 1000 Anschläge in 10 Minuten schaffen und darf nicht mehr als 6 Fehler machen …)

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Wenn der Stoff explodiert

In Träumen, dem fünften Band seines autobiografischen Grossprojekts, berichtet der norwegische Schriftsteller Karl Ove Knausgård von seiner Zeit in Bergen und wie er nach dem Besuch der Akademie für Schreibkunst immer wieder im Schreiben scheitert, dann anfängt Literaturwissenschaft zu studieren, wieder aufgibt und doch immer wieder von einer Karriere als Schriftsteller träumt.   Wenn der Stoff explodiert weiterlesen