Nadia Gsell

Foto: Dorell Tibbs (Unsplash)
Es war zuerst das Summen: oder mehr, das Fehlen des Summens.
Das Summen, das man immer hörte, vom Kühlschrank, irgendein elektrisches Summen, wenn alles still war.
Doch es verschwand.
Eine ungemütliche, fast unaushaltbare Stille legte sich in den Raum.
Panik machte sich in mir breit.
Mit schnell rasendem Puls greife ich zum Telefon und versuche laute Musik zu starten.
Doch kein Laut entflieht dem Summen des Geräts.
Mir wird flau im Magen und ich versuche mich stützend an der Wand den Weg an die frische Luft zu finden.
Auch draussen, es ist still.
Ich sehe meine Nachbarin mit einem Lächeln, wie jeden Tag um 11.30, ihre Blumen giessen.
Das Plätschern auf die Erde, so ein bekanntes Geräusch.
Es ist verschwunden.
Die Stille scheint mich zu verschlingen.
Mein Körper fängt an zu zittern, ich drehe mich um und sehe einen Umschlag auf meiner Veranda.
«Hör genau hin. Es hat nie aufgehört»
Mein Herz rast. Ich halte die Luft an und lausche.
Da war es.
Tief vibrierend wie ein Schlag, der unter der Oberfläche der Stille lag. Und es kam näher.
Die Stille war zu Ende und es blieb nur noch die Angst.