Qasim A. Khan
Manchmal frage ich mich, was das für Menschen sind, denen Liebe selbst mit Liebe begegnet. Mir hingegen schenkten selbst meine sehnsüchtigsten Bitten nach Liebkosung nur Schmerz: wollt’ ich Blüten, erhielt ich Dornen. Auf der Suche nach dem Glück fand ich nur den Staub vergangener, zerplatzter Träume. Und wenn ich mich nach Liedern voller Zuneigung sehnte, blieb mir nichts als die Kälte eines stummen Seufzers.
Die Menschen, die mich trösten wollten, haben oft nur meine Last erhöht. Jeder Begleiter, dem ich vertraute, blieb gerade lang genug, um Hoffnung zu wecken – und verschwand dann plötzlich, als hätt’ er sich nur kurz verirrt. Wer hält schon inne für einen Werther, der zu viel fühlt? Niemand hat Zeit, um die Hände eines überschwänglichen Träumenden zu halten! Selbst mein eigener Schatten schien sich manchmal zu fürchten, mich gar zu verachten.
Wenn man das Leben nennt, so lebe ich eben weiter – ohne Klage, mit geschlossenen Lippen. Warum sollte ich mich vor dem Schmerz fürchten? Er ist mein alter Bekannter. Einer, der nicht klopft, sondern eintritt. Und jedes Mal bringt er sich gleich hundertfach mit.
Ja! Das ist’s, was man Leben nennt: ein schönes Missverständnis mit schlechter Dramaturgie, in dem wenigstens das Leiden mir treu war.

(c) Qasim A. Khan
Qasim A. Khan ist Tutor am Schreibzentrum der PH Zürich.