Beitrag von Tobias Zimmermann, Dozent für Hochschuldidaktik und Leiter der ZHE-Geschäftsstelle.
Die folgenden provokativen Thesen fassen unsere meistgelesenen Beiträge kurz zusammen. Wir feiern damit das (bald) einjährige Bestehen unseres Lifelong Learning Blog und bieten Ihnen einen prägnanten Einblick in Ideen und Konzepte zum Lehren und Lernen an Hochschulen und in der Berufsbildung.
Nutzen Sie die Kommentarfunktion und diskutieren Sie mit uns über die präsentierten Ideen und Konzepte!
1) Der Anfang macht die Musik
Der Einstieg in eine Lehrveranstaltung hat einen grossen Einfluss darauf, wie interessiert und engagiert die Studierenden mitarbeiten. Zwei Beispiele zeigen, weshalb es neben Fach- auch didaktische Kompetenz braucht, um an der Hochschule gut unterrichten zu können.
2) Selbststudium läuft nicht von selbst
Selbststudium ist ein Konzept, das oft kritisch diskutiert wird – vor allem wenn es als billige Sparmassnahme statt aus didaktischen Gründen zum Einsatz kommt. Wir meinen: Es führt kein Weg an der Frage vorbei, wie individuelle Lernprozesse unterstützt werden können. Deshalb stellen wir das Sandwich-Prinzip vor, das sich zur Strukturierung von Selbststudiumsphasen eignet.
3) Das ePortfolio macht kompetent
Das ePortfolio unterstützt nicht nur die Entwicklung des eigenen Lernens. Lehrende und Führungspersonen können es auch zur Unterstützung der Lernprozesse von Schüler/innen, Studierenden und Mitarbeitenden einsetzen.
4) Design Thinking macht Studierende und Dozierende kreativ
Mehr als ein Modethema: Kreieren ist die höchste Stufe der überarbeiteten Lernzieltaxonomie nach Bloom. Didaktisch spannend ist auch, dass sich Design Thinking nicht an Problemen orientiert, sondern auf Lösungen zielt. Es dient der Suche nach neuen Lösungsmöglichkeiten jenseits ausgetretener Pfade.
5) Elektronische Medien ≠ E-Learning
Wo «E-Learning» drauf steht, sind Lerninhalte oft bloss elektronisch aufbereitet. Das bewirkt aber noch nicht unbedingt bessere Lernprozesse. Vielmehr braucht es eine E-Didaktik, um effektives Lernen durch digital unterstützte Lehr-Lern-Szenarien zu fördern.
6) Social Media können Lifelong Learning unterstützen
Instagram, Twitter & Co. werden oft als Ablenkungsquellen gesehen, welche die Konzentration stören. Dem setzen wir eine positive Sichtweise entgegen, auch für die Weiterbildung: Social Media ermöglichen Weiterbildungsteilnehmenden, ihr berufliches und informelles Lernen zu dokumentieren. So machen sie ihre Lernressourcen verfügbar und öffnen ihre Lernprozesse für Diskussionen.
7) Reflektieren ist wertvoll – sofern auch Misserfolge zugelassen werden
«Warum werden PH-Studierende im Dunkeln nicht überfahren? – Sie reflektieren!» Dieser Witz aus der Kommentarspalte unseres Beitrags veranschaulicht die Ambivalenz des verordneten Reflektierens. Sinnvolle Reflexion bedeutet freilich, nicht nur zu zeigen, was man alles gelernt hat, sondern auch über Scheitern und Fehler nachzudenken. Das bedingt auch eine entsprechende Einstellung seitens der Dozierenden (siehe auch Punkt 9).
8) Digitalisierung: Die Revolution, die ausgerufen wird, bevor sie stattgefunden hat
Die Digitalisierung wird oft als Begründung für erhöhten Weiterbildungsbedarf genannt. Allerdings ist Weiterbildung nicht einfach ein arbeitsmarktpolitisches Instrument. Arbeitspsychologische Erkenntnisse zeigen vielmehr, dass die Berufsrolle für die persönliche Identität zentral ist. Deshalb ist zu fragen, welche Folgen eine zunehmende Digitalisierung für arbeitende Menschen hat – und was das für die Gestaltung von Weiterbildung(en) bedeutet.
9) Scheitern lässt sich nicht präventiv simulieren
Denn Scheitern bedeutet, im Nachhinein festzustellen, dass wir nicht fähig waren, einen Misserfolg vorauszusehen und ihm vorzubeugen. Umso wichtiger ist es, Scheitererfahrungen reflexiv zu bewältigen. Wir beschreiben die wichtigsten Voraussetzungen dafür und ein bewährtes Reflexionsformat.
10) Lifelong Learning: Diesen Beitrag haben wir vergessen
Welcher Beitrag gehört Ihrer Ansicht nach unbedingt auch noch in diese Liste? Und weshalb – welche Erkenntnisse oder Erfahrungen hat er Ihnen ermöglicht? Oder welcher Beitrag müsste dringend noch geschrieben werden?
Wir freuen uns über Ihre Vorschläge in der Kommentarspalte.
Der Lifelong Learning Blog ist der Blog des Zentrums für Hochschuldidaktik und Erwachsenenbildung der PH Zürich. Mitarbeitende des Zentrums und Gastautor/-innen schreiben hier über Themen des Lehrens und Lernens an Hochschulen und in der Berufsbildung. Mehr über unsere Tätigkeiten: - Hochschuldidaktik - Weiterbildung Berufsfachschulen - Schreibzentrum - Arbeitsstelle Evaluation Sie finden uns auch auf Facebook und Twitter.
Danke vielmals für einen guten Blogeintrag. Sehr interessant und relevant fand ich es in #4 über die Wichtigkeit von Kreieren zu lesen. Research zum Thema: http://www.slideshare.net/frankcalberg/creativity-exercises
Danke für diese Zusammenstellung. Spannend, was in diesem ersten Jahr an tollen Beiträgen zusammengekommen ist. Danke an Tobias fürs engagierte Vorantreiben und an alle Autoren für die Beiträge.
Für mich fehlt in der Liste noch ein Hinweis zu Anita Grafs Beitrag. Das Konzept der „interessierten Selbstgefährdung“ hat mich sehr zum nachdenken angeregt. =>https://blog.phzh.ch/zhe/selbstmanagement-uebung/