Navigieren im Wandel – Future Skills als Kompass

Für eine nachhaltige Weiterentwicklung unserer Wirtschaft und Gesellschaft steht die zentrale Bedeutung von Future Skills ausser Frage. Leadership gestaltet die Zukunft, daher sind Future Skills in unserer sich rasant wandelnden Welt auch und besonders in der Führungsrolle unerlässlich. Doch waren solche Fähigkeiten nicht schon immer gefragt und für ein zielgerichtetes, sinnvolles Navigieren durch Veränderungen relevant?

«The world is changed by your example not your opinion.» 

Paul Coelho

10.15 Uhr, pünktlich bei ihrem Weekly mit HR. Sie war gut durch den Verkehr gekommen, hatte nach ihrer Ankunft den Kaffee mit dem Kantinenteam getrunken, war dann Richtung Zentraloffice zum Update los und auf dem Weg dorthin noch kurz beim Hausdienst vorbei, um die Temperatur auf- und ein paar Anregungen mitzunehmen.

Wie jeden Dienstag begrüssen wir sie um 10.45. Über den Tag wechseln sich Teammeetings, Dossierarbeit und Telefonate ab. Sie hört überall aktiv zu, hinterfragt viel, bringt Vorschläge, holt Feedback und Ideen ein, übt – konstruktiv – positive wie negative Kritik, fordert viel und fördert nicht minder. Mittwoch, am frühen Abend, reist sie nach Süddeutschland zurück, wo ihr Wohnort und Lebensmittelpunkt sind. Wenn es um Future Skills in der Führung geht, verkörpert sie, unsere Leaderin, im 50% Pensum angestellt, gefühlt voll präsent, eine zentrale Fähigkeit: Lead by example.

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Warum Zusammenarbeit im Bildungswesen bereichernd ist

Frank Brückel ist seit vielen Jahren in der Schulentwicklung tätig, hat als Dozent an der PH Zürich engen Kontakt zu vielen Schulen und Gemeinden und er beschäftigt sich mit vergangenen, laufenden und zukünftigen Entwicklungen. Der Austausch mit Schulleitungen, Schulpflegen und Mitarbeiter:innen aus der Verwaltung sind ihm wichtig. Im Beitrag geht er dabei besonders auf die aktuellen Freuden und Herausforderungen ein.

Bei den Freuden sind sich alle einig: Das Schönste am Beruf ist die Arbeit mit den Schüler:innen oder der eigene Beitrag dazu, dass Schulen jeden Tag ihre Arbeit machen können. Auch die Antworten auf die Herausforderungen lassen sich gruppieren: neben dem Fachkräftemangel wird nicht selten der Umgang mit einer zunehmenden Heterogenität in der Schülerschaft genannt, daneben der digitale Wandel, die Umstellung auf Tagesschulen oder die Einführung von erweiterten Tagesstrukturen, eine gelingende Zusammenarbeit mit den Eltern sowie die Sorge um die Gesundheit der Teammitglieder verbunden mit einer zunehmenden Belastung in den Kollegien. Wahrscheinlich kommt noch das eine oder andere Thema hinzu.

Ausgehend von diesen Fragen entwickelt sich oft eine spannende Diskussion darüber, wie diesen Herausforderungen am besten begegnet werden kann. Die am häufigsten genannte Lösung erscheint auf den ersten Blick einfach, wird aber bei näherer Betrachtung schnell komplex: Je besser wir zusammenarbeiten, desto besser können wir den Herausforderungen begegnen.

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Führen in der Krise – Wie der Blick in die Theaterwelt Schulleitende bereichern kann

Daniel Rohr, Schauspieler, Regisseur und seit 2004 mit grossem Erfolg Leiter des Theaters Rigiblick, widmet sich mit Leidenschaft seinen Aufgaben. In der Corona-Krise, welche die Kunstszene mit starker Wucht traf, sind Leitungspersonen besonders gefragt, ihre Führungsaufgaben proaktiv, klar und sensibel wahrzunehmen. Wie Daniel Rohr dies gelang und welche Elemente sich in die Schule übertragen lassen, ist aus einem Zoom-Interview mit Heike Beuschlein herauszulesen.

Herr Rohr, ich war in einer Ihrer ersten Veranstaltungen nach dem Lockdown. Es berührte mich, mit welchen wertschätzenden Worten Sie sich nach der Aufführung bei Ihrem Team und einzelnen Schlüsselpersonen bedankten. Wie beschreiben Sie Ihr Verhältnis zu Ihrem Team?

Das Theater Rigiblick hat eine sehr sehr flache Hierarchie und ich habe das grosse Glück, dass ich keinen gewaltigen Apparat habe und dass ich sehr nahe an den Menschen bin, die hier arbeiten. Wenn man den Teamgedanken ausweitet, sind ja auch die Künstlerinnen und Künstler Teils des Teams. Weil ich mit allen in engem Kontakt bin, konnte ich diese auch schützen. Wir richteten z.B. einen Corona-Hilfsfond ein. Das Verhältnis zu allen ist sehr eng, es ist sehr familiär, es ist von einem grossen Vertrauen geprägt. Das liegt nicht nur an mir. Als Team ist man nur so stark, wie das schwächste Glied in der Kette. Ich habe das grosse Glück, dass auch meine Stellvertreterin in die gleiche Richtung geht. Wir sind immer dabei unsere menschlichen Grundsätze weiterzugeben: Humanismus, gute Werte und Eigenschaften wie Hilfsbereitschaft und Gastfreundschaft. Das ist das, was man von aussen spürt, dass das Team sehr eng verzahnt ist und dass wir die Menschen danach gut auswählen können. Bei uns ist der Teamgedanke sehr sehr sehr gross. Und das ist gegenseitig, von einer grossen Solidarität getragen. Jeder springt jederzeit für jeden ein. Ich geniesse eine grosse Akzeptanz auch von den Jungen und lasse mich jederzeit von den Jungen inspirieren. Das ist schon ein grosses Geschenk.

Der Lockdown im März war ein Schock für viele. Die Kunstszene traf es besonders. Was waren damals Ihre ersten Massnahmen?

Ich griff als allererstes zum Hörer und rief die über hundert hier arbeitenden Künstlerinnen und Künstler an. Diese Aktion nahm vier Tage in Anspruch, denn ich rief wirklich alle an, auch die sogenannten Substituts. Ich sagte Ihnen: «Passt auf, das ist jetzt eine schwierige Situation, aber ich habe immer so von eurer Solidarität, von eurer guten Arbeit profitiert, jetzt ist es an uns, euch zu schützen». Danach rief ich unsere Mäzeninnen und Mäzenen an und sagte zu ihnen: «Jetzt ist es an euch, uns zu unterstützen». Das funktionierte gut. Wir hatten schon einen Plan für ein Benefizkonzert, für welches wir eine Eingabe beim Kanton gemacht hatten. Das schaffte Vertrauen. Es gibt immer einige Personen, die durchs Netz fallen. Uns gelang es, diese aufzufangen.

Wie konnten Sie Ihr Team, aber auch selbständige KünstlerInnen, mit denen Sie arbeiten, über die Wochen hinweg «bei der Stange halten», sie trotz grosser Unsicherheit nachhaltig motivieren?

Ich war immer in Kontakt mit allen. Ich hatte das grosse Privileg im Garten meines schönen alten Bauernhauses zu arbeiten, aber ich war fast jeden Tag in meinem Büro hier vor Ort. Dass alle an einem Strang ziehen und sich gegenseitig stützen, ist symbolisch für uns im Theater Rigiblick. Deswegen war es mir auch wichtig, das Vertrauen weiterhin aufrecht zu erhalten in dieser Zeit. Und dass alle spüren, hey, der Dani ist jetzt Papa und die Brigitta ist jetzt Mama, und die sind jetzt für uns da. Ich meine das im Sinne der Sache. Mir ist es wichtig, dass wir eine gute Stimmung haben und aus dieser guten Stimmung heraus ist man bereit, mehr zu leisten. Und dann bin ich auch bereit, mehr zu leisten. Wenn das personalisiert ist und die Menschen merken, ich bin gemeint. Dann sind die Menschen bereit, hier zu arbeiten, auch wenn sie merken, woanders verdient man 200 CHF mehr, einfach, weil es hier Spass macht.

Sie schaffen und erschaffen immer wieder neue Rollen, neue Szenarien. Auch Schulen müssen in dieser Zeit kreative Lösungen finden, ihre Performance gestalten und dabei alle Beteiligten mitnehmen. Was von dem, wie Sie im Theater Rigiblick diese Problemsituation gestaltet und gemeistert haben, könnte auch für eine Schule wichtig sein?

Es gibt ein Gesetz in der der Physik, das überall gilt: Die Energie, die ich reinstecke, die kommt auch wieder raus. Da glaube ich felsenfest daran. Ich glaube, wenn ich als Lehrerin oder Lehrer bereit bin, viel in die Kinder, in die Schule, in die Ausbildung zu stecken und wenn ich interessiert an dem bin, was ich mache, dann kommt von den Kindern, den Jugendlichen so viel mehr zurück und dann geht man gerne. Und man hat ja auch immer Gleichgesinnte, mit denen man gemeinsam entwickeln kann. Und es ist ja dann auch spannender, den Beruf auszuüben. Antonio Gramcsci, Gründer der italienischen kommunistischen Partei sagte «Pessimismus der Intelligenz, Optimismus der Tat», das habe ich mir während der Corona-Phase gesagt: Wir befürchten das Schlimmste, aber wir machen das Beste daraus.

Was geben Sie aus Ihrer persönlichen Sicht als Führungsperson Schulleitenden mit auf den Weg?

Ich glaube, das Zuhören ist wichtiger als das Erzählen. Es ist vermessen, dass ich etwas mitgeben kann. Aber ich stelle mir vor, dass man ausgleichen können muss. Da sind unterschiedliche Menschen, da sind unterschiedliche Ansätze. Da muss man viel vermitteln. Aber das ist hier auch der Fall. Kürzlich fragten wir uns in einer Sitzung: Was machen wir mit Corona? Da sass das ganze Team zusammen. Allen stand ein Slot von 3 oder 4 Minuten zur Verfügung. Sie konnten einbringen, wie sie damit umzugehen gedenken. Es kamen super Inputs. Und dann kann ich immer noch sagen, das nehmen wir, das nehmen wir nicht.

Zur Autorin

Heike Beuschlein setzt sich als Dozentin und Beraterin in unterschiedlichen Kontexten mit Fragen zur Schulführung, Schulentwicklung und Kommunikation auseinander. Sie ist Lehrgangsleiterin des CAS Führen einer Bildungsorganisation (Schulleitungsausbildung), leitet den DAS Schulführung Advanced und organisiert im Tandem jährlich eine Studienreise für Führungspersonen.

Redaktion: Jörg Berger

Titelbild: zVg

Schulbehörde und Schulleitung – «Wir müssen miteinander!»

Die Zusammenarbeit zwischen Schulbehörde und Schulleitung hat eine anspruchsvolle Ausgangslage: politisch gewählte Laien führen Fachpersonen. Andrea Hugelshofer widmet sich einer wichtigen Grundlage dieser Zusammenarbeit, dem Vertrauen.

«Wichtig ist, dass man sich als Team versteht und ein Vertrauensverhältnis besteht. Hierfür braucht es ein Rollenbewusstsein: Die Schulleitung ist die Fachperson. Ich muss akzeptieren, dass ich Laie bin und mich auf die strategische Arbeit fokussiere – und die Schulleitung muss sich bewusst sein, dass der Präsident Chef ist.» Dies die Aussage eines Schulpräsidenten in einem Gespräch, das ich mit ihm über seine Erfahrungen bezüglich Zusammenarbeit zwischen Schulleitung und Schulbehörde geführt habe.

Auch in anderen Gesprächen wurde immer wieder das Stichwort Vertrauen erwähnt. Eine Schulleitung betont im Gespräch das Vertrauen, das ihr und ihrer Kompetenz geschenkt wird:

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Wir Schulleitungen sind Leistungssportler

Seit 11 Jahren bin ich Leistungssportler. Von morgens früh bis abends spät begegne ich Schwierigkeiten, Widerständen, Grenzen und Konflikten – eigene und die der anderen. Über all die Jahre ist mein Bewusstsein für die Komplexität von Zusammenarbeit gewachsen. Inzwischen bin ich ein Jongleur der Bedürfnisse meines Kollegiums. Dies sind meine Erkenntnisse nach den ersten Minuten Onlinereferat – wie schmeichelhaft!

Robert Jautschus ist seit 33 Jahren Trainer, Berater und Coach. Die Methode der gewaltfreien Kommunikation nach Marshall Rosenberg (GfK) und das Webinar «Teamarbeit und Teambildung» der Schilf Akademie verbindet uns – er in der Rolle als Referent, ich als Moderator. Seine anerkennenden Worte zur Einleitung holen mich und rund 40 weitere Schulleiterinnen und Schulleiter ab.  Wir alle sind eingeloggt im virtuellen Webinarraum und verfolgen gebannt Herrn Jautschus Ausführungen.

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Zusammenarbeit nach Plan?

Als Schulleiter einer Tagessonderschule begrüsse ich den neuen Berufsauftrag, weil er Zusammenarbeit als wesentliche Aufgabe von Lehrpersonen anerkennt und ihr Zeit einräumt. Zusammenarbeit oder Kooperation – eine Mega-Aufgabe unserer Zeit. Auch im Lehrplan 21 ist sie deshalb ein wichtiger Lerninhalt. Hilft der neue Berufsauftrag, angemessen zusammenzuarbeiten oder schränkt er unnötig ein?

Mir gefällt dazu die Unterscheidung von blauer und roter Kooperation von André Woodtli. Blaue Kooperation wirkt bei Prozessen, deren Lösungen im Prinzip bekannt sind. Je genauer die einzelnen Schritte vorher beschrieben werden, um so besser die Lösung. Die Schule kennt eine Unzahl blauer Prozesse, vom Lehrplan bis zur Schulordnung.

Was helfen diese aber, wenn Chaled sichtlich erregt vor mir steht und “Ich hasse Sie!” schreit? Hier sofort eine Massnahme zu verhängen, wie es der Massnahmenkatalog vorsieht, kann ziemlich daneben liegen.

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