5 Fragen an Daniel Jeseneg – Schulleiter Schule Zeihen

In unserer Rubrik «5 Fragen an…» interviewt Co-Schulleiter Victor Steiner den Schulleiter Daniel Jeseneg zu seiner Tätigkeit. Der Stafetten-Stab liegt nun bei ihm.

Die Schule Zeihen geht einen eigenen Weg im Bereich der Beurteilung. Kompetenzorientierte Beurteilung ist das Schlagwort. Kannst du das genauer erläutern und über Erfolge und Stolpersteine berichten?

So eigen ist unser Weg gar nicht. Wir machen eigentlich genau das, was uns die Laufbahnverordnung und der Lehrplan vorschreiben. Vielleicht haben wir diese zwei Dokumente ein wenig genauer und sorgfältiger wie andere Schulen studiert und wissen nun, welcher Spielraum uns offensteht. Kurzum: Die Ziffernnoten auf unseren Beurteilungsbelegen haben wir abgeschafft und sie im Rahmen der bilanzierenden Beurteilungen durch Wortprädikate ersetzt (sehr gut erreicht, gut erreicht, erreicht, noch nicht erreicht). Klassische schriftliche Lernstanderhebungen gibt es noch, aber sie reihen sich ein in Selbst- und Peereinschätzungen, Lernberichte, Produkte- und Prozessbeurteilungen – also Lernspuren, die dem Lernen dienen und nicht dem Daumen-hoch-oder-runter-Prinzip.

Bei einer solchen Beurteilungsvielfalt ist es für uns natürlich nicht mehr möglich, mit einer schlichten «Milchbüechlirechnung» (Notenschnitt) zur Zeugnisnote zu gelangen. Aber diese Zeugnisnoten müssen wir ja machen. Da führt kein Weg dran vorbei. Überall sonst braucht es keine Noten. Das kann man in der Promotionsverordnung schwarz auf weiss nachlesen.

Wir sind im Moment wirklich noch auf der Suche nach einem einigermassen mach- und leistbaren Rezept für den Ermessensentscheid bei der Zeugnisnote. Letztendlich offenbart sich aber genau hier das Dilemma zwischen einem zeitgemässen Lernverständnis – und da leistet der Lehrplan meines Erachtens wirklich Grossartiges – und einer Leistungsdokumentation (Zeugnis), die aus dem letzten beziehungsweise vorletzten Jahrhundert stammt. Dieses Dilemma ist wahrlich ein Stolperstein, wohl eher eine ganze Stolper-Geröllhalde. Hier wünsche ich mir sehnlichst mutige Pionierarbeit beziehungsweise Unterstützung durch die Volksschulämter.

Ihr praktiziert eine «Draussenschule». Was genau bedeutet das?

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Spielen als «Game Changer» in der Schulentwicklung

Das Spiel ist die zentrale Lernform bei 4- bis 8-Jährigen*. Wenn Kinder spielen, lernen sie gleichzeitig – durch das Erleben mit allen Sinnen, ganz beiläufig. Das bewusste Lernen setzt erst nach und nach ein. Diese Erkenntnis aus der Forschung spiegelt sich im Lehrplan 21 wider und bewirkt einen pädagogisch-didaktischen Paradigmenwechsel. Die Folge sind Veränderungsprozesse im Kindergarten, in der Schule und der schulergänzenden Betreuung – und entsprechend auch in der Schulentwicklung.

*Kinder im Alter von 4 bis 8 Jahren entsprechen der Altersgruppe im 1. Zyklus (Schweizer Bildungssystem: Kindergarten bis 2. Klasse). Der 1. Zyklus wird im Folgenden auch Elementarbildung genannt.

Damit das Spiel als Lernform bei 4- bis 8-jährigen Kindern institutionell verankert werden kann, benötigt es neben einem inhaltlichen auch einen strukturellen Prozess im Kontext einer Schulentwicklung (Lieger, Ganz, 2021, S. 145). Dieser kann aus einem internen Bedürfnis heraus entstehen oder extern initiiert sein. Im ersten Fall zum Beispiel durch Heterogenität in den Klassen, Verbesserung der Übergänge, Anpassung der Spiel- und Lernumgebung. Im zweiten Fall zum Beispiel durch Integration von Kindern mit besonderen Bedürfnissen, Lehrplan, Förderung der fachlichen und überfachlichen Kompetenzen in Spielprozessen.

Schulentwicklungsprozesse zielen auf die Verbesserung der Qualität in einer Bildungsinstitution und der Passung ab. Es kommt zu einem Wandel in den Bereichen der Organisations-, Personal- und Unterrichtsentwicklung («Drei-Wege-Modell der Schulentwicklung» von Hans-Günter Rolff (2012)).

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«Unser Qualitätsanspruch ist es, Lösungen für alle zu finden»

Barbara Roux leitet die Schule für Sehbehinderte (SfS) im Kanton Zürich. Die Sonderschule bietet Schülerinnen und Schülern mit einer Sehbeeinträchtigung im Rahmen einer Tagesschule neben den üblichen Fächern ein vielfältiges Förderangebot an. Daneben beraten und unterstützen die Lehr- und Fachpersonen Schülerinnen und Schüler, Lehrpersonen der Regelschule und Eltern zum Lernen mit einer Sehbehinderung. Im Interview spricht Barbara Roux mit Nina-Cathrin Strauss über Ansprüche und Anspruchsgruppen, Schulqualität und Entwicklung in einer Schule mit einem besonderen Angebot.

Barbara, was beschäftigt euch momentan in der Schul- und Unterrichtsentwicklung?

Neben vielen anderen sind das konkret zwei Themen: Unruhe und Feedback. Aus Sicht der Schüler:innen stellen wir fest, dass sie im Rahmen unserer Angebote, zum Beispiel wegen des sehr spezifischen Fachunterrichts, in ihrem Alltag notwendigerweise mit vielen verschiedenen Lehrpersonen zu tun haben. Die ständigen Wechsel zwischen verschiedenen Räumen und Inhalten erzeugen Unruhe. Diesbezüglich suchen wir nach Lösungen, um mehr Ruhe in den Alltag zu bringen.

Feedback beschäftigt uns in Bezug auf den Unterricht. Das Feedback der Schüler:innen wird eingeholt, es gibt aber noch weitere Perspektiven, die wir hier systematischer abholen könnten. Wir denken über eine Art 360°-Feedback nach. Nicht nur die Angebote und die Expert:innen sind vielfältig, auch die Kompetenzen und Bedürfnisse der Schüler:innen. Hier würden wir für unsere Schul- und Unterrichtsentwicklung gerne mehr wissen.

Du sprichst die Vielfalt der Schüler:innen an. Wer geht bei euch zur Schule?

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Schulbeurteilung strategisch nutzen

Die Schulbeurteilung ist im Kanton Zürich darauf ausgerichtet, der Schulführung differenziertes Steuerungswissen zu liefern und sie in ihrer Verantwortung für die Schul- und Unterrichtsentwicklung zu bestärken. Eine hohe Transparenz über Verfahren und Inhalte der Evaluation sowie verschiedene Gestaltungsmöglichkeiten unterstützen die Schulführung darin, die Schulbeurteilung strategisch zu nutzen, wie Andreas Brunner, Leiter der Fachstelle für Schulbeurteilung des Kantons Zürich sagt.

Das Verfahren ist allen Schulen im Kanton Zürich bestens vertraut: Alle fünf Jahre klopft die Fachstelle für Schulbeurteilung an die Tür und kündet ihren Besuch an. Sie nimmt so ihren gesetzlichen Auftrag wahr, die Qualität der Schule in pädagogischer und organisatorischer Hinsicht zu überprüfen.

Breite Datengrundlage

Die Evaluation beginnt bereits rund ein halbes Jahr vor dem Besuch vor Ort, wenn die Leitung des Evaluationsteams mit der Schulführung Kontakt aufnimmt, um den Prozess gemeinsam zu planen und vorzubereiten. Nach dem Studium zentraler Dokumente der Schule und der schriftlichen Befragung von Eltern, Schülerinnen und Schülern sowie Lehr- und Fachpersonen steht der eigentliche Höhepunkt an: der dreitägige Schulbesuch von zwei bis vier Evaluationsfachpersonen. Um ein umfassendes Bild der Schule zu gewinnen, beobachten sie zahlreiche Unterrichtslektionen und führen Interviews mit allen Beteiligten.

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Krisenbedingte Unterrichtsentwicklung

Die flächendeckenden Schulschliessungen stellten Schulen, Lehrpersonen, Eltern, Schülerinnen und Schüler und die Arbeitswelt auf den Kopf. Die Auswirkungen auf die Bildungslandschaft sind richtungsweisend und nachhaltig, wie Remo Krummenacher und Pascal Kohler in folgendem Beitrag erläutern.

Am Freitag, 13. März, wurde die schweizweite Schliessung der Schulen angeordnet. Im Eiltempo mussten Konzepte her, um das Lernen weiterhin zu ermöglichen. Es zeigte sich eine Situation, welche in keinen Planungen und Überlegungen als realitätsnahes Szenario vorhanden war. Es war die präzise Antizipation einer sich ins Unbekannte entwickelnden Lage gefragt. Äussere Einflüsse beschleunigten längst angedachte Entwicklungsschritte. Für Schulleitende ging es darum, ihre «teils trägen Schiffe» trotz Widrigkeiten in sichere Häfen zu manövrieren.

Das Engagement hinsichtlich der Aufgabe, Aktivierung und Motivierung der Mitarbeiter (Jung, 2011. S. 411) innerhalb einer Schule werden unter vielen anderen Aspekten als Voraussetzung für eine gelingende Unterrichtsentwicklung beschrieben. Gerade die Aspekte Aktivierung und Motivation konnten an vielen Schulen in einem sehr hohen Ausmass erlebt werden. Mit dem gegebenen Auftrag – Sicherstellung des Bildungsauftrages in Form von Fernunterricht – wurde vieles schon vorgegeben. Es bestand ein Zwang zum Handeln, etwas, das im schulischen Umfeld ansonsten eher hindernd als förderlich ist. Hinzu kommt, dass dieser Umstand aus Sicht der Beteiligten nicht selbst verschuldet war.  

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5 Fragen an Christoph Schieb, Schulleiter der Grundschule Bad Münder

In der Rubrik «5 Fragen an…» interviewt Schulleiter Ivo Kamm den Schulleiter Christoph Schieb. Der Stafetten-Stab wird dieses Mal nach Deutschland weitergegeben.

1. Christoph, aus deinen Erzählungen hat mich besonders beeindruckt, wie die Schülerinnen und Schüler bewirkt haben, dass ihr neue Toiletten für eure Schule und sogar ein neues Schulhaus bekommen habt! Wie hat sich das genau zugetragen?

Das ist wahrlich eine Geschichte, die neue Beteiligungsformen, die Frage nach der Qualität im Ganztag, Inklusion und natürlich die Schulentwicklung insgesamt berührt.

In Kurzform: 40 Jahre lang befand sich unsere Schule in einem Schulgebäude, dass sich am Ende nicht mehr als zeitgemäss erwies. Eine veraltete Bausubstanz und beengte Raumverhältnisse liessen eine moderne Unterrichts- und Tagesgestaltung kaum zu. Hinzu kamen als dauerhaftes Ärgernis die Toiletten der Schülerinnen und Schüler, die nicht nur sanierungsbedürftig waren, sondern durch ihre Aussenlage und fehlende Barrierefreiheit schon lange für Gesprächsstoff unter allen Beteiligten sorgten.

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Schulen in Zeiten der Covid-19-Pandemie – ein Hangeln von Notlösung zu Notlösung oder gezielte Schulentwicklung?

Katharina Maag Merki, Professorin für Erziehungswissenschaft an der Universität Zürich, teilt mit uns ihre Wahrnehmung und Erfahrung, wie Schulen mit der Ausnahmesituation während des Coronavirus umgingen und noch umgehen und untersucht, welchen Einfluss eine solche herausfordernde Ausnahmesituation für die Schulentwicklung hat. Niels Anderegg hat Maag Merki dazu im folgenden Interview befragt.

Katharina Maag Merki, Sie setzen sich seit vielen Jahren mit dem Thema Schulentwicklung auseinander. Welche Fragen stellen Sie sich, wenn Sie an die letzten Monate im Zusammenhang mit der Covid-19-Pandemie denken?

Die Weiterentwicklung der eigenen Schule, des Unterrichts und der Fähigkeiten der Lehr- und Fachpersonen sind alltägliche Geschäfte einer Schule. Die Auslöser zur Qualitätsentwicklung sind vielfältig: Der eigene Wunsch, sich zu verbessern, die Notwendigkeit, besser zu werden, weil andere die Arbeit an der Qualität der Schule einfordern, die Einführung eines neuen Lehrplans, Rückmeldungen von Schulbehörden, Nachfragen von Eltern und – vor allem – wenn es im Unterricht nicht wie gewünscht läuft und die Schülerinnen und Schüler die Lernziele nicht zur Zufriedenheit erreichen. Es sind also kleine und grosse Herausforderungen, schulintern oder schulextern wahrgenommen und angenommen, die Motor für die Qualitätsentwicklung in der Schule sind.

Und die Covid-19-Pandemie? Eine Herausforderung war sie mit Sicherheit für alle Schulen. Aber welche Herausforderungen haben sich den Schulen tatsächlich gestellt? Haben alle Schulen die gleichen Herausforderungen wahrgenommen? Und welche Ansätze oder Strategien haben zur Bewältigung der Herausforderungen beigetragen? War es ein Hangeln von Notlösung zu Notlösung oder wird es im Laufe der Covid-19-Pandemie möglich sein, Schulentwicklungsprozesse gezielt anzustossen und die Arbeit an der Qualität der schulischen Prozesse weiterzuentwickeln?

Aber es könnte ja auch sein, dass die Covid-19-Pandemie eine zu grosse Irritation des Systems Schule darstellt, um nachhaltige Veränderungen zu realisieren. Wenn die Pandemie eines Tages eingedämmt ist: Gehen die Schulen dann zurück zum Bisherigen, zum business as usual?

Was nehmen Sie wahr: Welche Herausforderungen haben sich den Schulen gestellt? Und wie sind sie damit umgegangen?

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Die Schulbehörde im digitalen Wandel

Wie gelangen Schulbehörden zu einem Verständnis von «Bildung im digitalen Zeitalter» und wie können sie diese Entwicklung unterstützen? Rahel Tschopp im Gespräch mit Schulpräsident Dominik Stöckli.

Herr Stöckli, weshalb ist «Bildung im digitalen Zeitalter» ein wesentliches Thema für Schulbehörden?

Bildung allgemein muss die Schulbehörde beschäftigen. Das Bildungsziel der Mündigkeit kann aber im digitalen Zeitalter nicht ohne Förderung der Medienkompetenz erreicht werden. In einer sich dauernd verändernden Gesellschaft sind neue Kompetenzen erforderlich. Schulbehörden haben darauf zu achten, dass die Chancengerechtigkeit auch in diesem Bereich gewahrt bleibt. Dies kann durchaus – über Jahre – kostenrelevant sein.

Das Thema wird oft auf die Technik reduziert. Zentraler ist aber die Schul- und Unterrichtsentwicklung, die das gesamte System Schule betrifft. Einverstanden?

Absolut! Der digitale Wandel soll für Unterrichtsentwicklung genutzt werden. Dabei sollen digitale Medien nicht nur Bestehendes ersetzen. Vielmehr sollen im Rahmen des digitalen Wandels die Unterrichtskonzepte hinterfragt und angepasst werden. Zudem können schulinterne Entwicklungen auch für die Ebene der strategischen Führung genutzt werden, beispielsweise bei Zusammenarbeitsformen.

Virtuelle Zusammenarbeit?

Ja. Innerhalb der Behörde wünsche ich mir konkret die Bereitschaft, zukünftig vermehrt ICT für die Zusammenarbeit zu nutzen. Im Sinne einer besseren Effizienz kann ich mir vorstellen, dass Sitzungen teils mittels Videocall abgehalten werden. Austausch und Zusammenarbeit kann mit sinnvollen Tools effizienter und nachhaltiger gestaltet werden. Dies erfordert möglicherweise viel Engagement von Schulpflegemitgliedern.

Was wünschen Sie sich für Ihre Behörde diesbezüglich?

Die Schulpflege soll sich offen zum Thema austauschen können. Eine gewisse Weitsicht scheint unabdingbar. Zudem wäre innerhalb der Behörde Knowhow wünschenswert: Berufliche Erfahrungen und Kompetenzen können hilfreich sein. Grundsätzlich wünsche ich mir Diskussionen mit verschiedenen Standpunkten. Der digitale Wandel betrifft aber nicht nur die einzelnen Gemeinden. Absprachen und Austausch ist auch hier angezeigt. Für die Umsetzung sind die nötigen finanziellen Mittel wichtig. Es reicht nicht, wenn nur die Schulbehörde Investitionen nachvollziehen kann. Vielmehr muss auch die Bevölkerung ins Boot geholt werden. Eine gute Kommunikation ist unerlässlich.

Welche Rolle kommt Ihrer Meinung nach der Schulleitung und den Lehrpersonen zu?

Der Schulleitung kommt selbstverständlich eine entscheidende Rolle zu. Eine transparente Beratung des Laiengremiums Schulpflege ist wichtig. Hierzu kann die Schulleitung ihrer Schulpflege Optionen für die Entwicklung aufzeigen. Grundsätzlich wünsche ich mir aber, dass der digitale Wandel im Schulzimmer und aus der Lehrerschaft heraus initiiert wird. Als Schulpräsident würde ich eine solche Dynamik, bzw. Initiativen von Lehrpersonen sofort unterstützen. Ich bin überzeugt, dass Entwicklung von Innen heraus am wirksamsten ist.

Wovor haben Sie Respekt?

Die Ziele des digitalen Wandels könnten in der Hitze des Gefechts schnell aus den Augen verloren gehen. Es ist wohl äusserst wichtig, dass klare und nachvollziehbare Ziele gesetzt werden. Kinder und Jugendliche sollen nicht nur Anwender sein. Das digitale Zeitalter erfordert neue Kompetenzen. Diese sind u.a. im Lehrplan 21 abgebildet, müssen aber auch weiterentwickelt werden.

Wo ist Expertenrat gefragt?

Das Tempo des digitalen Wandels erfordert Flexibilität. Trotzdem soll Entwicklung nicht überstürzt geschehen. Einfache und für Laien verständliche Hilfestellungen, z.B. Checklisten oder Umsetzungsvarianten wären sinnvoll. Zurzeit entwickeln sich die Schulen im digitalen Zeitalter sehr verschieden. Grosse Investitionen sind nötig. Es besteht die Gefahr, dass Fehlinvestitionen getätigt werden. Es ist daher äusserst wichtig, dass bei Beratung die Flexibilität von Modellen beachtet wird.

Wie sieht es bei Ihnen an der Schule Knonau konkret aus?

In unserer Primarschule stehen nur wenige ICT-Geräte im Klassenzimmer zur Nutzung bereit. Ein Pool an Geräten kann reserviert werden. Eine grundlegende Kompetenz von Schülern sollte der selbstbestimmte sinnvolle Einsatz von ICT-Geräten sein. Ich frage mich, ob nicht zusätzliche Geräte angeschafft werden müssten, damit Kinder selbst entscheiden können, ob sie für Aufgaben ein Tablet oder einen Computer nutzen möchten. Solche grundlegenden Fragen, beschäftigen mich immer wieder. Bildung kostet. Die Investitionen in ICT-Geräte, Netzwerke, Weiterbildung usw. muss irgendwie finanzierbar sein. Dies ist jedoch nicht jederzeit und allerorts sichergestellt.

Jetzt sprechen Sie aber wieder von den Geräten! Dabei ging es eben noch um Innovation. Wo sehen Sie diesbezüglich Herausforderungen?

Eine gewinnbringende Entwicklung scheint nur möglich, wenn die Lehrpersonen „den Takt“ angeben. Aus meiner Sicht heisst dies nicht, dass jede Initiative aus Lehrerkreisen kommen muss. Es muss aber unbedingt darauf geachtet werden, dass alle Beteiligten der Entwicklung folgen können und „auf dem Boot“ bleiben. Diesbezüglich kann es sein, dass immer wieder Zwischenstopps gemacht werden und Ziele angepasst werden müssen. Wie können Lehrpersonen motiviert und „an Board“ geholt werden? Wie kann die Bereitschaft für einen Rollenwechsel der Lehrpersonen beeinflusst werden?

Was mich aktuell auch noch umtreibt: Wie sollen wir als Schule beispielsweise bei einem Hackerangriff reagieren? Wie unsere Systeme und Inhalte konkret geschützt sind, ist mir zurzeit ehrlicherweise nicht ausreichend bekannt. Dies verunsichert doch ein wenig. Dieses Interview ist aber ein guter Anstoss, um sich der Sache anzunehmen.

Herr Stöckli, vielen Dank für das Gespräch!

INFOBOX

Dominik Stöckli ist seit 2009 Mitglied der Schulpflege Knonau und seit 2016 deren Präsident und damit Mitglied des Gemeinderates. Er ist dreifacher Familienvater und arbeitet als Schulischer Heilpädagoge an der Schule Hünenberg im Kanton Zug

Die Themenreihe Fokus Schulbehörde beschäftigt sich am Donnerstagabend, 2. Juli 2020 von 17.30 bis 20.30 Uhr mit dem Thema «Schule im digitalen Zeitalter». 

Ziel des Kurses ist es, Schulbehördenmitgliedern einen Einblick ins Verständnis von «Bildung im digitalen Zeitalter» zu geben. Es soll aufgezeigt werden, was in den Schulen passiert (oder passieren könnte) und wie Schulbehörden diese Entwicklung unterstützen können.

Hier geht’s zur Anmeldung:
https://phzh.ch/de/Weiterbildung/Weiterbildung-Volksschulen/anlassdetail-weiterbildung-fur-volksschulen/Schule-im-digitalen-Zeitalter-n144423438.htm

Zur Autorin

Rahel Tschopp Zentrumsleiterin Medienbildung und Informatik

Rahel Tschopp ist Zentrumsleiterin für Medienbildung und Informatik an der PH Zürich. Sie kennt sich in Projektleitungen, Prozessbegleitungen, Fachberatungen und Schulentwicklung im digitalen Wandel bestens aus.

Redaktion: Jörg Berger

Titelbild: Blick aus dem Schulhaus Aeschrain, Knonau

Rezension: Standards für eine inklusive Schule

In der neusten Ausgabe der Schweizerischen Zeitschrift für Heilpädagogik ist der Artikel «Standards für eine inklusive Schule» von Cédric Blanc erschienen. Niels Anderegg fasst die für ihn wesentlichsten Inhalte des Textes zusammen und teilt seine Gedanken dazu.

Bis anhin kannte ich nur die von Vera Moser in ihrem Buch «Die Inklusive Schule» vorgeschlagenen Standards. Ich war gespannt, welche Standards von einem Schweizer Autor vorgeschlagen werden. Cédric Blanc ist Vizepräsident von Integras, dem Schweizerischen Fachverband für Sozial- und Sonderpädagogik. Die in seinem Artikel präsentierten Standards wurden in Zusammenarbeit mit verschiedenen Fachpersonen von Integras entwickelt.

In der Einleitung des Artikels verweist Cédric Blanc auf die Entwicklungen, welche die Integration beziehungsweise Inklusion in den letzten 50 Jahren, sowohl national wie auch international, durchlaufen hat. Das Anliegen von Blanc ist eine Schule für alle: «Integrative Schulen gehen vom Grundsatz aus, dass alle Schülerinnen und Schüler einer Gemeinschaft im Rahmen des Möglichen gemeinsam lernen sollen, unabhängig von ihren Behinderungen und Schwierigkeiten» (Blanc 2019, 8). Inklusion versteht er als «ein Prozess, der nie zu Ende ist. Sie ist ein Grundrecht» (ebd., 14).

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Fallstudien: Churermodell und Einmalzulage

Fünf ausgewählte Schulleitungen aus der Praxis bereiten ein Setting vor, das Einblicke in komplexe Herausforderungen von Schulführung bietet. Teilnehmende des CAS Führen einer Bildungsorganisation stellen sich den Aufgaben und präsentieren ihre Lösungsansätze und Gedanken – heute im dritten und letzten Teil:

Ist die Bündner Gerstensuppe noch heiss?

Ein erfolgreich gestartetes Schulmodell brachte grosses Interesse und sogar einen Schulpreis hervor. Trotzdem stellt sich heute die Frage: Wie geht es weiter? 

An der Primarschule Otelfingen wird nach dem Churermodell unterrichtet. Das Schulteam hat in einem langfristigen Prozess auf die Umsetzung des Modells vorbereitet und die wichtigsten Ziele im pädagogischen Fussabdruck (Leitbild) festgehalten.

Aus Sicht des Schulleiters droht jetzt, nach dem ersten schwungvollen Hype, die Begeisterung der Lehrpersonen für das Modell abzuflachen.

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