Schulführung – in welchen Räumen?

Erinnern sie sich an ihren ersten Kindergarten? Wie die Finken unter der Sitzbank aufgereiht auf die warmen Füsschen warteten oder wo sich die lange Fensterfront erstreckte? Auf welchen Bäumen geklettert werden durfte oder wo sie Stelzenlaufen lernten? Schulräume sind nebst Lehrpersonen oder Gspändlis ein prägender Bestandteil unserer Schulerfahrung: sie sind eng mit Aktivitäten und sozial Erlebtem verflochten.

Schulräume ermöglichen, fördern oder behindern, was in der Schule und rund um sie herum erlebt werden will. Das Nachdenken über die gewünschten Handlungen soll der Definition des Raumprogramms und der Gestaltung ihrer Schule vorangehen – unabhängig davon, ob es sich um Neu- oder Bestandesbauten handelt. Das pädagogische Konzept und die räumliche Umgebung bedingen sich gegenseitig:

  • Altersdurchmischtes Lernen oder Jahrgangsklassen?
  • Tagesstrukturen oder Tagesschule?
  • Binnendifferenzierung oder Lern- und Förderateliers?
  • Schule im Wald, auf dem Bauernhof oder im Klassenzimmer?
  • Wochenstart in der Klasse, im Jahrgang oder mit der ganzen Schule?

Zunehmend verbringen Kinder und Erwachsene mehr Zeit an Schulen. Die Grenzen zwischen Unterricht und Freizeit, Schule und Zuhause weichen sich auf. Die Schule verliert ihr Bildungsmonopol und übernimmt im Gegenzug Erziehungsaufgaben. Sie wird zum Lern-, Lehr- und Lebensraum und macht neue Bedürfnisse an die Innen- und Aussenräume geltend. Sich verändernde Bildungsziele und/oder Lernmethoden sollen aber auch zukünftig in geeigneten Räumlichkeiten umgesetzt werden können.

Sollen formulierte pädagogisch-funktionale Bedürfnisse baulich umgesetzt werden, müssen sie erst in architektonische Anforderungen übersetzt werden. Dieser Zwischenschritt wird durch erfahrene Fachleute auf dem Gebiet der Schulraumentwicklung begleitet. Schulleitungen müssen für ein allfälliges Schulbauprojekt in ihrem ohnehin schon prall gefüllten Thek nicht auch noch Kompetenzen in Planung und Bau mitbringen. Dennoch ist es wertvoll, wenn sie sich auch den Hüllen ihrer Schule bewusst werden. Erkunden sie ihr Schulhaus mit forschendem Blick. Beobachten sie, wie die Räume auf sie wirken. Wäre da nicht mit einer einfachen Massnahme etwas zu verbessern? Sie wissen ja, der Raum ist der dritte Erzieher. Vielleicht kann er ihnen auch eine Aufgabe erleichtern oder gar abnehmen?

Katharina Lenggenhager

Dipl. Arch. HTL

MAS Cultural & Gender Studies ZFH

Expertin Schulraumentwicklung

Geschäftsführerin schul raum entwicklung, Wetzikon

katharina.lenggenhager@schulraumentwicklung.ch

www.schulraumentwicklung.ch

und

Frank Kessler

Dipl. Ing. ETH/SIA, MAS BA, KUB

Bauherrenberater und Projektentwickler

Leiter Geschäftseinheit Bauberatung und Planung

F. Preisig AG, Zürich

frank.kessler@preisigag.ch

www.preisigag.ch