Make a Makerspace – Hochschule macht Making

Mit Making regen Lehrpersonen durch handlungsorientierte Projekte und kreative Designprozesse das Interesse der Schüler:innen an. Ein Makerspace ist ein hierfür konzipierter Raum und stellt Infrastruktur und Materialien bereit. Die Schüler:innen können dort experimentieren, interagieren und ihre Kreativität und praktischen Fähigkeiten entfalten. Bernadette Spieler zeigt auf, wie eine Making-Lernumgebung ein kompetenzbasiertes und ko-konstruktives Lernen an Schulen fördern kann.

Durch den Fokus auf die Entwicklung kreativer Lösungen für aktuelle und zukünftige Herausforderungen fördert Making ein breites Spektrum an Fähigkeiten. In diesem Prozess werden zahlreiche digitale und zukunftsorientierte Kompetenzen geschult und der Umgang mit technischen Geräten wird erlernt. Die bearbeiteten Herausforderungen sind meist interdisziplinärer Art, einschliesslich der Bewältigung von Herausforderungen im Bereich der Nachhaltigkeit.

Makerspaces als physische Lernumgebungen für Making-Aktivitäten erfahren in der Schweiz ein wachsendes Interesse. Angebote diesbezüglich sind beispielsweise die FabLabs Zürich und Winterthur, Startbahn29, CreativeLabZ, Makerspace PH Thurgau oder das ETH Student Project House. Makerspaces sind lebendige Treffpunkte, an denen sich Interessierte versammeln, um Ideen und Projekte gemeinsam zu entwickeln, sich gegenseitig zu unterstützen und Probleme zu lösen. Sie bieten ein ideales Umfeld für das praktische Erlernen von essenziellen Zukunftskompetenzen. Auf Hochschulebene wird zudem erforscht, wie Making im schulischen Kontext noch stärker gefördert werden kann (Making im Unterricht).

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5 Fragen an Matthias Held, Schulleiter der Schule für offenes Lernen

In unserer Rubrik «5 Fragen an…» interviewt Schulleiter Philippe Villiger den Schulleiter Matthias Held über seine Tätigkeit. Der Stafetten-Stab wird an ihn weitergereicht.

Matthias, du hast die Schule für Offenes Lernen in Liestal (SOL) seit 24 Jahren zusammen mit der Mitbegründerin Ruth Oechsli geleitet. Seit zwei Jahren, nach ihrer Pensonierung, führst du die Schule allein. Was verstehst du unter offenem Lernen?

Ich bin der Überzeugung, dass verbindliche Strukturen, also eine sichere Umgebung, grundlegende Bedingungen sind, damit sich Kinder mit Neuem auseinandersetzen können. Offenes Lernen heisst also eine Umgebung kreieren, wo sich ein Kind entwickeln kann und seine Bedürfnisse ernst genommen werden. Die Lehrer:innen begleiten die Kinder mit ihrem Wissen und ihrer Erfahrung aber vor allem mit einer unterstützenden Strukturierung der Lernumgebung und des Lernstoffes.

Offenes Lernen ist ein Begriff aus der Reformpädagogik. In der Freinet-Pädagogik findet man diesen Begriff bei den Lernwerkstätten, wo Kinder den Lernweg selbst wählen können. Ich habe meine Wurzeln bei der Freinet-Pädagogik und meine Kollegin ist Psychotherapeutin nach dem personenzentrierten Ansatz von Carl Rogers. Célestin Freinet und Carl Rogers verbindet das humanistische Menschenbild und die Würdigung der individuellen Entwicklung jedes Menschen.

Die SOL befindet sich in einem alten Fabrikgebäude. Man findet keine konventionellen Klassenzimmer vor, sondern grosszügige Räume und viel Platz für kreative Tätigkeiten. Wie ist eure Schule organisiert?

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5 Fragen an Philippe Villiger, Schulleiter der Gesamtschule Schüpberg

In unserer Rubrik «5 Fragen an…» interviewt Gesamtleiterin Florence Bernhard den Schulleiter Philippe Villiger zu seiner Tätigkeit. Der Stafetten-Stab wird damit weitergereicht.

1. Philippe, du leitest seit bald drei Jahren die kleine Gesamtschule Schüpberg (BE). Vorher hat Beatrice Friedli-Deuter die Schule über mehrere Jahrzehnte geführt und geprägt. Was nimmst du von ihren Ideen und Überzeugungen mit?

Vor der Übernahme der Leitung der Gesamtschule Schüpberg hatte ich das Privileg, mehrere Jahre mit Beatrice Friedli zusammenzuarbeiten und viel von ihr zu lernen. Sie hat eine Schule geprägt, in der immer die Schüler:innen im Zentrum stehen. Auch in schwierigen Situationen hat sie vor allem die Stärken der Kinder gesehen. Aufgrund dieser Haltung konnten an der Gesamtschule Schüpberg viele Kinder die Freude an der Schule zurückerlangen und gestärkt ins Berufsleben einsteigen.

Beatrice hinterliess eine Schule mit einer gewachsenen Schulhauskultur und vielen Ritualen. Die Schule wird getragen von einer starken Gemeinschaft aus ehemaligen Schüler:innen, Eltern, Lehrer:innen und anderen der Schule verbundenen Personen. Dadurch ergeben sich viele Ressourcen wie zum Beispiel für Projekte oder um Herausforderungen zu bewältigen. Beatrice hat die Lehrkräfte in ihrer Arbeit gestärkt und ihnen viel Gestaltungsfreiheit gelassen. Sie hat Rahmenbedingungen für Kreativität geschaffen und hatte den Mut, auch unkonventionelle Lösungen umzusetzen.

2. In eurer Schule werden seit über 200 Jahren Kinder von der 1. bis 9. Klasse unterrichtet. Für viele Aussenstehende ist ein Schulalltag mit so unterschiedlichen Alters- und Lernunterschiede unvorstellbar. Wie würdest du einen «normalen» Schulalltag beschreiben?

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5 Fragen an Eckart Störmer, Schulleiter Tagesschule Oberglatt

In der Rubrik «5 Fragen an …» interviewt Schulleiterin Regina Stadler den Schulleiter Eckart Störmer und reicht damit den Stafetten-Stab weiter. Störmer leitet eine Tagessonderschule für Schüler mit Schwierigkeiten im sozial-emotionalen Bereich.

Elternzusammenarbeit ist an eurer Schule ein sehr gewichtiges Thema. Gibt es ein Geheimrezept im Umgang mit Eltern?

Das glaube ich nicht. Es gibt viele Schulen, die eine ausgesprochen gute Beziehung zu den Eltern haben. Leider nicht alle. Wenn du ein Rezept hören möchtest: Man sollte grundsätzlich davon ausgehen, dass die Anliegen der Eltern aus ihrer Sicht absolut berechtigt sind, auch wenn sie uns merkwürdig oder sogar unverschämt erscheinen. Was man loslassen muss, ist die Vorstellung von richtig und falsch.

Wenn eine aufgeregte Mutter zu mir kommt und mir Vorwürfe macht, dann bringt es nichts, diese zu widerlegen. Ich kann ihr zuerst sagen, dass es toll ist, dass sie mit ihrem Anliegen sofort zu mir gekommen ist und dass ich das besonders schätze, weil man sicher eine Lösung zusammenfindet. Dann muss die Mutter mir mitteilen können, was sie stört, ohne dass ich sofort sage, dass das aber anders war. Meine Sicht stelle ich zurück. «Oje, Sie haben gedacht, ich hätte absichtlich …», «Das tut mir leid, dann verstehe ich ihren Ärger.» Mein Standpunkt kommt erst, wenn sie sich verstanden fühlt. Empathie eben. Das Entscheidende passiert in der Beziehung.

Das zweite grosse Thema ist die Musik. Warum ist sie bei euch so wichtig?

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Lernen in der Wabe – Zwei Winterthurer haben einen innovativen Lernraum lanciert

Unter dem Namen «Lernwabe» haben zwei Winterthurer Erfinder einen neuen individuellen Lernraum lanciert. Dieser soll eine Antwort auf die aktuellen Raumprobleme der Schulen geben und den Schülerinnen und Schülern konzentriertes Lernen in einer wabenförmigen Box ermöglichen. Schulleiter Lukas Bär stellt die Erfindung vor.

Die Zeit, als Schüler stundenlang in ihren Bänken still sitzen mussten, ist glücklicherweise vorbei. Schulen setzen auf neue Lern- und Arbeitsformen. Die Kinder lernen selbstbestimmt, in individuellem Tempo, in kleinen Gruppen und in Freiarbeit.

Die Gestaltung der Schulzimmer hinkt da noch ein wenig hintennach. Das hat die beiden Winterthurer Erfinder, Daniela Bär und Marcel Hofmann, gestört. Wie die ETH-Architektin, Daniela Bär, sagt, brauchen die Schülerinnen und Schüler neue Arten von Lernräumen. Sie sollen für verschiedene Lernformen auch unterschiedliche Räume benutzen dürfen.

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Perspektive auf Schule: Das Eigene am Fremdem erkennen

«Thinking out of the box» ist einer der Metaphern, welche man in der modernen Führungsliteratur immer wieder findet. Eine der dahinterstehenden Fragen ist, wie es gelingen kann, mit einer anderen Perspektive auf die eigene Schule zu schauen. Dies mit dem Ziel, Dinge neu zu sehen. Aber auch zu erkennen, welche Elemente einem warum wichtig sind und was man anders, sinnvoller machen könnte.

Führungspersonen haben meist eine hohe Identifikation zu ihrer eigenen Schule und diese verhindert manchmal, dass man einen Schritt zurücktritt und wohlwollend kritisch die eigene Schule und das eigene Handeln betrachtet. Um sich und die Schule jedoch weiter zu entwickeln, braucht es immer wieder diesen Schritt zurück.

Eine gute Möglichkeit dafür, ist die Hospitation einer anderen Schule. Dadurch kann man Neues kennenlernen und gleichzeitig das Eigene im Fremden erkennen. Vor welchen Problemen steht diese Schule und wie geht sie damit um? Wie löst diese Schule Fragen, welche sich auch bei uns stellen? Was gefällt mir an dieser Schule und warum? Mit Fragen durch eine fremde Schule zu gehen, ist eine Auseinandersetzung mit seinen eigenen. Dabei ergeben sich auf einmal Fragestellungen, welchen man sich vorher noch gar nicht bewusst war.

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Buchrezension Michael Fullan «Nuance»

Der Kanadier Michael Fullan ist ein Doyen der englischsprachigen Schulführungsliteratur. In den vergangenen 30 Jahren hat er unzählige Publikationen rund um Schulführung und Educational Change veröffentlicht. Mit seinem neusten Buch «Nuance: Why Some Leaders Succeed and Others Fail» legt er sozusagen sein «Spätwerk» vor. Hansjürg Brauchli rezensiert.

Michael Fullan (*1940) verfolgt mit seinem Buch zwei Absichten: Einerseits will er aufzeigen, dass es schlecht um unsere Gesellschaft steht und es das Bildungssystem je länger je weniger schafft, «bessere» Bürgerinnen und Bürger zu bilden, andererseits will er zeigen, welche Merkmale neue Führungspersonen haben müssen, die es für eine erfolgreiche Veränderung brauchen wird.

Gute Schulleiterinnen und Schulleiter als Retterinnen und Retter der Welt?! Fullan weiss, wie es der Untertitel sagt, welche dieser Führungspersonen erfolgreich sein werden. Es braucht in seinen Worten «nuanced leaders», die er als neugierig, offen für andere Menschen, sensibel für Situationen und einem Streben nach einer besseren Zukunft verpflichtet beschreibt.

Das JAC-Modell

Zur Umsetzung dieser «nuancierten Führung» schlägt Michael Fullan das JAC-Modell vor: Joint determination (gemeinsame Entschlossenheit), adaptability (Anpassungsfähigkeit) und culture-based accountability (Rechenschaft als Kultur). Er führt diese drei Komponenten, die er mehr als Haltung denn als Rezept versteht, anhand von zehn Fallbeispielen aus der englischsprachigen Welt von Kanada über Grossbritannien bis Australien aus und porträtiert Führungspersonen auf allen Ebenen des Bildungssystems. Diese Fallbeispiele nehmen über die Hälfte der rund 120 Seiten ein.

Für Leserinnen und Leser, die an Erfahrungsberichten der unterschiedlichsten Führungspersonen im Bildungsbereich interessiert sind, bietet das Buch einen Fundus an Einblicken in den Umgang mit herausfordernden Veränderungsprozessen. Das JAC-Modell und die konkrete Umsetzung werden dabei nebensächlich. Und wer eher an Fakten und wissenschaftlichen Erkenntnissen interessiert ist, für den wird die Lektüre der vielen Fälle sehr zähflüssig.

Nichtsdestotrotz habe auch ich in dieser Fülle eine Perle für mich entdeckt. Das Zitat der amerikanischen Organisationstheoretikerin Mary Parker Follet (1868–1933), welche eine zentrale Führungsaufgabe auf den Punkt bringt: «The leader is more responsible than anyone else for that integrative unity which is the aim of the organization.» Und das ist mehr Prozess denn Produkt: «There is no such thing as unity; there is only unifying.»

Hansjürg Brauchli, Wissenschaftlicher Mitarbeiter, PH Zürich

Info:

Quelle:
Fullan, Michael. 2019. Nuance: Why Some Leaders Succeed and Others Fail. Thousand Oaks, California: Corwin Press.

Bild: Screenshot aus Handout

Was der neue Kinofilm«Systemsprenger» aufzeigt

In dem aktuellen Kinofilm «Der Systemsprenger» geht es um die neunjährige Benni. Schwer traumatisiert reagiert sie mit kaum nachvollziehbarer Aggressivität. Egal wohin sie hinkommt, ob zur Pflegefamilie oder in die Sonderschule, sie wird wieder rausgeworfen. Der Zuschauer erlebt die Ereignisse aus ihrer Perspektive. Eckart Störmer, Schulleiter Tagesschule Oberglatt, beschreibt, warum er den Film empfiehlt.

Rasant und intensiv, beschreibt der Film «Systemsprenger» aus der Perspektive der jungen Benni. Wie sie ohne Zögern eine Gruppe Jungs angreift, wie sie ausrastet, wie sie Scheiben einschlägt und immer wieder davonrennt. Aber auch, ihre Suche nach Nähe, ihre Sehnsucht nach ihrer Mutter und die tiefe Enttäuschung, wenn diese wieder ein Treffen absagt.

Ebenso werden die Erwachsenen in ihrem Engagement und ihrer Hilflosigkeit sehr menschlich gezeigt. Den Zuschauer lässt der Film gerührt und betroffen zurück. Was der neue Kinofilm«Systemsprenger» aufzeigt weiterlesen

5 Fragen an Ruth Hedinger, Schulleiterin der Primarschulen Buechwis und Bommern

In der Rubrik «5 Fragen an…» interviewt Schulleiterin Isabelle Niederhauser die Schulleiterin Ruth Hedinger und befragt sie zu ihrer Rolle. Somit wird der Stafetten-Stab weitergereicht:

Ruth, du bist schon lange Schulleiterin. Was hat sich an deiner Rolle der Schulleitung in dieser Zeit verändert?

Äusserlich quasi alles: Vor gut 20 Jahren war die Teilautonomie unserer Schule oberstes Ziel, die basisdemokratische Haltung des Teams war fest etabliert und die Digitalisierung steckte erst in den Kinderschuhen. Ich führte eine Doppelklasse und war für drei Wochenlektionen für die Leitung der Schule freigestellt.

Innerlich haben sich die Werte der Schulleitung jedoch kaum verändert: Gefragt ist der Mensch, der die Persönlichkeit des Schulleiters oder der Schulleiterin prägt, seine Wertschätzung den Mitmenschen gegenüber und im Besonderen seine pädagogische Haltung.

Viele Veränderungen kamen durch: Unsere Schule wurde integrierend, die Mitwirkung der Eltern wurde zentraler, die Elektronik ist nicht mehr wegzudenken. Als Schulleiterin «führe» ich nun die Mitarbeitenden. Und diese personellen Aufgaben sind mir speziell ans Herz gewachsen.

Du kannst auf eine lange «Schulzeit» zurückblicken. Was wünschst du dir für die Zürcher Volksschule in der Zukunft?

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Inklusion durch Kooperation statt Koordination

Die Schulen stehen vor der Herausforderung, die UN-Behindertenrechtskonvention umzusetzen und damit eine Schule zu schaffen, in der alle Kinder und Jugendlichen aufgenommen und optimal gefördert werden. Ziel ist eine inklusive Schulkultur, in der die Individualität aller Kinder und ihre Bedürfnisse im Vordergrund stehen.

Diese Inklusionshaltung fliesst in die Prozesse der Schulentwicklung, der Unterrichtsentwicklung und ganz besonders in die Personalentwicklung ein. Inklusion bedingt kompetente, motivierte und positiv eingestellte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, welche berufsgruppenübergreifend zusammenarbeiten können. Diese Zusammenarbeit muss als notwendig und sinnvoll erkennbar sein, da die Kooperation immer auf die spezifische schulische Situation und auf die Bedürfnisse aller beteiligten Personen fokussiert ist.

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