Urs Tschamper, Schulleiter der Primarschule Bubikon interviewt Simone Kramer, Schulleiterin der Primarschule Ossingen und gibt so den Stafetten-Stab weiter.
Was bedeutet für dich Schulführung?
Mein Ziel ist, neben der alltäglichen Arbeit als Schulleiterin, eine gute Schule zu entwickeln.
Meine gute Schule ist ein für acht Jahre bestimmter Lebensort für Schülerinnen und Schüler – dieser soll entsprechend gestaltet und gelebt werden. Ein Kind soll in der Schulgemeinschaft wachsen und seine Persönlichkeit entwickeln können. Guter Unterricht ist für mich, wenn offene und selbstgesteuerte Angebote durch die Schülerinnen und Schüler gut und intensiv genutzt werden können und der Ertrag für sie das Maximum aus Angebot und Nutzung bringt.
Als Führungsperson unterstütze ich die Lehrpersonen bei der Förderung eines individualisierenden und selbstentdeckenden Unterrichts und achte dabei auf ihre Ressourcen und Potentiale. Ich verfolge Erneuerungen in der Pädagogik und lasse diese wenn möglich und sinnvoll im Schulalltag einfliessen.
Du bist jetzt im 9. Jahr als Schulleiterin. Wo und wie hat sich die Rolle der Schulleitung in dieser Zeit entwickelt?
Die Rolle der Schulleitung hat sich enorm entwickelt, alles ist professioneller geworden. Die Qualität unserer Arbeit ist gestiegen, unter anderem Dank den Bemühungen des SL-Verbandes, des VSA und der PH, welche den Informationsfluss gestärkt und den Austausch unter den Schulleitungen gefördert haben.
Einen grossen Knackpunkt sehe ich immer noch bei der Schulpflege. Die operative und strategische Trennung wird für mich bis heute zu wenig eingehalten. Eine Professionalisierung wäre auch hier anzustreben, ist aber mit dem aktuellen Milizsystem schwierig umsetzbar.
Nach 9 Jahren als Schulleiterin in einer ländlichen Gemeinde wechselst du im Sommer 2018 in die Stadt Zürich und baust dort die völlig neue Tagesschule Pfingstweid auf. Du beginnst mit dem Aufbau des Schulteams sozusagen «auf der grünen Wiese». Welche Herausforderungen siehst du auf dich zukommen?
Die momentan grösste Herausforderung scheint mir die „freie“ Zeit. Ich muss meine erhaltene Jahresarbeitszeit so sinnvoll wie möglich einsetzen. Ich kenne momentan nur mein nächstes Ziel: am 19.8.2019 werde ich meine Schülerinnen und Schüler, deren Eltern, meine Lehrerschaft und das Betreuungsteam begrüssen. Das gesamte Schulteam muss bis dann rekrutiert werden. Ebenso wenig wie das Team, steht zum jetzigen Zeitpunkt das Schulhaus, geschweige denn mein Büro. Aber meine Traumschule habe ich bereits im Kopf… J
In deiner Masterarbeit «Gute Lehrer aus Schülerperspektive» gehst du der Frage nach, was eine gute Lehrperson auszeichnet. Was zeichnet denn eine gute Lehrperson aus?
Was aus Sicht der Wissenschaft, bzw. aus der Erwachsenenperspektive eine gute Lehrperson auszeichnet, kann man in dutzenden Büchern und hunderten mehr oder weniger seriösen Zeitungsartikeln nachlesen.
Doch die direkt Betroffenen – manchmal auch die Leidtragenden – sind die Schülerinnen und Schüler. Von ihnen wissen wir noch wenig. Darum gehe ich der Frage nach der «guten Lehrperson» aus Sicht von Primarschüler/innen empirisch nach.
Wie gedenkst du, die Erkenntnisse aus deiner MAS-Arbeit an deiner neuen Stelle gewinnbringend umzusetzen?
Hätte ich darauf schon eine genaue Antwort, müsste ich meine MAS-Arbeit nicht angehen! 🙂
Was ich jetzt schon weiss ist, wie ich eine gute Schule mit gutem Unterricht anstreben kann.
von Urs Tschamper, Schulleiter Primarschule Bubikon