Horrorszenario Massenkündigung

Schlagzeilen wie diese machen betroffen und lösen Fragen aus. Wer trägt die Schuld? Ist es zulässig, dass die Presse Namen der Schule und der Schulleitung öffentlich macht? Wie lassen sich solche Horrorszenarien vermeiden?

Experte Otto Bandli nimmt zur letzten Frage Stellung:

Eine Kündigung oder in diesem Falle eine Kündigungswelle, ist Ausdruck dafür, dass die letzte Eskalationsstufe eines Konfliktes erreicht ist. Die Beteiligten haben dann das Vertrauen zueinander verloren, sind voneinander enttäuscht und desillusioniert und haben den Glauben verloren, den Konflikt noch lösen zu können. Merkmale dieser Phase sind, dass vielseitige und komplexe Situationen nur noch simplifiziert wahrgenommen werden, der Blick auf die wahre Person des Gegenübers verloren geht und es zu grosser Wut, Entrüstung und Empörung kommt. Immer mehr festigt sich der Gedanke: Es gibt keinen Weg mehr zurück!

Was heisst dieses Eskalationsbeispiel für Schulleitungen?

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Konflikte sind eine Statusfrage

Mehr als 2’500 Schulleitungen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz reisten an den Deutschen Schulleiterkongress nach Düsseldorf, welcher in dieser Form bereits zum 7. Mal stattfindet. Simone Augustin, Schulleiterin in Aeugst am Albis ZH berichtet jeden Tag über die spannendsten Impulse und Innovationen für den Schulführungsalltag.

Mit viel Vorfreude auf drei spannende Tage voller Workshops, Praxisforen und Vorträgen checken wir in der Düsseldorfer Messe Süd ein.

Aus dem grossen Angebot habe ich mir für den ersten Nachmittag den Workshop «Führen von Nichtführbaren», geleitet von Micheal Brandt, dem künstlerischen Leiter des Scharlatan Theaters für Veränderung, ausgesucht. Ein künstlerischer Leiter an einem Schulleiterkongress? Was kann ich da für meinen Alltag mitnehmen? Das haben sich vielleicht einige vor diesem Nachmittag gefragt. Wer aber nicht das erste Mal mit von der Partie ist, weiss, dass solche, in erster Linie «fachfremden» Vorträge oft einen neuen, spannenden Blick auf unseren Schulführungsalltag werfen.

Herr Brandt stellt gleich zu Beginn des Workshops eine Hypothese in den Raum:

«Konflikte sind keine Sachfrage sondere eine Statusfrage»

Doch was bedeutet Status?

Status ist der Unterschied zwischen formeller und informeller Hierarchie, wird jede Minute unbewusst neu verhandelt und findet immer statt.

Wie kann ich Status festmachen, an welchen Kriterien zeigt sich Status? Dazu ein paar Stichworte:

  • Stimmsitz
  • Blick
  • Lautstärke
  • Atmung
  • Muskeltonus
  • Raumnutzung
  • Zeit

Als Schulleitung sollte man im Status beweglich sein, nicht immer ist es sinnvoll und gewinnbringend im hohen, formellen Status zu verharren.

Nach einigen spannenden, szenischen Übungen führte uns Michael Brandt in die Rolle des A-part (franz. à part = abseits) ein. Der A-part, ein Stilmittel aus der Theaterwelt, vielen vielleicht besser bekannt aus House of Cards, gespielt von Kevin Spacey. Als Frank Underwood bedient er sich dieses Stilmittels erstmals im Fernsehen, um die Zuschauer damit an seinen Gedanken teilhaben zu lassen, während die Szene einfriert.

Der A-part im Alltag ist die Möglichkeit auf die Metaebene zu gehen, hilft eine schwierige Situation zu kontrollieren, indem Zeit gewonnen wird und dient als «Folie» zwischen Gefühl und Sache. Wenn auch noch der Humor ins Spiel kommt, kann das Leiden deutlich reduziert werden.

Ein Beispiel?

Situation: Dieter Bohlen steht ein Meter vor mir und schreit mich lauthals an. Der gedankliche A-part: «er schreit, er ist mir zu nahe, hat er Spinat gegessen?» Wenn ich die Idee des gedanklichen A-Part auf schwierige Situationen in meinen Alltag als Schulleiterin übertragen kann, winkt mir mehr Gelassenheit, Sicherheit und ein angepasster Status.

Simone Augustin, Schulleiterin Schule Aeugst am Albis ZH und Co-Leiterin Bezirksschulleiterkonferenz Affoltern