Fokus starke Lernbeziehungen: Schulversuch gescheitert?

Mit der Veröffentlichung der Resultate der Evaluation ist der Schulversuch ‘Fokus starke Lernbeziehungen’ unter Druck geraten. Nun könnten die Kritikerinnen und Kritiker des Versuchs loslegen und die Messer schleifen: «Wir haben es ja schon immer gesagt und geschrieben!»

Ich halte dies jedoch für falsch. Fehler machen und ebenso Scheitern sind wesentliche Elemente von Lernen und Entwicklung. Schulentwicklung ist immer eine Suchbewegung und lebt von Menschen, die etwas wagen, die sich getrauen, neue Wege zu gehen. Und es braucht kritische Stimmen, welche auf wunde und blinde Stellen weisen, Diskussion anregen und schauen, ob die gesetzten Ziele auch erreicht werden. In diesem Dialog findet Lernen und Entwicklung statt.

Ich hoffe, dass die Evaluationsresultate des Schulversuches diesen Dialog fördern. Würde der Versuch einfach abgebrochen, würden motivierte Schulleitungen und Lehrpersonen der Projektschulen zurückbleiben, die sich in den letzten Jahren intensiv für die Entwicklung ihrer Schule engagiert haben. Führt man den Versuch einfach weiter, verhindert man Lernen. Es braucht den Dialog und das gemeinsame Lernen. Die Entflechtung und Rollenklarheit von Politik, Verwaltung, Wissenschaft und Praxis müssen aus meiner Sicht dringend Teil dieses Dialogs sein.

Nach meinem Verständnis von Schulentwicklung gibt die Politik die Ziele vor und die Schulleitungen haben die Aufgabe, diese Ziele zusammen mit den Lehrpersonen an ihren konkreten Schulen zu verfolgen und zu erreichen. Die Verwaltung und Wissenschaft haben die Aufgabe, die Schulen in ihrer Entwicklung zu unterstützen. Konkret könnte dies heissen, dass die Politik definiert, dass sie inklusive Schulen wünscht, in denen alle Schülerinnen und Schüler gut lernen können und die Schulen gleichzeitig eine möglichst einfache, zweckmässige Schulorganisationen pflegen können. Die Schulleitungen haben dann den Auftrag, dies an ihren Schulen umzusetzen. Dazu brauchen die Schulen Freiheiten, welche ihnen von der Verwaltung gewährt werden müssen.

Ich hoffe, dass sich der Schulversuch – der dann kein Versuch, sondern ‘normale’ Schulentwicklung ist – in diese Richtung entwickelt.

Niels Anderegg, Zentrumsleiter Management und Leadership, PH Zürich