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Die Vergangenheit ist unsere Lehrerin, die Gegenwart unsere Gelegenheit und die Zukunft unser Ansporn – der «FBO» feiert seinen Abschluss

Im Kanton Zürich wurden seit der Einführung von TAV-Schulen 97/98 schrittweise Schulleitungen eingeführt. Wie sich die Schule in den letzten 20 Jahren gewandelt hat, so hat sich auch die Profession Schulleitung und die Schulleitungsausbildung verändert. In diesem Jahr endet das bisher bewährte Format des CAS «Führen einer Bildungsorganisation (FBO)», seit Anfang Jahr wurde es durch ein «DAS Schulleitung» abgelöst. Wie so oft, wenn Neues entsteht, lohnt sich auch ein Blick zurück, um Vergangenes wertzuschätzen und Neues willkommen zu heissen.

Der Beginn und der Erfolg

Von Anfang an haben wir Lernen als einen aktiven, selbst gesteuerten, konstruktiven, emotionalen, sozialen und situativen Prozess verstanden. Dennoch wurden erst mit der Zeit diese Lernprämissen auch im Curriculum abgebildet. Innerbetriebliche Strukturen, unterschiedliche Vorstellungen und knappe Ressourcen haben es mitunter nicht einfach gemacht, hochschuldidaktische Erkenntnisse zügig in der Schulleitungsausbildung umzusetzen. In einer Hochschule müssen viele Beteiligte mit den neuen Vorschlägen einverstanden sein und diese sollten wenn möglich kostenneutral und ressourcenschonend umgesetzt werden. Nebst entwickelten Visionen und Ideen der kontinuierlichen Neugestaltung waren es meist auch Einflüsse von aussen, wie zum Beispiel die Evaluationen des Fachhochschulrates oder die Anerkennung der Konferenz der Erziehungsdirektorinnen und -direktoren (EDK), die dazu geführt haben, dass ein gewisser Druck erzeugt und Neues in die Tat umgesetzt wurde. Aus der Organisationsentwicklung wissen wir, dass es Visionen, Schlüsselpersonen, erste Schritte und eben diesen gewissen Druck braucht, damit die Beharrungskräfte des Bewährten überwunden werden können.

Nach und nach konnte der Lehrgang «Führen einer Bildungsorganisation» so umgebaut werden, dass die meisten Vorschläge von den Verantwortlichen auf Akzeptanz gestossen sind und die Lernprämissen in die Tat umgesetzt werden konnten. Von einem zwar modularen, aber kaum vernetzten Curriculum mit Wahlmodulen, die aufgrund der geringen Teilnehmendenzahl immer wieder abgesagt werden mussten und häufig wenig mit Schulleitungsthemen zu tun hatten, konnte nach und nach ein zusammenhängendes Ausbildungsprogramm entstehen, das sowohl von Verantwortlichen der EDK als auch von Fachleuten einer externen Evaluationsstelle als sehr gut anerkannt wurde. So wurde 2016 die damalige Lehrgangsleitung (Eliane Bernet und Johannes Breitschaft) mit dem CS-Award for Best Teaching ausgezeichnet, vor allem für die Architektur von ineinander verzahnten Begleitprozessen und dem Bestreben, eine kontinuierliche Reflexion und Weiterentwicklung der Begleitaktivitäten zu erreichen.

Die Bausteine

Nebst zahlreichen für Schulleitungen inhaltlich relevanten Modulen, deren Nutzen immer wieder mit der Praxis überprüft wurde, waren es verschiedene Standortbestimmungen, Selbst-Assessment mit 360-Grad-Feedback, Best-Practice-Austausch, Führungscoaching, Shadowing, Einblicke in unterschiedliche Praxis, kollegiale Beratungen und praxisbezogene Arbeiten, welche Führungspersonen dazu gebracht haben, sich mit aktuellen und zukünftigen Herausforderungen intensiv zu beschäftigen. Führung zu lernen, bedeutet nicht nur die Aneignung von Wissen, sondern macht eine Auseinandersetzung mit individuellen Fragen aus der Praxis, das Trainieren von Fertigkeiten und das Annehmen von Herausforderungen erforderlich. Durch Beobachtungen, Feedback, Fehler und Gelingenserfahrungen können Rückschlüsse auf das eigene Handeln gezogen und damit Lernen ermöglicht werden. Rollenübernahme, -gestaltung und -durchsetzung bedingen eine wiederkehrende Arbeit an sich selbst und dem eigenen Umfeld. Des Weiteren wurde parallel zum Lehrplan 21 ebenfalls ein pragmatisches Kompetenzmodell für den Lehrgang entwickelt und umgesetzt.

Die Entwicklungsfelder und die Lösung

Trotz des Erfolges des Lehrgangs und der positiven Evaluationen (95% würden den Lehrgang weiterempfehlen) sind wir immer wieder vor grossen Fragestellungen gestanden, wie wir die immer weiter steigenden Ansprüche und die Diversität innerhalb der gleichen Zeit mit einem CAS von 20 ECTS-Punkten befriedigen können. Sowohl das Vorwissen und die Funktion der Schulleitung in der Praxis als auch die Herausforderungen sind sehr unterschiedlich, dennoch sind wir überzeugt von Leitplanken des Gemeinsamen.

Der «DAS Schulleitung» löst den bewährten Lehrgang «Führen einer Bildungsorganisation» ab und gibt eine Antwort auf die obenstehenden Herausforderungen. Vieles, das sich passend gezeigt hat, wurde in den neuen Studiengang integriert und einiges ist auch neu gedacht. Die gerühmten Begleitprozesse wurden beibehalten, die Modularisierung im Sinne einer stärkeren Individualisierung und Passung zur aktuellen Herausforderung in der Praxis und den wesentlichen zu erwerbenden Kompetenzen (vgl. Zürcher Schulführungsmodell) wurde ausgebaut. So konnte eine Ausbildung geschaffen werden, die State-of-the-art ist und Gutes aus dem Alten und Neues für die Zukunft integriert, ganz nach dem Leitsatz: «Die Vergangenheit ist unsere Lehrerin, die Gegenwart unsere Gelegenheit und die Zukunft unser Ansporn».

INFOBOX

Johannes Breitschaft gibt angesichts des FBO 40 Abschluss einen Rückblick auf den Lehrgang «Führen einer Bildungsorganisation (FBO)», welcher Anfang des Jahres durch den DAS Schulleitung ersetzt wurde. An der Fachtagung Schulführung  «Future Skills in Leadership» am 18. Januar 2024 wird der FBO würdig verabschiedet. 

Zum Autor

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Johannes Breitschaft war über 16,5 Jahre an der PH Zürich tätig und hat die Schulleitungsausbildung «Führen einer Bildungsorganisation» mit verschiedenen Kolleginnen und Kollegen geleitet und kontinuierlich ausgebaut. Er war bei der Konzeption des neuen DAS Schulleitung mitverantwortlich. Seit Frühling 2023 leitet er die Beratungsstelle für Bildungsfachleute an der PH Zug und zeigt sich verantwortlich für CAS- und MAS-Weiterbildungen. Als Coach begleitet er nach wie vor Schulleitungen und Führungspersonen im Bildungsbereich.

Redaktion: Jasmin Kolb
Titelbild: Schloss Au

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