Die Planung von Weiterbildungsprogrammen wird in der Erwachsenenbildung als professionelle pädagogische Tätigkeit betrachtet. Die Resultate einer Untersuchung der Planung von schulinterner Weiterbildung zeigen, dass sich Schulleitungen eher an persönlichen Kriterien orientieren und praktisches Wissen höher einschätzen als wissenschaftliche Expertise. Dabei steht inhaltlich die Umsetzung von Bildungsreformen und das Vorantreiben der Schulentwicklung mehr im Vordergrund als die Bedürfnisse der Lehrpersonen und deren Professionalisierung. Lea Brändle hat ihr Masterstudium in Educational Sciences mit Vertiefung Erwachsenenbildung abgeschlossen und schrieb ihre Masterarbeit zum Thema «Wie planen Schulleiter:innen Weiterbildung».
Die Planung von Weiterbildungsprogrammen, die sogenannte Programmplanung, ist eine Tätigkeit, die in der Erwachsenenbildung/Weiterbildung eine der wichtigsten didaktischen Aufgaben darstellt. Denn aufgrund der Freiwilligkeit und des nicht curricularen Settings entscheidet das Weiterbildungsprogramm, ob und wie sich Erwachsene weiterbilden. Die schulinterne Weiterbildung ist in den Volksschulen institutionalisiert und zeigt sich aus verschiedenen Perspektiven als relevant. Von bildungspolitischer Seite gibt es neben Angaben zur Anzahl Tage und möglichen Verpflichtung von Lehrpersonen keine Vorgaben und Beschreibungen der Idee von schulinterner Weiterbildung.
In der Regel kümmern sich Schulleitungen um die schulinternen Weiterbildungen. Da diese in ihrer Zusatzausbildung nicht dafür ausgebildet werden, stellt sich die Frage, woran sich Schulleitungen bei der Planung der schulinternen Weiterbildungen orientieren. Diese Orientierungen wurden im Rahmen meiner Masterarbeit mittels Expert:innen-Interviews mit Schulleitungen aus den Kantonen St. Gallen und Zürich erhoben und mit der dokumentarischen Methode qualitativ ausgewertet.
Was ist schulinterne Weiterbildung?
Die Schulleitungen, die an der Studie teilgenommen haben, verstehen unter schulinterner Weiterbildung in erster Linie obligatorische, in der Jahresplanung fix definierte Halbtage. Zentrale Elemente sind Sitzungen, Inputs von Referierenden sowie Zeit für Austausch und Zusammenarbeit. Die Teamentwicklung ist ebenfalls Teil dieser Tage.
Die schulinterne Weiterbildung zeigt sich als eine Art Gefäss, das mit externen Vorgaben und organisatorischen Zusammenarbeitsformen abgefüllt wird. Dabei steht die Schulentwicklung für einen Teil der befragten Schulleitungen im Zentrum. Bei anderen gibt es neben diesen Halbtagen ein zusätzliches Angebot von internen Kursen, die individuell besucht werden können.
Die Planung von schulinterner Weiterbildung
Die Resultate der Arbeit deuten darauf hin, dass sich Schulleitungen an externen Vorgaben sowie an ihren eigenen Erfahrungen und dem Wissen als (ehemalige) Lehrpersonen orientieren. Die befragten Schulleitungen beschreiben die teilnehmenden Lehrpersonen mehrheitlich als eher wenig motiviert für Weiterbildung. Die Heterogenität der Interessen und Kompetenzstände wird als Herausforderung wahrgenommen. Viele der befragten Schulleitungen erachten daher das Unterhalten und Anleiten oder auch die Motivation im Sinne eines Vorbildes als besonders relevant.
Bei der Auswahl von Referierenden, was als Haupttätigkeit bei der Planung wahrgenommen wird, zeigt sich, dass sich die befragten Schulleitungen tendenziell an persönlich geprägten Kriterien orientieren. Objektive Bezugspunkte oder eine Orientierung an den Bedürfnissen der Lehrpersonen spielen hingegen eine eher untergeordnete Rolle. Berufserfahrungen und Praxiswissen der Referierenden sind wichtige Kriterien wohingegen sie sich bisweilen kritisch von der Wissenschaft abgrenzen.
Perspektiven der schulinternen Weiterbildung
Die schulinterne Weiterbildung ist sowohl aus der Perspektive der Lehrpersonenweiterbildungsforschung als auch der Bildungspolitik ein zentrales Gefäss, um Bildungsreformen umzusetzen und die Professionalisierung der Lehrpersonen zu fördern. Um diese Aufgabe bewusst und zielgerichtet auszuführen und diese Gefässe nicht nach eigenem Gutdünken abzufüllen, braucht es eine professionelle Auseinandersetzung.
Wäre das vielleicht ein Thema für die Aus- und Weiterbildungen von Schulleitungen? Bräuchte es eine bildungspolitische Auseinandersetzung, was das Ziel von schulinterner Weiterbildung darstellt? Zugespitzt könnte man ansonsten die Frage stellen, ob diese Gefässe den Namen der schulinternen WeiterBILDUNG zurecht tragen.
INFOBOX Aktuelle Angebote zu schulinternen Weiterbildungen (SCHILW) finden Sie thematisch zugeordnet auf dieser Seite.
Zur Autorin
Lea Brändle hat soeben ihr Masterstudium in Educational Sciences mit Vertiefung Erwachsenenbildung am Institut für Bildungswissenschaften (IBW) der Universität Basel abgeschlossen. Im Verlaufe des Studiums hat sie sich mit Themen der Professionalisierung von Lehrpersonen, wissenschaftlicher Weiterbildung sowie Bildungsbenachteiligung beschäftigt. Sie war lange Zeit in der Erwachsenenbildung als Ausbildungsverantwortliche eines Jugendverbandes tätig und arbeitet seit Sommer 2022 wieder als Lehrperson an einer Sekundarschule im Kanton Zürich.
Redaktion: Melina Maerten
Titelbild: zVg
Literaturnachweise
Bohnsack, Ralf, Nentwig-Gesemann, Iris & Nohl, Arnd-Michael (Hrsg.) (2013). Die dokumentarische Methode und ihre Forschungspraxis: Grundlagen qualitativer Sozialforschung. VS Verlag für Sozialwissenschaften.
Dillinger, Lisa, Geiss, Michael, & Koenig, Lovina. (2020). Weiterbildung für Lehrpersonen im ersten Zyklus: Potenziale und Herausforderungen bei Planung und Entwicklung aus Schulleitungssicht.
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Göb, Nadine. (2017). Professionalisierung durch Lehrerfortbildung: Wie wird der Lernprozess der Teilnehmenden unterstützt? DDS–Die Deutsche Schule, 109(1), 9–27.
Rosenthal, Gabriele. (2005). Interpretative Sozialforschung: Eine Einführung. Beltz Juventa.
Steger Vogt, Elisabeth, & Appius, Stephanie. (2012). Personalentwicklung als Führungsaufgabe von Schulleitungen.
Tulowitzki, Pierre, Sposato, Gloria, Pietsch, Marcus, & Berger, Jörg. (2023). Schulleitungsmonitor Schweiz 2022 – Kurzbericht zu Weiterbildung und Professionalisierung. Pädagogische Hochschule FHNW.