Für Caroline Čada ist ihr erstes Jahr als Schulpräsidentin in Uitikon schon um. In Ihrem vierten Beitrag fasst sie die letzten Monate zusammen.
Im November 2022 hatte ich über die Herausforderung des «Werdens» geschrieben. Ob es mir in der Zwischenzeit gelungen ist, eine Schulpräsidentin zu werden? Ich denke, ja – seien wir ehrlich: Es handelt sich um eine subjektive Selbsteinschätzung. Im vergangenen Jahr konnte ich mich mit einer grossen Bandbreite an schulischen Führungsthemen vertieft auseinandersetzen. Folgend berichte ich über die wichtigsten Erkenntnisse der letzten Monate.
Gleichgewicht zwischen Mikro- und Makromanagement im Auge behalten
Auf die Trennung zwischen strategischen und operativen Aufgabenbereichen beziehungsweise auf die Handlungsfreiheit für und die Verantwortungsübernahme durch Mitarbeiter:innen in leitenden Funktionen lege ich Wert. Im Alltag kann es aber schnell passieren, dass man sich im operativen Geschäft einmischt oder sich in operative Aufgaben, die eigentlich nicht im eigenen Kompetenzbereich liegen, hineinziehen lässt. Nicht selten scheint es sogar die einfachste Lösung zu sein.
Immer wieder muss man sich das Funktionendiagramm in Erinnerung rufen und die Verantwortung für Aufgaben am richtigen Ort belassen. Auf der anderen Seite werden strategische Entscheidungen nicht jeden Tag getroffen. Es gilt, Phasen der Untätigkeit anzunehmen und auszuhalten! Der Schulalltag beschert der Schulleitung, der Schulverwaltung, der schulergänzenden Betreuung, den Lehrpersonen und auch den anderen Mitgliedern der Schulpflege genug unvorhergesehene Situationen.
Martin Suter schrieb es in einem seiner Business Class-Bücher: «Das Schlimmste für einen Manager ist, zur Untätigkeit gezwungen zu sein. Zu wissen: Die Firma wird untergehen, weil er nicht da ist. Oder noch schlimmer: Die Firma wird nicht untergehen, obwohl er nicht da ist. Am allerschlimmsten: Die Firma wird wachsen und gedeihen, gerade weil er nicht da ist.» Der Vergleich zwischen einem Manager und einem Schulpflegemitglied hinkt natürlich, aber ich finde, da ist was Wahres dran.
Kommunikation nach innen und aussen
In Sachen Kommunikation sind mir die unterschiedlichen Gruppen, zu denen die Schule spricht oder sprechen soll, bewusster geworden. Für jede Gruppe die wirksamsten Mitteilungsformen, die relevanten Inhalte, die passenden Zeitpunkte und die richtigen Ansprechpersonen für eine gelungene Kommunikation zu erkennen und zu pflegen, verlangt Übung.
Im Moment arbeiten wir an einem Kommunikationskonzept für unsere Schule. Die Auseinandersetzung mit den vielen Facetten dieses Themas finde ich sehr spannend. Was für die Schule als Betrieb gilt, gilt natürlich auch für mich als Schulpräsidentin. Was mache ich oder sage ich zu welchem Zeitpunkt, vor wem und in welcher Rolle? Was kann spontan und informell stattfinden, und was muss genau vorbereitet und formal tadellos sein? Welche Ziele verfolge ich mit meiner Kommunikation? Auch hier heisst es, dass Übung die Meisterin macht.
Personalführung und Organisation
Als direkte Vorgesetzte der Schulleitungen und der Leitung Schulverwaltung muss ich trotz allem nah verfolgen, was im Schulalltag läuft. Den richtigen Grad an Nähe oder Distanz zu finden, ist nicht immer einfach, zumal dieser von Situation zu Situation und von Person zu Person unterschiedlich sein kann. Ich bin eher von positivem und zuversichtlichem Charakter.
Für selbstsichere oder erfahrene Mitarbeiter:innen kann das toll sein. Für eine Person, die eine engere Begleitung braucht, ist dies nicht immer das richtige Rezept. Oftmals muss ich mich an der Nase packen und darüber reflektieren, ob mein Grad an Präsenz passend ist. Am besten frage ich nach und korrigiere entsprechend, wenn nötig. Wichtig ist, dass man darüber reden kann.
Ich denke an dieses Zitat von Gottlieb Duttweiler: «Erfolg haben heisst: geben, immer wieder geben; man kann nicht verhindern, dass es wieder zurückkommt.» Für das zweite Jahr im Amt nehme ich es mit.
INFOBOX Im letzten Beitrag zu «Geordnetes Schulsystem und Lernspass» erklärte Caroline Čada warum es beides braucht.
Zur Autorin
Caroline Čada ist seit Juli 2022 Schulpräsidentin und Gemeinderätin in Uitikon. Nach einem Abschluss in Psychologie und Politikwissenschaften an der Universität Zürich führte sie ihr Weg in die Privatwirtschaft. Mit der Geburt ihrer vier Kinder wechselte sie von der Wirtschaft ins non-profit Umfeld. Kompetenzen und Kenntnisse baut sie konsequent aus, zum Beispiel mit dem CAS Schulqualität von der PHZH, den sie im Herbst 2022 erfolgreich abschloss.
Redaktion: Melina Maerten
Titelbild: adobe stock