Ziele für nachhaltige Entwicklung

Bildung für nachhaltige Entwicklung als Wertearbeit der Schulführung

Es ist ein wichtiges bildungspolitisches Ziel, welches in der Schweiz gesetzlich verankert ist: Die Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE). Obwohl BNE in den Lehrplänen und im Unterrichtsalltag bereits präsent ist, fehlt es oft an einer nachhaltigen und verankernden Umsetzung in Schulstrategien, -strukturen und -kulturen. Eine erfolgreiche Implementierung ist abhängig von einer sensibilisierten Schulführung, welche die Voraussetzungen und Rahmenbedingungen schafft, damit BNE relevante Themen im Schulalltag gelebt werden können. Irene Lampert zeigt die Gründe auf.

Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) ist inzwischen fest in der Bildungsstrategie von Bund und Kantone verankert. Im Jahr 2007 erstellte die Erziehungsdirektion (EDK) gemeinsam mit den Bundesräten den Massnahmenplan «Bildung für Nachhaltige Entwicklung» als Beitrag an die UNO-Dekade für BNE 2007 – 2014. Schliesslich erklärten Bund und Kantone im Jahr 2015 die Bildung für nachhaltige Entwicklung als bildungspolitisches Ziel, welches inzwischen auch gesetzliche verankert ist.

Mit dem Lehrplan 21 und dem übergeordneten Kompetenzbereich Bildung für nachhaltige Entwicklung hat das Thema Einzug in den Deutschschweizer Schulcurricula genommen und ist mit der Einführung des Lehrplans 21 auch in den Klassenzimmern angekommen. Trotz umfangreicher Massnahmen und augenscheinlich erfolgreicher Implementierung in den Deutschschweizer Schulcurricula zeigen sich BNE relevante Inhalte kaum in Schulstrategien, -strukturen und -kulturen der Volksschulen.

Untersuchungen von Grundmann zeigen, dass es bildungsrelevanten Behörden und Schulleitungen schwer fällt in ihrer Strategieplanung und ihren Schulentwicklungsprozessen einen Fokus auf BNE zu setzen. Als Grund wird unter anderem die fehlende Sensibilisierung bei Entscheidungsträgern für das Thema genannt. Auch verlassen sich die Schulen auf externe Anbieter, welche schulische Angebote im Bereich Umweltbildung anbieten. Dies führt jedoch dazu, dass BNE relevante Themen besonders im Rahmen von befristeten Lernarrangements wie beispielsweise Projektwochen, behandelt werden, ohne diese nachhaltig in der Schulstrategie, -kultur und – struktur zu implementieren. Eine nachhaltige und verankernde Umsetzung von BNE in der Schule wird damit schwierig.

Schliesslich kann BNE auch nicht in einem Fach allein unterrichtet werden. Beispielsweise können Geografie-, Biologie-, Physik- und Politiklehrkräfte, die gemeinsam ein Unterrichtsangebot zum Klimawandel entwickeln und gestalten, der Komplexität des Themas besser gerecht werden, als dies eine einzelne Lehrkraft könnte. Damit gewinnt der fächerübergreifende und interdisziplinäre Unterricht an Gewichtung.

Die Vorteile, wenn BNE relevante Themen im Schulalltag integriert werden

BNE ist auch ein handlungsorientierter Ansatz, der Anknüpfungspunkte im Alltag der Schüler:innen sucht und Gestaltungsmöglichkeiten in der Lernumgebung aufzeigt. Dadurch ergeben sich die Öffnung der Schule zum regionalen Umfeld, die Nutzung von ausserschulischen Lernorten und die Zusammenarbeit mit ausserschulischen Partnern.

Holtappels zeigt beispielsweise auf, dass die Gestaltung des Schul- und Wohnumfelds und die Beteiligung an regionalen Nachhaltigkeitsprojekten beliebte Lernarrangements im Bereich BNE sind. Fächerübergreifender und ausserschulischer Unterricht ist für deren Implementierung wiederum auf entsprechende Strukturen angewiesen. Es müssen organisatorische Voraussetzungen geschaffen werden, um die Umsetzung und Evaluation im Schulalltag zu ermöglichen, sei es durch Arbeits- und Steuergruppen, Weiterbildungen oder Schulprogrammen. Massgeblich für die Gestaltung dieser Strukturen ist die Schulführung: Welche Voraussetzungen und Rahmenbedingungen sollen geschaffen werden, damit BNE relevante Themen im Schulalltag gelebt werden können?

Zusammenfassend zeigt sich, dass es sich bei der Bildung für nachhaltige Entwicklung – wie die Bezeichnung «Entwicklung» schon andeutet – um eine strategische Planung des Schulalltags und weiter gefasst auch um eine Frage der Wertehaltung handelt, welche allen Schulressorts und Fachbereichen als Orientierung dienen soll und damit auch die Schule als Ganzes in ihrer Strategie, Kultur und Struktur prägt. Aus dieser Perspektive kann Bildung für nachhaltige Entwicklung als Werte-Arbeit einer Schule betrachtet werden, welche Veränderungen auf allen Ebenen auslösen soll.

INFOBOX

Möchten Sie sich mit neusten Entwicklungen zur Schulführung auseinandersetzen? Dann melden Sie sich für die Infoveranstaltung Upgrade DAS Schulleitung vom 31. August 2023 an. Die Veranstaltung ist speziell für Schulleitungen mit einer bereits absovlierten Schulleitungsausbildung interessant.

Zur Autorin

Irene Lampert

Irene Lampert ist promovierte Erziehungswissenschaftlerin und arbeitet als Dozentin an der Pädagogischen Hochschule Zürich im Zentrum Management und Leadership. Sie hat selbst lange als Lehrperson und Schulleiterin in der Praxis gearbeitet. Ihren Forschungsschwerpunkt legt sie

Redaktion: Melina Maerten
Titelbild: Die 17 Nachhaltigkeitsziele von UNDP (United Nations Development Programme), Public domain, via Wikimedia Commons

Literaturnachweis

Grundmann, D. (2017). Bildung für nachhaltige Entwicklung in Schulen verankern: Handlungsfelder, Strategien und Rahmenbedingungen der Schulentwicklung. Springer-Verlag.

Rolff, H.-G. (2007): Studien zu einer Theorie der Schulentwicklung. Weinheim: Beltz.

Holtappels, H. G. (2003): Schulqualität durch Schulentwicklung und Evaluation. Konzepte, Forschungsbefunde, Instrumente. München: Luchterhand.

Website Education 21

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert