Lehrermangel

Lehrpersonenmangel: Schule zwischen Krise und Aufbruch

In den letzten Wochen war der Lehrpersonenmangel ein beherrschendes Thema in den Medien. Auch der zunehmende Leistungsdruck, die integrative Schule und der damit verbundene Anspruch an Lehrpersonen wurden aufgegriffen. Kaum hinterfragt wird hingegen, wie Führungspersonen im Bildungswesen mit diesen Herausforderungen umgehen können, um sie im Alltag gut bewältigen zu können oder sogar als Bereicherung wahrzunehmen. Frank Brückel über Austauschmöglichkeiten, die dabei helfen können.

Die Berichte reichen von gegenseitigen Schuldzuweisungen (NZZ vom 4.7.2022), über einen Lehrer-Crashkurs in 9 Punkten (NZZ am Sonntag vom 20.8.2022) bis hin zu Erfahrungsberichten von Betroffenen (Sonntagszeitung vom 20.8.2022). Vielleicht nicht ganz so prominent, aber genauso aktuell, wurde der zunehmende Leistungsdruck aufgegriffen (Sonntagszeitung vom 20.08.2022) oder auch der Anspruch an Lehrpersonen, alle Kinder entsprechend ihren Möglichkeiten in den Unterricht zu integrieren. All diese Themen laufen bei der Schulleitung zusammen. Doch kaum jemand spricht davon, wie diese breite Führungsverantwortung heute zu bewältigen ist.

Austausch über gute Praxis

Aus der neueren Forschung gibt es einige Hinweise, die darauf eine Antwort geben können. Zunächst einmal wird die Bedeutung der Zusammenarbeit zwischen den beteiligten Berufsgruppen und Personen hervorgehoben. Dabei spielt der Austausch über «gute Praxis» eine besondere Rolle. Bei diesem sollten nicht nur Lehrpersonen einbezogen werden, sondern alle Beteiligten. Schulische Heilpädagog:innen und die Schulsozialarbeit zum Beispiel bringen ihre jeweiligen Expertisen beim Umgang mit herausfordernden Situationen ein oder es kann darüber beraten werden, wie man Assistent:innen zielführend einsetzt.

Auch die Zusammenarbeit mit Behörden oder der Schulpflege bietet eine Vielzahl an Chancen: Wenn beispielsweise darüber beraten wird, wie ein Mangel an Fachpersonen ausgeglichen werden kann oder welche Unterstützung den Schulen am meisten hilft, auf die jeweiligen Herausforderungen zu reagieren.

Austauschgefässe für Personen verschiedener Funktionen

Im Fokus steht dabei jeweils die besondere Rolle der Leitungspersonen. Die Schulleitung kann – in Abstimmung mit der Steuergruppe beispielsweise –Austauschgefässe zur Verfügung stellen. Sie ist zentrale Ansprechperson für Behörden und Schulpflege und wird unterstützt durch weitere Personen, die verschiedene Führungsaufgaben wahrnehmen. Das können Teacher Leader sein, die Fach- oder Stufenverantwortung innehaben, Leitungen Betreuungen oder Heilpädagog:innen, die für sonderpädagogische Belange zuständig sind. Ein solches Führungsgremium bewältigt die vielfältigen Aufgaben gemeinsam besser, was zu Entlastung führt.

Zusammenfassend lohnt es sich, neueste Erkenntnisse aus der Schulentwicklung aufzunehmen. Führungspersonen profitieren insbesondere dann, wenn diese praxisnah formuliert sind und anhand konkreter Beispiele aufzeigen, wie entsprechende Strukturen und Prozesse an der eigenen Schule aufgebaut werden können.

INFOBOX

Am Samstag, 5.11.2022 findet an der PH Zürich die Tagung Schulführung zum Thema «Schule zwischen Krise und Aufbruch» statt. Im Zentrum stehen vier aktuelle Themen und Strategien, wie mit diesen umgegangen werden kann. Weitere Informationen finden Sie hier.

Zum Autor

Frank Brückel ist Dozent im Zentrum Schule und Entwicklung an der PH Zürich. Er leitet die Arbeitsgruppe Tagesschule und ist zudem Mitglied im Leitungsteam MAS Weiterbildungsstudien. Er kennt sich speziell in Schulentwicklung, Ganztagesbildung und Professionalisierung bei Lehrpersonen aus.

Redaktion: Melina Maerten

Titelbild: adobe stock – Stefan Merkle

Ein Gedanke zu „Lehrpersonenmangel: Schule zwischen Krise und Aufbruch“

  1. Vielen Dank Frank für diese eigentlich offensichtlichen Möglichkeiten, zusammen mehr zu erreichen. Die Schulleitungen sind wohl inzwischen so weit, Führung zu teilen, ohne das Gafühl zu haben, es nicht zu schaffen.
    Liebe Grüsse, Philip Arbenz

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