In der Schulleitung kraxeln - Unterstützung im Gepäck

«Sie sind mir Proviant, Kompass und Gesellschaft zugleich»

Es handelt sich um einen der abwechslungsreichsten und vielschichtigsten Jobs. Er ist nur zu bewältigen mit einem guten Team, einem kompetenten Vis-à-vis und einer Verwaltung, die einen tatkräftig beim «Kraxeln» unterstützt. Für Martina Arpagaus ist das erste Jahr in der Schulleitung um. Sie zieht Bilanz.

Im ersten Blog «Vom Schulzimmer ins Schulleitungsbüro» schrieb ich, dass ich mich unausgerüstet und barfuss unterwegs fühle beim Weg zur Schulleitung. Ich bin es heute noch. Tagtäglich bin ich unsicher und begegne Situationen, die ich zum ersten Mal managen muss – Frust und Freude inklusive. Aber ich bin nicht allein. Es gibt ein Team, es gibt eine Schulleitungskollegin und eine Verwaltung. Unterdessen ist für mich das Allerwichtigste im Job: Netzwerken, austauschen, Hilfe holen, delegieren.

Das Team als Stütze im Sturm

Als ich in den letzten Monaten moralisch, kapazitätsmässig und vom Knowhow her an meine Grenzen kam, stand mir das Team zur Seite und verhalf mir zu Lösungen. So konnte ich Lehrpersonen bei den Vorstellungsgesprächen am Tisch dabeihaben und damit Bewerber:innen «beeindrucken» und gleichzeitig das berufliche Feld der Lehrpersonen etwas erweitern, was sie wichtig und interessant fanden («Job-Enrichment» nennt man das wohl in der HR-Sprache.)

Wenn meine Kapazität ausgeschöpft war, fand sich immer wieder eine Lehrperson, die mich im Büro unterstützte, sei es beim Auswerten der Coronatests oder bei Ideen für den Werbefilm, um Kindergärtner:innen zu finden – hat übrigens teilweise gefruchtet. Und last but not least: Moralisch, indem sie mir einen Früchtekorb ins Büro brachten, zur Stärkung oder ganz persönlich auf die Schulter klopften und mir ein paar nette Worte sagten.

Meine Kollegin als Erfahrungsquelle bei Fragen

Wenn immer ich keine Antwort auf eine Frage wusste, konnte meine Schulleitungskollegin eine aus ihrem Ärmel schütteln. Die 20-Jahre-Erfahrung haben sie so wissend gemacht, dass ich kaum je recherchieren und nach Antworten suchen musste. Sie nahm mich und meine Anliegen von Anfang an ernst, so war ein guter Start garantiert.

Den regelmässigen, offenen und intensiven Austausch mag ich sehr. Und sie gibt mir zu spüren, wie sie mich und meine Arbeit schätzt. Immer wieder gibt es kulinarische Überraschungen – vom selbstangebauten Kürbis bis hin zur selbergemachten Schoggi.

Verwaltung als Entlastung bei Administrativem

Wie bei allen öffentlichen Einrichtungen fällt auch in der Schule ordentlich viel Administratives an: Das geht vom Mutationsformular, wenn ein:e Schüler:in zu- oder wegzieht, übers Dispensationsgesuch bis hin zu Klassenzuteilung, Übertrittsentscheid oder Vikariats Abordnungen. Wie üblich scheint der administrative Aufwand manchmal drückend.

Aber Hilfe ist nah: Einerseits haben wir eine hervorragende Schulsekretärin, die vieles übernimmt und dabei immer herzlich und hilfsbereit ist. Andererseits gibt es die Kreisschulbehörde, die jederzeit mit Rat und Tat zur Seite steht, sei es im Umgang mit sehr anspruchsvollen Schüler:innen oder Eltern oder auch bei komplizierten Anstellungen oder Rechtsfragen. Ohne diesen Support hätte ich schon mehrmals «die Schraube gemacht». Und last but not least habe ich auch noch eine Schulpräsidentin, die mutige Entscheide fällt und herzhaft mithilft, wenn die Bildung und das Schulwesen in Gefahr sind.

Mit diesen Menschen auf dem Weg zu sein, gibt mir Halt und Freude beim Kraxeln und Zuversicht, den Berg erklimmen zu können – auch barfuss, mit Pausen, Stück für Stück.

Sie sind mir Stock, Proviant, Kompass und Gesellschaft zugleich. Was braucht man mehr? 

INFOBOX

Jetzt lesen: Um Lehrpersonen werben - eine Herausforderung für Schulleitungen - so heisst der letzte Blogbeitrag von Martina Arpagaus. 

Zur Autorin

Martina Arpagaus


Martina Arpagaus ist 47 Jahre alt. Nach ihrer Ausbildung als Kindergärtnerin arbeitete sie zwei Jahrzehnte als Radiojournalistin. Dann unterrichtete sie Deutsch als Zweitsprache und seit dem Sommer 2021 arbeitet sie als Schulleitung 2 in einer Zürcher Primarschule.»   

Redaktion: Melina Maerten

Titelbild: adobe stock

3 Gedanken zu „«Sie sind mir Proviant, Kompass und Gesellschaft zugleich»“

  1. Liebe Martina
    ganz herzlichen Dank für deine Einblicke ins erste Jahr als Schulleiterin – dieses Kraxeln und lernend Unterwegs-sein wurde immer wieder eindrücklich spürbar. Und dein Humor blitzte in diesen Blogbeiträgen wunderbar auf!
    Fürs zweite Jahr (- und alle folgenden ;-)) wünsche ich dir weiterhin gute Vernetzung, Tatkraft und viele kleine und grosse Momente zum Schmunzeln!
    Andrea Hugelshofer

  2. Liebe Martina
    Auch ich bedanke mich bei dir für den Einblick in deine Arbeit. Interessiert habe ich jeden Beitrag gelesen und mich in vielen Situationen wiedergefunden.
    Für deine berufliche Zukunft wünsche ich dir alles Gute und weiterhin viel Freude beim Kraxeln.
    Bis bald wieder, Eliane

    1. Liebe Eliane. Tut gut, sich nicht alleine zu wissen! Letztlich ergeht es vermutlich allen Neueinsteigerinnen in etwa gleich.
      Danke für deine Wünsche und ich wünsche dir ebenfalls Freude und Kraft. Martina

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