Kinder entwickeln sich im Kindergarten unterschiedlich. Sie haben ihre eigene Lerngeschwindigkeit und bringen verschiedene Fähigkeiten mit. Wie Lehrpersonen in ihrer Arbeit unterstützt und die Qualitätskriterien von gutem Unterricht sichergestellt werden können. Katharina Ganz.
«Schwierige Kinder im Kindergarten»
«Kindergartenlehrpersonen am Anschlag»
«Kinder können nicht mehr spielen»
So oder ähnlich präsentieren sich aktuelle Schlagzeilen, wenn es um die Situation im Kindergarten geht. Bei Schuleintritt bringen Kinder ganz unterschiedliche Voraussetzungen mit. Die Heterogenität im Kindergarten ist hoch. Die Ansprüche an die Kindergartenlehrpersonen ebenso.
Situation im Kindergarten
Kinder, die in die Schule eintreten, stehen in Bezug auf ihre Entwicklung an ganz unterschiedlichen Orten: sei dies in Bezug auf ihre Kognition und Wahrnehmung, die Sprache, die motorischen Fähigkeiten, die sozio-emotionale Entwicklung oder bezüglich ihres Spiel- und Lernverhaltens. Die Integration von Kindern mit besonderen Bedürfnissen und die Umsetzung von Harmos – die Kinder sind teilweise jünger, wenn sie in den Kindergarten kommen – führen zu einer zusätzlichen Vielfalt und Heterogenität. Hinzu kommen gesellschaftliche Veränderungen wie sozio-ökonomische oder sozio-kulturelle Aspekte, Digitalisierung, vielfältige Familienformen, die sich in einer Klasse widerspiegeln.

Jedes Jahr ändert die Klassenzusammensetzung in einem Kindergarten. Die Lehrperson unterstützt die Kinder, wenn sie neu in die Schule eintreten. Sie führt die Kinder an den Tagesrhythmus heran und unterstützt sie beim individuellen sowie gemeinsamen Spielen und Lernen. Sie fördert die Kinder in ihrem Kompetenzerwerb und unterstützt die älteren im Übergang in die Unterstufe.
Spiel als zentrale Lernform im Kindergarten
Kinder im Alter von 4 bis 8 Jahren lernen im Spiel. Sie lernen mit allen Sinnen im Erleben.
Im Spiel eigenen sich Kinder neue Kompetenzen an, sie verankern und vertiefen bereits vorhandenes Wissen und Können. Sie gehen auf Entdeckungsreise und entwickeln neue, kreative Ideen und Strategien. Dabei eignen sie sich «nicht nur» Kompetenzen an, die sie für ihre schulische Laufbahn benötigen, sondern legen den Grundstein für ihren zukünftigen Werdegang (Life skills, Future skills). Das Spiel ist dementsprechend im Lehrplan 21 als zentrale Lernform für den Zyklus 1 verankert.
Die Lehrperson begleitet die Kinder in ihrem Spielen und Lernen. Sie bringt neuen Themen ein, unterstützt, wo nötig, fragt nach, regt an, beobachtet, nimmt teil und bereichert das Spiel mit neuen Materialien. Es bietet der Lehrperson die Möglichkeit, im Rahmen der entwicklungsorientierten Zugänge zu planen und zu arbeiten und die Kinder in ihren fachlichen wie überfachlichen Kompetenzen individuell oder in der Gruppe zu fördern. In der professionellen Spiel- und Lernbegleitung entwickelt und verfügt die Lehrperson über ein breites Repertoire an Interventionsmöglichkeiten.

Das Lernen des Kindes im Zentrum
Mit einer auf das Kind ausgerichteten Didaktik arbeitet die Lehrperson kompetenzorientiert und fördert so die Entwicklung des Kindes seinem Alter und seinen Fähigkeiten entsprechend.
Mit dem Kindergarten starten Schüler:innen in ihre Schullaufbahn. Es ist wichtig, dass auf dieser Stufe ein gutes Fundament gelegt wird, Kinder Freude an der Schule entwickeln und die Motivation hoch ist, wenn sie den Übergang vom Kindergarten in die Unterstufe machen.
Schulleitende und Behördenmitglieder können mit ihren Entscheidungen rund um diese Bildungsstufe die Arbeit von Kindergartenlehrpersonen massgeblich mit unterstützen. Dies gelingt umso besser, wenn die Entscheidungsträger:innen mit den spezifischen Bedingungen und Sachverhalten des Kindergartens vertraut sind und die Besonderheiten der Kindergartenpädagogik – wie zu Beispiel die Bedeutung des Freispiels – sowie die Merkmale guten Unterrichts kennen.

INFOBOX Die Pädagogische Hochschule Zürich (PHZH) bietet eine kostenlose Weiterbildung für Schulleitende und Behördenmitglieder zum Thema Pädagogische Schulführung an. Dabei geht es um die vertiefte Auseinandersetzung mit pädagogischen und didaktischen Konzepten des Kindergartens und die Merkmale guten Unterrichts. Zielsetzung für Schulleitende: Schulleitende bilden sich in ihrer Rolle in Bezug auf die pädagogische Schulführung und das Qualitätsmanagement auf der Kindergartenstufe weiter und stärken ihre Kenntnisse hinsichtlich dieser Bildungsstufe. Zielsetzung für Behördenmitglieder: Behördenmitglieder erhalten einen vertieften Einblick in den Kindergarten und die dafür spezifische Pädagogik und Didaktik. Ausserdem setzen sie sich mit Fragen der strategischen Führung, die den Kindergarten als erste Stufe der Volksschule betreffen, auseinander. Daten: Freitag, 2. September, 16. September, 11. November, 9. Dezember 2022 und 20. Januar 2023 Zeit: jeweils 13.30 – 17 Uhr Leitung: Catherine Lieger, Katharina Ganz, Niels Anderegg sowie Lehrpersonen Kindergarten Weitere Informationen und die Anmeldung finden Sie hier.
Zur Autorin

Katharina Ganz, M.Sc., Wissenschaftliche Mitarbeiterin und Ko-Leitung CAS «Spielen Plus» an der Pädagogischen Hochschule Zürich. Erfahrung als Lehrperson und Abteilungsleitung Bildung. Tätigkeit in nationalen und internationalen Entwicklungs- und Forschungsprojekten. CAS ETH Development and Cooperation und CAS Führen einer Bildungsorganisation. Schwerpunkte: entwicklungs- und kompetenzorientiertes Lernen, förderliche Spiel- und Lernumgebungen.
Redaktion: Melina Maerten
Titelbild: adobe stock
Bilder: spielenplus.ch