Studiengangsarchitektur DAS Schulleitung

Die neue Schulleitungsausbildung an der PH Zürich

Vor einem knappen Jahr hat Niels Anderegg  in einem Blogbeitrag die ersten Ideen für die neue Schulleitungsausbildung an der PH Zürich vorgestellt. Heute freut er sich, die neugestaltete Schulleitungsausbildung – den DAS Schulleitung – vorstellen zu können. Die Ausbildung ist personalisierter, flexibler, kompetenzorientiert und ein wesentlicher Schritt, um die Professionalisierung von Schulleitungen weiter zu stärken.

Mit der neuen Schulleitungsausbildung wird sich auch der Name des Studiengangs ändern. Aus dem ‘CAS Führen einer Bildungsorganisation’ wird, nach über vierzig Durchführungen, ‘DAS Schulleitung’. Der Studiengang umfasst 30 ECTS-Punkte und setzt sich wie folgt zusammen: 10 ECTS-Punkte Studiengangsgruppe, 17 ECTS-Punkte Wahlpflichtmodule und 3 ECTS-Punkte Leistungsnachweise. Die Dauer der Ausbildung kann flexibel gestaltet werden, wobei sie mindestens 2 Jahre dauert.

Ein wichtiges Element des DAS Schulleitung ist der flexible Zugang und die Personalisierung durch die Wahlpflichtmodule.

Im Durschnitt 7 Jahre Schulleiter:in

Die durchschnittliche Verweildauer von Schulleiter:innen im Kanton Zürich beträgt ungefähr 7 Jahre. Diese Zahl überrascht häufig, da deutlich tiefere Zahlen kursieren. Der Grund dafür sind einzelne Schulen, wo die Schulleitung in kürzester Zeit wieder wechseln. Teilweise mehrmals nacheinander. Wir alle kennen aber sicher auch Schulen, welche seit 10 und mehr Jahren von der gleichen Schulleitung geführt werden. Dieser Durchschnitt beträgt 7 Jahre.

Ich gehe davon aus, dass es drei Kategorien von Schulleitungen gibt:

  • Nach einer Eingewöhnungsphase von 1-2 Jahren zeigen sich die Schwierigkeiten bei der Schule und/oder Person und es kommt bald zu einem Wechsel.
  • Nach 7-8 Jahren hat sich die Schulleitung und die Schule aneinander gewöhnt, Entwicklungsprojekte sind abgeschlossen und die Schulleitung sucht eine neue Herausforderung.
  • Die Schule und die Schulleitung sind ein eingespieltes Team und die Schulleitung bleibt bis zur Pensionierung an der Schule tätig.

Problematisch ist die erste Kategorie von Schulleiter:innen. Eine kurze Anstellungsdauer ist meistens für die Schule als auch für die Schulleitung ungünstig und hinterlässt Narben. Hier setzt die neue Schulleitungsausbildung an.

Durch die intensivere Ausbildung sollen geeignete Schulleiter:innen gestärkt werden, so dass sie mit herausfordernden Situationen und Schulen besser umgehen können. So soll es ihnen gelingen, die Schulen in ruhigere Gewässer zu steuern oder den Mut aufzubringen, es an einer anderen Schule nochmals zu versuchen. Personen, die als Schulleiter:innen ungeeignet sind, werden dies vor de Ende der Schulleitungsausbildung merken oder die Ausbildung gar nicht erst beginnen. Dies führt uns zum zweiten Punkt.

“Schulleitungsausbildung in den Ferien” ist zum Glück passé

Es gab früher – nicht an der PHZH – das Angebot, während den Ferien die Schulleitungsausbildung zu machen. Zum Glück sind diese Zeiten vorbei und wir haben heute einen deutlich höheren Anspruch an die Schulleitungen. Heute wachsen viele Schulleitende schrittweise in die Führungsfunktion hinein. Als Lehrer:in übernimmt man erste Führungsaufgaben und agiert als Teacher Leader:in. Allenfalls macht man als Stufenleiter:in erste Erfahrungen oder ist für einen Themenbereich wie ICT verantwortlich und übernimmt dort die ersten Führungsfunktionen. Schrittweise nähert man sich der Aufgabe der Schulleitung. So wie man sich schrittweise der Funktion annähert, so ist auch die neue Schulleitungsausbildung aufgebaut.

Durch den modularisierten Aufbau können Führungspersonen bereits vor der Übernahme einer Schulleitungsfunktion viele Wahlpflichtmodule vor der Ausbildung besuchen. Als Teacher Leader:in besuche ich zum Beispiel als erstes die Grundlagen Teacher Leadership und setze mich zum ersten Mal mit meiner Führungsrolle auseinander. Je nach thematischer Ausrichtung besuche ich zudem Module oder einen Lehrgang. Als ICT-Verantwortliche:r absolviere ich den PICTS-Lehrgang und als Fachperson Begabungsförderung den CAS Begabungs- und Begabtenförderung. Allenfalls erfordert meine Tätigkeit als Teacher Leader:in eine verstärkte Auseinandersetzung mit Themen der Schulentwicklung und ich besuche den Lehrgang CAS Schule entwickeln. Dort habe ich auch die Möglichkeit, einzelne Module zu besuchen und so viel zielgerichteter meinen Fragen nachzugehen.

Als Teacher Leader:in sich schrittweise ausbilden

Als Teacher Leader:in kann ich mich thematisch weiterbilden, ohne jedoch die ganze Schulleitungsausbildung zu absolvieren. Dies hat den Vorteil, dass es keine Ausbildung auf Vorrat gibt, sondern die gerade aktuellen Themen belegt werden können. Dadurch entsteht eine höhere Passung zwischen dem Lernen an der PHZH und den Aufgaben an der Schule.

Wechselt nun jemand in die Schulleitung, so werden die verschiedenen bereits besuchten Module, nach einem definierten Schlüssel, angerechnet und es müssen nur noch die Wahlpflichtmodule besucht werden, welche nicht belegt wurden beziehungsweise wo die Teilnehmer:in, noch nicht über die erforderlichen Kompetenzen verfügt.

Quereinstieg fördern

Quereinsteigende Schulleitungen können für Schulen ein grosser Gewinn sein. Sie bringen durch ihre Führungstätigkeit in Wirtschaftsunternehmen viel Wissen und Können mit, welche für Schulen sehr wertvoll sind. Sie haben jedoch einen Nachteil: Sie kennen Schulen höchstens aus den eigenen Schulerfahrungen und als Eltern. Das Scheitern von Quereinsteigenden hat häufig mit der fehlenden Anpassung an die Eigenheiten von Schulen zu tun.

Bis anhin konnten wir aus formalen Gründen quereinsteigende Schulleiter:innen nicht in die Ausbildung aufnehmen. Sie mussten sich auf eine Stelle bewerben.Sobald sie eine Zusage hatten, konnten wir sie in die Schulleitungsausbildung aufnehmen. Für die Quereinsteiger:innen bedeutete dies, dass sie meist ohne Ausbildung in der neuen Funktion starteten und gleichzeitig die Ausbildung besuchten. Wobei sie an den gleichen Modulen teilnahmen, wie jemand, der viele Jahre Lehrer:in war. Differenzierung war bis anhin nicht möglich.

Seit einem Jahr bieten wir an der PH Zürich den CAS Quereinstieg Schulleitung anInteressierte Quereinsteigende können während eines halben Jahres gewissermassen in einem neuen Berufsfeld schnuppern und Erfahrungen sammeln. Der Lehrgang ist so aufgebaut, dass die Teilnehmenden viele Tage an einer Praxisschule verbringen und dort die Schulleiter:in als Mentor:in haben. Sie werden so in die Spezialitäten und Besonderheiten von Schulen eingeführt und haben die Möglichkeit, sich mit der Frage auseinanderzusetzen, ob der Beruf Schulleitung wirklich etwas für sie ist. Wenn die Teilnehmenden Schulleiter:innen werden wollen und eine Stelle finden, müssen sie die Schulleitungsausbildung absolvieren. Dabei wird ihnen der CAS Quereinstieg Schulleitung angerechnet und die Wahlpflichtmodule können Sie anhand ihren Kompetenzen entsprechend auswählen. Während ehemalige Lehrer:innen sich vielleicht eher mit Finanzen und Management auseinandersetzen, wählen Quereinsteigende aus dem Bankensektor vielleicht eher pädagogische Themen.

Wahlpflichtmodule

Mehr als die Hälfte der Auseinandersetzung im DAS Schulleitung findet in Wahlpflichtmodulen statt. Dazu stehen den Teilnehmenden eine Vielzahl an Anlässenzur Verfügung, welche garantiert durchgeführt werden. Die Anmeldung der Wahlpflichtmodule ist so organisiert, dass die Teilnehmenden zu Beginn der Ausbildung sich die Daten reservieren können, die Inhalte aber erst später fortlaufend bestimmen müssen. Dadurch ist eine echte Wahl, welche die individuelle Kompetenzentwicklung zulässt, möglich.

Zudem stehen die Wahlpflichtmodule auch anderen Führungspersonen wie Teacher Leaders, Quereinsteigende, Behördenmitgliedern oder bereits ausgebildeten Schulleiter:innen offen. Dadurch gibt es hoffentlich unter den Teilnehmenden eine grössere Diversität, welche das eigene Lernen bereichert.

Studiengangsgruppe

Neben den Wahlpflichtmodulen gibt es weiterhin eine Studiengangsgruppe. In sechs verschiedenen Modulen werden die Teilnehmenden sich mit Fragen der Gestaltung von Führung auseinandersetzen und so eine grössere Rollenklarheit für sich selbst gewinnen. Neben den Modulen gibt es Lerngruppen und Labore (LABs). In den Lerngruppen gehen immer 4-6 Teilnehmende als Professionelle Lerngemeinschaften selbstorganisiert für sie relevanten Fragen nach. Die LABs umfassen eine halbe Studiengangsgruppe und werden von einer Studiengangsleitung begleitet. Im Sinne der Ko-Konstruktion sollen in den LAB Dinge gemeinsam ausprobiert und erarbeitet werden.

Kompetenzorientierung

Das Zürcher Schulführungsmodell dient dem DAS Schulleitung als Hintergrundfolie. In Standortgesprächen werden die verschiedenen Kompetenzbereiche beleuchtet.Die Teilnehmenden besprechen zusammen mit der Studiengangsleitung die Wahl der nächsten Pflichtmodule.

In verschiedenen Formen (Leistungsnachweise, Reflexionen, Prüfungen, Assessment) sollen die verschiedenen Kompetenzen der Teilnehmenden ausgewiesen werden. Leitend ist dabei der Gedanke, dass eine wichtige Kompetenz von Führungspersonen ist, sich als Lernende zu verstehen und sich im Sinne der Professionalisierung immer wieder weiterzubilden. Der Abschluss der Schulleitungsausbildung ist der Einstieg in die Schulleitung und nicht das Ende der Ausbildung.

Studiengangsarchitektur

Die obenstehende Darstellung wiederspiegelt die Studiengangsarchitektur des DAS Schulführung. Dahinter verstecken sich viele der oben beschriebenen Überlegungen für eine moderne Schulleitungsausbildung.

INFOBOX

Der Lehrgang DAS Schulleitung startet im Frühlingssemster 2023. Am Mittwoch, 13. Juli 2022 findet an der PH Zürich um 17 Uhr dazu eine Informationsveranstaltung statt. Die zweite Informationsveranstaltung findet am 5. September 2022 statt.

Bereits ab dem Herbstsemester 2022 können Wahlpflichtmodule besucht werden. Diese stehen auch Schulleitenden mit einer abgeschlossenen Ausbildung, aber auch anderen Führungspersonen wie Teacher Leaders und Behördenmitglieder offen. Eine Zusammenstellung aller momentan ausgeschriebenen Wahlpflichtmodule finden Sie hier.

Die finale Ausschreibung auf den DAS Schulleitung folgt Mitte Juli 2022.

Zum Autor

Niels Anderegg leitet das Zentrum Management und Leadership an der Pädagogischen Hochschule Zürich. Seine Arbeitsschwerpunkte sind Pädagogische Schulführung und Professionalisierung von Führungspersonen von und in Bildungsorganisationen.

Titelbild: PH Zürich

Redaktion: Melina Maerten

5 Gedanken zu „Die neue Schulleitungsausbildung an der PH Zürich“

  1. Sehr geehrte Damen und Herren

    Was sind die Bildungs- und beruflichen Erfahrungsvoraussetzungen um am Schulleiterkurs zugelassen zu werden?

    Mit freundlichen Gruss

    Raphael Widmer

    P.S.: zum Gendern: das Gendern wird von einer grossen Mehrheit der Bevölkerung abgelehnt. Die Schule wird aus Steuergeldern finanziert, d.h. von allen bezahlt. Da stimmt etwas nicht, oder?

    1. Sehr geehrter Widmer

      Danke für Ihren Kommentar. Zu Ihrer ersten Frage kann ich Ihnen antworten:
      Grundvoraussetzung ist, dass Sie während der Ausbildung eine Schulleitungstätigkeit haben. Der DAS Schulleitung ist praxis- und kompetenzorientiert aufgebaut. Neben Pflichtmodulen stehen Ihnen Wahlpflichtmodule zur Verfügung, wo Sie Ihre Kompetenzen vertiefen oder neue erlangen können.
      In der Regel gilt ein Lehrdiplom für die Volksschule oder Sekundarstufe II sowie mindestens fünf Jahre Unterrichtserfahrung, damit Sie ein EDK-Diplom erlangen. In Ausnahmefällen kann ein sur-dossier Aufnahmeverfahren geprüft werden. Bei weiteren Fragen können Sie mich gerne kontaktieren: melina.maerten@phzh.ch

      Herzlicher Gruss
      Melina Maerten

    2. Lieber Herr Widmer
      Ich reagiere gerne zu Ihrem Kommentar betreffend Gendern. Dazu kann man tatsächlich und zum Glück unterschiedlicher Meinung sein. Dass Schulen immer das machen müssen, was die Mehrheit will, finde ich eine interessantere Diskussion. Wenn ich nach Russland schaue, dann bin ich froh, wenn es auch Schulen gibt, welche nicht einfach die Staatsdoktrin befolgen, sondern die Schüler:innen zum selber denken anregen. An der Laborschule Bielefeld steht an einer Wand “Nicht Gedachtes sollst du Lernen, sondern selber denken”. Das würde ich mir auch betreffend dem Gendern wünschen: Ich verwende den Doppelpunkt; sie tun dies nicht – nehme ich an. Das gibt doch eine interessante Diskussion und ich bin froh, dass wir es auf je unterschiedliche Art und Weise machen können. Wichtig ist, dass niemand diskriminiert wird. Sei es auf Grund seines Geschlechts oder auf Grund seiner Sprachvorlieben.
      Beste Grüsse
      Niels Anderegg

  2. Lieber Herr Widmer
    Ich reagiere gerne zu Ihrem Kommentar betreffend Gendern. Dazu kann man tatsächlich und zum Glück unterschiedlicher Meinung sein. Dass Schulen immer das machen müssen, was die Mehrheit will, finde ich eine interessantere Diskussion. Wenn ich nach Russland schaue, dann bin ich froh, wenn es auch Schulen gibt, welche nicht einfach die Staatsdoktrin befolgen, sondern die Schüler:innen zum selber denken anregen. An der Laborschule Bielefeld steht an einer Wand “Nicht Gedachtes sollst du Lernen, sondern selber denken”. Das würde ich mir auch betreffend dem Gendern wünschen: Ich verwende den Doppelpunkt; sie tun dies nicht – nehme ich an. Das gibt doch eine interessante Diskussion und ich bin froh, dass wir es auf je unterschiedliche Art und Weise machen können. Wichtig ist, dass niemand diskriminiert wird. Sei es auf Grund seines Geschlechts oder auf Grund seiner Sprachvorlieben.
    Beste Grüsse
    Niels Anderegg

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