15. Symposium Personalmanagement im Bildungsbereich

Aufforderung zu strukturellem Wandel im Bildungsbereich

Das Spannungsfeld um die Schule herum hat sich in den vergangenen Jahren stark verändert. Die gesellschaftlichen, wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Ansprüche an ihren Leistungsauftrag nehmen zu und äussern sich durch steigende Anforderungen an Qualität und Outcome. Gleichzeitig möchte die Schule den Bedürfnissen derjenigen gerecht werden, über deren Köpfe hinweg die Definition von Professionalität ausgelotst wird, um sie als Folge davon ins Boot zu holen: Das Schulteam. Am vergangenen 15. Symposium für Personalmanagement im Bildungsbereich der PH Zürich wurden unterschiedliche Positionen von Schulführung betrachtet und diskutiert. Rafael Summerauer, Schulleiter an der Tagesschule Schauenberg, war dabei.

Schulführung als Schnittstelle zwischen Unterricht und externen Interessengemeinschaften ist nach zwei Jahren Pandemie und dem momentanen Lehrpersonenmangel zum Hochseilakt avanciert. Anhaltende Personalausfälle, Resignation oder mangelnde Resilienz des Schulteams hat den Tätigkeitsbereich der Schulleitung auf die Aufrechterhaltung des Betriebs reduziert. Wesentliche Aufgaben, die zu einer gesunden Schule mit stabilen Strukturen oder gar zu Schulentwicklung beitragen, bleiben auf der Strecke. Die omnipräsente Aufforderung liegt dabei auf der Hand: Welche Veränderungen lösen diese ständige Ausnahmesituation nachhaltig ab? Welche Massnahmen kann eine Schulleitung ergreifen, um den prekären Bedingungen entgegenzuwirken? Welche Entwürfe zu Schulführung werden in der Wissenschaft diskutiert und für die Praxis vorgeschlagen?

Symposium Personalmanagement im Bildungsbereich

Am 15. Symposium wurden die Teilnehmenden dazu eingeladen, unterschiedliche Lösungsansätze und Entwürfe zu Schulführung in Betracht zu ziehen und zu diskutieren. Im Fokus standen dabei verschiedene Positionen, die im Wesentlichen darauf zielten, die multiprofessionelle Zusammenarbeit innerhalb einer Schule zu stärken und zu fördern. Ein nicht unwesentlicher Beitrag nebst strukturellen Prozessen, wurde auch der informalen Ebene zugeschrieben, die eine erfolgreiche multiprofessionelle Zusammenarbeit begünstigen kann.

Dr. Patrick Widmer-Wolf zeigte wesentliche Aspekte der interprofessionellen Zusammenarbeit anhand dreier Aufforderungen auf: psychologische Sicherheit in der Zusammenarbeit anbieten, den Blick für die gemeinsame Aufgabe einfordern und günstige «Beliefs» aufzeigen, die er im Gegensatz zu organisationsstrukturellen, den viel umfangreicheren tiefenstrukturellen Aspekten ansiedelte. Dahinter verbergen sich konkrete Handlungsaufforderungen, über welche er hinwies, dass alltägliche Feststellungen über das Scheitern in der schulischen Zusammenarbeit ihre Gültigkeit mehrheitlich verloren haben und stattdessen den Schulentwicklungsprozess fördern können.

Das Instrument der Professionellen Lerngemeinschaften (PLG)

Prof. Dr. Katja Kansteiner zeigte auf, dass die Organisation von Arbeitsgruppen in den Strukturen einer PLG die interprofessionelle Zusammenarbeit anregt und dazu beiträgt, dass Arbeitsprozesse durch Kooperation, Arbeitsteilung und Austausch nachweislich die individuelle aber auch die gemeinsame Wirksamkeit in unterschiedlichen Dimensionen des schulischen Alltags fordert und fördert.

Im Kontrast dazu stand die organisationssoziologische Betrachtung von Prof. Dr. Stefan Kühl über das Spannungsfeld von Schulleitungen. Er stellte fest, dass Schulen sich oftmals in ihrer Schauseite und ihrer formalen Seite widersprechen: Das Leitbild deckt sich nicht mit dem, was hinter den Fassaden passiert, selbst auf formaler Ebene. Auch die reale Reformfreudigkeit innerhalb eines Schulteams halte sich in Grenzen, woraus er schloss, dass Schulentwicklung über die formale Seite eher gering möglich ist. Das Potential glaubte er auf der informalen Seite zu erkennen und schlug daher abschliessend vor, im schulischen Kontext in der Informalität PLGs zu fördern.

Insgesamt wurden während des gesamten Symposiums spannende und reichhaltige Konzepte und Methoden auch in den 14 Foren vorgestellt, welche zu nachhaltigen und innovativen Veränderungen des Personalmanagements einer Bildungsinstitution führen und gleichzeitig das Team ins Boot holen können. Gleichzeitig standen diesen Innovationsvorschlägen grosse Unsicherheit und Skepsis gegenüber. Denn die Herausforderungen im Schulleitungsalltag bleiben bestehen und der zusätzliche Mehraufwand für fundamentale strukturelle und kulturelle Veränderungen innerhalb des Personalmanagements brauchen Zeit, Engagement, Durchhaltewillen und Perspektive des Gemeinsamen.

INFOBOX

Unterlagen, Fotos und weitere Einblicke auf das 15. Symposium Personalmanagement im Bildungsbereich entdecken Sie hier.

Neugierig? Das 16. Symposium Personalmanagement im Bildungsbereich findet am Freitagnachmittag, 16. Juni 2023 statt.

Zur Person

Rafael Summerauer

Rafael Summerauer arbeitet seit 2014 an der Tagesschule Schauenberg und ist seit 2021 Schulleiter. Er konnte im Rahmen des Lehrgangs «Führen einer Bildungsorganisation» mit rund 220 Führungskräften im Bildungsbereich am 15. Symposium Personalmanagement im Bildungsbereich teilnehmen und schildert seine persönlichen Eindrücke.

Zum Autor

Johannes Breitschaft

Johannes Breitschaft ist Dozent und Berater im Zentrum Management und Leadership an der PH Zürich. Seine Engagements umfassen Themen rund um die Schulleitungsausbildung, die Intensivweiterbildung für Lehrpersonen und das Symposium Personalmanagement im Bildungsbereich. Als Berater deckt er vorwiegend Themen der Führungsrolle, dem Erhalt von Gesundheit und Leistungsfähigkeit sowie dem Umgang mit Konflikten ab.

Redaktion: Melina Maerten
Titelbild: Tamara Menzi, MarKom, PH Zürich

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