Cathy Caviezel und René Baumgartner im Gespräch zur Gesundheit am Arbeitsplatz

Was hält uns bei der Arbeit gesund?

Was hält unsere Mitarbeitenden gesund? Wo liegen die Belastungen im Team? An der Primarschule Rifferswil im ländlichen Säuliamt hat die Schulbehörde die Gesundheit der Mitarbeitenden als Legislatur-Ziel gesetzt und das Thema im Schulprogramm festgelegt. Cathy Caviezel war im Austausch mit René Baumgartner, Schulsozialarbeiter an der Primarschule Rifferswil.

Die Primarschule Rifferswil betreut circa 150 Kinder mit 27 Mitarbeitenden. René Baumgartner hat als Schulsozialarbeiter (SSA) und Leiter der Tagesbetreuung die Projektleitung übernommen. Eine Arbeitsgruppe mit Lehrpersonen aus allen Stufen wurde eingesetzt und der Entscheid gefällt, mit «Schule handelt – Stressprävention am Arbeitsplatz» und einer externen Beratungsperson in den Prozess einzusteigen. Motivation dafür waren nicht die leicht erhöhte Fluktuation und einige Krankheitsausfälle, sondern der präventive Gedanke, dass mit gesunden Lehrpersonen auch eine gute Bildungsqualität gewährleistet werden kann.

Die Analyse mit einem Online-Befragungstool steht dabei im Zentrum. Baumgartner schätzt daran, «dass wir nun eine fundierte Basis haben, um das Thema auch mit dem Rückhalt der Behörde zu bearbeiten».

Die teilnehmenden Mitarbeitenden erhalten eine individuelle und anonyme Auswertung und bei höheren Belastungen Hinweise auf Handlungsmöglichkeiten sowie die Nummer des Beratungstelefons der PH Zürich, um sich gegebenenfalls eine erste Unterstützung zu holen.

Die Befragung zur Belastung am Arbeitsplatz als Basis

Die Ergebnisse auf Teamebene zeigten ein sehr gesundes Bild mit zahlreichen Ressourcen, das auf den ersten Blick wenig Handlungsbedarf nachwies.

Leicht erhöhte Werte fanden sich bei den körperlichen Belastungen und bei der Erschöpfung. Ausserdem machte die Raumtemperatur (die Gebäude sind teilweise sehr alt) einigen zu schaffen. Vor allem Lehrpersonen, die erst 1-5 Jahre an der Schule tätig sind, schienen stärker belastet zu sein bezüglich Umgebungsbelastungen, aber auch in Bezug auf ihre psychische und körperliche Gesundheit.

Prioritäten für die Gesundheit setzen und Massnahmen ableiten

Aus den Diskussionen im Team haben sich einige Themen herauskristallisiert, die danach von der Arbeitsgruppe in einem Massnahmenplan konkretisiert wurden.

Pausen gehen oft unter im Schulalltag oder es wird währenddessen über die Arbeit gesprochen. Es werden mehr definierte Gefässe für Absprachen genutzt und im Team wird eine offene Kommunikation über die eigenen Bedürfnisse bezüglich Ansprechbarkeit gepflegt. «Für mich als SSA ist die Pause eine gute Gelegenheit, mit den Lehrpersonen Dinge zu klären. Ich frage nun aber zuerst, ob es im jetzigen Moment okay ist. Und falls nicht, organisiere ich mich anders», sagt Baumgartner.

Um den informellen Austausch zu fördern, werden zudem an internen Weiterbildungen grössere Zeitfenster für individuelle Begegnungen eingeplant. Da das Teamzimmer keine räumlichen Abgrenzungsmöglichkeiten bietet, wurden Pausenzonen geschaffen.

Um die neuen Lehrpersonen bei der Einführung besser zu integrieren, hat die Primarschule Rifferswil ein Jahresplan mit allen wiederkehrenden Anlässen und Terminen erstellt.

Die Partizipation im Team wurde bereits vorher als hoch eingeschätzt und soll weiter gepflegt werden. Dies auch in Bezug auf die Aktivitäten an der Schule, wie Baumgartner erklärt: «Die Anlässe werden an der Evaluationstagung überarbeitet und Bisheriges soll gestrichen werden, wenn Neues hinzukommt. So kann Überlastung vermieden werden.»

Die Massnahmen hatte die Primarschule Rifferswil rasch und pragmatisch umgesetzt; leider löste sich die Arbeitsgruppe danach auf. Um eine langfristige Verankerung des Themas Gesundheit an der Schule zu gewährleisten, hat sich Baumgartner entschlossen, die Weiterbildung zur Kontaktperson für Gesundheitsförderung und Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE) an der PH Zürich zu besuchen und die Schule prüft die Mitgliedschaft im Schulnetz21: «Das Bewusstsein für die vorhandenen Ressourcen und Werte im Team ist durch den Prozess weiter gestiegen. Ein erklärtes Ziel ist es, diese auch künftig gemeinsam zu erhalten und zu pflegen.»

INFOBOX

Online-Kurzinfo von Radix am 12. Januar 2022 zu «Schule handelt – Stressprävention am Arbeitsor», MindMatters und Herzsprung.

Informationen zu «Schule handelt»: Kantonale Koordinationsstelle für die Volksschule, Cathy Caviezel (cathy.caviezel@phzh.ch, Tel. +41 43 305 59 04) oder auf der Homepage der PH Zürich. 

Zum Autor

René Baumgartner Sozialarbeiter

René Baumgartner ist seit 12 Jahren an der Schule Rifferswil tätig und engagiert sich zudem seit 10 Jahren in der Jugendarbeit der Gemeinde. Er lebt mit seiner Familie in Rifferswil.

Zur Autorin

Cathy Caviezel PH Zürich

Cathy Caviezel ist Dozentin und Beraterin zu Gesundheitsthemen an der PH Zürich und unter anderem verantwortlich für die Koordinationsstelle «Schule handelt» an Volksschulen im Kanton Zürich. Sie hat die Schule Rifferswil begleitet.

Redaktion: Melina Maerten

Titelbild: Tagung psychische Gesundheit, Tamara Menzi, MarKom, PH Zürich

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