Die Zusammenarbeit zwischen Lehrpersonen für Deutsch als Zweitsprache (DaZ) und Klassenlehrpersonen im Sinne einer auf den nachhaltigen Zweitspracherwerb ausgerichteten Kooperation ist anspruchsvoll. Die Umsetzung der Forderung des Volksschulamts Kanton Zürich (VSA) nach einer ergänzenden und unterstützenden Zusammenarbeit setzt auf beiden Seiten Transparenz, vorausschauende Organisation und Flexibilität voraus. Auf Schulebene können für gelingende Prozesse die Weichen gestellt werden. Anna Germann.
In der «DaZ-Broschüre» sind die Vorgaben und Richtlinien rund um den DaZ-Unterricht aufgeführt. Klar und verbindlich ist die Zuweisung zum DaZ-Unterricht mit Hilfe des Instrumentariums «sprachgewandt» und die gemeinsame Festlegung von Lern- und Förderzielen. Das Abstimmen von Unterrichtsinhalten und die Wahl von Unterrichts- und Arbeitsformen lassen jedoch einen gewissen Spielraum. Dies kann zu Unsicherheiten führen.
Zusammenarbeit heisst Kontrolle abgeben
Die Kontrolle über den eigenen Unterricht und die Planung abzugeben, um gemeinsam Förderziele und Inhalte festzulegen, bedingt Vertrauen und Offenheit. Zudem erfordert es Geduld und Zeit, denn schulisches Lernen findet in einem Prozess statt und die Resultate sind oft nicht sofort sichtbar.
Für die unterschiedlichen Formen der Zusammenarbeit gilt stets das Prinzip «vorbereiten statt nachbereiten». Die Unterrichtsinhalte werden wo sinnvoll, gemeinsam ausgewählt und von der DaZ-Lehrperson vorentlastet. Hier soll die Expertise der DaZ-Lehrpersonen bezüglich der Auswahl von Inhalten mitberücksichtigt werden. Durch eine gute Vorbereitung auf den Regelunterricht entsteht Selbstwirksamkeit und nachhaltiger Lernerfolg aufseiten der DaZ-Lernenden. Zudem beugt dieses Vorgehen einem Degradieren von DaZ-Lehrkräften zu Klassenassistenzen vor.
Integrativer Unterricht definiert sich nicht über Räumlichkeiten
Je nach Situation sind verschiedene Formen der Zusammenarbeit möglich. Ob integrativer DaZ-Unterricht im Kindergarten, Anfangsunterricht oder Aufbauunterricht: Überall ist die individuelle Förderung in Deutsch als Zweitsprache integrativ auf das Lernen im Regelunterricht ausgerichtet. Damit ist gemeint, dass die beteiligten Lehrpersonen des Regelunterrichts und des DaZ-Unterrichts in der DaZ-Förderung kontinuierlich zusammenarbeiten.
Integrativ und separativ
Die Tiefenstrukturen des Unterrichts sind entscheidend, nicht die äusseren Vorgaben. So kann integrativ bedeuten, im gleichen Raum zu arbeiten oder aber den gleichen Schulstoff zu behandeln. Separativer Unterricht kann in einem anderen Raum stattfinden oder das Bearbeiten eines eigenen Förderprogramms bedeuten.
Die Praxis zeigt, dass sich DaZ-Lehrpersonen oft entscheiden müssen zwischen einer guten Beziehung zur Klassenlehrperson oder der Durchsetzung der Fachinteressen zur Förderung von DaZ-Lernenden. In einer guten Zusammenarbeit sollte das eine das andere nicht ausschliessen. Und die Wahl der Unterrichtsform wird den Bedürfnissen der DaZ-Lernenden flexibel angepasst.
Nachhaltige DaZ-Förderung
Auf Schulebene soll ein DaZ-Konzept und die Festlegung von Zeitgefässen die Zusammenarbeit als verbindlich erklären und damit erleichtern. Abläufe werden definiert und Verantwortlichkeiten geklärt. Wichtig ist ein kontinuierlicher, engmaschiger Austausch zwischen den entsprechenden Lehrkräften. Für die Gewährleistung und Überprüfung der Zusammenarbeit kann die Schulleitung vermittelnd einschreiten. Nicht zuletzt gelingt es, durch die Anerkennung der Expertise von DaZ-Lehrkräften im Sinne einer Teacher Leadership bei unklaren oder verhärteten Rollenverteilungen vonseiten der Schulleitung eine erfolgreiche und nachhaltige DaZ-Förderung anzustossen.
INFOBOX Dieser Beitrag basiert auf den folgenden vom Volksschulamt Kanton Zürich herausgegebenen Broschüre: «Angebote für Schülerinnen und Schüler mit besonderen pädagogischen Bedürfnissen: Deutsch als Zweitsprache (DaZ) in Aufnahmeunterricht und Aufnahmeklasse». VSA. 2020. Überarbeitete Fassung. Informationen zum Lehrgang «CAS Deutsch als Zweitsprache» finden Sie auf unserer Homepage.
Zur Autorin
Anna Germann ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der PH Zürich für Deutsch als Zweitsprache und leitet die Lehrgänge CAS DaZ.
Redaktion: Melina Maerten
Titelbild: Screenshot aus dem Titelblatt der DaZ-Broschüre