Voraussetzung für eine erfolgreiche Schule sind gesunde Schulleitungen und Lehrpersonen. Wie Stress reduziert und die Psyche gestärkt werden kann, beschreibt Roger Keller in einer kurzen Geschichte.
In den vergangenen Jahren gewann die betriebliche Gesundheitsförderung an Schweizer Schulen zunehmend an Bedeutung mit dem Ziel, ein unterstützendes Schulklima zu schaffen, das es allen Beteiligten ermöglicht, ihren Alltag aktiv und gesund zu gestalten. Dies ist wichtig für erfolgreiche Schulen, wie das Argumentarium «Gesundheit stärkt Bildung» der Allianz BGF in Schulen (Achermann Fawcett, Keller, & Piera, 2018) zeigt: Die Gesundheit von Schulleitungen und Lehrpersonen steht in einem direkten Zusammenhang mit der Qualität von Unterricht und somit dem Wohlbefinden und der Lernleistung der Schülerinnen und Schüler.
Reduktion von Belastungen und Förderung von Ressourcen
Das Gefühl von Stress ist allgegenwärtig und häufig kennen wir auch den Grund dafür: zu viel Arbeit, hoher administrativer Aufwand, Unterrichtsstörungen, schwierige Elterngespräche oder mangelnde Vereinbarkeit des Berufs mit dem Privatleben. Zu wissen, wo der Schuh drückt, ist ein wichtiger Schritt, um die Belastungen wirksam zu reduzieren oder sich die richtige Hilfe zu holen. Doch was unterstützt uns, gesund zu bleiben und unsere psychische Widerstandskraft zu stärken?
Vielleicht kennen Sie die Kurzgeschichte des Indianers, der seinen Freund in der Grossstadt besuchte. Die beiden Männer gehen der Strasse entlang, als der Indianer seinen Freund fragt, ob er ebenfalls eine Grille zirpen höre. Der Mann aus der Stadt antwortet, dass er nur das Hupen der Autos höre und dass es hier gar keine Grillen gäbe. Der Indianer geht ein paar Schritte weiter und bleibt vor einem mit Efeu bewachsenen Haus stehen. Er schiebt die Blätter auseinander und findet die Grille. Sein Freund gibt zu bedenken, dass das Gehör von Indianern eben besser geschult sei.
Der Indianer schüttelt den Kopf, nimmt eine Münze aus seiner Tasche und wirft sie auf den Gehsteig. Es ist nur ein leises Geräusch im Stadtlärm zu hören, doch mehrere Passanten bleiben stehen und schauen sich um. Dies ist ein Hinweis darauf, dass wir insbesondere diejenigen Dinge erkennen, worauf wir zu achten gewohnt sind. Wenn wir uns nicht nur mit Stress auslösenden Faktoren und mit der Reduktion von Belastungen auseinandersetzen, sondern auch positive Aspekte in der Schule wahrnehmen und uns bewusstwerden, wann und warum es uns während der Arbeit gut geht, können diese Erkenntnisse als wichtige Ressource für die psychische Gesundheit genutzt werden.
INFOBOX Handlungsmöglichkeiten der Schulleitungen – Tagung Schulführung Schulleitungen beeinflussen die Gesundheit, das Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit der Lehrpersonen und Schüler:innen durch ihr Führungsverhalten und Gesundheitsmanagement. Sie tragen nicht nur die Verantwortung dafür, dass die Leistungserwartungen erfüllt werden. Sie haben auch eine Fürsorgepflicht den Mitarbeitenden gegenüber. Doch wie gelingt es, Aufgaben- und Mitarbeitendenorientierung unter einen Hut zu bringen und dabei selbst gesund und motiviert zu bleiben? An der Tagung Schulführung «Psychische Gesundheit – Schulführung zwischen Fürsorge und Leistungserwartung» vom 27. November 2021 wird dieses Thema aufgegriffen und Möglichkeiten zur Stärkung der psychischen Gesundheit aufgezeigt und diskutiert.
Zum Autor
Roger Keller ist Professor für Gesundheitspsychologie und Leiter des Zentrums «Inklusion und Gesundheit in der Schule» an der Pädagogischen Hochschule Zürich. In seinen Forschungsprojekten untersucht er aus einem interdisziplinären Blickwinkel Faktoren, die zu einer erfolgreichen Umsetzung einer inklusiven gesunden Schule beitragen.
Redaktion: Melina Maerten
Titelbild: pexels.com Jimmy Chan