Immer wieder ist aus Gemeinden zu hören, dass es schwierig ist, kompetente und gut ausgebildete Schulleitungen zu finden. Wie Bea Krebs, Schulpräsidentin in Schlieren, in ihrer Gemeinde bei der Suche nach geeigneten Schulleitungen vorgeht, dies erfahren Sie im Interview von Andrea Hugelshofer.
Das Projekt «Schulleitungsmangel» der PH Zürich möchte den Bedarf an gut ausgebildete Schulleitungen mit verschiedenen Massnahmen unterstützen. Eine davon ist, dass wir einen Überblick gewinnen möchten, was für die einzelnen Gemeinden bei der Rekrutierung von Schulleitenden relevant ist und wie sie dabei vorgehen. Diesbezüglich wird aktuell eine Befragung der Schulpräsidien im Kanton Zürich ausgewertet. Schulpräsidentin in Schlieren, Bea Krebs, gibt einen Einblick in die Schulleitungsrekrutierung in ihrer Gemeinde.
Bea Krebs, was macht für Sie eine gute Schulleitung aus?
Führungs- und organisationsstark, sozialkompetent, flexibel, interessiert, belastbar, wertschätzend und loyal sind Eigenschaften, über welche eine gute Schulleitung möglichst verfügen sollte. Ebenso wichtig ist aber die Freude im Team zu arbeiten, die Schule zum Wohl der Kinder und Jugendlichen weiterzuentwickeln und eine gute Zusammenarbeit mit der Schulpflege als sinnvoll anzuschauen.
Wie gehen Sie bei der Besetzung von Schulleitungsstellen vor?
Für möglichst hohe Gelingenschancen bei der Besetzung vakanter Stellen ist die Schulpflege Schlieren nach Ausprobieren verschiedener Varianten schliesslich zum folgenden Auswahlverfahren gelangt: Die nach der Ausschreibung eingegangenen Bewerbungen werden von der Abteilungsleiterin Bildung und Jugend, der Leiterin Projekte und der Schulpräsidentin gesichtet. Die ausgewählten Bewerber:innen werden zu einem Erstgespräch mit der Leiterin Projekte und der Schulpräsidentin eingeladen. Danach erfolgt mit zwei bis drei Kandidatinnen und Kandidaten die zweite Vorstellungsrunde, welche sich über einen ganzen Nachmittag hinzieht. Die Bewerber:innen führen an diesem Nachmittag drei Interviews: zwei davon mit je einer Dreiergruppe aus dem Team der Schule, für welche sie sich bewerben, und eines mit einer Gruppe bestehend aus je einem Mitglied der Schulpflege, der Schulverwaltung und der Schulleitungen.
Ob die Bewerbenden oder aber die Gruppe den Lead in diesen Gesprächen übernimmt, lassen wir ihnen völlig frei. Die Gruppen füllen schliesslich zu allen Kandidatinnen und Kandidaten einen Feedbackbogen aus. Am Ende des Tages führen die Leitung Projekte und die Schulpräsidentin das Schlussgespräch. Wir verfügen nach diesem Nachmittag so über unsere eigene Einschätzung und das Feedback der drei Gruppen. Unter Einbezug all dieser Informationen wählen wir die Kandidatin oder den Kandidaten aus, welche:n wir dem Schulteam als neue Schulleitung vorstellen.
Die Vorstellung im Team führen wir circa eine Woche nach der zweiten Vorstellungsrunde im betroffenen Schulhaus durch. Die an der Rekrutierung beteiligten Teammitglieder sind für eine Rückmeldung an die Schulpräsidentin verantwortlich, mit welcher sie kundtun, ob das Team der Schulpflege einen Ablehnungsantrag gemäss gesetzlicher Grundlage stellen möchte.
Was ist Ihnen hierbei besonders wichtig?
Zentral ist aus unserer Erfahrung der Einbezug der Teammitglieder. Sie entscheiden zwar nicht über die Anstellung der zukünftigen Schulleitung, aber ihr Feedback hilft bei der Abwägung, ob eine Zusammenarbeit gewinnbringend sein wird, massgeblich mit.
Welche Erfahrungen machen Sie mit diesem Vorgehen?
Wir hatten auch seit der Einführung dieses Verfahrens Wechsel im Schulleitungsteam. War dies früher mit weniger Mitsprachemöglichkeit seitens der Schulteams der Fall, lag die gesamte Verantwortung bei einer weniger gut gelingenden Zusammenarbeit bei der Schulpflege. Mit der hohen Mitsprachemöglichkeit des Teams gehen wir heute den Rekrutierungsweg gemeinsam und erhalten dafür viel positives Feedback aus den betroffenen Schulhäusern.
INFOBOX Zur Schule Schlieren: In der Schule Schlieren besuchen rund 1900 Kinder und Jugendliche den Schulunterricht in sechs Schulanlagen, geführt von acht Schulleiterinnen und Schulleitern. Die beiden grössten Schulen mit einer Sekundarstufe werden je von einer Co-Schulleitung geführt, alle andern Schulen sind Primarschulen, welchen jeweils eine Schulleiterin und ein Schulleiter vorsteht. Hinweis: Am Themenabend für Schulbehörden Die «gute Schulleitung» - Anforderungsprofil Schulleitung am 9. September 2021 stellen wir wissenschaftliche Hinweise und Erkenntnisse zum Anforderungsprofil der Schulleitungen vor und geben Einblicke in die eingangs erwähnte Befragung.
Zur Person
Seit 2007 führt Bea Krebs als Stadträtin die Funktion des Schulpräsidiums aus. Ursprünglich habe ich (Jahrgang 1966) Chemie studiert und in anorganischer Chemie promoviert. Nach einem MAS in Public Management an der ZHAW entschied ich mich dazu, die Ausbildung zur Sekundarlehrerin in Angriff zu nehmen und absolvierte den ersten Quest-Lehrgang Sek an der PH Zürich.
Zur Autorin
Andrea Hugelshofer ist Dozentin im Zentrum Management und Leadership an der PH Zürich und Mitglied einer Kreisschulpflege in Winterthur. Sie beschäftigt sich als Beraterin und Dozentin mit Themen rund um Personalentwicklung, den Erhalt von Gesundheit und Leistungsfähigkeit sowie dem Umgang mit Konflikten. Insbesondere verantwortet sie spezifische Weiterbildungsangebote für Mitglieder von Schulbehörden.
Redaktion: Melina Maerten
Titelbild: Schule Schlieren