Schulassistenzen haben sich in vielen Kantonen schon gut etabliert und sind oft nicht mehr wegzudenken. Wie kann ihr Einsatz in Schulhäusern sinnvoll gestaltet werden? Welche Führungsaspekte sind wesentlich für das Engagement von Schulassistenzen zugunsten der Schüler:innen? 4 Antworten aus dem Vorstand des neu gegründeten Verbandes Schulassistenzen geben Claudia Schranz und Nadja Mayer. Zusammengefasst von Andrea Hugelshofer.
1. Wie können Schulbehörden und Schulleitungen den Einsatz von Schulassistenzen gut einfädeln?
Unseres Erachtens ist es wichtig, dass die Schulbehörden sich über den Nutzen und die Entlastung dank der Schulassistenz bewusst werden. Der Weg vom akuten Fall im Klassenzimmer bis zur Budgetfreigabe der Gemeinde ist oft viel zu lang und umständlich. Die fehlenden Finanzen verhindern oftmals zusätzliche Ressourcen im Schulzimmer. Dies wiederum bringt für die Lehrpersonen (LP) und Klassen sowie Kinder aus integrierten Sonderschulungen (ISR) grosse Nachteile.
Hier sehen wir eine grosse Verantwortung bei der Schulleitung, dass sie bei der Ressourcenvergabe sowie den Anstellungsbedingungen grossen Wert auf langfristige und konstante Settings setzt. Für das System ist es von Vorteil, wenn eine Schulassistenz über eine längere Zeit bleibt: Sie kennt die Kinder und umgekehrt, sie können so eine stärkere Beziehung aufbauen und sich gegenseitig vertrauen.
Mit dem heutigen Mangel an Lehrpersonen- und Heilpädagoginnen und -pädagogen steigert es die Attraktivität einer Schule, wenn man eine Schulassistenz «bieten» kann.
2. Was unterstützt eine gute Zusammenarbeit zwischen Lehrpersonen und Schulassistenzen?
Die Zusammenarbeit zwischen den Fachkräften und den Schulassistenzen (SA) können gefördert und unterstützt werden. Die SA sollte sich ihrer Rolle und ihres Berufsauftrages im Schulzimmer bewusst sein, so wie die LP wissen sollte, wie sie eine SA sinnvoll einsetzen kann. Schulleitungen planen idealerweise nicht nur Präsenzzeiten für Schulassistenzen ein, sondern auch Zeit für Besprechungen, Teamanlässe und Weiterbildungen analog zu den Lehrpersonen.
Die Aufklärung über eine klare Rollenverteilung aller Beteiligten im Klassenzimmer erachten wir als einen der wichtigsten Punkte. Genaue Anweisungen und eine offene Kommunikation mit der Lehrperson fördern eine gute Zusammenarbeit. Es wäre schön, wenn eine Schulassistenz bei Absprachen involviert sein könnte und von Fachpersonen wie zum Beispiel Heilpädagogen hilfreiche Anweisungen und Unterstützung erhält. Die Schulassistenz soll die Arbeit «sehen» und auch eingreifen können. Das bedingt ein gutes Zusammenspiel zwischen ihr und der Lehrperson. Es ist ein Geben und Nehmen und fördert die Teamkultur.
3. Schulassistenzen sind oft im Einsatz als Unterstützung in integrativen Settings. Was gilt es dort zu beachten?
Nach der Abklärung beim schulpsychologischen Dienst entscheidet die Schulbehörde über den Bedarf an spezieller Förderung eines Kindes. Wenn hierbei Schulassistenzen eingesetzt werden, sind eine Anleitung und Unterstützung durch eine Fachperson für den Einsatz eine wichtige Voraussetzung.
Eine Überforderung der Schulassistenz sollte verhindert werden. Ein guter Austausch mit den Fachpersonen ist wichtig. Die Zusammenarbeit der SA und der HP soll in keiner Konkurrenz stehen, das Miteinander ist hier zentral.
Bei einem Wegzug eines ISR- Kindes oder wenn es in die Oberstufe wechselt, hat dies einen Einfluss auf die Anstellung der jeweiligen Schulassistenz. Da die Pensen aus Ressourcensicht an die jeweiligen ISR- Kinder gekoppelt sind, kann es zu Veränderungen im Pensum kommen.
4. Die Schulassistenzen haben sich zu einem Verband zusammengeschlossen. Was sind hierbei ihre vordringlichsten Anliegen?
Wir wollen mit unserer Arbeit in erster Linie den «Ist-Zustand» aufzeigen, hinhören und gemeinsam mit den zuständigen schweizerischen Behörden einen Weg und einen festen Platz für Schulassistenzen in der Lebenswelt Schule finden. Einen Platz, der langfristig an-/ausgelegt ist. Einen, der weder auf Kosten von Fachlehrpersonal noch als deren rein günstigere Alternative angesehen wird.
Das Potenzial von Schulassistenzen ist noch nicht ausgeschöpft, doch deren positive Auswirkung im Schulzimmer bereits heute sichtbar. Wir möchten langfristig planen und dafür eine Professionalität erlangen, welche schlussendlich für Qualität und situative Entspannung und Entlastung sorgt. Die Zusammenarbeit mit Heilpädagoginnen und Heilpädagogen sowie Klassenlehrpersonen muss als Selbstverständlichkeit angeschaut werden. Der Verband lebt eine aktive Vernetzung mit allen wichtigen Bildungsinstitutionen. Ein Vorstoss in der Politik streben wir mit einem von uns erarbeiteten Berufsbild an.
INFOBOX Der Schulassistenzen-Verband unterstützt Schülerinnen und Schüler, Fach- und Klassenlehrpersonen. Schulassistenzen sollen als ergänzende Unterstützung für Fach- und Klassenlehrpersonen im Schulzimmer und keinesfalls als Konkurrenz oder als deren Ersatz wahrgenommen oder eingestellt werden. Durch eine enge Zusammenarbeit (Teamqualität) mit Fachpersonen kann eine optimale Betreuung gewährleistet und am richtigen Ort für Entlastung und Entspannung gesorgt werden.
Zum Vorstand gehören: Heidi Heiz, Judith Scheidegger, Claudia Schranz und Nadja Mayer (v.l)

Zur Autorin

Andrea Hugelshofer ist Dozentin im Zentrum Management und Leadership an der PH Zürich und Mitglied einer Kreisschulpflege in Winterthur. Sie beschäftigt sich als Beraterin und Dozentin mit Themen rund um Personalentwicklung, den Erhalt von Gesundheit und Leistungsfähigkeit sowie dem Umgang mit Konflikten. Insbesondere verantwortet sie spezifische Weiterbildungsangebote für Mitglieder von Schulbehörden.
Redaktion: Melina Maerten
Titelbild: Alessandro Della Bella