Fachstelle für Schulbeurteilung zu Besuch an einer Schule

Schulbeurteilung strategisch nutzen

Die Schulbeurteilung ist im Kanton Zürich darauf ausgerichtet, der Schulführung differenziertes Steuerungswissen zu liefern und sie in ihrer Verantwortung für die Schul- und Unterrichtsentwicklung zu bestärken. Eine hohe Transparenz über Verfahren und Inhalte der Evaluation sowie verschiedene Gestaltungsmöglichkeiten unterstützen die Schulführung darin, die Schulbeurteilung strategisch zu nutzen, wie Andreas Brunner, Leiter der Fachstelle für Schulbeurteilung des Kantons Zürich sagt.

Das Verfahren ist allen Schulen im Kanton Zürich bestens vertraut: Alle fünf Jahre klopft die Fachstelle für Schulbeurteilung an die Tür und kündet ihren Besuch an. Sie nimmt so ihren gesetzlichen Auftrag wahr, die Qualität der Schule in pädagogischer und organisatorischer Hinsicht zu überprüfen.

Breite Datengrundlage

Die Evaluation beginnt bereits rund ein halbes Jahr vor dem Besuch vor Ort, wenn die Leitung des Evaluationsteams mit der Schulführung Kontakt aufnimmt, um den Prozess gemeinsam zu planen und vorzubereiten. Nach dem Studium zentraler Dokumente der Schule und der schriftlichen Befragung von Eltern, Schülerinnen und Schülern sowie Lehr- und Fachpersonen steht der eigentliche Höhepunkt an: der dreitägige Schulbesuch von zwei bis vier Evaluationsfachpersonen. Um ein umfassendes Bild der Schule zu gewinnen, beobachten sie zahlreiche Unterrichtslektionen und führen Interviews mit allen Beteiligten.

Unter die Lupe nehmen! Schulbeurteilung durch Fragen an Schülerinnen und Schüler.

Hohe Praxisorientierung

Das Evaluationsteam besteht aus Fachleuten, die über langjährige Praxis als Lehrpersonen, als Schulleitungen und in weiteren Funktionen im Schulfeld verfügen. Sie werden sorgfältig auf ihre Aufgabe als Evaluatorinnen und Evaluatoren vorbereitet, seit September 2020 unter anderem im gemeinsam mit der PHZH konzipiertem und durchgeführtem CAS Schulqualität.

Entwicklungsorientierte Rückmeldung

In einer mündlichen Ergebnispräsentation für das Schulteam und einer vertieften Auseinandersetzung mit der Schulführung erhalten die Schulen eine differenzierte Rückmeldung zu ihren Stärken und Entwicklungspotenzialen. Im Evaluationsbericht werden zusätzlich die Ergebnisse der schriftlichen Befragung so zur Verfügung gestellt, dass sie einen Vergleich mit der letzten Evaluation und mit den anderen Schulen im Kanton zulassen.

Vielfältige Gestaltungsmöglichkeiten

Das Evaluationsverfahren ist einerseits standardisiert, für alle Schulen Verfahrensgerechtigkeit, Planbarkeit und Vergleichbarkeit zu gewährleisten. Andererseits beinhaltet es partizipative Elemente, welche die Schulführung so wählen kann, wie sie für ihre Situation und Arbeitsweise am besten passen: Mit der Wahl eines freiwilligen Fokusthemas, das zusätzlich zum Qualitätsprofil mit den wichtigsten Bereichen der Schul- und Unterrichtsqualität beurteilt wird, kann die Schule ihr Profil hervorheben. Sie kann die schriftliche Befragung mit eigenen Fragen ergänzen und erhält schul- und klassenspezifische Auswertungen. Bei der Gestaltung der Rückmeldeveranstaltung schliesslich bestimmt sie die Form des Einbezugs des Schulteams.

Strategische Nutzung

Schulführungsverantwortlichen – ob Schulleitung, Leitung Bildung oder Schulbehörde – stehen Möglichkeiten offen, die Schulbeurteilung strategisch so zu nutzen, dass sie in ihrer Verantwortung für die Qualitätsentwicklung und -sicherung unterstützt werden: Die Anforderungen an Schul- und Unterrichtsqualität, welche der Beurteilung zugrunde liegen, sind zeitgemäss und transparent. Sie ermöglichen den Schulen eine gezielte Auseinandersetzung an Schulentwicklungstagen, in Projekten und an Weiterbildungen. Die Stabilität und Vorhersehbarkeit des Evaluationsprozesses bietet sich dafür an, die Schulbeurteilung in der Planung der Schulprogrammarbeit vorausschauend zu berücksichtigen. Und die Nutzung der erwähnten partizipativen Elemente gewährleistet einen passenden Zuschnitt der Evaluation auf die Interessen und Bedürfnisse der Schule.

Die entwicklungsorientierte Gestaltung der Schulbeurteilung wie auch die Möglichkeiten für die Schulführung, sie sich für ihre Steuerungsaufgaben zunutze zu machen, tragen dazu bei, dass viele Schulen mit Offenheit und Interesse die Tür öffnen, wenn die Fachstelle vor der nächsten Evaluation daran klopft.

Zum Autor

Andreas Brunner, Leiter Fachstelle für Schulbeurteilung Kanton Zürich

Andreas Brunner ist seit 2015 Leiter der Fachstelle für Schulbeurteilung des Kantons Zürich. Der Erziehungswissenschafter und Psychologe ist Coach und Organisationsberater bso. Seit über 15 Jahren befasst er sich mit Fragen der Schul- und Unterrichtsentwicklung sowie mit Evaluation und Qualitätsmanagement auf allen Bildungsstufen. Er ist Mitglied der Lehrgangsleitung des CAS Schulqualität.

Redaktion: Melina Maerten

Fotos: zVg

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert