Beat Hauser Masterabsolvent

Haben quereinsteigende Berufsleute als Schulleitende eine Chance in der Volksschule?

Überall spricht man von Personalengpässen in Kaderpositionen. Sind Berufsquereinsteigende das unentdeckte Potenzial im Personalmanagement? Dieser Frage ist Beat Hauser, ehemaliger MAS Teilnehmer, in seiner Masterarbeit nachgegangen.

Die Basis zu meiner Masterarbeit legte der Zürcher Kantonsrat als er die Änderungen des Personalrechts bei Lehrpersonen an der Volksschule am 6. Februar 2012 zur Abstimmung im Kanton Zürich brachte. Die Stimmbevölkerung hat den Änderungen 2013 zugestimmt und so war der Weg frei für Quereinsteigende in der Schulleitung (Aufhebung der Unterrichtsverpflichtung).

Was heisst das für die Schule? Was hat das für Konsequenzen? Wie war die Akzeptanz? Wo liegen die Schwierigkeiten. Ich versuchte ohne Unterstützung des Volksschulamtes, da mir diese verweigert wurde, Antworten zu finden.

Ausgangslage der Masterarbeit

Der Kantonsrat hat ab 2011, wie oben erwähnt, lange kontrovers diskutiert, ob der Beruf als Schulleiter für quereinsteigende Personen zugänglich gemacht werden soll, insbesondere auch für Manager ohne pädagogischen Hintergrund. Die Frage stellte sich, da die Personaldecke klein ist und die Anforderungen an diesen Job stetig wuchsen sowie immer mehr auch managementorientierte Anforderungen dazu kamen wie Budgetierungen, Werbung, Jahresprogramme, Personalknappheit. Dies waren alles Faktoren, die zur Änderung des Personalgesetzes geführt haben. Damit verbunden waren auch Befürchtungen, dass der Beruf finanziell lukrativ wäre für Bankmanager und die Schule nur noch nach wirtschaftlichen Aspekten geführt würde.

Suche nach Literatur

Da dies ein kantonales und beschränkt ein schweizerisches Thema ist, findet man nur spärlich Literatur über die Chancen, die eine solche Berufsöffnung mit sich bringt. Fündig wurde ich im Buch «Erfolgsfaktor Quereinsteiger, unentdecktes Potenzial im Personalmanagement» von Sylvia Knecht und in der PHZH eigenen Literatur «Berufswechsel in den Lehrberuf, neue Wege der Professionalisierung». Zusätzlich habe ich versucht, den monetären Aspekt eines Berufswechsels in die Schulführung zu analysieren. Dieser Aspekt wurde intensiv im Kantonsrat besprochen und weckte von der Ratslinken Befürchtungen aus. Die notwendigen Lohnzahlen habe ich vom Bundesamt für Statistik (BfS) entnommen und die obersten und mittleren Kaderlöhne habe ich mit demjenigen des Schulleiters verglichen.

Erhebung in der Praxis

Eine quantitative Untersuchung konnte aufgrund der Verweigerung und Desinteresse des Volksschulamtes des Kantons Zürich (VSA) nicht durchgeführt werden. Somit blieb nur noch eine qualitative Auswertung nach Philipp Mayring, die mit vereinzelten Kontaktpersonen vorgenommen werden konnte.

Diese Interviews mit Personen aus der Ergotherapie, Sozialpädagogik, Produktmanagement/Beratung, Geografie und höherem Lehramt sowie Business Analyst/Projektleiter habe ich transkribiert und auf bestimmte Fragestellungen hin untersucht.

Fazit

Da quereinsteigende (QUEST) Personen über eine sehr hohe Selbstmotivation und den Willen sich zu verändern, mitbringen, sind intrinsische/persönliche Gründe meist gewichtiger als monetäre Faktoren für einen Quereinstieg in die Schulleitung. Die Saläre sind in der Marktwirtschaft viel höher als beim Staat, abgesehen von den sozialen Berufen. Damit verbunden sind aber auch hohe Erwartungen der QUEST Schulleitungspersonen (SLP) hinsichtlich Arbeitsklima und beruflicher Zufriedenheit, die unter Umständen auch mit Lohneinbussen bezahlt werden.

Im Einstellungsprozess einer QUEST-SLP sind vermehrt die zukünftigen Tätigkeiten in den Vordergrund zu stellen (Literatur/Praxis). Um mögliche fehlende pädagogische Unterstützung durch die Praxis zu ergänzen, kann eine Co-Schulleitung hilfreich sein. Wichtig ist die Transparenz bei der Anstellung, weil pädagogische Kenntnisse nur ein Teil des Aufgabengebietes ausmachen. Dadurch kann – heute – die Akzeptanz seitens Anstellungsbehörde einer Quest-SLP gestützt werden. Eine etwas vertieftere Einführung in die Pädagogik und die Begleitung (wie bei Lehrpersonen) seitens der Bildungsinstitution wäre ebenfalls wünschenswert.

Der Ausseneinfluss einer QUEST-SLP kann sehr positiv sein für die Schule, denn Sozialkompetenzen, Lernbereitschaft, Analysefähigkeiten, Belastbarkeit, Entscheidungskraft, Führungsstärke, sind Kompetenzen, die aus dem ehemaligen Berufsfeld einer QUEST-SLP übernommen werden und im neuen Berufsumfeld einfliessen können.

Setzt man die Theorie, die Befürchtungen der politischen Behörde und die Praxis in den Kontext, war der Entscheid einer Öffnung der Schule sicher gewinnbringend, sofern die Rahmenbedingungen erfüllt sind.

INFOBOX

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Zum Autor

Beat Hauser

Der ursprüngliche Beruf von Beat Hauser war eidg. Dipl. Wirtschaftsinformatiker HF, als er mit 50 seine Ausbildung zum MAS Bildungsmanager an der PHZH begann. Da er als ehemaliger Schulpfleger, Lehrperson auf der Sekundarstufe II und Vater von erwachsenen Zwillingstöchtern gute Erfahrungen machte, entschied er sich anlässlich einer aufgezwungenen beruflichen Veränderung für diese Option.

Redaktion: Melina Maerten

Bild: zVg

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