In einem Blogbeitrag vom 19. Mai 2020 haben wir ein Gespräch mit Markus Fischer, Leiter Bildung in Bülach, zusammengefasst. Er schilderte dort, wie die Stadt Bülach ihre Abteilung Bildung organisiert hat. In einem zweiten Beitrag geht es nun darum, wie die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Akteuren im Bildungsbereich gestaltet wird.
Die Zusammenarbeit zwischen der Schulpflege und den operativen Bereichen konnte im Rahmen einer Reorganisation noch deutlicher geklärt werden. So setzt die Schulpflege Schwerpunkte mit Blick auf die Resultate der Schulevaluation. Die Legislaturziele und die ein Jahr später erstellten Schulprogramme sind aufeinander abgestimmt.
Die Schulbehörde verlangt von den Schulleitenden einen jährlichen Rechenschaftsbericht. Auf dieser Basis erstellt die Schulpflege einen Qualitätsbericht, in dem die Berichte der Schulleitenden gewürdigt, wichtige Themen für ganz Bülach aufgenommen und mögliche Massnahmen skizziert werden.
Bei der Umsetzung der Schulprogramme arbeiten die Schulen im Rahmen der Bildungskonferenz eng zusammen. Wichtige Themen werden gemeinsam geplant, Weiterbildungen organisiert und auch Arbeits- oder Projektgruppen gebildet. So erarbeiten beispielsweise Lehrpersonen zusammen mit Vertretungen der Schulleitung, der Schulsozialarbeit und der Fachstelle Sonderpädagogik Strategien im Umgang mit herausfordernden Unterrichtssituationen, welche dann in den einzelnen Schulen weiterbearbeitet werden.
Die Bildungskonferenz hat zudem für die Schuljahre 2019 bis 2021 einen gemeinsamen Entwicklungsschwerpunkt für die Unterrichtsentwicklung festgelegt. Bei Schulbesuchen (SL, Behörde oder Leiter Bildung), bei MAG und MAB und auch bei Hospitationen wird ein besonderes Augenmerk auf schülerzentrierten und schüleraktivierenden Unterricht gelegt. Einmal pro Jahr erhalten die Lehrpersonen eine Rückmeldung von Seiten der Schulleitung. Als Leiter Bildung bin ich an diesen Veranstaltungen ebenfalls dabei. Projekte, welche strategisch wichtig sind oder beträchtliche Kosten verursachen, werden in Form von Kreditanträgen der Schulpflege eingereicht. Über den Abschluss der Projekte wird im Rahmen der Rechenschaftslegung berichtet.
Mir ist wichtig, dass die Schulbehörde, die operative Gesamtführung und die Schulleitungen nicht aneinander vorbeikommunizieren und es nicht zu Doppelspurigkeiten kommt. Dazu braucht es einen offenen und direkten Austausch. Alle müssen am gleichen Tisch sitzen. Mindestens jedes Quartal führen wir ein Gespräch zwischen jeder Schulleitung, dem zugeteilten Mitglied der Schulpflege und mir als Leiter Bildung.
Die Schulleitung informiert über den Stand der Projekte, über personelle Geschäfte, Schülerbelange oder heikle Elternkontakte. Dabei geht es nicht um Kleinigkeiten sondern ausschliesslich um Hochschwelliges, welches früher oder später auch in der Behörde zum Thema werden könnte. Offene Fragen oder kursierende Gerüchte können gemeinsam besprochen und meist sofort geklärt werden. Bei schwierigen Personalfragen stehe ich den Schulleitungen im Nachgang für die weiteren Schritte zur Verfügung. Das wird geschätzt und auch immer wieder mal gerne in Anspruch genommen.
Im Rahmen der Personalführung habe ich pro Quartal eine Austauschsitzung mit jeder Schulleitung. Dabei erhalte ich auch Feedback zu meiner Arbeit und erfahre, welches die Erwartungen der Schulleitung sind.
Einmal pro Jahr findet die Zielvereinbarung und Zielüberprüfung mit den Schulleitungen statt. Ich kann mich glücklich schätzen, dass wir in Bülach einen sehr offenen Austausch pflegen, der von Wertschätzung und Vertrauen geprägt ist. Auch die Akzeptanz gegenüber mir und meiner Rolle als Leiter Bildung ist hoch.
INFOBOX Markus Fischer referiert im Rahmen der Themenreihe «Fokus Schulbehörde» am 21.09.2020 zusammen mit Christoph Ziegler, Kantonsrat und Präsident der Bildungskommission und Nina-Cathrin Strauss und Niels Anderegg vom Zentrum Management & Leadership der PH Zürich zum Thema «Hierarchisierung oder Agilität?». Mehr Informationen finden Sie hier.
Das Gespräch wurde aufgezeichnet von Andrea Hugelshofer.
Zur Autorin
Andrea Hugelshofer ist Dozentin im Zentrum Management und Leadership an der PH Zürich. Sie beschäftigt sich als Beraterin und Dozentin mit Themen rund um Personalentwicklung, den Erhalt von Gesundheit und Leistungsfähigkeit sowie dem Umgang mit Konflikten. Insbesondere verantwortet sie spezifische Weiterbildungsangebote für Mitglieder von Schulbehörden.
Hier geht es zum Teil 1: Wie organisiert sich die Stadt Bülach im Bereich Bildung?
Ich habe kurz in die webbasierte Kommunikationsumgebung von Schulbehörde und Schulleitung reingesehen. Toll gemacht, spannende Themen, konkrete Lösungsansätze. Herausragend gemacht.
Danke für den Beitrag, Herr Rüedi. Ich bin ebenfalls beeindruckt und finde es insbesondere spannend, dass die ganze Zusammenarbeit prozesshaft entstanden ist und dann in klare Strukturen / Prozesse mündete und gut auf die Situation Bülachs zu passen scheint.
Das sind Strukturen von denen wir nur träumen können. Bei uns muss jede Schule den eigenen „Kampf“ mit dem Schulträger führen.- Klar kooperieren wir miteinander, aber hier ist Kooperation und Kommunikation systemisch angelegt. Chapeau!
Liebe Frau Kunert-Möller
Danke für Ihr Feedback. Ja, wir wissen die gute Kooperation zu schätzen. Es ist eine Mischung aus Organisation, Rolle und Person. Die Organisation muss gut/ richtig aufgestellt sein. Die Rollen sollen klar und sinnvoll aufgeteilt und auch gegeneinander abgegrenzt sein. Zudem braucht es die richtigen Personen, die bereit sind, ihr Bestes für die Organisation Schule zu geben, ohne sich unnötig in den Vordergrund zu drängen. So entsteht eine gelebte Kooperation anstelle von Konkurrenz. Und was wichtig ist: Das Ganze muss stets auch in Bewegung bleiben. Man muss sich auch kritisch hinterfragen und bereits sein, Schwachstellen auszuloten und daran zu arbeiten. Nur so kann man sich auch am Positiven freuen!