Das Fernlernen stellte die meisten Schulen vor riesige Herausforderungen. Einige Schulen digitalisierten gewisse Prozesse, hielten gleichzeitig an vielen Abläufen fest, andere Schulen nutzten die Chance, in dieser Ausnahmesituation neue Wege zu gehen. Wie geht es weiter? Rahel Tschopp über Wünsche nach der Corona-Zeit.
Bald ist es soweit: Die Schulen öffnen ihre Türen wieder. Das Fernlernen – da müssen wir uns alle nichts vormachen – wurde sehr unterschiedlich gestaltet. Einige Schulleitungen zeigten ihre hervorragenden Krisenmanagementqualitäten, andere versanken ins Schweigen. Einige Lehrpersonen lebten auf, zeigten bravourös ihre pädagogischen Künste, andere wiederum fielen in den «Arbeitsblätterverteilundkorrigierhamsterrad-Modus».
Gewisse Kinder lebten auf, erhielten durch das Fernlernen den Raum, den sie brauchen, andere Kinder verloren in dieser Zeit voll und ganz die Struktur eines Alltags, einige Jugendliche wurden durch die Lehrpersonen eng getaktet und kontrolliert durch den Tag geführt.
Die Erfahrungen könnten unterschiedlicher nicht sein.
Was passiert ab dem 11. Mai, nach der Corona-Zeit?
Werden sich Schulen mittelfristig verändern, wie es Toni Ritz in seinem Text beschreibt? Geht es weiter wie vorher, vielleicht einfach mit ein bisschen mehr «Digitalisierung» – oder sogar mit weniger «Digitalisierung» als vorher?

Verschiedene Personen aus dem Schulumfeld haben ihre Anliegen für die nahe Zukunft auf einer digitalen Pinnwand festgehalten: Eine Mutter wünscht sich in der Schule «mehr Zeit für Projekte», für Nadja Frei ist es wichtig, das Schwergewicht von «nur» fachlichen Aufgaben zu überfachlichen Themen zu verlegen. Andrea Wettstein sieht die Bedeutung des Lernorts der Schule und träumt davon, dass der Unterricht durchgehend projektorientiert angelegt werde.
Lia, Schülerin in der 4. Klasse, sieht im Fernlernen Vorteile, die im Präsenzunterricht doch auch realistisch wären: Sie will am Morgen bereits wissen, was sie alles erwartet. Sie will entscheiden dürfen, was sie wann und wie macht. Sie will das Tablet nutzen dürfen, wenn sie es für wichtig empfindet. Und: Sie will nicht fragen müssen, ob sie auf die Toilette gehen darf. Was sie momentan vermisst, sind ihre «Gspänli» und ihre Lehrpersonen, also ihre Bezugspersonen ausserhalb der Familie.
Inne halten
Ich wünsche mir, dass sich die Schulleitungen mit ihren Teams und zusammen mit den Schülerinnen und Schülern bewusst Zeit nehmen, um inne zu halten. Und zu fragen: Was haben wir für uns persönlich und für den schulischen Kontext gelernt? Wie ging es uns gefühlsmässig, worauf sind wir stolz? Was sind die Qualitäten im Fernlernen, was im Präsenzlernen? Was wollen wir beibehalten?
Wenn möglichst viele Schulen ein paar bewusste Schritte von der reinen «Digitalisierung» Richtung «digitalem Wandel» machen, dann hätte die Krise für die Schule auch etwas Positives ausgelöst. Halten Sie Ihre Gedanken auch fest: Was dürfen die Schulen nach Corona «mitnehmen»?
INFOBOX Hotline für Lehrpersonen und Schulleitungen zum Fernlernen: Telefonnummer 043 305 5000 (kostenlos)
Zur Autorin

Rahel Tschopp ist Zentrumsleiterin für Medienbildung und Informatik an der PH Zürich. Sie kennt sich in Projektleitungen, Prozessbegleitungen, Fachberatungen und Schulentwicklung im Bereich Medien/ICT bestens aus.
Redaktion: Melina Maerten
Titelbild: Hansjürg Brauchli
Da ich die Elterngespräche nun nicht eins zu eins machen kann, habe ich interessante Telefongespräche gehabt. Es sieht so aus, dass die Eltern durchaus für elektronische Erfahrungen bereit sind. Negativ: whattsapp Telefongespräche brauchen sehr gute Ohren…. Und ich würde behaupten, dass die Eltern den Telefongesprächen oft mehr erzählene – auch Wichtiges, dass sie mir – vermutlich – sonst nicht so offenherzig erzählt hätten.
Ich denke, es wurde klar, dass einige Schulleitungen und Lehrpersonen dringend professionelle Hilfestellungen beziehen sollten, um im Zeitalter der Digitalisierung das nötige Rüstzeug zu besitzen, sich entsprechend verhalten zu können.
Diese Weiterbildung muss zwingend erfolgen. Meine Erfahrungen als Elternteil waren mehr als nachdenklich:
-In der ganzen Homeschooling Zeit gab es nie eine interaktive Kontaktaufname vom Lehrer zu den Schülern.
-Arbeitsblätter wurden kaum selber gestaltet und falls, dann in ungeigneter Form
-Arbeitsblätter werden nicht korrigiert!
-Themen werden nicht eingeführt sondern den Schülern vor die Füsse geschmissen
-Schulanfang 11.Mai – keine sinnvolle Elternkommunikation, nur das Ausführen von Highlevel Weisungen des Kantons.
Ich bin mehr als enttäuscht – weiss ich von Kollegen, dass es auch anders ginge.
Lieber Herr Baer; das tut mir leid, haben Sie keine besseren Erfahrungen gemacht. Es ist wichtig, dass Sie diese Rückmeldung auch in der Schule deponieren. Je mehr Lehrpersonen, Eltern, Kinder und Schulleitungen in einen konstruktiven Austausch kommen, umso besser. Herzliche Grüsse, Rahel Tschopp