In komplexen sozialen Organisationen wie Schulen hat das Modell einer einzelnen Führungskraft ausgedient. International spricht man von Konzepten wie Distributed oder Shared Leadership als professionelle, post-heroische und moderne Vorstellungen von Schulführung. Wie Nina Cathrin-Strauss sagt: Wir sprechen von gemeinschaftlicher Führung, wenn neben offiziellen Führungsgremien wie Schulleitungen und Schulbehörden, Lehrpersonen und weitere pädagogische Fachpersonen, Führungsaufgaben und Verantwortung übernehmen.
Letztlich geht es darum, Lehrpersonen und andere pädagogische Fachkräfte in Führungsrollen in den Schulen einzubinden, und zwar als diejenigen, die am direktesten am Lernen und an der Entwicklung der Schüler in den Schulen beteiligt sind. Als Teacher Leadership ist das im internationalen Diskurs ein grosses Thema. Schauen wir in die Schweizer Schulen, könnte man meinen, das hatten wir doch bereits.
Wollen wir zurück in die Zeit ohne Schulleitungen, zurück in die Vergangenheit?
Das ist nicht der Fall und auch kaum möglich. Das Schulsystem und auch die einzelnen Schulen integrieren Reformen und neue Anforderungen mehr oder weniger angepasst an den schulischen Kontext und ihre Entwicklung. Aber sie werden dadurch geprägt, machen ihre Erfahrungen und finden ihre Lösungen. Ein Zurück in den Erfahrungen ist kaum möglich oder mit «Alice im Wunderland’s» Worten: «I can’t go back to yesterday, because I was a different person then».
Teacher Leadership beziehungsweise eine gemeinschaftliche Führung heisst also nicht, dass wir in der Entwicklung zurückgehen, wo alle für ihre Klasse verantwortlich waren und es jemanden gab, der oder die als Hausvorstand mit der Schulpflege besprochen hat, welche neuen Anschaffungen es in der Bibliothek bräuchte.
Es geht vielmehr darum, die Schulführung nach der Einführung der Schulleitungen und mit all den Erfahrungen und Kompetenzen aus den letzten Jahren nun weiterzuführen. Die Einführung der Schulleitungen hat als Reform in ursprüngliche Vorstellungen von Autonomie, isoliertem pädagogischen Handeln und «Ich und meine Klasse» in Schulteams eingegriffen. Zeitweilig war Schulführung dann eher durch die Schulleitung und Verwaltungs- und Managementrollen geprägt.
Mit Konzepten wie Teacher Leadership und gemeinschaftlicher Schulführung geht es nun darum, Schulführung wieder aufs Pädagogische auszurichten und die pädagogischen Innovationskräfte und ihre Expertise in die Schulführung einzubinden. Also nicht zurück in die Vergangenheit, sondern quasi «zurück in die Zukunft».
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Zur Autorin
Nina-Cathrin Strauss beschäftigt sich als Dozentin und Forscherin mit der Frage, wie gemeinschaftliche Führung zur Entwicklung als gute Schule beitragen kann. Neben dem CAS Schulqualität ist sie Ko-Leiterin im CAS Pädagogische Schulführung.
Redaktion: Melina Maerten
Titelbild: pixabay.com