In der Rubrik «5 Fragen an…» interviewt Schulleiterin Saskia Girsberger die Schulleiterin Regina Stadler und gibt so den Stafetten-Stab weiter. Sie ist für die Primarschule und für den Kindergarten Niederweningen verantwortlich. Vorher war sie sechs Jahre Schulleiterin an der Sekundarschule Flaachtal. Die Frage Nummer 3 finden wir besonders originell:
1. Hast du ein Schulleitungs-Geheimrezept?
Eine wertschätzende Führung ist mir sehr wichtig. Die Lehrpersonen leisten eine höchst anspruchsvolle Arbeit und verdienen unseren Respekt. Ich bin sehr präsent im Schulhaus und schenke meinen Mitarbeitenden viel Zeit und Anerkennung. Ich begrüsse jeden Tag alle mit einem Handschlag und nehme so vieles intuitiv wahr. Eine solche Präsenz wird von meinem Team geschätzt und führt zu einem starken Miteinander, was jedem Einzelnen zu Gute kommt und die tägliche Motivation enorm steigert.
2. Welches sind bisher deine schönsten Erlebnisse als Schulleiterin?
Die schönsten Erlebnisse habe ich immer wieder mit den «Sorgen-Kindern», diese sitzen ab und zu im Schulleiterbüro. Da merke ich, dass ich nichts anderes als Beziehungsarbeit leiste und mich auf eine persönliche Ebene mit den Schülern einlasse. Es berührt mich immer wieder, wie mich die Kinder an ihrem oft nicht einfachen Alltag teilnehmen lassen. Diese Gespräche sind für mich eine grosse Bereicherung und lassen mich auch in meiner Persönlichkeit reifen. Nur wer diesen Schülern mit Wohlwollen, Herz und Respekt begegnet, wird auch das Gleiche ernten.
3. Wenn du dir heute dein eigenes Schulhaus bauen könntest, was dürfte auf keinen Fall fehlen?
Ganz wichtig wäre mir eine grosse In- und Outdoor-Begegnungszone. In der heutigen Zeit sind viele Menschen so sehr mit sich selbst beschäftigt, dass sie das Gegenüber kaum mehr wahrnehmen. Da gäbe es sicher Potenzial, die Schülerinnen und Schüler ihren Tag auch in Bezug auf die sozialen Interaktionen möglichst frei gestalten zu lassen. In einer Spielhalle würden sich die Kinder ihre individuelle Auszeit und Bewegungspausen bewusst im Alltag einplanen und sich mit einer Kollegin oder einem Kollegen zum Beispiel zu einem Tischtennisspiel verabreden. In der Schule wird viel zu viel vorgegeben. Dies schränkt den Schulalltag ein und lässt wenig kreativen Spielraum. Ich würde es sehr befürworten, wenn die Lernenden für ihren Alltag Verantwortung übernehmen dürften und so zu mündigen, kontakt- und kommunikationsfähigen Persönlichkeiten heranreifen könnten.
4. Hausaufgaben, ja oder nein?
Ein gross diskutiertes Thema! In unserem Schulhaus herrscht diesbezüglich kein Konsens. Die grösste Herausforderung liegt sicher darin, dass die weiterführenden Schulen den Lernenden immer mehr abverlangen. Da sind wir als Volksschule gefordert, den Kindern die verschiedenen Lernstrategien mit auf den Weg zu geben und das Durchhaltevermögen zu aktivieren. Es wird niemand je ein Studium bewältigen können, ohne gelernt zu haben, sich selbst zu organisieren und zu motivieren. Da gehört auch die Organisation der Hausaufgaben dazu. Schliesslich birgt auch das Erwachsenenleben viele unangenehme und schwierige Aufgaben, die erledigt werden müssen.
5. Was denkst du zum neu definierter Berufsauftrag?
Grundsätzlich finde ich den neuen Berufsauftrag toll! Ich habe als Schulleiterin ein Instrument, mit dem ich die vielen zusätzlichen Arbeiten sichtbar mache und gleichmässig aufteile. Ich mag den Planungs- und Handlungsspielraum. In der Umsetzung sieht es jedoch etwas schwieriger aus. Lehrpersonen vergleichen sich untereinander und wägen ab, ob sie nicht zu kurz kommen. Verstärkt wird dies durch die Tatsache, dass der NbA im ganzen Kanton sehr unterschiedlich umgesetzt wird. Hier gilt es teamintern die Richtlinien transparent und einheitlich darzulegen. Wir motivieren an unserer Schule mit grosszügigen Gesamtlösungen, bemessen der Individualität jedes Einzelnen einen grossen Stellenwert und zählen keine Erbsen. Damit haben wir Erfolg.
Schulleiterin Saskia Girsberger, Primarschule Winkel
Titelbild: zVg