Offener Brief an die Wertschätzung

Menschen brauchen mehr Wertschätzung, wenn sie belastet oder unsicher sind. Stimmt diese These? «Wertschätzung» ist eines der Lieblingsthemen von Bea Sager, Rektorin der Schule Sarnen. Sie schreibt ihre Gedanken in Form eines Offenen Briefes.

Liebe Wertschätzung

Über dich wird viel geschrieben und geredet. Denn wir alle wissen, du bist wichtig für ein gutes Arbeitsklima, bist die Essenz einer sinnstiftenden Arbeit und wohltuend für die Gesundheit. Dem stimme ich durchaus zu. Oft wird jedoch ein Aspekt vergessen.

Es geht um Erwartung. Ich bin verantwortlich für meine Gesundheit, mein Wohlergehen. Erst wenn ich mein Wesen, meine Gedanken, Taten und Arbeit wertschätze, bin ich erfüllt. Wenn ich aber leer bin und von andern erwarte, dass sie mein inneres Vakuum mit dir füllen, setzt ein ungesunder Kreislauf ein: Du wirst wahrscheinlich nicht in der Form erscheinen, wie ich dich erwarte. Ich fühle mich schlecht und minderwertig, meine innere Leere wird grösser und das Verlangen nach Anerkennung wächst. Meine Erwartungen können also nur enttäuscht werden.

Ja, du hast mit Achtsamkeit zu tun. Unser Lebensauftrag ist, zu uns selber Sorge zu tragen und zu achten, uns selber zu vertrauen und gern zu haben. Unser Auftrag als Führungsperson baut darauf auf:

  • Nur wenn wir zu uns selber Sorge tragen, können wir andern Kraft geben.
  • Nur wenn wir uns selber achten, können wir andere mit Würde behandeln.
  • Nur wenn wir uns selber vertrauen, können wir andern Zutrauen schenken.
  • Und nur wenn wir uns selber gern haben, können wir andern echte Zuneigung geben.

Einmal mehr: Es beginnt bei uns selber. Also weg von der Nabelschau und hin zum grosszügigen Verschenken von dir. Und das ist bubi-einfach: Wir freuen uns, einander zu sehen, gehen freundlich und respektvoll miteinander um, sagen was wir aneinander schätzen, sind grossmütig, gehen auf Schulbesuch, begegnen uns auf Augenhöhe… Also keine grossen Geschichten. Einfach machen. Ohne Erwartung. Und du, meine liebe Wertschätzung, vervielfachst dich, wenn wir verstehen, dass unsere Freude im Erschaffen liegt und nicht in den Nachwirkungen.

Liebe Grüsse

Béa Sager, Rektorin Schule Sarnen

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